Ledergelber Öhrling (Otidea alutacea)?

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 7.065 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend zusammen,
    gestern hatte ich auf einem sehr schönen Waldspaziergang einen Becherling entdeckt, bei dem ich inzwischen zu der Meinung gekommen bin, dass es sich um den Ledergelben Öhrling handelt. Ich wollte gerne Eure Meinung hören.


    Zuerst mal die Bilder:
    (1)

    Mit Fliege + Käfer. Ich habe schon einige Pilzbilder mit so einer Fliege.


    (2)

    Nur noch mit Käfer.


    Zum Standort:
    Nördlicher Vogelsberg, TK25 5320
    Höhenlage: ca 300 m
    Untergrund: basischer Basalt, Boden: lehmig
    Mischwald: vor allem Rotbuche, dazwischen eingestreut Eichen, Kiefern und Fichten


    Zum Pilz:
    Langer Durchmesser: ca 4,5 cm .
    Höhe: nicht gemessen, aber niedriger, dh kein typischer Öhrlings-Habitus
    Farbe: außen ockerbraun, innen etwas dunkler. Außenseite unter der Lupe filzig, einzelne dunkle Punkte (evtl. "Maden"-Befall).


    Sporen: in etwa elliptisch, mit 2 großen Öltropfen!
    Größe (Quetschpräparat, Sporen in den Asci):
    14 µ x 7 µ (bei 10 Messungen).


    Ich war davon ausgegangen, dass es sich bei dem relativ großen Becherling um einen Öhrling handelt, da er an einer Seite geöffnet ist. Die Gattung Peziza kommt also nicht in Frage. Leider kenne ich keinen Gattungsschlüssel, so dass ich nicht ausschließen kann, dass es andere Gattungen mit der gleichen Eigenschaft gibt.


    Zur Artbestimmung konnte ich aus dem Internet zwei Schlüssel herunterladen:
    Mornand, J. & Courtecuisse, R. (2005) - Le genre Otidea et espèces affines en France. Bulletin mensuel de la Société Linnéenne de Lyon, Ausgabe 74 (num. spéc.). Seiten 65-84. S. 78-79 Übersetzt von Udo Arnscheidt. (Excel-Tabelle)
    und
    Key of the species of the genus Otidea. Version 0.1 –“ dec. 2008 / Nicolas Van Vooren.


    Bei beiden Schlüsseln lande ich bei der Art:
    Otidea alutacea (Ledergelber Öhrling).


    Bei der Bildersuche im Internet sind sehr unterschiedliche Formen und Farben zu sehen. Ich nehme an, dass die Art sehr variabel ist.


    Für mich neu war die Unterscheidung bei Nicilas Van Vooren zwischen:
    "elliptic" - elliptisch , "oblong" - länglich und "navicular to fusiform" (with rounded ends) - kahnartig (?) bis spindelförmig. 8|
    So genau habe ich das bisher nicht unterschieden.


    Viele Grüße
    Lothar
    [hr]
    Ich habe gerade noch mal nach "otidea alutacea öhrling"
    gegoogelt. Ganz vorne bei den Treffern finde ich den Eintrag:


    "Ledergelber Öhrling (Otidea alutacea)? - Pilzforum.eu
    http://www.pilzforum.eu –º ... –º Pilzbestimmung u. Bestimmungshilfe
    vor 4 Tagen - 1 Eintrag - –Ž1 Autor"


    Das ist dieser Beitrag! Dabei ist der Eíntrag noch keine Viertelstunde im Netz. Vor vier Tagen wusste ich noch nicht mal, dass ich in diesen Wald gehen werde. Aber Google wusste es anscheinend schon ???


    Google wird mir unheimlich :rolleyes:


    Viele Grüße
    Lothar

  • Ob deine Vermutung richtig ist wage ich nicht zu beurteilen.
    Ich habe jetzt auch nirgends nachgesehen nach Infos. Eigentlich bin ich ja gerade mit anderem beschäftigt.


    Auffallend finde ich aber die recht dunkle Außenseite. Die kann wohl so sein, ich frage mich allerdings ob die Färbung dann der Umwelt geschuldet ist.


    Weiterhin frage ich mich ob dieser Fund nur einen Einzelfruchtkörper beinhaltet oder ob da nicht doch mehrere waren. Über einen einzelnen FK würde ich mich nämlich schon sehr wundern.


    Hast du evtl. mal ein bißchen was abgebrochen und geschaut ob der Pilz milcht ?

  • Hallo Mausmann,
    der Pilz stand leider einzeln. Er hat nicht gemilcht. Aber wie ein Ohr sieht er aus?


    Die Aufnahme war mit Blitz gemacht (sagen die EXIF-Daten). Mit Blitz habe ich in letzter Zeit öfters Probleme. Ich habe bei Irfanview das Bild mit Autokorrektur bearbeitet. Das ist das Ergebnis:


    (3) = Bild 1 (nicht ausgeschnitten), Autokorrektur


    Etwas besser, aber immer noch unbefriedigend. Das Rot vom Buchenblatt ist zu intensiv. Ich habe schon viel Zeit mit den Versuchen verbracht, die Farben realitätsgetreuer herzustellen. Ich muss mir doch mal einen Graukarton für den Weißabgleich beschaffen.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar!


