Ritterlinge - Auf zur letzten Schlacht...

Es gibt 26 Antworten in diesem Thema, welches 7.425 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Joli.

  • ...solche oder ähnliche Gedanken müssen den Rittern im Mittelalter, in aussichtsloser Situation, mitunter durch den Kopf gegangen sein.


    Hallo in die Runde erstmal!


    Auch den Rittern der Gegenwart ergeht es eben nicht viel anders. Momentan scheinen sie auf ganzer Linie ihren Kreuzzug gegen Väterchen Frost verloren zu haben. Vor gut drei Wochen noch waren sie am Frohlocken.


    Wie vor ebendieser Frist versprochen, zeige ich euch heuer ein paar von den "rüstigen" Gesellen. Dieweil draußen gerade so ein furchtbares Klima herrscht, und ich eigentlich schon "Pilzforen-Winterschlaf" halten wollte, bekommen meine grauen Zellen nicht einen einzigen Namen zusammen. Ich würde mich freuen, wenn ihr mir da ein wenig weiter helfen könntet.


    Die Ritter stammen, bis auf einen, aus dem Kiefernwald. Auf saurem Sand waren sie aber alle zu Hause. Bei dem einem sieht man das ganz deutlich:


    Nummer 1


    Angaben zum Geruch kann ich leider nicht mehr machen. Ich finde, dies wäre hier auch nicht hilfreich. Wer will schon einschätzen , ob das leicht oder stark mehlig oder doch eher krautig war. Gekostet habe ich sie auch nicht, denn ich hatte Sorge, dass da einer von scharf gewesen sein könnte. ;)


    Nummer 2


    Im Übrigen sind das alles verschiedene Ritterlingsarten, auch wenn manche sich ähneln.


    Nummer 3


    Ich finde, Angaben zum Speisewert der hier gezeigten Ritter wären auch nicht sehr hilfreich sondern eher irreführend.


    Nummer 4


    Wobei wir auch schon beim Schlusslicht angekommen sind. Es war halt nur ein kurzer Kreuzzug.


    Nummer 5


    Ich hoffe, ihr nehmt mir das mit den fehlenden Namen nicht allzu übel. Vielleicht findet ihr beim Blättern in der Lektüre ein paar Namen und entdeckt so ganz nebenbei noch andere interessante Dinge.
    Ich für meinen Teil würde mich am liebsten in einen Flieger setzen und gen Süden düsen. Irgend ein Strand mit Palmen an einem schicken Korallenriff vielleicht....



    Bäh! So eines meinte ich damit aber nicht. ;o)
    Ich schaue später nochmal nach, ob mir nicht doch was einfällt.


    Gruß Ingo


    Stephan
    Falls du hier reinschaust. Das kommt dir bestimmt vor wie ein deja vu.

  • Hallo Ingo,


    schöne Ritterlinge zeigst Du uns! Ich kenne mich mit den Ritterlingen leider noch nicht aus. Aber ich denke, dass bei der Nr. 1 evtl. ein Grünling sein könnte. Allerding der Hut ist nicht so gut zu erkennen. Hast Du evtl. noch weitere Bilder davon?


    Ansonsten ich bin sehr gespannt auf die Auflösung und werde den Thread auf jeden Fall verfolgen.

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    An dem Riff hattest du schon mal geankert. Da hieß das Ramaria myceliosa.
    Bei den Ritterlingen 1 und 4 denke ich an den Verwirrenden Ritterling (Tricholoma equestre s.l.). Bzw. seinen Pappel - Freund und so weiter. Welcher ist nun welcher, und vor allem: Welche sind hier zu sehen?
    Keine Ahnung. ich rate mal, der erste riecht leicht mehlig und ist der gute, alte Kiefern - Grünling (Tricholoma equestre s.str.).
    2 will mir irgendwas sagen. Aber offenbar habe ich Probleme mit den Ohren. Vielleicht fällt mir später noch was ein dazu.
    3 ist Trich. imbricatum
    5 ähm... Trich.terr.? Bist du wirklich imstande uns so was Triviales vorzusetzen? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.



    LG, pablo.


  • An dem Riff hattest du schon mal geankert. Da hieß das Ramaria myceliosa.


    Hallo Pablo,


    Genau! Schön, dass du dir den gemerkt hast. Sie kommen natürlich nicht so vor, wie die zum "Verwechseln" aussehenden Hörnlinge, sondern hübsch in Gruppen am Wegesrand. Der Namen ist tatsächlich abgesichert. Ich hatte Josef Christan 2008 welche von denen geschickt.



