Tintenfischpilze (Clathrus archeri ) im November

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 6.437 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    heute war ich auf dem Weg zu einer alten Fundstelle in einem Rotbuchen - Eichen-Mischwald. Der Weg führt am Südrand entlang. Auf halber Strecke meinte meine innere Stimme: schau mal in den Wald rein, da ist am Waldrand eine Lücke in dem Verhau von Gebüsch und heruntergefallenen Ästen. Ich meinte zu ihr: hat doch keinen Sinn, da sieht man auf 20 m, dass da im Laub nix gescheites wächst, außer vielleicht ein paar kleine braune Pilze (KBP).


    Aber naja, denke ich, der Klügere gibt nach. Über die flache Böschung hoch, da sehe ich was rosarotes, und dann noch mehr ...
    Hier die Fotos davon.


    (1) Nanu? Farbe wie ein Tintenfischpilz, aber gitterförmig?


    (2) Hurra, endlich ein Tintenfischpilz wie er sein soll! Dass er hier in der Gegend vorkommen soll, hatte ich schon gehört. Aber dass ich ihn so spät im Jahr am 20. November finde :thumbup:


    (3) Da lag dann aber noch so Plastik herum, das jemand weggeworfen hatte :(

    Naja, klar, das hatte ich schon ab und zu im Forum gesehen, das frühe Stadium vom Tintenfischpilz.


    Etwa 20 m weiter standen noch zwei voll entwickelte Exemplare im Randbereich vom Wald.


    Zu Hause konnte auch Bild (1) geklärt werden: nach dem "Schlüpfen" hängen die Arme noch zusammen, gelegentlich (oder immer?) auch mit Querverbindungen. Schließlich gehört die Art ja auch zu den Gitterlingen.


    Nach den Funden konnte nichts mehr schief gehen. Die UMOs, die ich danach gefunden habe, stelle ich in den nächsten Tagen im Bestimmungshilfe-Bereich vor.


    Viele Grüße
    Lothar


    Zur Ergänzung: wie fast immer bei mir: nördlicher Vogelsberg (ehemaliger Vulkan) in Mittelhessen, Boden: basisch, lehmig, z.T. Lößlehm, nur selten entkalkt; ca 300 m hoch gelegen. Als "warm" würde ich die Region wirklich nicht bezeichnen.

  • Hallo Andreas,
    von der Form her hatte ich auch erst den Roten Gitterling (Clathrus ruber) im Sinn. Aber dann habe ich die Tintenfischpilze gesehen, und dann noch gelesen, dass es der Gitterling gerne warm hat: Freiburger Raum, Frankfurt, Palmenhäuser.


    Im Winter liegt hier Schnee, es gab schon die ersten Bodenfröste (vielleicht nicht hier im Wald). Ich fass es nicht. Aber warm: weder im Sommer noch im Winter.


    Viele Grüße
    Lothar[hr]
    Wie schreibt schon Christian Morgenstern:
    ...
    weil, so schließt er messerscharf,
    nicht sein k a n n was nicht sein d a r f.
    ....

  • Hallo Lothar,


    ich kann nicht sagen, ob der erstere ein Gitterling ist. Aber der Pilz auf dem 2. Foto ust auf jeden Fall ein Tintenfischpilz!


    Das sie so spät im Jahr vorkommen, habe ich mich auch schon gewundert.
    Am 31.10. 2013habe ich einen großen Scharren von Tintenfischpilzen (insg. ca. 20 Stück!) gefunden, die ganz frisch geschlüpt (oder noch nicht geschllüpft) waren.


    Einige Hexeneier habe ich mit nach Hause mitgenommen und im Garten "ausschlüpfen lassen". Innerhal 2 Tagen (am 2.11.2013) ist der Pilz aus dem Hexenei herausgebrochen. Es war ein schöner Anblick!


    Und schließlich - am letzten Sonntag (17.11.2013) habe ich erneuth einen ungeschlüpften Hexenei vom Tintenfischpilz gefunden. Hier der Beweis:


    Wie es aussieht, sie gedeiehen und schlüpfen immer noch, gerade jetzt bei den kalten Temperaturen. Von wegen wärme liebende Arten... :/ :)

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

  • Hallo Lothar,


    ich kann nicht sagen, ob der erstere ein Gitterling ist. Aber der Pilz auf dem 2. Foto ist auf jeden Fall ein Tintenfischpilz!


    Das sie so spät im Jahr vorkommen, habe ich mich auch schon gewundert.
    Am 31.10. 2013 habe ich einen großen Scharren von Tintenfischpilzen (insg. ca. 20 Stück!) gefunden, die ganz frisch geschlüpt (oder noch nicht geschllüpft) waren.


    Einige Hexeneier habe ich mit nach Hause mitgenommen und im Garten "ausschlüpfen lassen". Innerhal 2 Tagen (am 2.11.2013) ist der Pilz aus dem Hexenei herausgebrochen. Es war ein schöner Anblick!


