Marone und "weißer Birkenpilz"

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  • Hallo liebe Pilzfreunde,
    meine Insektenfotosafari von heute hat mir überraschenderweise drei nette Pilze beschert: zwei Maronen und einen hellen Birkenpilz.



    Die linke Marone wuchs schief unter einem Baumstamm hervor und hatte einen so schweren Hut, dass der Stiel zur Hälfte gebrochen war.


    Direkt an einem Teich im feuchten Untergrund stand am Fuß einer Birke dieser Pilz:

    Einigermaßen weiß, Hut mit bräunlichen Flecken. Huthaut am Rand hellbraun und nicht um den Hutrand herumgezogen. Also etwas aus der Richtung Birkenpilz. Bis ich den Pilz ohne Korb zu Hause hatte, haben sich die Stielschuppen hellbraun verfärbt, dort wo ich ihn anfassen mußte. Stiel sehr fein geschuppt und bei genauer Betrachtung sind die Schuppenenden hellbraun. Stiel an der Basis dicker und nach oben verjüngend. Keine Blauverfärbung auf Druck.


    Die Röhren recht dicht, Röhrenausgänge bräunlich-gräulich. Und ich habe sogar an ein Schnittbild gedacht:


    Nach der Faustregel, alle Raustielröhrlinge sind essbar, habe ich ihn mit in die Pfanne geschnippelt. Beim Braten verfärbte er sich rötlich/dunkelgrau, so wie ich es von Rotkappen kenne. Aber er irgendwie nicht so lecker gerochen, und ich habe ihn soweit möglich wieder aus der Pfanne verbannt. Sollte hinterher noch was ihm übrig geblieben sein, hat jedenfalls geschmeckt.


    Dem hellen Birkenpilz einen Namen zu geben, traue ich mir nicht wirklich zu. Für den Vielfarbenen Birkenpilz Leccinum variicolor fehlt die verfärbende Stielbasis, an den Leccinum holopus (Moor-Birkenpilz) mag ich auch nicht glauben, da dieser selten ist, und ich im urbanen Umfeld einfach nicht an Seltenes glaube. Möglicherweise ist es einfach nur ein hell geratener Gemeiner Birkenpilz Leccinum scrabrum.


    Liebe Grüße Sabine


  • Mh ich versuch mich mal und tippe auf den Moor-Birkenpilz Leccinum holopus.Aber festlegen tu ich mich nicht, dafür müßte man den Pilz genauer untersuchen.


    Grüsse
    Daniel

  • Hi Sabine,


    mein Glückwunsch zu den Funden!:thumbup:
    Ich habe Leccinum holopus, den Weißlichen Moor-Birkenpilz schon öfter gefunden (immer im Dänemark-Urlaub).
    Ich wüsste nicht, was der von dir gefundene Pilz sonst sein sollte.
    Essen werde ich ihn nicht mehr, er schmeckt mir einfach zu fade, eigentlich nach gar nichts - aber er ist hübsch anzuschauen.;)


    Lieber Gruß,
    Meinhard

    Erfahrungen sammelt man wie Pilze: einzeln und mit dem Gefühl, dass die Sache nicht ganz geheuer ist.

  • Hallo Meinhard,
    hey, das ist ja echt voll knorke! Hier gibt also SELTENES!!!! Schade dass ich ihn "abgerupft" habe, er hätte so schön weiter aussporen können... Aber ich werde in den nächsten Tagen nochmal nachschauen, ob weitere Fruchtkörper dort kommen. Hey jippi, ich freu' mich wirklich!
    Danke für die Bestimmung!
    Liebe Grüße Sabine

  • Hallo Sabine,


    interessanter Fund. Irgendwie habe ich aber in Erinnerung, dass die Fruchtkörper des Weißlichen Moorbirkenpilzes im Schnitt basal blaugrün verfärben. Deshalb würde ich eine albinotische Form des gemeinen Birkenpilzes nicht ausschließen wollen. Noch eine Frage zum Schnittbild: Wie lange hast Du gewartet, ehe Du das Foto geknipst hast? Hintergrund: Etwaige Verfärbungen können eine Weile brauchen, bis sie sichtbar werden.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Sabine


    Zitat von Sabine


    Dem hellen Birkenpilz einen Namen zu geben, traue ich mir nicht wirklich zu. Für den Vielfarbenen Birkenpilz Leccinum variicolor fehlt die verfärbende Stielbasis, an den Leccinum holopus (Moor-Birkenpilz) mag ich auch nicht glauben, da dieser selten ist, und ich im urbanen Umfeld einfach nicht an Seltenes glaube. Möglicherweise ist es einfach nur ein hell geratener Gemeiner Birkenpilz Leccinum scrabrum.



