Arcyria spec.

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  • Hallo zusammen,


    Eine Arcyria, wie ich stark vermute, aber keine A. denudata oder A. ferruginea, die ich bisher immer fand. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen. Besitze kaum Bestimmungsliteratur zu den Schleimern.



    Sporocarpe gestielt - 4 mm hoch und 1 mm breit, Stiel säulenförmig mit Becherchen (ca 0,7 mm breit), Capillitium ein netziges Geflech, subzylindrisch - eiförmig expandierend, leicht vom Becherchen ablösbar!, rötlich - rosafarben, Sporenpulver rötlich - rosafarben.


    Sporen [95% –• 20 –• SAP –• v –• H2O(nat)]: 7,4 - 7,9 - 8,3 x 7 - 7,5 - 8 µm, rundlich mit vereinzelten Warzen, Capillitium aus vernetzten Elateren, mit spiralförmigem, im Profil stark rippenartig.


    Grüßle
    Jürgen






  • Hallo Juergen,


    super Pilz und Aufnahmen, bin gespannt was rauskommt.


    LG Hans

    Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.


    Johann Wolfgang von Goethe


    Derzeitige PC 100 - 2 - 2 - 6 = 90 (23.10.14) :(

  • Hallo Jürgen,
    wenn man nur von Deinen Angaben ohne Foto ausgeht, würde man anhand des leicht lösbaren Capillitiums und der Capillitiumskulptur sowie der Sporengröße bei Arcyria incarnata enden. Aber anhand Deiner Fotos glaube ich nicht wirklich an A. incarnata, denn die hat viel weitmaschigeres Capillitium. Auch glaube ich nicht an die leichte Ablösbarkeit des Capillitiums. Wenn man bei Arcyria denudata am Capillitium zieht, löst es sich auch irgendwie vom Becher. Auf Deinem Foto sieht es so aus, als hättest Du dran gezogen. Man sieht keinen Fruchtkörper, wo sich da Capillitium von sich leicht löst. Bei leichtlösbarem Capillitium fällt das meist selbst irgendwie ab oder man sieht, daß es nur wenig mit dem Becher verbunden ist. Ich würde Deinen Fund eher auch für A. denudata halten, obwohl die Farbe nicht typisch für A. denudata ist. Aber Deine Fotos sind leider farblich auch nicht ganz einheitlich. Die Capillitiumstruktur, Sporengröße und -skulptur von A. denudata und A. incarnata ist leider ziemlich ähnlich, deshalb ist es wirklich schwierig diese Arten auseinander zu halten, wenn man nicht die Abtrennbarkeit des Capillitium eindeutig feststellen kann.
    Falls Du es genau wissen möchtest und Du einen Beleg hast, biete ich gern Bestimmungshilfe an. Dann melde Dich !
    Schönen Abend
    Ulla

  • Hallo Ulla,


    vielen Dank fürs Reinschauen! Zur Farbtreue; die ersten zwei Fotos zeigen den realistischen Farbeindruck. Die Bino-Fotos sind bei Kunstlicht geschossen, und ich habs nicht besser hinbekommen. Das Capillitium hatte ich tatsächlich per Pinzette abgezupft und vom kaum vorhandenen Widerstand dabei dann auf eine leichte Ablösbarkeit geschlossen - hier wird wohl mein Fehlurteil liegen, und es wird sich dann um A. denundata handeln - aber mit so kleinen Sporen? Ich hatte Aufsammlungen mit 9-10 µm Durchmesser!? Ist die Sporengröße etwa als Variabel einzuschätzen?


