Erdritterling ?

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 5.046 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    heute habe ich in einem grasigen Bereich etliche Pilze gefunden, die ich für den Gilbenden Erdritterling (Tricholoma scalpaturum) halte. Ist das ok?


    Zum Standort:
    Nördlicher Vogelsberg, TK25 5320 , Mücke
    Höhenlage: ca 300 m
    Untergrund: basischer Basalt, Boden: lehmig


    Die Pilze wuchesen auf der Grasfläche neben dem asphaltierten Weg unterhalb des Hohlweg-Hangs im Süden. Am Hang befinden sich Büsche und kleine Sträucher (Birken, Espen, kleine Eichen, kleine Rot- und Hainbuchen)


    Hut: Durchmesser 3,5 bis 7,5 cm, Dicke: ca 1 cm
    graubraune Schuppen auf dem grauen Hut
    Lamellen: weiß, angeheftet (?)
    Stiel: ca 5 cm hoch, kein Ring; Schleier-Reste im Fußbereich
    Geruch: unangenehm
    Geschmack: mild, nach ranzigem Mehl


    (1)


    (2)


    (3) Einige kleinere Exemplare


    (4) Der Stiel ist hohl (links)


    Vom Gilben habe ich nichts gemerkt. Nach der Literatur soll das erst im Alter (des Pilzes!) zu sehen sein.


    Über Kommentare würde ich mich freuen.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar!


    Passt zumindest genau zu meiner Vorstellung der Art.
    Was ich etwas schade finde, du beschreibst die Fundumstände nicht gut. Ich kann mich da nicht reindenken, wenn da nur so dürftig geschrieben ist:

    Zitat


    ....heute habe ich in einem grasigen Bereich etliche Pilze gefunden....


    Da sind doch Eiche, Birke, Moos, Walderdbeeren(?), das war doch nicht auf einer Wiese?


    Ich kenne die Art so, dass sie gern in parkähnlichen oder irgendwie vom Menschen beeinflussten Stellen wächst. Alte verwilderte Gärten z.B., und dann dort meist in einem etwas lichten Bereich. Muss aber sicherlich nicht sein.


    Achte auch genau auf die Basis des Stiels, ob es da nicht zufällig rot wird (Tr. basirubens). Glaub ich aber nicht.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo,
    Du hast recht. Die Beschreibung war zuerst 5 Zeilen länger, die hatte ich hinterher selber nicht mehr verstanden. Ein Bild erklärt in diesem Fall mehr als Worte:


    (5)

    Für fremde Augen sieht das vermutlich parkähnlich aus.
    Die ca 3-4 Meter hochgelegene Fläche auf der linken Seite ist ein ehemaliger Schlammteich. Davon gibt es in der Region viele. Sie stammen vom Eisenerzbergbau, der bis Mitte der 60er Jahre betrieben wurde. Der Erzabbau erfolgte im Tagebau, die Erzknollen lagen in Lehmschichten. Mit Wasser wurden die Erzknollen herausgewaschen, das Wasser mit dem Schlamm in ehemalige Abbau-Gruben geleitet. Dadurch wurden die Gruben nach und nach aufgefüllt. Zunächst wuchsen da Pionierpflanzen, inzwischen werden einige ackerbaulich genutzt, so wie hier. Die Böschung ist sehr steil, geschätzt über 60 Prozent. Dort wächst, was an Samen so ankam. Der Boden ist vor allem mit Grünstengelmoos (Scleropodium purum) bedeckt. Da der Feldweg in etwa in Ost-West-Richtung verläuft (hier Blick nach Westen) ist der Hohlweg recht feucht.
    Zwischen Böschung und Asphalt ist eine Rasenfläche, die aber nur selten gemäht werden muss. Hier stehen unter anderem die Erdritterlinge.


    Auf der rechten Seite befindet sich der Friedhof, daher die Bank und die Rhododendren unter der "Friedenseiche".


    (6)

    Suchbild: hier im unteren Böschungsbereich sind zahlreiche cf Erdritterlinge versteckt. Man sieht die Bodenerosion, aber auch Erdbeer-Pflanzen, kleine Eichen, einzelne Grasbüschel. Andere Exemplare des Pilzes wuchsen im flachen Bereich.


    (7)
    Begleitpilze: Fliegenpilz und unbekannter kleiner Brauner



    (8)
    Ein Milchling, 10 cm Durchmesser (vielleicht komme ich noch dazu, den genauer zu untersuchen) mit unbekanntem kleinen braunem Pilz



    (9)
    Ein sicher unbekannt bleibender Cortinarius



    Dazu noch Täublinge und etliche kleine Pilze, die ich zwar fotografiert habe, für die ich aber keine Zeit hatte, eine Artbestimmung zu versuchen.


    Jetzt scheint die Sonne, der Akku vom Fotoapparat ist hoffentlich geladen, es geht wieder in die Pilze (fast immer nur ungenießbare).


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar,


    zu Bild 9 kann ich Dir nur sagen, dass Du schon etwas mehr zu den Pilzattributen bringen musst. Bei Schleierlingen ist die Bestimmung immer schwierig.
    Zum Beispiel solltest Du einen Durchschnitt machen, Verfärbungen am Stiel, Geruch, Velumreste am Stiel usw. erklären. So bleibt der Name des Fundes wohl für Dich für immer "unbekannt".
    Es ist halt kein Speisepilz!


