...naja, die zwei Male, die es bis jetzt bei uns auf Kreta geregnet hat, haben der Natur nicht wirklich was gebracht. Alles knochentrocken. Gestern 28 Grad.
Bin trotzdem und trotzig raus! Immerhin gibt's hier einen Fluss,in dessen Nähe ich schon öfter fündig geworden bin. Naja, noch nie Pilz-mit-Hut-Pilze, aber Pilze! Kleinzeugs halt.
Also raus. Diesmal die Schlucht flussaufwärts entlang. Die Platanen verfärben sich schon herbstlich.
... und auch die Mandelbäumchen wollen ihnen in nichts nachstehen!
Der Herbst wirft mit seinen Gaben nur so um sich...
...die letzten Trauben an den Reben...
...Johannisbrot...
...Granatäpfel an jeder Böschung...
... und ganz klassisch: Brombeeren
Irgendwann führt mich der Pfad von der Höhe hinunter in die Schlucht zum Fluss und seinen alten verfallenen Wassermühlen
So. Nu aber genug mit den schönen Farben, jetzt geht's ans Eingemachte, wir sind ja schließlich zum Pilzefinden hier!
Urwald, völlig zugewuchert, empfängt mich, ich muss mir erst einen dicken Bambusstecken suchen, um mich durch die Brombeeren zu schlagen, und endlos viele von diesen Herrschaften hier zur Seite zu transportieren:
Am Flussufer ziehe ich einen verrotteten Platanenast aus dem Ufer - und oh! Feine kleine rote Punkte! Becherchen!
Und natürlich - wie auf jedem meiner Spaziergänge - der konzentrische Holzkohlenpilz, Daldinia concentrica. Behaupte ich jetzt einfach mal. Hab zwar gefunden, dass die Art inzwischen aufgesplittet wurde, aber die Details scheinen den Autoren auch noch nicht klar zu sein... Ich hab meinen jedenfalls an Platane, wilder Pistazie und an Lorbeer gefunden. Das Kerlchen scheint sich überall ganz pudelwohl zu fühlen. Und bis die Taxonomie geklärt ist und/oder ich die nötigen Chemikalien zur Mikroskopie habe, bleibt der bei mir ganz frech D. concentrica...
Und dann - oh! Weiden!! Den Baum hab ich auf Kreta noch nie gesehen! Weiden = gutes Pilzsubstrat... und tatsächlich: kläglich und verkrüppelt, armselig und vertrocknet - aber es sind Pilze mit Hut!!
Nun fragt sich meinereiner natürlich, was das sein könnte... und mit einem "plopp" wird einer von ihnen abgebrochen und mit nach Hause genommen. So sieht er da aus:
Erst dachte ich ja an was Schüpplingsartiges, aber dann fielen mir die herablaufenden Lamellen auf. Sporenpulver ist natürlich Fehlanzeige. Aber man kann ja vertrocknete Pilze wieder einweichen, und Sarah proudly presents: getigerter Sägeblättling, Lentinus tigrinus. Müsste eigentlich hinkommen, Substrat passt, Umgebung passt (Auwald), Lamellen sind ganz leicht gekerbt. Schuppen auf Hut, Schuppen auf Stiel, Nabel in Hutmitte. Ist das beste, was ich finden konnte...
Aber zurück zu unserem Ausflug...
... ein paar Ohren gab's noch. Welche weiß ich nicht genau. Wahrscheinlich die kleinen Pappel-Öhrchen, von denen ich grad den Namen vergessen hab.
... und auf dem Rückweg noch ein paar schöne Farben:
... Fazit: Ich warte auf den Regen, und dann sollte die Pilzfaunaflora/Funga* Kretas aber schnellstens die Beine in die Hand nehmen, wenn sie nicht gnadenlos bestimmt werden will!
[hr]
*Nobi hat natürlich Recht. Sowas wie Pilzfauna gibt's doch gar nicht! Wobei sich dann die Frage stellt: Hat Flora/Funga Beine zum Weglaufen?