Dickfußart?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 3.810 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Lothar Monshausen.

  • Hallo Pilzfreunde,
    ich hatte gestern in einem Waldstück mit alten Buchen und niedrigen Brombeerbüschen diese in kleinen Gruppen wachsenden Schleierlinge gefunden. Die Pilze wachsen einzeln oder sind zusammengewachsen.


    Hier die Merkmale in Kurzfassung:
    Fruchtkörper:
    Hut: bis 9 cm breit, junghalbkugelig mit herabhängendem Rand, Farbe:
    jung: lila, älter: silbrig-grau mit violettönen, etwas feucht, bei älteren Pilzen ist die Hutfarbe ockerbraun. Die Unterseite des Hutes ist bei jungen Pilzen mit dem typischen Haarschleier überdeckt.
    Stiel: bis 6,5 cm hoch und bis zur Basis 3 cm dick, die dicke Knolle ist bis 5 cm dick. Beim Durchschnitt verfärbt sich der obere Stielbereich rasch grau. Die Knolle hingegen zeigt gelbliche bis ockerbraune Töne.
    Lamellen: am Stiel ausgebuchtet angewachsen, lila mit grautönen, gedrängt stehend und untermischt.
    Verfärbungen im Schnitt: Stiel im oberen Bereich wird schnell grau
    Geruch: leicht "muffig", eben typischer "Cortinarius-Geruch"
    Geschmack: mild, unauffällig
    Begleitbäume: alte Buchen und Büsche
    Bodensäuregehalt: kalkhaltig
    Sporenpulver: hellocker bzw. hellbraun
    Sporen: mandelförmig, glatte Oberfläche, keine Warzen oder Stacheln


    Um welche Pilzart kann es sich handeln? Eventuell um den Weißvioletten Dickfuß (Cortinarius albovilolaceus)?


    Gruß:
    Lothar


  • Ich bin überrascht, das von den vielen "Experten" niemand diese Cortinarius-Art bestimmen kann! Sehr viele Attribute hatte ich hier mitgeteilt, mehr geht nicht!
    Scheinbar sind nur noch Steinpilze, Riesenboviste und Pfifferlinge interessant, oder sind "Schleierlinge" für Euch uninteressant..............
    [hr]
    Der Name des Pilzes ist mir mittlerweile bekannt....
    Ihr kommt wohl nie darauf, obwohl man es sehen kann ......

  • Hallo Ingo,
    vielen Dank für Deinen Mut eine Antwort zu senden! Viele Experten trauen sich wohl nicht....
    Ich denke allerdings, dass es ein Weißvioletter Dickfuß ist! Ganz sicher bin ich mir noch nicht, aber die Eingrenzung der Art geht sicher dahin.


    Gruß:
    Lothar

  • Hallo Lothar,


    als Anfänger kann ich Deinen Pilz leider nicht beurteilen.
    Trotzdem ein grosses Lob :thumbup: für eine klasse bebilderte und beschriebene Anfrage.


    Wie mir ein lieber PSV mal erzählte, sind die Cortinarien eine schwer durchschaubare Angelegenheit mit vielen oft sehr ähnlichen Arten.
    Ebenfalls sind wenige "Experten" in dem Bereich spezialisiert.


    Leider ist es so, dass aufgrund der Masse an Anfragen etliche Themen leider total in den Tiefen des Forums landen wenn man mal 2 Tage nicht reinschaut.

  • Hallo Lothar,


    leider sind Leute, die sich an Cortinarien überhaupt rantrauen, nicht so häufig. Man kann sich in einem Forum mit gewissen Falschaussagen schon mal blamieren, das wollen sich viele nicht gönnen.


    Jetzt aber zu den Pilzen. Findest du blau gefärbte Cortinarien, musst du als erstes prüfen, ob Huthaut und Stiel schleimig bzw. trocken sind. Hier sieht die Hutoberfläche ziemlich glitschig aus, damit kommst du zu den Phlegmacien und nicht zu den Dickfüßen, die einen trockenen seidigen oder glimmerigen Hut haben. Bei den Phlegmacien muss man als nächstes schauen, wie die Stielbasis aussieht. Hier ist sie gerandetknollig, damit kommst du zu den Klumpfüßen und wegen der dominierend blauen Farben in die Sektion Caerulescentes. Ab da geht es grundsätzlich nur noch mit Chemie und/oder Mikroskop. C. sodagnitus wäre ein Kandidat, der macht mit KOH am Hutrand und Knollenrand leuchtend rot. C. caerulescens wäre ein weiterer Kandidat, bei dem macht das KOH nur den blauen Farbton kaputt und hinterlässt kartonbraune Flecken. Es gibt noch ein paar andere blitzeblaue Klumpfüße, aber da wird es dann echt schwierig mit der Bestimmung. Um z. B. Sporenornamente zu prüfen, braucht man moderne Spezialliteratur, an die man schwer rankommt.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehling,


    ich freue mich außerordentlich über Deine fachkundliche Aussage über meinen Pilzfund. Die Hutoberfläche war wegen Regens etwas feucht aber nicht schleimig. Meist waren die nur Oberflächen im Buchenlaub zu sehen, aber das ist ja normal.
    Die Fotos zeigen die Pilze mit entferntem Laub in verschiedenen Zuständen. Die Sporen hatte ich mit meiner Mikroskop-Kamera nach einer Stunde fotografiert. Untersuchungen mit Kaliumhydroxid mache ich nur in Ausnahmefällen, da dieses Verfahren auch nicht immer zu eindeutigen Bestimmungen führt.
    Ich benötige die Bestätigungen von Bestimmungen der Pilze übrigens nur für ein Buch über die "Eifeler Pilze" im Bitburger-und Luxemburger-Land.


