Agaricus spec.?

Es gibt 17 Antworten in diesem Thema, welches 4.904 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Jerd.

  • Hallo,


    ich habe einen Champignon gefunden, aber welchen?


    Um den hier geht es:




    Er wächst im Park zwischen Brennesseln. In der Umgebung nur Laubbäume und Sträucher. Durchmesser der Hüte 6-10 cm, sie sind beflockt. Geruch angenehm nach Champignon, weder süßlich nach Marzipan noch nach Karbol.


    Das Sporenpulver ist braun.


    A. augustus wächst zwar in der Nähe (100 Meter), aber den kann ich anhand Größe, Habitus und Geruch ausschließen.


    Die fehlende Gelbfärbung und auch der angenehme Geruch schließen A. praeclaresquamosus und Verwandte aus, auch den Perlhuhn-Champignon A. phaeolepidotus.


    Mein Favorit ist der Kleine Wald-Champignon Agaricus silvaticus. Allerdings rötet der Pilz im Schnitt nicht, das spricht eigentlich dagegen.


    Ich bin daher ein wenig ratlos.


    Wie seht ihr das?

  • Hallo Jerd,


    vielleicht ist das ja mal wirklich einer der so oft von Pablo beschworenen Egerlingsschirmlinge :)
    Es gibt im Stielschnitt keinerlei Verfärbung? Ein zusätzliches Schnittbild wäre schon nicht schlecht ;)


    Gruß
    Petra

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  • Hallo Petra,


    ich hatte den auf den ersten Blick auch als Schirmling einsortiert, bis ich die rosa Lamellen sah.


    Egerlingsschirmlinge hatte ich dann ausgeschlossen, da ich dachte sie hätten weiße Lamellen und weißes Sporenpulver. Ich hab das aber gerade noch mal nachgelesen und upps, das stimmt gar nicht. Lamellen sind weiß und später rosa und Sporen auch weiß bis rosa.


    Von daher ist das in der Tat eine Option. Ich schau mir die Gattung mal an.


    Vielen Dank für den Tipp!


    Es gibt ein Schnittbild, aber es ist leider unscharf und auch wegen Innenbeleuchtung nicht farbecht. Aber der Pilz gilbt weder noch färbt er sich rosa im Schnitt. Auch nicht auf Druck. Im Bild oben ist ja die Knolle aufgeschnitten, wo sich auch nichts verfärbt.


    Grüße,


    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd & Petra!


    Ich sehe da schon einen Egerling. Wenn das Sporenpulver braun ist, sind die Egerlingsschirmlinge (Leucoagaricus) auszuschließen.
    Nur mit der Art wird's hier nicht so einfach.
    Das liegt auch daran, daß die Merkmale Verfärbung und Geruch bei kalter Witterung teils nur schwach ausgeprägt sind. Da müsste man mal noch etwas nacharbeiten (zB Fruchtkörper zunächst vorsichtig erwärmen, dann erst durchschneiden). Oder vor dem Riechen auch erstmal erwärmen und Reiben.


    Theoretisch wäre eine Art aus dem Umfeld der Waldegerlinge schon vorstellbar. Für den Großsporigen (A. langei) würde die Form der Stielbasis sprechen. Allerdings ist das derjenige mit der stärksten Rötung innerhalb der Gruppe. Und auch eine kalkgebundene Art.
    Bei den Arten aus dem Umfelb des Kleinsporigen Waldegerlings (Agaricus sylvaticus, Agaricus lanipes, Agaricus haemorrhoidarius) ist das Röten auch bei warmem Wetter teils nur schwach ausgeprägt. Da muss man eventuell auch mla einige Minuten warten.


    Wenn sich da garnichts verfärbt, man aber bei Anwärmen und Reiben noch einen cristatoiden (nach Kartoffelbovist) Geruch rauskizteln kann, dann kann man hier auch mal noch die Arten um den Braunscheckigen Stinkegerling (Agaricus impudicus) anschauen. Wobei mir da die Form der Stielbasis auch nicht gefällt.



    LG, pablo.

  • Egerlingsschirmlinge hatte ich dann ausgeschlossen, da ich dachte sie hätten weiße Lamellen und weißes Sporenpulver. Ich hab das aber gerade noch mal nachgelesen und upps, das stimmt gar nicht. Lamellen sind weiß und später rosa und Sporen auch weiß bis rosa.


    Von daher ist das in der Tat eine Option. Ich schau mir die Gattung mal an.