    Tja! Was soll ich dir dazu sagen. Ich fürchte, zum Thema Tricholoma gibt es hier schrecklich viel Nachholebedarf. Wenn denn überhaupt Bedarf besteht.


    Nummer 1 ist natürlich T. equestre. Der Rest ist so furchtbar weit daneben, dass ich mich schon fast schäme, die hier eingestellt zu haben. Aber bei dem Tempo, mit dem du gerade die Fungi rockst, werde ich bestimmt nächtes Jahr bei dir um Rat anfragen. ;)


    Übrigens- Nummer 4 ist kein Grünling, sondern ein entfernter Verwandter.
    Nummer 3 ist, wie man erahnen kann, ein brauner Ritterling. Irgendwie konnte ich bei dem die Pappelblätter nicht fortschaffen.
    Und Nummer 5 - haben Erdritterlinge so spitze Hüte?
    Ach so - fehlt noch Nummer 2. Der ist doch der momentan essbarste von allen. Schau mal nach, ob die Stiele ud Lamellen gilben.


    Ich fahre morgen nochmal zum Campingplatz. Mal sehen, ob sich noch irgendwas tut. Sonntag Abend löse ich das Teil auf.


    Gruß Ingo
    [hr]


    Aber ich denke, dass bei der Nr. 1 evtl. ein Grünling sein könnte. Allerding der Hut ist nicht so gut zu erkennen. Hast Du evtl. noch weitere Bilder davon?


    Hallo Joli,


    da liegst du völlig richtig. Weitere Bilder davon braucht es also nicht.
    Es sei denn, du möchtest noch welche sehen. Sag einfach Bescheid!


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Moin, Ingo!


    Es wäre ja tatsächlich zu einfach gewesen. Aber immerhin einen aus fünf. Ist ja das erste Jahr, daß ich überhaupt ein paar Ritterlinge zu bestimmen können glaube.


    Also zur 3:
    Wenn da keine Kiefern sind, sondern nur Pappeln, dann vielleicht ja doch Tricholoma populinum. Die Braunhütigen sind irgendwie komisch, finde ich. Kann ja auch noch was ganz anderes sein. Vor ein paar Wochen fand ich dann auch eine Stelle, wo Tr. populinum und Tr. imbricatum durcheinander wachsen. Sehr verwirrend das.


    Bei der 4 könnte ich mir noch Tricholoma flavovirens vorstellen, der weißlichen Lamellen wegen. Aber da habe ich keine Ahnung, da habe ich mich noch nicht mit auseinandergesetzt, wie das mit der Artabgrenzung funktioniert. Ich bin mal gespannt, was da nun rauskommt.


    Die Nummer 5...
    Tja. Warum sollte Trich.terr. nicht mal gebuckelt sein?

    Ein Ritterling mit graulich - faserschuppigem Hut im Kiefernwald mit geruch- und geschmacklosem Fleisch?
    Aber mir schwant Schlimmes: Tricholoma terreum ist ja auch wieder ein Aggregat. Da geistern ja noch solche Arten wie Tricholoma gausapatum, Tricholoma myomyces und Tricholoma triste herum. Vielleicht auch noch Tricholoma josserandii? Der hätte aber einen leicht mehligen Geruch und leicht schärflichen Geschmack? Und wäre zumindest mal sehr selten? Kann es der sein?


    Bleibt noch die Nummer 2.
    Komisches Ding, ganz ehrlich: Ich habe bislang noch keinen einzigen Ritterling augegessen. Trich.terr. wollte ich eigentlich schon länger mal probieren, aber geschmacklich sollte es ja keine Offenbarung sein. Meist hatte ich einfach schon zu viele Edelreizker im Korb und hab's dann gelassen.
    Einen Versuch wert wäre der hier gewesen:

    Aber die Fruchtkörper waren doch etwas überständig.
    Könnte es der denn sein?
    Aber der gilbt doch nicht?
    Also doch eher der unschuppige Gilbende Erdritterling (Tricholoma argyraceum)? Kommt mir aber auch irgendwie komisch vor.


    Egal was rauskommt, ich bin schon mal gespannt. Hoffentlich kann ich mir die Auflösung und die Herleitung auch merken bis zum nächsten Herbst.


