Getropfter Schleimschirmling

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.224 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Uwe H.

  • Guten Abend,


    im Fichtenwald habe ich heute einen Pilz gefunden, der mich völlig ratlos macht. Ich komme nicht einmal auf die Gattung. Der Pilz erinnert mich als Angänger an eine Kreuzung aus Agaricus (wegen des Habitus, Rings und Lamellen) und Hebeloma (wegen der Farbe).


    Beschreibung Hut:
    - Durchmesser/Breite: ca. 5-6 cm
    - Farbe: hellbraun/cremefarben, fälblingsähnlich, im Zentrum ein wenig dunkler
    - Huthaut: völlik glatt, im Regen extrem schmierig, jetzt zu Hause trocken und gummiartig, bei Zuführung von Speichel wieder sofort sehr schmierig
    - keine Schuppen erkennbar


    Lamellen:
    - Lamellenfarbe: sehr hell cremefarben, genau wie der Stiel
    - Lamellen frei [editiert]
    - eng stehend


    Stiel:
    - Stiel sehr einfach mit deutlichem Knacken ablösbar, daraufhin am
    oberen Ende, wo die Lamellen endeten, etwas ringartig breiter, völlig glatt (wie ein Tierknochen)
    - Farbe wie Lamellen
    - Länge: ca. 7-10 cm
    - am oberen Ende sehr großer häutiger Ring, am Stil angewachsen, ungerieft
    - glatt
    - fest, nicht hohl
    - Stielbasis: sehr leicht keulenartig verdickt, abgerundet


    Beschreibung Geruch:
    - unangenehm (3 Personen können den Geruch nirgendwo unterbringen)


    Beschreibung Färbeverhalten:
    - auch nach 2 Stunden keinerlei Verfärbungen erkennbar


    Fundort:
    - Ruhrgebiert, ca. 200 m üNN
    - reiner Fichtenwald
    - gesellig in einer Gruppe von 6 Exemplaren am Boden


    Sporenpulver: nach zwei Stunden noch keine festgestellt


    Hat jemand eine Idee?


    Gruß Uwe










  • Hallo Uwe,


    auf den ersten Blick hätte ich ja fast einen Reifpilz vermutet aber der riecht eigentlich nicht unangenehm und ist auch in der Mitte nicht dunkler aber vielleicht kannst du ja mal unter den Cortinarien fanden.


    Grüße
    Josch

  • Harry: Vielen Dank, ich bin beeindruckt, das könnte gut hinkommen. Auch wenn ich mich noch als Anfänger bezeichne, beschäftige ich mich schon ein paar Jahren mit Pilzen, aber von einem "Schleimschirmling" höre ich jetzt bewusst zum ersten Mal.


    Für den Limacella guttata spricht neben den von mir bereits erwähnten Merkmalen der trockene Stiel ohne Hüllreste. Der überall erwähnte "mehlartige Geruch" könnte durchaus hinkommen. Es geht schon ein wenig in Richtung Maipilz, der hier in der Gegend häufig vorkommt. Leider kann ich ein wohl wesentliches Merkmal auch mit der Lupe nicht mehr erkennen: die dunkel eintrocknenden Flüssigkeitstropfen an Stielspitze und Ringoberseite. Die Ringe der beiden mitgebrachten Exemplare sind bereits hoffnungslos verklebt und auch ein wenig mit Dreck behaftet. Da fehlt mir dann auch die Erfahrung, um dies bestätigen zu können. An den Fundort werde ich so schnell auch nicht zurückkehren können. Eher kann ich schon bestätigen, dass die Lamellen frei sind, da ich den Stiel so leicht abbrechen konnte, ohne die Lamellen zu verletzen. Überall lese ich nur, dass die Lamellen "weiß" sein müssten. Für mich sind sie –“ wie schon erwähnt –“ eher leicht cremefarben, zumindest nicht rein weiß. Die Bilder 5 und 6 zeigen sehr gut, was ich meine. Das Hutfleisch ist für mich reinweiß, Lamellen und Stiel sind etwas farblich abgesetzt in Richtung "cremefarben". Das ist bei den Pilzen in meiner Hand genau so wie auf dem Bild.


    @Josch: Den Reifpilz hatte ich in der Tat auch kurz in Erwägung gezogen. Aber jetzt spricht aus meiner Sicht sehr viel für Harrys Einschätzung, vor allem wegen der freien Lamellen. Da habe ich mich in meinem Startbeitrag nicht richtig ausgedrückt. Die Lamellen erreichen bei oberflächlicher Betrachtung fast den Stiel, sind aber nicht angewachsen. Ich lasse den Pilz über Nacht noch einmal aussporen, der Getropfte Schleimschirmling müsste ja weißes und der Reifpilz, den ich noch nie in der Hand hatte, hellbraunes Sporenpulver haben. Auch Dir vielen Dank.


    LG Uwe

  • Hallo Uwe !
    die mir bekannten Literaturangaben erwähnen bei L. guttata weißliche Lamellen ich wüsste nicht wo reinweiße Lamellen erwähnt werden ...
    ich hatte L. guttata schon paarmal in den Händen ( auch im Jugendstadium ) und bin mir meines diesbezüglichen Bestimmungsvorschlags recht sicher .
    Gruß Harry

    Essensfreigaben gibts nur beim Pilzsachverständigen vor Ort

    Chipcounter : 115

  • Hallo Harry,


    ich bin mir Deines Bestimmungsvorschlages nach weiteren Recherchen auch sicher und habe meinen Ausgangsbeitrag editiert (Titel und Angabe "Lamellen frei"). Nochmals Danke. Dies war meine erste Bestimmungsanfrage in diesem Forum und meine zweite Anfrage überhaupt. Meine Anfrage in dem anderen Forum betraf im Juni den Ziegelroten Risspilz, und da hattest Du mir auch sofort geholfen (hilfe, ich werde gestalkt :D:D:D).


    Persönliches Zwischenfazit: Wenn man selbst Bestimmungsfragen einstellt, lernt man eine Art sehr gut kennen. Die beiden Arten aus meinen Beiträgen habe ich jetzt für immer verinnerlicht. Mehr noch - ich habe allein in diesem Beitrag gelernt, auf Unterschiede wie "weiß" / "rein weiß" und "weißlich" zu achten (ich habe nach Harrys schneller Antwort nach "Limacella guttata" gegoogelt und in den ersten beiden Treffern steht nur "weiß") und weiß (schon wieder ein anderes "weiß") jetzt mehr über Merkmale von Lamellen. Eine schöne Erklärung freier Lamellen finde ich auf tintling.com und möchte sie hier weitergeben. Ich hoffe, das ist erlaubt (wenn nicht, Moderatoren bitte löschen). Dort heißt es unter "freie Lamellen":


    Zitat

    Die Lamellen berühren den Stiel nicht, sondern enden ein Stück weit vor dem Stielansatz. Sie lassen einen mehr oder weniger großen freien Graben zwischen dem Stiel und dem Ende der meistens abgerundeten Lamellen erkennen.


    (In diesem Fall war der Graben für mich kaum sichtbar).


    Als Gattungsbeispiele werden dort aufgeführt:
    Agaricus . Egerlinge, Champignons
    Amanita . Wulstlinge und Knollenblätterpilze
    Coprinus . Tintlinge s. str.
    Lepiota . Schirmlinge
    Leucoagaricus . Egerlingsschirmlinge
    Macrolepiota . Riesenschirmpilze


    Mir fallen dazu noch die Dachpilze ein.


    Allen einen schönen Sonntag


    Uwe