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Jürgen, Sporengrößen von 9-10 um bei Arcyria denudata sind eigentlich zu groß. In der mir zur Verfügung stehenden Bestimmungsliteratur ist immer von Sporengrößen zw. 6-8um die Rede. Deshalb läßt sich A. denudata von A. incarnata nicht durch die Sporengröße und -struktur trennen.
    Es gibt zwar andere rötliche Arcyrien die auch schlecht ablösbares Capillitium haben (minuta, insignis) aber die haben auch keine größeren Sporen. Nur bei Arten mit leicht ablösbarem Capillitium kommen so große Sporen vor. Allerdings ist die Sporengröße bei Myxomyceten oft durch Umwelteinflusse unterschiedlich. Wenn die Wachstumsbedingungen nicht optimal sind bilden sie schon auch mal meist größere Sporen aus (die Sporen sind dann sehr uneinheitlich ín der Größe). Vielleicht hattest Du bei Deinem früheren A. denudata-Fund vielleicht was anderes oder es war nicht wirklich typisch?
    Allerdings gibt mir nun doch die rosa Farbe Deiner Fruchtkörper zu denken, da sie nicht für A. denudata typisch ist. Falls es doch eine Art mit schlecht ablösbarem Capillitium ist, käme von der Sporengröße und -skulptur, der Capillitiumskulptur auch Arcyria minuta in Frage, denn die ist meist eher rosa. Auch die Becherform auf Deinen Fotos würden eher zu A. minuta passen!
    Wie schon gesagt, falls Du einen Beleg hast, den man noch untersuchen könnte, würde ich gern machen.
    Schöne Grüße Ulla

  • Hallo Jürgen, würde eher Arcyria cf. minuta empfehlen.
    Schöne Grüße Ulla

  • Hallo Jürgen,


    wenn Du wieder mal eine Myxo-Frage hast, kannst Du Dich gerne an Deine AMU-Kollegin wenden - wie Du weißt, habe ich derzeit die 3 Myxomyceten-Bände von Josef als Dauerleihgabe. Wir können auch am Telefon schlüsseln...


    Noch eine kleine Info zur Terminologie: "Elateren" nennt man nur die freien Fäden bspw. bei Trichia. Die Rippen, die Du auf den Capillitiumfäden beschreibst, sind nicht "spiralförmig" gewunden, sondern in Form von Ringen bzw. Halbringen. "Spiralförmig" ist für die gewundenen Cap.-fäden von z.B. Trichia eigentlich eh ein völlig falscher Bergriff, der aber auch in der Literatur so (falsch) verwendet wird. Der Begriff "Spirale" wird nämlich korrekterweise für ein Gebilde wie z.B. ein Schneckenhaus oder die Federn in alten Uhren verwendet = "Spiralfeder". Im Gegensatz dazu gibt es "Schraubenfedern" = Zug- oder Druckfedern. Eine echte Spirale bildet bspw. auch unsere Galaxie, nicht aber unsere DNA. Es handelt sich also um ein Gebilde im 2-dimensionalen Raum, nicht im 3-D!


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,



    Noch eine kleine Info zur Terminologie: "Elateren" nennt man nur die freien Fäden bspw. bei Trichia. Die Rippen, die Du auf den Capillitiumfäden beschreibst, sind nicht "spiralförmig" gewunden, sondern in Form von Ringen bzw. Halbringen. "Spiralförmig" ist für die gewundenen Cap.-fäden von z.B. Trichia eigentlich eh ein völlig falscher Bergriff, der aber auch in der Literatur so (falsch) verwendet wird. Der Begriff "Spirale" wird nämlich korrekterweise für ein Gebilde wie z.B. ein Schneckenhaus oder die Federn in alten Uhren verwendet = "Spiralfeder". Im Gegensatz dazu gibt es "Schraubenfedern" = Zug- oder Druckfedern. Eine echte Spirale bildet bspw. auch unsere Galaxie, nicht aber unsere DNA. Es handelt sich also um ein Gebilde im 2-dimensionalen Raum, nicht im 3-D!