    PS.:
    Was dich vielleicht auch noch interessieren könnte, Ingo:
    >In diesem Beitrag< hat Anna übrigens noch einen interessanten Ritterling gezeigt, über den wir an anderer Stelle auch schon mal diskutiert hatten. Das wäre wohl was für dich. Übrigens ist der ganze Bericht sehr empfehlenswert. Toll geschrieben und sehr schöne Bilder. Wenn auch "nur" mit einem Ritterling. :evil:



    LG, pablo.


  • Hallo Ingo,


    Grünlinge kenne ich. Aber vielleicht wäre für die Mitlesesnden interessant zu sehen? Aber ein paar Detailfotos zu den anderen Ritterlingen wäre schon toll. Stell doch ein, wenn Du mehr Bilder hast.

    LG
    Joli

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  • Hallo Ingo!


    Leider habe ich zu wenig Ahnung von Tricholoma...
    Trotzdem wollte ich mich für dieses schöne Rätsel bedanken, weil ich irgendwie einen Faible für diese Gattung habe.
    Ich liebäugel auch gerade sehr mit der Anschaffung des Ritterling-Bandes der FNE, hab mich aber esrtmal dagegen entschieden, weil mir hier in S.H. bislang eigentlich fast keine untergekommen sind. Ausser ein paar Erdritterlingen, T. ustale und T. saponaceum hab ich noch nichts gefunden hier.
    Schau ich an den falschen Stellen oder ist Schleswig Holstein ritterlingstechnisch tatsächlich nicht so üppig bestückt?


    Egal...freue mich auf jeden Fall über deine tollen Bilder und bin gespannt auf die Auflösung!

    LG Inken


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  • Schau ich an den falschen Stellen oder ist Schleswig Holstein ritterlingstechnisch tatsächlich nicht so üppig bestückt?


    Hallo Inken!


    Die spannende Frage dabei ist, ob es in deiner Nähe größere Kiefernansammlungen gibt. Sandboden solltet ihr ja auch haben. Ich war vor einigen Jahren regelmäßig auf Fehmarn zum Angeln unterwegs. In der Nähe von Marienleuchte gibt es einige Kiefern. Allerdings - entweder bin ich Angeln oder ich schaue nach Pilzen. ;o))


    Ansonsten wäre für dich viellecht auch ein Abstecher nach Nordwestmecklenburg machbar. Aus der Schweriner Gegend wurden etliche Funde berichtet. Vielleicht hat ja Andreas einige Tipps für dich.


    Im Übrigen kann ich die Nordischen Ritterlinge uneingeschränkt für Jedermann empfehlen. Im Vergleich zu anderer Fachliteratur ist das Preis-Leistungsverhältnis bei diesem Buch in Ordnung.


    Gruß Ingo
    [hr]


    Aber ein paar Detailfotos zu den anderen Ritterlingen wäre schon toll. Stell doch ein, wenn Du mehr Bilder hast.


    Hallo Joli,


    du hast natürlich recht. Allerdings ist das Ganze wie so oft mit Zeit und Mühe verbunden. Vor 20:00 Uhr bin ich selten daheim - daher auch die oft späten Postingzeiten.
    Außerdem war es in diesem Jahr auch nicht so toll mit den Pilzen.
    Also muss ich im Archiv herumsuchen. Aber, der Winter steht vor der Tür und ich denke, ich könnte noch den einen oder anderen Fund für's Forum aufbereiten.


    Gruß Ingo
    [hr]


    Anna übrigens noch einen interessanten Ritterling gezeigt, über den wir an anderer Stelle auch schon mal diskutiert hatten. Das wäre wohl was für dich. Übrigens ist der ganze Bericht sehr empfehlenswert. Toll geschrieben und sehr schöne Bilder. Wenn auch "nur" mit einem Ritterling. :evil:


    Hallo Pablo,


    vielen Dank für den Link zu diesem tollen Beitrag von Anna. Ihr habt es echt drauf hier. Der Beitrag ist mir völlig durch die Lappen gegangen. Leider schaffe ich es nicht, alle Beiträge zu lesen. Aber dafür bist ja du zuständig. ;o)
    Um so mehr schmerzt es, dass der Colossus Ende September so untergagangen ist. Solche Funde gehören wenigstens an den nächstgelegenen Pilzverein gemeldet. Die Art ist in ganz Deutschland in den Roten Listen drin. Noch seltener sind eigentlich nur noch die Halsbandritterlinge.