    Ich kenne mich nicht besonders aus in der Gattung Otidea, hätte aber zu O. alutacea eine viel gelbere Vorstellung.
    Mit deinenLink 2 und 3 komme ich zu keinem Ziel, hast du die selber mal ausprobiert?


    VG Ingo

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Das farbliche ist schon okay so.


    Ich glaube, da sollte jemand mit mehr Ahnung etwas zu dem Pilz sagen.
    Ich vermute, es ist ein anderer.
    Beim Ledergelben sind Außen- und Innenfarbe gleich.


    Mag sein daß es sogar was selteneres ist.
    Auch mit dem Kröten-Öhrling, Otidea bufonia, was meine erste Idee wäre, bin ich nicht ganz glücklich. Vielleicht ist er es trotzdem.
    Daß der Pilz nicht milcht ist schon mal gut. Vielleicht wäre auch ein Blick auf einen möglichen (Schein-)Stiel noch hilfreich.


    Daß er alleine wuchs ist wiederum nicht so schön.
    Mehr weiß ich momentan aber auch nicht zu sagen.

  • Die Links müssten jetzt funktionieren.


    Zur Farbe: laut Schlüssel sind sie unterschiedlich:


    Mornand & Courtecuisse: Hymenium braungelb außen hellocker


    Van Vooren: Apothecia rarely auricular; outside ± pale beige, hymenium brown to alutaceous (= lederfarben)


    Zu Otidea bufonia: laut Mornand & Courtecuisse: außen höckerig (beulig), gerippt.
    Das trifft nicht ansatzweise zu.


    Viele Grüße
    Lothar[hr]
    Noch ein Bestimmungsschlüssel für Öhrlinge, aus dem Italienischen übersetzt:


    OTIDEA : Schlüssel von Gianfranco Medardi. Aus: Bolletino del Circolo micologico G. Carini 1995


    Die unterschiedlich helle Färbung von Ober- und Unterseite bei den Öhrlingen soll von der Luftfeuchtigkeit abhängen (hygrophan).


    LG
    Lothar


  • ...
    Zur Farbe: laut Schlüssel sind sie unterschiedlich:
    ...


    Wenn ich jetzt nur wüßte woher ich das mit der Farbe habe.
    Vor ´nem Monat oder so hattte ich mich ja mal etwas eingehender mit den Öhrlingen befasst. Dieser Punkt war hängen geblieben. Sollte das etwa nicht richtig sein ? :/ Ich muß mal über die Quelle nachdenken.
    Jedenfalls trifft es auf die eigenen Funde zu.

  • Hallo Sven,
    Lugolsche Lösung fehlt mir leider. Ich muss mich mal aufraffen die zu beschaffen.


    Mein erster Verdacht war die Gattung Peziza, ich habe mich durch den Bestimmungsschlüssel von H. Hohmeyer : Ein Schlüssel zu den europäischen Arten der Gattung Peziza L. In: Zeitschrift für Mykologie 52 H. 1 (1985) S. 161 -188 gearbeitet. Irgendwas hat immer nicht gepasst. (Den Aufsatz gibt es frei im Internet, ich komme jetzt nicht dazu, ihn noch mal zu suchen).


    Dann habe ich aufgeschnappt, dass die Gattung Otidea dadurch gekennzeichnet ist, dass der Becher auf einer Seite geöffnet ist, im Gegensatz zur Gattung Peziza.


    Hier ist es in der Einleitung schön formuliert:
    Smith ME, Healy RA, 2009. Otidea subterranea sp. nov.: Otidea goes below ground. In: Myc. res. 113: 858-866 :


    Fuckel established the genus Otidea (1870) and originally included species with: 1) medium
    to large-sized, split apothecia that are cup- or ear-shaped" ...


    (Der Aufsatz ist im dem Einträg zu den Öhrlingen in der Wikipedia angegeben.)


    Beide Eigenschaften (aufgespalten und ohr-förmig, jedenfalls in der Sicht von oben) sind bei dem von mir gefundenen Öhrling vorhanden. Mein Zweifel bezog sich darauf, dass es evtl. noch andere Gattungen geben könnte, in denen Pilze mit diesen Eigenschaften vorkommen.


    Voriges Jahr hatte ich hier in der Gegend das Eselsohr gefunden:
    http://www.pilzforum.eu/board/…annten-unbekannten-pilzen . Insofern kenne ich zumindest einen Öhrling aus der Anschauung.


    In Bezug auf die Öhrlinge war ich bei hier dem Pilz skeptisch gewesen, weil die meisten Pilze der Gattung in Bezug auf die Maße höher sind als sie breit sind. Es gibt anscheinend auch Ausnahmen, so wie es laut Schlüssel auch Öhrlinge ohne den Spalt gibt.


    Viele Grüße
    Lothar


    [hr]
    Mein Kandidat in der Gattung Peziza war der Buchenwald-Becherling (Peziza arvernensis). Abgesehen von dem fehlenden Spalt passen auch die Maße der Sporen nicht.


    Viele Grüße
    Lothar