    Und schließlich - am letzten Sonntag (17.11.2013) habe ich erneuth einen ungeschlüpften Hexenei vom Tintenfischpilz gefunden. Hier der Beweis:


    Wie es aussieht, sie gedeiehen und schlüpfen immer noch, gerade jetzt bei den kalten Temperaturen. Von wegen wärme liebende Arten... :/ :)

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

  • Hallo Lothar,
    hallo zusammen,


    ich kann nicht sagen, ob der erstere ein Gitterling ist (damit habe leider noch keine Erfahrung gemacht). Aber der Pilz auf dem 2. Foto ist auf jeden Fall ein Tintenfischpilz (Clathrus archeri)!


    Das sie so spät im Jahr vorkommen, habe ich mich auch schon gewundert.
    Am 31.10. 2013 habe ich einen großen Scharren von Tintenfischpilzen (insg. ca. 20 Stück!) gefunden, die ganz frisch geschlüpt (oder noch nicht geschllüpft) waren.


    Einen Hexenei habe ich mit nach Hause mitgenommen und im Garten "ausschlüpfen lassen". Innerhalb 2 Tagen (am 2.11.2013) ist der Pilz aus dem Hexenei herausgebrochen. Es war ein schöner Anblick!


    Und schließlich - am letzten Sonntag (17.11.2013) habe ich erneuth einen ungeschlüpften Hexenei vom Tintenfischpilz gefunden. Hier der Beweis:


    Wie es aussieht, sie gedeiehen und schlüpfen immer noch, gerade jetzt bei den kalten Temperaturen. Von wegen wärme liebende Arten... :/ :)

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    Einmal editiert, zuletzt von Joli ()

  • Hallo Lothar,


    ich denke auch das du das Geheimniß aus dem ersten Bild richtig gelöst hast, das ist schon Clathrus archeri der wahrscheinlich noch nicht auseinander gerissen ist.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo,
    ich hatte außerhalb vom Forum die Idee genannt bekommen, dass es sich um eine verwachsene Form des Tintenfischpilzes (Clathrus archeri) handelt.


    Dafür spricht, dass in der Umgebung Tintenfischpilze stehen; auch das Hexenei (Bild 3) ist vom Tintenfischpilz, das vom Gitterling hat eine netzförmige Oberfläche.


    Bei der Google-Bildersuche sind die meisten Fruchtkörper vom Gitterling eher kugelförmig, bei Bild (1) ist der Umriß länglich.


    Jetzt habe ich bei JÜLICH gesehen, dass die Sporengrößen sich ein wenig unterscheiden. Sie sind allerdings sehr klein. Hoffentlich gibt es keinen Frost, damit ich noch Material bekommen kann.


    Hier noch Bilder von heute:


    (4) das gitterförmige Exemplar


    (5) ein normales, noch nicht entfaltetes Exemplar vom Tintenfischpilz


    Viele Grüße
    Lothar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Daß das Hexenei des Roten Gitterlings (Clathrus ruber) eine netzige Oberfläche haben soll, kann ich nicht bestätigen. Ich kenne es glatt, weißlich, dem des Tintenfischs sehr ähnlich aber ohne rosa Bereifung.
    Ein Bild gibt es >hier<.


    Ansonsten wäre dein Pilz für einen Tintenfisch schon sehr außergewöhnlich verwachsen. Aber das mag vorkommen. Mit an der Spitze zusammengewachsenen Armen habe ich den auch schon gefunden. Wenn es so ist, wie du oben schreibst, daß sich diese Verbindungen später gelöst haben, dann kannst du den Gitterling ausschließen. Der Gitterling bleibt kugelig, auch im Alter.


    Der Standort schließt ihn eigentlich auch aus. Die wenigen Funde aus Deutschland sind wohl dokumentiert aus Gärten, Parks, Gewächshäusern usw. Das wäre schon eine ganz andere Liga.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo und alle anderen Interessierte,
    ich hatte bei Jülich: Die Nichtblätterpilze ... den Begriff Receptaculum falsch geraten (statt nachzusehen): das R. soll gitterförmig sein. Da auf dem Bild des Tintenfischpilzes bei der DGfM Pilz des Jahres 2011: Clathrus ruber Pers., Roter Gitterling das Hexenei wie ein Fußball aussieht, habe ich nicht mehr nachgeschaut.


    Beim Receptaculum handelt sich aber um "den schwammigen Teil des Fruchtkörpers".


    Dass sich die Arme gelöst hätten, hast Du mißverstanden. Ich hatte den Pilz vor Ort gelassen. Das war nicht gut formuliert.


    Inzwischen ist mir auch ohne Mikroskop klar geworden, dass es sich um den Tintenfischpilz (Clathrus archeri) handeln muss, denn laut Jülich ist bei diesem der Fruchtkörper kurz gestielt, im Gegensatz zum Roten Gitterling, der ungestielt ist. Auf dem nachgereichten Bild Nr. 4 ist ein kurzer Stiel zu sehen.