    Zu den gezeigten Arten:


    Bei Nummer 2 hattest du den richtigen Verdacht. Der Schwarzfaserige Ritterling ist bei einigen Pilzfreunden ein beliebter Speisepilz. Persönlich finde ich, dass man ihn in Mischmahlzeiten tun kann, ohne dass er diese
    groß beeinflusst.


    Bei Nummer drei hatte ich ja den berühmten Zaunpfahl dazugepackt.
    T. populinum und T. imbricatum wachsen übrigens nur dann beieinander, wenn in der Nähe von Kiefern auch Pappeln wachsen. Ich könnte beinahe wetten, dass es in deinem Fall Espen waren. Da Echte Pappelritterlinge eigentlich nur bei echten Pappeln wachsen, gäbe es hier ein Problem, an dem ich seit mittlerweile sieben Jahren dran bin, ohne weiter zu kommen.
    Jedenfalls hatte ich in den Doppelpilzen schon ganze Aufsätze dazu geschrieben. ...Und irgendwie fange ich gerade wieder damit an. ;)


    Nummer vier und fünf lasse ich noch mal stehen. T. flavivorens ist ein Synonym für T. equestre und nicht mehr gültig. Die gezeigte Art ist, wie bereits geschrieben, ein entfernter Verwandter vom Grünling.


    Und Nummer fünf ist scharf! Unerheblich, ob erst bitter und dann scharf oder umgekehrt. Das ist nicht wirklich relevant. Der Standort zählt.


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ui, dann geht's also auch bei den Pappelritterlingen ans Eingemachte?
    Spannend. Ja, ich denke, es wird eher Espe (Zitterpappel) gewesen sein. Davon stehen gerne ein paar hier und da in den Kiefernwäldern. gerne auch mit einigen Pappel - Gürtelfüßen dabei, damit's nicht einseitig wird. Und ein paar Meter weiter unter einer besonders schönen Kiefer auch Aprikosenfarbene Röhrlinge. Leider hat die schöne Kiefer aber Krause Glucke.
    Aber ich schweife ab...


    Also die letzten beiden sind noch offen.
    Und wenn niemand anderes was schreiben will (warum eigentlich nicht?), dann wage ich gerne noch einen Versuch. Also er Zaunpfahl mit der Schärfe ist ja nun beinahe ein Knüppel. Eine recht scharfe Art hatte ich auch schon in der Hand bzw. im Mund. Das war aber in einem Buchenwald. Nadelwald / Kiefer würde dann für den Brennenden (Tr. virgatum) passen?


    Eine Eingebung habe ich noch zu dem entfernten Grünlings - Verwandten:
    Scheckigbunt?
    Das wäre dann ja auch was schön Seltenes. :)



    LG, pablo.


  • Schärfe ist ja nun beinahe ein Knüppel. Eine recht scharfe Art hatte ich auch schon in der Hand bzw. im Mund. Das war aber in einem Buchenwald. Nadelwald / Kiefer würde dann für den Brennenden (Tr. virgatum) passen?


    Hallo Pablo,


    schön, dass man auch auf die richtige Antwort kommen kann, ohne die Art je gesehen zu haben. ;) T. sciodes aus dem Buchenwald hatte ich erst einmal. Die scharfen "Zipfelmützen" im Kiefernwald finde ich jedes Jahr. Allerdings immer nur an zwei Stellen.


    Zurück zum Beitrag. Joli wollte etwas mehr über Grünlinge wissen, wenn ich recht verstanden habe.
    Die Teile sind wahrlich kein Hexenwerk. Die können zwar ziemlich variabel ausschauen, aber falls man sie im sandigen Kiefernwald findet, sollte es sich ausnahmslos um Tricholoma equestre handeln. Maronenröhrlingen wird, je nach Standort, auch eine große Variabilität zugestanden. Pics:








    Der andere abgesicherte Grünling ist der bei Espen vorkommende Tricholoma frondosae. Die Art ist mittlerweile durch molekulare Untersuchungen abgesichert. Vormals nannte sie sich T. equestre var. populinum. Allein makroskopisch sind da schon Unterschiede erkennbar. Dieser Grünling kommt fast immer recht zerbrechlich daher, mit deutlichen Hutschüppchen, die bis über die Hutmitte reichen. Außerdem ist die Hutfarbe immer dunkler als bei der Typusart.