    wie ich Wikipedia verstehe, ist die Schraube eine Spezialform der Spirale, nämlich eine dreidimensionale Spirale mit über die Steigung konstantem Krümmungsradius, auch zylindrische Spirale oder Helix genannt. Im Gegensatz zur konischen Spirale, bei der sich der Krümmungsradius mit der Steigung ändert, aber auch eine 3-D-Spirale darstellt.
    Ein Schneckenhaus ist m. E. aber auch eine 3-D-Spirale (konische Spirale). Die DNA ist demnach eine doppelte zylindrische Spirale, doppelte Schraube oder doppelte Helix, oder einfach Doppel-Helix.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Rika,


    vielen Dank für die Infos und vor allem den erschöpfenden Exkurs ist die Welt der vertrackten Topologie der Spiralen im allgemeinen und besonderen;-) Es gibt auch noch die Feder an sich, die der Indianer im Kopfschmuck trägt, und mit der man Leute kitzeln kann, gell ;-)) Wolltest Du mich kitzeln? Es hätte mich noch gefreut, wenn Du Dich zu meiner Arcyria (im besonderen) geäußert hättest.


    Grüßle
    Jürgen (der hier postet, weil hier Ulla Täglich (Lamproderma) reinschaut, die außer den 3 Baumann-Bänden zusätzlich über Erfahrung verfügt *g*)

  • Hallo Jürgen,
    ich schau hier nicht regelmäßig rein - und dachte, dass das Thema nach Ullas Stellungnahmen + schon 3 Wochen her + kein Beleg vorhanden (Capillitium!) = erledigt sei. Wegen der Farbe der ausgesporten Sporocarpien würde ich A. denudata ausschließen; meine Tendenz ist A. incarnata aufgrund der Form der expandierten S.c.
    Arcyria-Bestimmung finde ich eine von den leichteren Übungen bei den Myxos - A. denudata war u.a. auch dabei, hatte ich im anderen Forum vorgestellt... aber nachdem Du mich eh für inkompetent hälst, hat sich das ja erledigt.


    Hallo Toffel (+ Jürgen),
    berufsmäßig bin ich im Maschinenbau zuhause - wenn Du da zu einer Schraubenfeder "Spiralfeder" sagst, ist das mindestens so schlimm wie "die Niete" statt "der Niet". Bei den Schnecken gibt es auch 2-D-Spiralige, wobei die 3-D-Schnecken gemäß Def. auch spiralig sind. Bei Wikipedia steht die korrekte Definition (Eine Spirale oder Schneckenlinie ist eine Kurve, die um einen Punkt oder eine Achse verläuft und sich je nach Betrachterperspektive von diesem/r entfernt oder annähert.). Auch die Bilder demonstrieren den Unterschied zwischen "Schraube" und den verschiedenen Arten von Spiralen - beim letzten Bild allerdings kann ich keine Konizität erkennen!? Ob diese Unterscheidung außerhalb des Maschinenbaus bzw. der Mathematik auch so genau genommen wird, weiß ich nicht.


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,



    berufsmäßig bin ich im Maschinenbau zuhause - wenn Du da zu einer Schraubenfeder "Spiralfeder" sagst, ist das mindestens so schlimm wie "die Niete" statt "der Niet". Bei den Schnecken gibt es auch 2-D-Spiralige, wobei die 3-D-Schnecken gemäß Def. auch spiralig sind. Bei Wikipedia steht die korrekte Definition (Eine Spirale oder Schneckenlinie ist eine Kurve, die um einen Punkt oder eine Achse verläuft und sich je nach Betrachterperspektive von diesem/r entfernt oder annähert.). Auch die Bilder demonstrieren den Unterschied zwischen "Schraube" und den verschiedenen Arten von Spiralen - beim letzten Bild allerdings kann ich keine Konizität erkennen!? Ob diese Unterscheidung außerhalb des Maschinenbaus bzw. der Mathematik auch so genau genommen wird, weiß ich nicht.