    So einfach ist es, wenn man weiß, worauf es ankommt.


    Wilde Spekulation von einem völligen Laien: vielleicht ist beim Tintenfischpilz das Gen auch vorhanden, das die gitterförmigen Verwachsungen beim Gitterling macht, aber normalerweise deaktiviert. Wenn es aus irgendeinem Grund aktiviert wird, kommt so eine Form zustanden.


    Oder, noch wilder und nicht ernst gemeint: eine Kreuzung, ein Bastard. :D Warum gibt es das nicht bei Pilzen?


    Viele Grüße
    Lothar

  • Obwohl es heute genieselt hat, windig und nur knapp über Null Grad war, habe ich mich noch mal auf den Weg zum Hexenei des Tintenfischpilzes gemacht. Was ich kaum für möglich gehalten hatte: trotz Schnee (naja, so ca 2-3 cm, jetzt zum Teil getaut) und richtigem Frost war der Tintenfischpilz "geschlüpft".


    So sah er heute nachmittag, am 29. November aus:


    (6)


    Viele Grüße
    Lothar

  • "Archi" weiß wahrscheinlich noch nicht daß Schnee bedeutet, es kommt kein Krabbeltier um seinen Schmodder zu verbreiten.


    Wenn er jetzt noch durchhält bis zum Frühling, dann staune ich aber.
    Wahrscheinlich weiß "Archi" nämlich auch nicht wie lange kein Krabbeltier kommen wird. :D

  • Ich habe gerade in einer Kartierungspublikation Sachsen-Anhalts folgendes gelesen. >>> PDF


    Zitat

    Clathrus archeri (Berk.) Dring
    Der Erstnachweis im Hakel, dieser in Europa eingeschleppten und erstmals um 1914 in den Vogesen beobachteten Art, gelang M. STUBBE. Die Art ist auch im Hakel in Ausbreitung begriffen und hier keinesfalls als selten anzusprechen. Interessant war der Fund vom 10.08.1997. Es wurden etwa 30 sogenannte –Hexeneier– in einem Eichen-Hainbuchenwald am Wegrand gefunden. Durch anhaltende Trockenheit verharrten die Fruchtkörper in diesem Entwicklungsstadium (10.08.97 - 06.09.97!). Erst nach einsetzenden Regenfällen wurde das Receptaculum aus der –Eihülle– geschoben und fünf leuchtend rote Arme entfalteten sich.


    Wenn der Pilz bei widrigen Umständen einfach auf Pause schalten kann, das wäre in der Tat ein gewaltiger Vorteil gegenüber den anderen Pilzen.
    Die hier gezeigte Beharrlichkeit bei Winterwetter sieht ja auch so aus.
    Ein Eroberer, in der Tat.

  • Mausmann + alle Interessierten
    30 Tintenfischpilz-Hexeneier, die sich gemeinsam entwickeln: wenn es warm ist, dann muss das zum Himmel stinken! <X


    Heute war ich noch mal am Standort, ich mag ja Langzeitbeobachtungen. Der Pilz hat sich noch etwas gestreckt, aber der erneute Kälteeinbruch, später mit Schnee, hat ihn jetzt schlapp werden lassen. Ich denke, er wird die Arme nicht mehr auseinander bekommen.


    Erstaunlich: heute waren es 5 Grad, schon tanzten im Wald viele Mücken, z.B. über Baumstubben.


    Hier das Bild von heute:
    (8)


    (9) Das Exemplar mit den gitterförmig verbundenen Armen sieht jetzt so aus:


    Es dauert so spät im Jahr doch eine Weile, bis die Fruchtkörper zersetzt sind.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Noch eine Ergänzung zum Thema Boden sauer / basisch / kalkhaltig:


    Die von Mausmann verlinkte Arbeit "Die Pilzflora des Naturschutzgebietes
    Hakel im Nordharzvorland (Sachsen-Anhalt) / Reinhard Geiter; Dorothea Hanelt. - Halle 2003 (Berichte des Landesamtes für Umweltschutz Sachsen-Anhalt. - Halle (2003) Sonderheft 2)
    " fand ich interessant, weil die Landschaft in einer Lösshügel-Landschaft liegt. Dort steht (S. 2): "Wichtigstes bodenbildendes Sediment ist der Löss, welcher in der oberen Schicht stets kalkfrei ist".


    Löss ist in Mitteleuropa in der Regel kalkhaltig, allerdings kann durch Wasser, besonders durch saueren Regen, der Kalk in der obersten Schicht ausgewaschen werden. Da das Myzel in der oberen Bodenschicht wächst, können die Verhältnisse dort sauer sein, obwohl der feste Untergrund z.B. im Fall des Hakel aus der geologischen Formation Muschelkalk besteht.


    Demnächst werde ich noch stärker darauf achten, ob z.B. Sauerklee auch auf dem Boden wächst. Auf Baumstubben, insbesondere von Nadelbäumen, ist er fast immer zu finden.


    LG
    Lothar