    Hallo Gerd,


    im ersten Posting schreibst Du Sporen sind braun, nun wäre rosa eine Option ?


    rein vom Gefühl her sind mir bei einem Pilz, der bereits so weit aufgeschirmt hat die Lamellen zu hell für einen Egerling/Champignon.


    Wenn Du Dir aber sicher bist, dass er wie Champignon riecht:
    Ich bin auch neugierig, was es letztendlich ist.

  • Zitat


    im ersten Posting schreibst Du Sporen sind braun, nun wäre rosa eine Option ?


    Die Erwartung formt manchmal die Wahrnehmung, wer braune Sporen erwartet sieht dann auch welche :D. Will ich zumindest bei mir nicht ausschließen, daher prüfe ich das lieber noch einmal. Leider habe ich den ersten Sporenabdruck schon weg getan.


    Ich habe aber jetzt mal durch die Egerlingsschirmlinge geblättert und kann wegen des herabfallenden Rings die meisten bereits ausschließen.


    Grüße,


    Gerd

  • Hallo,


    ich hab heute mal das letzte Exemplar aus dem Park geholt und noch mal einen Sporenabdruck gemacht. Das ist ganz klar braun, hatte ich mich nicht getäuscht. Also in der Tat ein Agaricus.


    Der Geruch ist auch in der Knolle champignon-artig, keine Anzeichen von Karbol oder Marzipan.


    Man sieht auch, dass die Lamellen älterer Exemplare deutlich bräunlich sind:



    Hier auch noch mal ein Aufschnitt. Es gilbt und rötet nichts, auch Stunden später sieht das immer noch genau so aus.



    Hut in groß:



    Zitat

    rein vom Gefühl her sind mir bei einem Pilz, der bereits so weit aufgeschirmt hat die Lamellen zu hell für einen Egerling/Champignon.


    Ja, das kommt mir auch so vor. Die schirmen aber einfach ziemlich schnell auf. Ich habe überhaupt keine "Knubbel", nur Schirme gesehen, und ich komme da oft vorbei.


    Grüße,


    Gerd

  • Jetzt zeigt sich, ob man einen guten Agaricus-Schlüssel hat (ich habe ihn leider nicht!). Denn an sich kann es nicht viele Möglichkeiten geben. Die Lamellen des ersten Exemplares sind so schön rosa, dass eigentlich nur eine rötende Art in Betracht kommt. Jetzt das Problem: solche rötenden Arten mit brauner Hutschuppung röten entweder im Fleisch stark ("Waldchampignons") oder riechen unangenehm und kommen auf Komposthaufen zumeist rasig bis büschelig vor ("Kompostchampignons"). Nichts von alledem liegt hier vor, diese Merkmalskombination dürfte ziemlich einmalig sein.
    Die Geruchsangabe (angenehm nach Champignon) deutet eher auf eine Zugehörigkeit zur ersten der beiden möglichen Gruppen. Nun müsste man im Schüssel also forschen, ob es unter diesen Arten eine nichtrötende gibt - das wäre dann wohl die gesuchte Art.

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  • Hallo Gerd,


    bei den neuen Bildernchaut das schon sehr nach Champignon aus.
    Dass er aber überhaupt nicht rötet, schliesst für mich die beiden
    Waldegerlinge aus.


    Dein letztes Bild, die Huthaut, die Schuppen aus zusammengeklebten Haaren, erinnert mich an den hier


    --> Schau es Dir mal an


    Der hatte aber in der Stielbasis einen Mini-Mini Hauch blassgelb.
    Aber da war es auch wärmer, als momentan.


    Sie sind schon kniffelig, die Champis :(

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ich bleibe dabei:
    Das sind Waldchampis, wahrscheinlich A. sylvaticus s.l.
    Die Art rötet bisweilen nur schwach und eben auch recht zögerlich.
    Schade, daß Gerd auf meine Ratschläge oben nicht weiter eingeht, und auch nichts dazu schreibt, wie viel Zeit zwischen Schnitt und Aufnahme des Bildes vergangen ist.
    Eine Art aus dem Komplex um A. vaporarius / subperonatus kann ich mir bei der Stieloberfläche uind dem Ring absolut nicht vorstellen.
    Weitere Röter mit angenehmem Geruch und schwacher bis keiner Rotfärbung (ja, auch sowas gibt's) wären A. bisporus, A. campestris oder A. bitorquis, die hier alle auszuschließen sind.


    Weitere Arten mit schwach rötendem Fleisch haben entweder andere Auffälligkeiten (z.B. wurzelnder Stiel) oder stinken (A. impudicus hatte ich ja oben erwähnt).


    Da müsste man jetzt mal ein paar Tricks anwenden, um den röten zu lassen. Also zB. einen schmutzigen Witz erzählen.



