Bräuchte Rat zu Lactarius (rufus?)

Es gibt 9 Antworten in diesem Thema, welches 2.800 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von hjp.

  • Hallo,


    nachdem ich Samstag vor einer Woche eine totale Pilz-Pleite erlitten habe (bin dann eine Woche zu Hause geblieben), scheint's jetzt tatsächlich besser zu werden.


    Jetzt habe ich Probleme beim Bestimmen eines Milchlings:


    - Kiefernwald, sauer (Heidelbeersträucher in der Nähe)
    - eine Gruppe von ca. einem Dutzend jüngerer (ca. 1,5-2cm) und älterer (ca. 5cm) Frkp
    - Hutoberfläche braun, eher etwas dunkel, bisschen rötlich, bereift
    - kleiner Buckel in der Hutmitte
    - Lamellen creme
    - schnell stark milchend
    - Milch weiß, unveränderlich
    - Geruch schwach, ev. etwas "pilzig"
    - keine Geschmacksprobe


    Eigentlich würde ich den Rotbraunen Milchling (L. rufus) in Betracht ziehen. Mich stört aber, dass das Fleisch in der unteren Stielhälfte so dunkel ist.
    Bei M. Bon finde ich "Fleisch weiß", bei Ewald Gerhardt keine Angaben. Vielleicht kann mir jemand hier ein paar Tipps geben.



    Grüße
    Horst





    Hier einer mit ca. 5cm Hutdurchmesser:


  • Hallo Horst,


    hast Du die ausbleibende Milch-Verfärbung am Fruchtkörperfleisch beobachtet, oder an einer "isolierten" Milchprobe? Es gibt den Leberbraunen Milchling (L. hepaticus), der an sauren Standorten wächst, und der eine dunklerer Stielbasis besitzt. Allerdings gilbt die Milch dieser Art, was besser zu beobachten ist, wenn man die Milch auf eine weiße Unterlage tropft.


    Grüßle
    Juergen

  • Hallo Jürgen,


    ich hab's zwar aufs Papier getropft (von einer Rolle, die ich unter anderen für besondere Notfälle dabei habe :) ), dummerweise war das aber nicht rein-weiß, sondern leicht gelblich. Daran hat sich nichts verfärbt, allerdings befürchte ich, dass ich eine leichte Färbung aus obigen Gründen nicht ausschließen kann.


    Den Lederbraunen (L. hepaticus) hab' ich auch in Betracht gezogen, doch der Buckel hat mich mehr zum rufus tendieren lassen. Leider konnte ich bisher auch nicht in Erfahrung bringen, wie aussagekräftig der Buckel ist, und persönlich fehlt mir die Erfahrung, um das wirklich einschätzen zu können.


    Nochmals zum Papier auf Rollen: Ich stell mir gerade den Blick meiner Frau vor, wenn ich sie um Markenwechsel bitte, sie mich nach dem Grund fragt, und ich dann antworte: "damit ich die Verfärbung der Milch von Fruchtkörpern der Gattung Lactarius besser beobachten kann". (oh weh!)


    Gruß
    Horst

  • Hallo Horst,



    Nochmals zum Papier auf Rollen: Ich stell mir gerade den Blick meiner Frau vor, wenn ich sie um Markenwechsel bitte, sie mich nach dem Grund fragt, und ich dann antworte: "damit ich die Verfärbung der Milch von Fruchtkörpern der Gattung Lactarius besser beobachten kann". (oh weh!)


    LOL! Wer weiß, vielleicht imponiert ihr diese Antwort *g*


    Grüßle
    Juergen


    p.s.: Bei Milchlingen sollte man die Milch auf Schärfe prüfen, das ist fast immer Schlüsselwichtig. Irgendwo im Web gibts den Lactarius-Schlüssel nach BASSO zu runterladen, ich hab ihn auch als doc! Wenn Du interessiert bist, mail ich ihn Dir. Sag einfach bescheid.

  • Hallo Juergen,



    Irgendwo im Web gibts den Lactarius-Schlüssel nach BASSO zu runterladen, ich hab ihn auch als doc! Wenn Du interessiert bist, mail ich ihn Dir. Sag einfach bescheid.


    klar, bescheid!


    hab' bisher nämlich nur den aus "Pareys Buch der Pilze", ist aber nur eine vereinfachte Übersicht, in der noch dazu die Sektion Rufi fehlt.