    Gruß:
    Lothar

  • Das Biotop passt ganz hervorragend für den Gilbenden Erdritterling. Ich schließe mich daher IngoWs Meinung an.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Guten Abend,
    vielen Dank für die Antworten.


    @Pablo
    Lepista nuda, das hat mir gerade noch gefehlt :shy: . Ich kann morgen noch mal nachschauen, aber ich denke, dass ist ok. Heute nachmittag hatte ich im Wald ein Foto von Lepista nuda gemacht. Er verblüfft mich immer wieder.


    @Lothar:
    Bei Schleierlingen lasse ich jede Hoffnung fahren. Da komme ich mir vor, als müsste ich versuchen, den Ärmelkanal zu durchschwimmen, vor allem, wenn die Schleierlinge dann noch lila oder violett sind. Vor kurzem hatte ich einen sehr hübschen hellbräunlichen gefunden, Fotos habe ich noch, aber keine Exsiccate. Vielleicht stelle ich den trotzdem noch vor.


    Beim Milchling kommt vermutlich nur einer der beiden Birken-Milchlinge in Frage: Lactarius torminosus oder L. pubescens. Zum Glück unterscheiden die sich in der Sporengröße.


    Habt Ihr oder jemand anderes noch eine Idee, worum es sich bei den kleinen braunen Pilzen handeln könnte? Eine Idee in Bezug auf die Gattung würde mir genügen. Die Lamellen sind milchschokolade-braun.


    Zur Ergänzung noch ein Pilz von dem Standort. Dem Gefühl nach würde ich ihn für einen Täubling halten, auch wenn Lepista nuda keinen Meter entfernt steht. Auch da gebe ich mir keine Chance für eine Artbestimmung, aber mir gefällt er.


    (10)


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Nur nicht verzagen. Die meisten Cortinarien sind für mich eben "Zackpilze". Ein paar Arten gibt es freilich auch da, die man ganz gut bestimmen kann. Und je mehr man da einsteigt, desto mehr Arten können das werden.


    Bei deinem nächsten Objekt der Verzweiflung (Nummer 10) würde ich fast drauf wetten, daß die Lamellen weiß und biegsam sind, der Stiel spröde bricht und der Geschmack ganz mild ist. Diese Dinger wandern bei mir auch gerne in den Futterkorb, unter dem Namen Russula cyanoxantha (Frauentäubling).


    Die KBPs, die du ansprichst, sind die neben dem Fliegenpilz, richtig? Das ist dann wirkliche Verzweiflung. :D
    Entweder Rißpilz (Inocybe) oder Gürtelfuß (Cortinarius, Untergattung Telamonia). Diese kleinen, braunen Telamonien sind mindestens so übel wie die Dickfüße und Schleimköpfe mit violetten Farbtönen. :evil:
    Und wenn's Rißpilze sind, ist es keinen Deut besser.



    LG, pablo.

  • Hallo zusammen!


    Was mich am meisten freut, dass Stephan das mit dem Ritterling und dem gezeigten Habitat genauso sieht, also dass das zusammenpasst mit Tr. scalpturatum (Gilbender Erdritterling). Schönes Fundort-Bild, die Nr. 5!
    Ansonsten hänge ich mich an die Meinung von Pablo, dass die fettig erscheinenden violetten Pilze nach Bild theoretisch gut zu Lepista nuda (Violetter Rötelritterling) passen würden und weniger zu einem Schleierling.
    Auch Frauentäubling (Russula cyanoxantha) wäre nachvollziehbar, aber du weißt ja: Pilze von oben.....usw.


    Der Fliegenpilzbegleiter ist ein Gürtelfuß (Telamonia), beim Milchling Bild 8 würde ich bei "Pilz-Poker" auf Lactarius torminosus (Zottiger Birkenmilchling) setzen.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
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    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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  • Hallo zusammen,
    vielen Dank für die Hinweise zum Erdritterling und zu den "Beifängen", bei denen ich gar keine Hoffnung auf eine Bestimmung hatte und daher keinen Aufwand beim Fotografieren betrieben hatte. :thumbup::thumbup: :thumbup:



    Mit "Gürtelfuß" bin ich völlig zufrieden. Es ist schön, dass ich jetzt weiß, dass der KBP ein KBG ist :) . Bei Brombeeren (über 200 Arten), Löwenzahn (auch viele Arten) und Habichtskraut (auch ca 200 Arten, je nach Autor) versuche ich auch nicht, bis zur Art zu kommen. Da bin ich mit der Sektion auch zufrieden.


    In Bezug auf den Milchling: die Sporenmessung stand "im Stau" wegen einem Rötling, den ich erst wegarbeiten wollte. Ich melde mich noch mit dem Ergebnis.


    Viele Grüße
    Lothar


    Ergebnis für Bild 8:
    Lactarius: Die Sporenmessung ergab einen Wert von 9,5 µ x 7,5 µ .
    Die Breite liegt über den sonst angegebenen Werten, evtl. habe ich mir die großen Sporen herausgesucht oder ich muss neu eichen. Die Sporen von Lactarius pubescens sind in jedem Fall deutlich kleiner.


    Damit ist das Ergebnis klar: Lactarius torminosus ist im Bild 8 zu sehen.