    Ich freue mich immer noch auf Antworten von Euch, auch für Kritiken oder Aussagen für meine fehlenden Angaben sind willkommen!


    Anm.:
    Übrigens hatte ich alle Anforderungen bzgl. Beschreibung usw. vom Forum erfüllt!
    Gruß aus dem schönen Regen in der Eifel.


    Gruß:


    Lothar



    [hr]
    Um diese sehr leidige Thema mit den verhassten Schleierlingen zu schließen werde ich dann nur noch Steinpilze sammeln, oder ist noch Interesse an außergewöhnlichen Pilzen???


    Gruß:
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Mensch, was hat dir denn heute den Tag so verhagelt? 8|
    An deiner Anfrage liegt's doch nicht. Daß die hier absolut im obersten Niveau ist, weißt du auch. Aber auch so sind eben nicht alle Pilze zu klären. Die Artenvielfalt ist halt gerade bei den Cortinarien enorm und da verzweifeln teilweise sogar gestandene Speizalisten, wenn sie den Pilz in der Hand und vor sich auf dem Objektträger haben.
    Du kannst es doch niemandem übel nehmen, hier keine Ahnung zu haben. Und wenn jemand keine Idee hat, braucht man auch nichts zu schreiben. Das ist mir doch auch schon passiert mit irgendwelchen Conocyben, Clitocyben, Psilocyben und Inocyben. Da hätte sich wahrscheinlich noch nicht mal was klären lassen, wenn ich ein paar Sporen unters Mikro gelegt hätte.
    Pilze gibt's eben, da scheitern nicht nur wir dran, sondern auch die Auskenner. ;)


    Ist ärgerlich, aber kein Beinbruch. Nächster Versuch, nächste Chance, sage ich mir da immer. Alles in allem sicher kein Grund, in anderen Bestimmungsanfragen Frust abzulassen.



    LG, Pablo.

  • Hallo Beorn,
    ich bin wirklich nicht frustriert über "Null" Antworten im Pilzforum.eu, ich bin eher froh überhaupt eine zu bekommen, was nicht immer der Fall war. Dafür vielen Dank noch, dass einige sich dieses Themas mit den "Cortinarius-Arten" angenommen haben. Ich persönlich finde, dass diese Art von Farbe und Form sehr schön ist, aber sehr schwer zu bestimmen ist.
    Ich hatte bereits vor einigen Jahren Fotobücher über Eifelpilze erstellt (bisher 3 - mit Fotos, Schnittbildern, Sporenaufnahmen usw -vom Forum.EU auch bestätigt).
    Natürlich habe auch in meiner nicht so kleinen Literatur nachgelesen, um welche Pilzarte es sich handeln kann. Eine Bestätigung von anderen Personen ist mir da auch wichtig, (als Techniker von Beruf) kann ich das nicht so bei Gerüchen beurteilen.


    Insbesondere:
    Das Leitmotiv des Pilzforum ist doch die Bestimmung von allen Pilzarten in Deutschland.


    Daher ist doch eine "Nullantwort" der "Experten" sicherlich nicht förderlich. Ich werde auch in Zukunft "schwierig bestimmbare Pilzarten" vorstellen.
    Liegt da nicht auch Reitz einem etwas Wissen weiterzugeben, wenn es stimmt??? Nun, würde es gerne machen!


    Gruß für alle aus dem Regen:


    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Das Problem jetzt im Moment ist auch, daß viele wirklich interessante Anfragen in der Flut an "ist das Hallimasch und kann ich es essen?" untergehen. Viele Spezialisten, die sich gerne mit ihren Lieblingsgattungen beschäftigen, nehmen da eventuell etwas Abstand oder nehmen manche Anfragen eben in der Menge gar nicht wahr.


    Es ist aber trotzdem so, daß bei weitem nicht alle der - ähm - ja, wie viele sind's eigentlich derzeit in Deutschland? 20000? 25000? Mehr? - vorkommenden Arten so ohne weiteres bestimmbar sind. Da geht's auch für die besten Gattungsspezialisten nur mit dem Fund direkt vor sich, den aktuellsten Monographien in Reichweite und einem Stapel von 30 Mikro - Präparaten unter der Linse.


    Aber ich sag's mal so: Auch wir ambitionierten Einsteiger können's ja mal versuchen. :thumbup:



    LG, Pablo.