Seifenritterling, Grünling, Schwarzfaseriger Ritterling (?)

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 5.031 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    zur Zeit scheint es in meiner Region viele Ritterlinge zu geben.


    An hier diesem Standort hatte ich vor kurzem einen Gilbenden Erdritterling gefunden.


    (1)

    Mittelhessen, üblicherweise Boden basisch, Lehm, teilweise Lößlehm, örtlich entkalkt, ca 300 m hoch.


    In der letzten Woche sind hier drei weitere Ritterlingsarten dazugekommen. Ich vermute die folgenden Arten


    Seifenritterling Tricholoma saponaceum
    (Bild 2 - 4)


    Größe: bis ca 7 cm Durchmesser
    Hut feucht: schmierig
    Geruch: nach Seifenlauge, Geschmack: mild, aber muffig, auch nach gefühlt 1 Minute nicht scharf
    Stiel: unten rötlich, nachdem er aus der Erde genommen worden ist


    (2) Standort direkt unter der Eiche (die vor 100 Jahren gepflanzt wurde)


    (3) Lamellen mit Burggraben


    (4) Stielbasis rötlich



    Grünling Tricholoma equestre
    (Bild 5 - )
    Standort: an der steilen Böschung links vom Feldweg. Ehemaliger Schlammteich des Erzbergbaus. Am Hang Birken, aber auch eine Eiche, die ca 6 m hoch ist.


    (5) Ich hatte einen Schwefelritterling erwartet, aber der Geruch hat gefehlt


    (6)



    Schwarzfaseriger Ritterling Tricholoma portentosum
    Standort: zwischen den Grünlingen
    Hut feucht: schleimig
    Geruch: schwach, seifig
    Geschmack: mild, muffig


    (7) Hut kegelförmig, Durchmesser ca 6 cm, Huthaut mit dunklen Fasern


    (8) Stiel im oberen Bereich schwach gelbgrünlich


    (9)


    Ich habe mich bei der Artbestimmung auf die makroskopischen Merkmale verlassen. Vor allem beim
    - Seifenritterling: Rötlichfärbung des Stiels
    - Grünling: fehlender typischer Geruch des Schwefelritterlings
    - Schwarzfaseriger Ritterling: Faserung, Geschmack, gelbgrünliche Färbung


    Spricht etwas gegen die Arten?


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Seifenritterling geht klar. :thumbup:
    Da gibt es ein paar Varietäten, wo man noch etwas rumspielen kann.


    Beim Schwarzfaserigen müssten wir mal noch über den Geruch und Geschmack reden. Nach meiner Literatur sollte beides schwach mehlig sein. Ansonsten würde mir der optisch sehr gut für T. portentosum gefallen.


    Der Grünling ist schon einer der Grünlinge. Leider habe ich vor ein paar Minuten festgestellt, daß ich da eventuell noch was durcharbeiten muss...
    >Klick<



    LG, Pablo.


  • Um nochmal auf den Grünling zu kommen...
    Der hätte ja typischerweise die Kiefer als Symbioseparter... dann gibts/gabs dann ja noch den Pappel-Grünling... aber Birke/Eiche? Weiß da einer was näheres?


    Hallo Tricholoma Gemeinde!


    Wenn ich das richtig gelesen habe, sollte es sich um ein Altbergbaugebiet handeln. Die scheinen sowieso ihre eigenen Regeln zu haben. Aus Sachsen wurde berichtet, dass in solchen Gebieten sogar strenge Kiefernbegleiter mit Espen gehen.


    Ansonsten wurde schon richtig festgestellt:
    Die Seifenritterlinge sind ziemlich astrein, vermutlich sogar T. s. var. saponaceum
    Der Schwarzfaserige ist auch OK, der darf auch mal bei Laubbäumen wachsen
    Die Grünlinge sehen von oben fast aus wie Pappelgrünlinge (T. frondosae) und von unten wie Kieferngrünlinge. Mir hatte neulich jemand mitgeteilt, dass auch bei den "Normalos" gerade Untersuchungen laufen, die nahelegen, dass sich dahinter weitere Arten verbergen. Ich meine, da war von 4-6 Arten die Rede. (!!!) Man tut aber nichts Falsches, solche Funde unter T. equestre sl zu verbuchen. Also Grünlinge im weiteren Sinne.