    - Früher hätte ich ohne Bedenken diesen Fund und so wurde er mir auch von G.J. Krieglsteiner in einem Algäuer Moor vorgestellt als Leccinum holopus = L. scabrum var. niveum (Moor-Birkenpilz) bestimmt.


    Gründe:


    (1) Die weißlichen Farben, der sehr feuchte Standort und die Bindung an Birke.


    (2) In älterer Literatur [1], [2], [3] findet man keine alternative Art
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    Zwischenzeitlich bin ich total verunsichert:


    - [5] weist darauf hin, dass sich alle überprüften Fundmeldungen von L. holopus oder L. scrabrum var. niveum als Leccinum nucatum Lannoy & Estades 1993 identifizieren ließen.


    - [6] betrachtet L. nucatum als Synonym von L. holopus
    ---> Index Fungorum - Names Record


    - [7] führt L. nucatum als eigenständige Art mit dem Hinweis –ž(zu holopus ?)–œ


    [5] Wenn ich die angegebenen Makro- und Mikromerkmale beider Arten vergleiche, so kann ich da keine deutliche Abweichungen feststellen, die m.E. eine Trennung auf Artrang rechtfertigen würden.
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    - Also schauen wir einmal, was unsere Röhrlingsspezialisten zu deinem Fund sagen.


    Liebe Grüße
    Gerd


    Literatur


    [1] H. Engel et al. (1978): Rauhstielröhrlinge. Die Gattung Leccinum in Europa.


    [2]: M. Moser (1983): Die Röhrlinge und Blätterpilze; Kleine Kryptogamenflora


    [3] G.J. Krieglsteiner (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Deutschlands (West) Band 1 Teil A.


    [4] J. Breitenbach; F. Kränzlin (1991): Pilze der Schweiz Band 3.


    [5] G.J. Krieglsteiner (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs Band 2


    [6] Index Fungorum


    [7] Bollmann et al. (2007): Abbildungsverzeichnis Europäischer Großpilze

  • Hallo Andreas,
    das Bild entstand 2 - 3 Minuten nach dem Schnitt. Aber auch nach 10 Minuten war keine Verfärbung zu sehen.
    Viele Grüße Sabine[hr]
    Lieber Gerd,
    das ist sind ja interessante Aspekte, die Du ins Feld führst. Das bleibt ja spannend!
    Liebe Grüße Sabine

  • Hallo Gerd,


    hast Du die Arbeit von DEN BAKKER? Habe derzeit keinen Zugriff darauf, aber vlt. wäre es interessant, was er zu dem Taxon schreibt.


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andreas,



    hast Du die Arbeit von DEN BAKKER? Habe derzeit keinen Zugriff darauf, aber vlt. wäre es interessant, was er zu dem Taxon schreibt.


    Nein, den Artikel habe ich leider nicht. Aber dennoch kann ich dir sagen, welche Meinung er hat:


    ---> Meine "eierlegende Wollmilchsau (Artikelliste)", habe den Eintrag wohl zufällig dem Internet entnommen, machts möglich und bringt noch einen weiteren Artikel, der bei mir im Schrank steht:


    Voilà :


    ID-508
    Den Bakker, H.C.; Noordeloos, M.E. (2005): A revision of european species of Leccinum Gray and notes on extralimital species; Persoonia 18(4):511-587


    Zusammenfassung: Es werden 14 Arten für Europa anerkannt. Synonymisiert werden L holopus = L. nucatum, L aurantiacum (inkl. L. leucopodium, L. quercinum, L. salicola, L. populinum). Die Gattung Leccinellum Bresinsky & Binder wird in Leccinum integriert.
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    GF-543
    Schreiner, J. (1999): Leccinum brunneogriseolum - eine neu beschriebene Art aus der Sektion Scabra; Zeitschrift für Mykologie, Beiheft 9:15-20


    Zusammenfassung: Leccinum brunneogriseolum wird auf der Grundlage mehrerer Aufsammlungen im Spessart (Deutschland) ausführlich vorgestellt. Die Abgrenzung von L. scabrum s. str. sowie die Schwierigkeiten bzgl. der Taxonomie, insbesondere in Bezug auf L. nucatum, werden diskutiert. Eine Tafel mit Strichzeichnungen und zwei Farbfotos von L. brunneogriseolum werden publiziert.