    berufsmäßig sieht es bei mir genauso aus. Nur bin ich noch beim Studium. ;) Auf welche Definition beziehst du dich? Laut DIN EN ISO 26909 sind Spiralfedern in der Tat nur 2-D-Federn. Eine Feder mit konisch gewickeltem Material ist nach der Norm auch eine Schraubenfeder. Auch steht unter "Schraubenfeder" die "spiralförmige Feder" bzw. weiter unten die "kegelförmige Schraubenfeder". Daraus folgere ich, dass Federn, die den Aufbau einer 2-D-Spirale besitzen, als Spiralfedern bezeichnet werden, Federn, die wie 3-D-Spiralen aufgebaut sind zwar als spiralförmige Federn, nicht jedoch als Spiralfedern bezeichnet werden sollten. Der Sinn erschließt sich mir da nicht. Wenn der Begriff "Spiralfeder" ausschließlich für die 2-D-Spiralen verwednet werden soll, wäre der bessere Begriff dafür vielleicht "Spiralflachfeder".
    Aber das ist nicht so relevant, wenn es um Maschinenelemente wie Federn geht. Eine kegelförmige Schraubenfeder mit einer Windungssteigung von 0 gibt es nicht, also muss man sich auch keine Gedanken machen, ob das dann eine Schrauben- oder eine Spiralfeder ist. ;)


    Zur Beschreibung von Formen in der Biologie muss man sich aber nicht an technische Zwangsdefinitionen halten. Unter Helix steht, dass sie auch als "zylindrische Spirale" bezeichnet werden kann. Der Begriff "spiralförmig" wäre dann aber in sofern etwas ungenau, als dass der Bezug zur dritten Dimension und zum konstanten Radius fehlt. "Schraubenförmig" wäre da sicher besser, wobei der Leser dann u. U. an die Schraube als Verbindungselement denkt und sich wundert, weil dann die ganze Capillitium-Faser schraubenförmig sein müsste und nicht nur die Spiralleisten.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel,


    Deinen spiraligen Ausführungen möchte ich voll und ganz zustimmen :thumbup: ! Bei der Definition habe ich mich auf das kursive Zitat aus Wikipedia gestützt. Ich glaube, dieses kommt von der Mathematik her (u.a. Darstellende Geometrie).


    Für die myxo-relavanten Beschreibungen würde ich den Begriff gewunden oder gedreht bevorzugen. Heute bei unserem AMU-Pilzstammtisch habe ich diese Begriffe mit zwei promovierten Biologen diskutiert - im Alltag sagen sie zu solchen Strukturen einfach spiralig, streng wissenschaftlich müsste es aber helikotrop (abgeleitet von der Helix) heissen. "Allerdings würde uns dann gar keiner mehr verstehen..." ;); ... wenn ich dann aber sehe, mit welch abstrusen Begriffen in der Mikro-Mykologie (noch dazu bei gleichen Strukturen verschiedener Gruppen mit verschiedenen Namen - z.B. Zystiden/Cystiden vs. Paraphysen) gearbeitet wird, dann könnte man ein helikotrop bedenkenlos hinzufügen. :evil:


    Bei den Capillitiumfäden sehe ich zweierlei gewundene Strukturen: einerseits das Ornament (so habe ich Deine Aussage verstanden - wobei das dann aussieht wie bei den selbstschneidenen Holz-Spax - also ist die Schrauben-Assoziation gar nicht verkehrt), andererseits aber auch komplett gedrehte Fäden/Fasern wie z. B. sehr deutlich bei Hemitrichia.