    Völlig verrückt wird es beim nächsten Vertreter. Das ist nämlich kein Grünling, obwohl er erstmal so ausschaut:



    Wenn Grünlinge mehr oder weniger Schüppchen auf dem Hut aufweisen können, so hat diese Art die Schuppen am Stiel. Bei diesem Foto hatte mich 2007 E. Ludwig darauf gebracht, etwas mehr auf so etwas zu achten. Und siehe da -selten, aber doch regelmäßig entpuppten sich diverse Grünlinge als Tricholoma joachimii.





    Womit wir nun endlich den letzten Namen aufgedeckt haben.
    Ursprünglich wurde die Art durch die Namensgeber (Bon/Riva) in das Umfeld von T. fucatum bzw. sogar T. sejunctum gerückt. Molekulare Untersuchungen ergaben zuletzt, dass sie sich doch recht nahe bei den Grünlingen befindet. Allerdings - sowohl vom Geruch als auch vom Geschmack her erinnert kaum etwas an die grünen Teile. Eigentlich riechen T. joachimii nur wenig. Wenn, dann leicht mehlartig, aber eher irgendwie nach Küchenkräutern oder Gräsern. Wenn man die probiert, stellt sich nach einiger Zeit ein leicht widerlicher, adstringierender Geschmack ein, der die Gedankenblase mit der Bratpfanne unvermittelt zerplatzen lässt.


    Daher möchte ich notorischen Grünlingssammlern, vor allem aus unserer Region Berlin/Brandenburg mit auf den Weg geben, auf diese Art besonders zu achten. Ich kann mir nicht vorstellen dass Jemand, der nicht darauf geschult ist, auf die Schnelle den dickstieligen Joachim von echten Grünlingen trennen kann. Wobei ich hier keineswegs Werbung für den Konsum von Grünlingen machen möchte. Es ist nunmal Tatsache, dass die Art in Brandenburg nach wie vor gesammelt und auch verzehrt wird. Irgendwie empfand ich den Nachgeschmack der roh probierten Pilze als extrem problematisch.


    Weitaus problematischer empfand ich allerdings die Nachwirkungen von Kostproben der scharfen, grauen Ritterlinge. Mehr dazu demnächst, wenn ihr denn mögt.


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Morgen, Ingo!


    Famos! :thumbup:


    Das ist mal wirklich schon vorgestellt und so ein gut aufgebauter Rätselspaß bringt trägt doch viel zum Verständnis bei. Mir zumindest geht es so, durch mitdenken, fragen, forschen bleibt einfach mehr hängen, als nur durch lesen und Bilder angucken.
    Der Nebel um die "Grünlinge" lichtet sich. Danke für die gelungene Gegenüberstellung.
    Meinen Fund aus diesem Jahr (unter Kiefern und Pappeln) werde ich trotzdem mal unter T. equestre s.l. stehen lassen. Was hätte ich die jetzt gerne noch mal in der Hand, mit den Infos dazu...
    Also im nächsten Jahr.


    Übrigens: Es gibt hier auch ein im Wachstum begriffenes Portraitprojekt im Forum (siehe Links in Signatur). Ritterlinge sind da noch stark unterrepräsentiert. Ein paar Arten werde ich wohl in diesem Winter noch vorstellen, wohl auch den T. sciodes. Das Schöne dabei: Der offene Modus läd zu Kritik, Diskussion und weiteren Bildern ein. ;)
    Gespannt bin ich da natürlich, was es mit den Nebenwirklungen der Kauproben auf sich hat.


    Auf Tricholome joachimii (Joachims Ritterling ?) wäre ich übrigens nie gekommen, von der Art hatte ich noch nie gehört oder gelesen. Jedenfalls kann ich mich daran nicht erinnern. Fein, also nochwas gelernt. :thumbup:


    So kann's gerne weitergehen.
    Vielleicht steigen ja auch noch ein paar andere Leute da mit ein. Ritterlinge sind - nach meiner Ansicht - eine tolle Gattung. Nur von der Optik her kaum auseinanderzuhalten, aber wenn man da einige weitere Merkmale erhebt (Standort, Hut- und Stielbeschaffenheit, Geruch, Geschmack), dann kommt man ja meist schon makroskopisch zu einem guten Ergebnis.
    Ist ein wenig wie bei den Filzröhrlingen. Man muss sich drauf einlassen und sich ein Gesamtbild einer Art erarbeiten, dann ist es machbar.