    Viel Spass beim Grübeln


    Grtuß Ingo

  • Guten Morgen Pablo und Wirderer,
    hört mer uff!


    Gesten habe ich einen weißen Ritterling gefunden. Das war schlimm genug: in jedem Bestimmungsbuch steht was anderes zu Tricholoma album (mit Unterarten, eigenen Arten). Das ist ja fast wie in der Religion mit den Konfessionen und Glaubensrichtungen ;(


    Anscheinend ist das beim Grünling nicht viel anders.
    Großpilze Baden-Württembergs 2001:
    Nur Tricholoma equestre, unter Nadelbäumen, Verweis auf eine französische Quelle, die auch Eiche nennt.


    Horak 2005 (europaweit):
    Tricholoma equestre(L.: Fr) PÜ. Kumm. : Nadelbäume, bisw. Laubbäume. Anmerkung: "Sammelart?" Synonyme bzw. incl. T. chrysophyllum = T. flavovirens (Pers.:Fr) S. Lund


    Tricholoma coryphaeum (Fr.) Gillet: Laubbäume, selten. "Vgl. T. auratum (Paulet:Fr.) Gillet, T. avernense Bon".


    Gröger 2006:
    Tricholoma equestre (L.: Fr.) P. Kumm. : "bei Pinus (ob immer so?) auf sandigem stickstoffarmem Boden"
    + lange Anmerkung zu anderen Arten / Varietäten. Aber eigener Eintrag zu:


    T. equestre var. populinum Mort. Chr. & Noordel. : "bei Populus tremula auf lehmigem, stickstoffreichem Boden".


    Hurra, mit dem richtigen Bestimmungsschlüssel ist alles kein Problem mehr :D


    Tricholoma equestre var. populinum passt! Der Boden stimmt, in der Nähe stehen auch größere Espen, es werden sicher auch kleinere Espen noch näher an den Pilzen an der Böschung stehen.


    Man kann mit finnischen Autoren die Verwirrung aber noch weiter treiben. In einem Forumsbeitrag werden zwei Arten vom Grünling an Hand finnischer Autoren beschrieben. Da ist alles umgekehrt: P. equestre = Laubwald-Grünling und P. auratum = Kiefern-Grünling ;(


    Vielen Dank für den Hinweis!!


    Zum Geruch:
    mein Geruchs- und Geschmackssinn ist ziemlich schwach entwickelt. Ich hatte T. equestre und T. saponaceum gleichzeitig gesammelt und in Arbeit. Außerdem riechen sie auch noch unterschiedlich, je nachdem, ob sie über Nacht draußen liegen oder auch nur kurze Zeit in der warmen Stube.
    Nur eins war klar: beide schmecken sehr muffig, aber nicht bitter oder scharf, jedenfalls während der Zeit, in der ich es ausgehalten habe, darauf rumzukauen.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Ingo,
    Deine Antwort kam, während ich meine geschrieben hatte. Vielen Dank für den Kommentar.


    Bei der Suche nach P. frondosae habe ich Beiträge vom August diesen Jahres in fungiworld gefunden. Dort wird auf eine genetische Untersuchung hingewiesen, wonach zwischen Tricholoma equestre, der unter Nadelbäumen wächst, und Tricholoma frondosae, unter Laubbäumen, getrennt werden kann. Warum T. frondosae nur unter "broad leaved trees" wachsen soll, ist mir nicht klar.
    Ganz am Schluss des Threads steht, das P. frondosae aus zwei Arten bestehen könnte. Na prima.


    Die Bestimmungsbücher, die ich hatte, sind alle älter.


    Viele Grüße
    Lothar


    Viele Grüße
    Lothar