    Gruß
    Horst

  • Hallo Horst,


    ich bin noch ein Anfänger, aber könnte es auch ein Lactarius camphoratus sein ? Der soll nach Curry riechen und seine wässrige, weiße Milch verfärbt sich auch nicht. Aber vieleicht habe ich auch ein Merkmal nicht beachtet.:/


    Gruß Lars

  • Hallo Lars,


    bei L. camphoratus ist:
    - der Stiel deutlich schlanker (fast doppelt so schlank)
    - die Farbe des Stiels dunkler
    - die Milch wäßriger (da kann man sich natürlich auch etwas verschätzen)
    - der Geruch sollte mehr in Richtung "Maggi" gehen (habe an zwei der größeren Exemplare geschnüffelt, aber auch da kann man sich täuschen)


    die Summe dieser Merkmals-Unterschiede hat mich mehr zum rufus tendieren lassen.


    Von Form und Farbe hätte allerdings der Torfmoos-Milchling L. sphagneti ideal gepasst. Den hätte ich eigentlich durch einen Geschmackstest (rufus ist scharf, sphagneti nicht) abgrenzen können, bin aber kein großer Pilz-Rohkost-Tester, so dass ich mich wegen des Standorts gegen ihn entschieden habe.


    Um aber wirklich sicher zu gehen, müsste ich bei den Milchlingen schon ein bisschen mehr dran rumschlecken als bisher...


    Grüße
    Horst

  • Hallo,


    mir läßt der L. rufus einfach keine Ruhe.


    Ich habe mir jetzt den Schlüssel nach Maria Teresa Basso näher angesehen (deutsche Übersetzung). Da führt der Weg zu L. rufus klar über "Milch mild", was mich jetzt doch ausserordentlich stark irritiert, da ich bei M. Bon "sehr scharf, wenngleich manchmal erst mit Verzögerung" lese.


    Leider weiß ich nichts über die Qualität der Übersetzung und das macht mich doch sehr unsicher. Der Orignaltext wäre mir da viel lieber, ob englisch oder italienisch ist mir ziemlich egal.


    Grüße
    Horst

  • Hallo Horst,


    es wird zwischen der Schärfe der Milch und der Schärfe des Fruchtfleisches unterschieden. Aus einem anderen Schlüssel (ebenfalls BON: Monografischer Schlüssel der Gattung Lactarius 1980):


    3b) Fleisch sehr scharf. Farben rötlich braun bis ziegelfarben, gelegentlich mit orange Reflex (Formen bei Birke?). Hutdeckschicht etwas runzelig, gelegentlich glimmerig, außer bei der var. exumbonatus deutlich gebuckelt. Geruch leicht, harzig oder pfeffrig (gelegentlich gegen Russula amoena lt. BLUM = forma?). Sporen (6)7,5-10 x 5,5-6,5(7) µ, unterbrochen netzig, ohne oder undeutlich mit Plage. Huthaut mit kurzen Haaren - x (1,5)2-4(5) µ -, diese gelegentlich keulig bis 5-6 µ, ohne Dermatozystiden. Kiefern, gelegentlich Birken insbesondere auf Halden oder Dünen, die nicht wandern; sehr verbreitet überall in Torfmooren.
    Lactarius rufus (Sc.:Fr.) Fries


    Grüßle
    Juergen

  • Hallo Juergen,



    es wird zwischen der Schärfe der Milch und der Schärfe des Fruchtfleisches unterschieden


    ja, das erklärts natürlich! Im Basso-Schlüssel steht ausdrücklich "Milch", immer diese Details!


    Jetzt würd' ich mich natürlich sonstwohin beißen, wenn ich bereits den Fundort erneut aufgesucht, Unmengen von Milch geschlabbert, dann das Fleisch aber verschmäht hätte (mit der Konsequenz genauso dumm/unwissend dazustehen/-zusitzen wie vorher).


    Danke für den Hinweis,


    Gruß
    Horst


    Edit/Nachtrag:
    Leider erklärt das gar nix, denn die Milch bei L. rufus ist nicht mild. So finde ich z.B. im Schlüssel nach Heilmann-Cl., Verbeken, Vesterholt: "Milch nach kurzer Zeit scharf", während in der deutschen Übersetzung des Basso-Schlüssels die Art in der Gruppe "Milch mild" gelistet wird.