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika,



    Für die myxo-relavanten Beschreibungen würde ich den Begriff gewunden oder gedreht bevorzugen. Heute bei unserem AMU-Pilzstammtisch habe ich diese Begriffe mit zwei promovierten Biologen diskutiert - im Alltag sagen sie zu solchen Strukturen einfach spiralig, streng wissenschaftlich müsste es aber helikotrop (abgeleitet von der Helix) heissen. "Allerdings würde uns dann gar keiner mehr verstehen..." ;); ... wenn ich dann aber sehe, mit welch abstrusen Begriffen in der Mikro-Mykologie (noch dazu bei gleichen Strukturen verschiedener Gruppen mit verschiedenen Namen - z.B. Zystiden/Cystiden vs. Paraphysen) gearbeitet wird, dann könnte man ein helikotrop bedenkenlos hinzufügen. :evil:


    helikotrop - sehr gut. :)
    Vielleicht ein Kompromiss aus gewunden/gedreht und der Helix: Ornament (doppelt/ 4- bis 5-fach/...) helixartig gewunden.
    Sind Zystiden und Paraphysen morphologisch das gleiche? Wusste ich nicht.


    Zitat


    Bei den Capillitiumfäden sehe ich zweierlei gewundene Strukturen: einerseits das Ornament (so habe ich Deine Aussage verstanden - wobei das dann aussieht wie bei den selbstschneidenen Holz-Spax - also ist die Schrauben-Assoziation gar nicht verkehrt), andererseits aber auch komplett gedrehte Fäden/Fasern wie z. B. sehr deutlich bei Hemitrichia.


    Das ist unterschiedlich? War mir noch gar nicht so bewusst.
    Das mit der Verwechslung meinte ich so, dass der Leser denken könnte, nur das Ornament sähe aus wie eine Schraube, wenn da stünde: "Ornament schraubenartig"/"Ornament schraubenartig gewunden". Man könnte sich dann vorstellen, als ob das Capillitium Stacheln aufweist, die wie kleine Schrauben aussehen. Gut, dann müsste man es "schraubenartig um die Capillitiumfaser gewunden" formulieren. Aber ich denke vermutlich mal wieder zu kompliziert. ;) ("Schraubenleisten" klingt aber auch nicht so schlecht als möglicher Name, wie ich finde.)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Zitat

    Sind Zystiden und Paraphysen morphologisch das gleiche? Wusste ich nicht.


    Um es mal ganz profan zu sagen: beides sind Zellen, die sich zwischen Sporenträgern befinden und selbige überragen. Über ihre Funktion wird m.W. nach bisher nur spekuliert... Warum sollte man also eine unterschiedliche Bezeichnung für diese Art von Zellen bei Ascos und Basidios wählen? Oder schau Dir mal die verschiedensten Bezeichnungen für die "Häute" an, für jede Fruchtkörperform ein anderer Ausdruck. Um beim Schraubenbeispiel zu bleiben: eine Schraube ist eine Schraube ist eine Schraube, egal ob sie in Holz oder Metall steckt, egal was für eine Steigung oder Kopfform sie hat oder aus was für einem Material sie besteht, sogar egal welche Funktion sie hat.


    Zitat

    Das ist unterschiedlich? War mir noch gar nicht so bewusst.


    Machen wir es mal einem konkreten Beispiel fest:
    Wenn ich mir die Capillitiumfäden von Metatrichia floriformis im Mikro anschaue, sehe ich eine Struktur wie bei einem aus mehreren Fäden gedrehten Wollgarn (auch wenn beim Myxo die "Einzelfäden" in ihrer Längsachse miteinander verbunden sind) - für mich ist das kein Ornament. Bei Metatrichia vesparium befinden sich darauf Dornen - Letztere sind für mich ein Ornament. Und dann gibt es noch Cap.fasern, die nicht gedreht sind und auf denen Ornamente aufsitzen, z.B. bei Arcyria obvelata oder A. cinerea.


    Um nochmal einen Maschinenbau-Vergleich anzustellen:
    Wenn ich eine kaltgezogene Vierkantstange um die Längsachse verdrehe, ist auch die gesamte Gefügestruktur um die neutrale Faser herum verdreht (entspr. Metatrichia floriformis). Bei einem Wärmetauscherrohr hingegen, auf das man Lamellen (entspr. "Ornament") aufgebracht hat (egal ob gelötet oder gewalzt), bleibt die Gefügeausrichtung des Trägermaterials unverändert.