    Stichworte: Basidiomycetes, Boletales, Boletaceae, Leccinum brunneogriseolum, L. scabrum, L. nucatum, Germany


    Grüße
    Gerd

  • Liebe Pilzgemeinde, ja es ist nicht mehr so einfach eine Birkenpilz zu bestimmen;( und auch hier geht es nicht ganz ohne Mikroskop. Vor allem muss die HDS angesehen werden.


    Früher war alles was weiß war L. holopus und erst nach Lannoy & Estades kann man einige Arten trennen. So glaube ich bei Sabines Fund nicht an L. holopus. Der Standort sollte im Moor sein und die FK sind auch schmächtiger.


    Gegen L. nucatum spricht die Anlauffarbe des Fleisches, aber man sollte vielleicht den Standort noch mal aufsuchen, ob vielleich doch noch anläuft. Ohne Anlauffarbe des Feisches kommt nach Lannoy & Estades nur L. alboroseolum in frage. Ob diese Art berechtigt ist steht auf einem anderem Blatt.


    Im übrigen vergesst die Arbeit von DEN BAKKER, da gibt es zu viele Ungereimtheiten.


    Gruß Peter Welt

  • Hallo,


    auf der Suche nach dem "Weissen Birkenpilz" bin ich in diesem Forum gelandet und habe mich einfach mal angemeldet ;)


    Nach über einem Monat möchte ich diesen Thread nun noch mal ausgraben und meinen Beitrag leisten.


    Bei unserer heutigen Pilztour durch den Pfälzer Wald haben wir auch den oben angesprochenen Pilz gefunden... An einer Stelle standen, am Wegesrand über einige Meter verteilt, deutlich über 30 Pilze, die aussahen wie die ansprochenen "weißen Birkenpilze". Alle standen neben Birken, daneben des Öfteren auch "normale", braune Birkenpilze. Auch die hier eingestellten Photos stimmen genau mit dem Aussehen unserer Pilze überein. Wir haben einige junge Exemplare gesammelt und versucht zu bestimmen. Mit den uns vorliegenden Büchern konnten wir den Pilz leider nicht identifizieren, da schlicht ein solcher weißer Röhrenpilz fehlte, also machte ich mich auf die Suche im Internet.


    Die Pilze haben wir auf etwa 300 Metern Höhe im Pfälzer Wald auf moosigem Boden zwischen bzw. in der Nähe von Birken gefunden. An einen Moorbirkenpilz mag ich allerdings nicht glauben, da die Gegend nicht im Ansatz moorartig ist. Als ziemliche Laien sahen die Pilze für uns einfach aus wie "Albino"-Birkenpilze. Bis auf die Farbe stimmen sämtliche Merkmale überein, auch ein direkter Vergleich vor Ort zeigte keine Unterschiede.


    Gibt es eine Möglichkeit, zu sagen, um welchen Pilz es sich handelt, da ein Moorbirkenpilz wegen der Lage ja ausscheidet mMn?! Das massenhafte Auftreten macht mich ehrlich gesagt auch etwas stutzig... Kann es sein, dass es sich um eine weiße Form des gewöhnlichen Birkenpilzes handelt?


    Es würde mich freuen, wenn ihr einem Laien weiterhelfen könntet...


    Danke,


    psycho13

  • Hallo psycho13,


    herzlich willkommen im Forum :thumbup:


    Ob es sich nun um Leccinum holopus/nucatum handelt, kann man nicht sagen. Hast du da noch Bilder zur Hand ?


    Ich finde auch sehr oft im Moor weißhütige Formen der Raustielröhrlinge ->


    weisser-moorbirkenpilz-t-2536.html#pid15922


    viele Grüße,
    Andreas