    LG, pablo.

  • Ich halte die allererste der Aufnahmen für am farbechtesten. Auf diesem Foto kommt die Hutbeschuppung mit einem deutlichen Lila-/Rosastich rüber. Das fände ich für Agaricus sylvaticus ungewöhnlich, dessen Schuppen sind mMn eindeutig rotbraun. Dagegen sind die Lamellen auf Foto Nr. 2 sehr sylvaticus-typisch.


    [hr]

    Weitere Röter mit angenehmem Geruch und schwacher bis keiner Rotfärbung (ja, auch sowas gibt's) wären A. bisporus, A. campestris oder A. bitorquis, die hier alle auszuschließen sind.


    In Großpilze BW Band 5 werden, das habe ich jetzt nachgelesen, in dieser Gruppe zwei weitere mögliche Arten angegeben: A. cupreo-brunneus und A. porphyrocephalus. Aber was das jeweils genau sein soll, keinen Plan.

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Porphyrocephalus? In den GPBWs? 8|
    Porphyrizon finde ich, ja. Das ist ein Gilber. Den anderen finde ich noch nicht mal im Register?
    Der cupreo - brunneus wäre eine Option, ist ja wohl ein Wiesenchampi mit dunkeln Hutschuppen. Der hätte dann aber keinesfalls eine knollige, keulige oder sonstwie verdickte Stielbasis, oder? Also eben wie A. campestris.


    Ja, weiter hast du schon recht. Meist sind die Schuppen auch bei den Waldchampis eher bräunlich. Allerdings zeigt die Artengruppe ja auch mal rötliche Verfärbungen an der Huthaut. Die betrifft freilich normalerweise weniger die Schuppen, aber dann bleibt eben die Frage, wie gut das hier auf den Bildern rüberkommt.
    Also eine echte Alternative sehe ich da immer noch nicht, habe aber auch bei weitem keinen Überblick über alle vorkommenden Arten.
    Ich denke aber, die Gruppe um A. sylvaticus und A. langei (müsste so rund ein halbes Dutzend Arten beinhalten), ist schon sehr variabel, auch was die Färbungen betrifft...



    LG, pablo.

  • Hallo,


    Zitat

    Schade, daß Gerd auf meine Ratschläge oben nicht weiter eingeht, und auch nichts dazu schreibt, wie viel Zeit zwischen Schnitt und Aufnahme des Bildes vergangen ist.


    Ich bin in zehn freien Minuten schnell in den Park gehüpft, habe den Pilz rein gebracht und den Sporenabdruck vorbereitet. Dabei habe ich ihn auch aufgeschnitten und fotografiert.


    Sorry, Pablo, hatte deine Hinweise vergessen.


    Allerdings hat sich in 5 Stunden jetzt auch nichts am Schnitt verändert.


    Ich habe ihn jetzt noch mal aufgeschnitten und gucke mir das mal an. Spontan tut sich da aber auch nichts.


    Großpilze BW ist in der Post, ich hoffe mal am Montag dann da auch mal rein schauen zu können.


    Grüße,


    Gerd

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Gerd.


    OK, es ist ja auch nur ein Pilz. Also immer mit der Ruhe. Aber es freut mich, wenn du da dran bleibst.
    Verwirrend ist dieser hieser schon, so eine Optik und dann keine Verfärbungen. Wenn wenigstens so ein kleines Bissel was käme, ein wenig rot in der Stielrinde (dazu auch gerne mal den Stiel außen kräftig rubbeln) oder der Stielspitze oder ein stärkeres Röten der Lamellen beim Kratzen...



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    die Großpilze sind angekommen und ich habe mir mal A. silvaticus genauer angeschaut.


    Dort wird der Pilz ziemlich eindeutig Nadelbäumen zugeordnet: "Saprobiont in der Nadelstreu von Fichte, selten unter anderen Nadelbäumen, nur ausnahmsweise in reiner Laubstreu (Verwechslungen?)".


    Diese Pilze wachsen aber in stark stickstoffhaltiger (Brennesseln, da wo die Hunde ihr Geschäft machen...) Laubstreu im Park. Benachbarte Arten sind v.a. Safranschirmlinge und Riesenboviste.


    Auch einen flüchtigen Ring mag ich nicht erkennen.


    A. silvaticus will mir daher nicht richtig schmecken, das sind mir irgendwie zu viele Ausnahmen.


    Ich gehe heute abend mal die anderen von Pablo genannten Arten durch und scanne auch noch mal die Großpilze BW nach Standort durch.