    So ist meine persönliche Sichtweise über die Strukturen und Ornamente bei Capillitiumfasern. Ich erhebe ausdrücklich keinen wissenschaftlichen Anspruch... ;)


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Toffel & Rika,


    ihr mögt da mit euren sprachlichen Vorschlägen bestimmt nicht falsch liegen, aber ich möchte mal darauf hinweisen, dass es sich hier um Fachbegriffe handelt, und es existiert eine gewisse Übereinkunft darüber, wie und wo sie verwendet werden. Fachbegriffe sind definitorischer Natur, d.h. z.B. auf "Paraphyse" bezogen, dass hier nur folgende Definition gilt; nämlich dass die sterilen Zellelemente zwischen den Schläuchen der Ascomyzeten so benannt werden (zumindest bei den Pilzen). Will man Fachbegriffe verbessern, einführen und etablieren, geht das wohl nur über den sehr langen Weg der eigenen publizierten Forschung, der Monografie, des Lehrbuchs usw usf.


    Grüßle
    Jürgen


    p.s. der Wortbestandteil "helic (helix)" wurde bisher schon für alle möglichen Strukturen verwendet, ohne dass jemals eine engere (meist mathematische) und allgemein verbindliche Definition gefordert wurde: Schnecken- aber auch Muschelschalen (die Schnecke selbst: Gattung Helix), Pflanzen, die sich winden (Hedera helix), Teile der Ohrmuschel. helic-/helix- im Griechischen: Endung, Kreislauf, Spirale, Spange, Ranke, aber auch Weide, Weidenkorb, Armband.


    Ein kleines Beispiel aus dem Maschinenbau: Das Malteserkreuz des besagten Getriebes hat nicht exakt die Form eines Malteserkreuzes, es ist diesem nur ähnlich, aber das tut dem Fachbegriff und der Definition dieser Sache keinen Abbruch. Darüber zu Diskutieren, ob man doch nicht lieber etwas anderes nimmt, könnte man gutmeinend als etwas überflüssig bezeichnen;-)

  • Hallo Jürgen,



    um das noch aus der Welt zu schaffen - was ich übrigens nicht hineingebracht hatte: Ich halte hier niemanden für imkompetenter als mich selbst. Aber folgender Spruch von Dir, bekommt jetzt eine spitze Bemerkung;-):


    damit dürftest du definitiv falsch liegen, wenn ich da allein an mich denke. ;)


    Zitat


    "Arcyria-Bestimmung finde ich eine von den leichteren Übungen bei den Myxos"


    Das Gute an Arcyria ist m. E. die leichte Erkennbarkeit der Gattung an der Farbe oder spätestens am Capillitium. Schwierig finde ich nur die Ablösbarkeit des Capillitiums zu beuteilen, besonders weil ich keine Stereolupe habe, was bei Schleimpilzen generell ein Nachteil ist. Andere werden das vielleicht für nicht so schwierig halten, womit wir wieder bei obiger Aussage wären. ;)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!


    Zitat

    Schwierig finde ich nur die Ablösbarkeit des Capillitiums zu beuteilen, besonders weil ich keine Stereolupe habe, was bei Schleimpilzen generell ein Nachteil ist.


    Natürlich ist tut man sich mit einem Bino leichter, keine Frage. Es geht aber zumindest bei den größeren Arten auch anders:


    (a) Unter dem Mikro bei 20x mit Auflicht - ich verwende eine LED-Schreibstischlampe dazu. Dabei werden die grauen Zellen und vor allem deren Verknüpfungen genial trainiert, weil rechts=links und unten=oben ;) Auf diese Art vermesse ich auch andere kleine Fruchtkörper wie letzthin Multiclavula mucida oder Nectria coccinea - Größe frei Auge abschätzen, auf dem Messschieber einstellen und damit unters Mikro neben die Frk. - funktioniert recht gut bei Strukturen > 0,1 mm.


    (b) Den Capillitium-Ablösetest und das Präparieren bei Myxos > 2mm mache ich inzwischen frei Auge und schaue mir dann das Resultat unter dem Mikro bei 20 - 80x mit Auflicht an - da sieht man dann, ob und wieviel Cap.-Reste sich noch im Becher befinden bzw. ob man das Cap. nur mittendurch gerissen hat. Ggf. leisten eine normale Leselupe mit Stativ oder eine Uhrmacherlupe zum Einklemmen am Auge hierfür gute Dienste und sind deutlich preisgünstiger als ein Bino.


    Über das Gefühl, wieviel Kraft man zum Lösen des Cap. gebraucht hat, kann man m.E. nicht beurteilen, ob es sich leicht oder schwer ablöst (diese Kraft liegt wohl im µN-Bereich).


    Um festzustellen, wie elastisch oder spröde ein Capillitium ist, gehe ich wie folgt vor: Auswaschen der Sporen, das "Gerüst" ohne Wasser und ohne Deckglas mit Durchlicht anschauen - jetzt hat man schon eine gute 3-D-Vorstellung über die gesamte Struktur, dann ein bisschen dran ziehen und wieder anschauen - nun sieht man, ob z.B. einige Fäden schon gerissen sind oder ob sich das Ganze dauerhaft verformt hat...


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Rika


    danke für die Tipps.



    (a) Unter dem Mikro bei 20x mit Auflicht - ich verwende eine LED-Schreibstischlampe dazu. Dabei werden die grauen Zellen und vor allem deren Verknüpfungen genial trainiert, weil rechts=links und unten=oben ;) Auf diese Art vermesse ich auch andere kleine Fruchtkörper wie letzthin Multiclavula mucida oder Nectria coccinea - Größe frei Auge abschätzen, auf dem Messschieber einstellen und damit unters Mikro neben die Frk. - funktioniert recht gut bei Strukturen > 0,1 mm.


    Größen messe ich auch oft so, wobei sich gerade bei Pyrenos die Größenangaben oft überschneiden, oder sich durch die variable Größe der Perithecien die Einordnung schwerer vornehmen lässt.


    Zitat


    Um festzustellen, wie elastisch oder spröde ein Capillitium ist, gehe ich wie folgt vor: Auswaschen der Sporen, das "Gerüst" ohne Wasser und ohne Deckglas mit Durchlicht anschauen - jetzt hat man schon eine gute 3-D-Vorstellung über die gesamte Struktur, dann ein bisschen dran ziehen und wieder anschauen - nun sieht man, ob z.B. einige Fäden schon gerissen sind oder ob sich das Ganze dauerhaft verformt hat...


    Nimmst du dazu das noch feuchte Capillitium? Das müsste ich auch mal versuchen.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel!



    Nimmst du dazu das noch feuchte Capillitium?


    Die Sporocarpien wasche ich mit Alkohol (96%) aus, und den lasse ich vollständig verdunsten. Es entsteht ein flauschiges 3-D-Capillitium:


    Ich finde, so kann man auch die Verzweigungen am besten erkennen und abzählen - auf alle Fälle viel besser als in diesem zusammengedrückten Zustand in Wasser unter dem Deckglas.


    Viele Grüße - Rika

  • Hallo Toffel!



    Nimmst du dazu das noch feuchte Capillitium?


    Die Sporocarpien wasche ich mit Alkohol (96%) aus, und den lasse ich vollständig verdunsten. Es entsteht ein flauschiges 3-D-Capillitium, hier im Durchlicht:


    Ich finde, so kann man auch die Verzweigungen am besten erkennen und abzählen - auf alle Fälle viel besser als in diesem zusammengedrückten Zustand in Wasser unter dem Deckglas.


    Viele Grüße - Rika