    LG, Pablo.

  • Hallo Ingo!


    Danke für deine Antwort und den tollen Foto-Nachschlag!

    LG Inken


    _____________
    Essensfreigabe nur beim PSV vor Ort!


    Pilzchips: 92 (100 + 20 APR 2013 + 5 APR 2014 - 15 Kollekte APR2015 + 17 APR 2015 -10 Kollekte APR2016-10 Einsatz Podiumswette- 15 APR2020 +9 APR2020 )=101 -APRStartgeb.2021= 86


  • Gespannt bin ich da natürlich, was es mit den Nebenwirklungen der Kauproben auf sich hat.


    Hallo Pilzfreunde,


    dann wollen wir mal weiter machen mit dem Mittelalter - Bilderbuch. Nachdem wir gestern die grünen Teile durchgemischt hatten, sind nun die grauen dran. Eigentlich auch nicht so schwer, verglichen mit den braunen!


    Hier gibt es momentan den eigentlich einzigen Ritterling, der noch als guter Speisepilz durchgeht, und seinen Doppelgänger - natürlich im Kiefernwald. Nummer zwei und Nummer fünf aus dem Startthread also.


    Von oben betrachtet, sehen sich beide Arten verdammt ähnlich. Es gibt da schwarz eingewachsene Fasern auf grauem Grund. Nun, die eine Art neigt dazu, eher spitze Hutformen auszubilden. Fast schon Risspilz-ähnlich. Das allein ist aber kein Unterscheidungskriterium. Wenn man voll aufgeschirmte Einzelexemplare auffindet, hilft nur ein Blick auf die Unterseite. Da sind dann deutliche Unterschiede erkennbar. Beim Speisepilz kommen erkennbare Gelbverfärbungen an der Stieloberfläche und an den Lamellen zum Vorschein. Der Andere weist hier eher Grautöne auf. Film ab:





    Schwarzfaseriger Ritterling (Tricholoma portentosum)


    und




    Brennender Ritterling (Tricholoma virgatum)
    Gerne beieinander im selben Terrain und zur gleichen Zeit auftauchend.


    Nun zum Geschmackstest. In der Fachliteratur gibt es da differente Angaben zur Unterscheidung von T. virgatum und T. sciodes. Erst bitter, dann scharf oder sofort scharf ohne bitter. Vergesst das bitte und kaut da ausnahmsweise nicht ohne Not drauf rum. Meine Geschmackstests bei Beiden habe ich allesamt in schlechter Erinnerung. Nach einem anfänglichen, merkwürdig zusammenziehenden Aroma stellt sich eine mittelprächtige Schärfe ein, die wesentlich schwächer ausgeprägt ist als das Erlebnis mit manchen Täublingen. Spätestens 15 Minuten nach der Täublingsprobe ist alles bei denen wieder beim Alten. Nach T- virgatum (und auch sciodes!) hatte ich mehrere Tage lang ein taubes Gefühl auf der Zunge, welches soger den Geschmackssinn beeinträchtigte - fast wie nach Zahnbetäubungen. Das ist nirgendwo beschrieben, aber mal erwähnenswert, weil völlig daneben! Aber - wer's mag, sollte es mal testen.


    Die Unterscheidung läuft übrigens so ganz gut: in sandigen, sauren Kiefernwäldern, mit dem Aussehen wie gezeigt, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um T. virgatum. Ähnlich aussehende scharfe Arten im Laubwald sind T. sciodes und ganz ausnahmsweise auch mal T. bresadolanum.


    Noch ein Wort zur Klassifizierung: die scharfen gehörten noch bis vor kurzem in die Sektion Atrosquamosa und damit ins erweiterte Reich der Erdritterlinge. Nach aktuellen Untersuchungen passen sie besser in die Sektion Tricholoma und dort in die Nähe von T. portentosum. Na schau mal her!


    Man kann beide Sektionen auch makroskopisch ganz schnell trennen. Es ist ungefähr wie der Unterschied zwischen Wild-/Rauhleder und glatt gegerbtem, gefetteten Leder. Die Erdritterlinge sind alle mehr oder weniger aufgerauht, während die Vertreter der Sektion Tricholoma eine fettig-glatte Hotoberfläche aufweisen. Auch Tricholoma virgatum!


    So - nachdem wir diesen Teil durchgearbeitet haben, bleiben noch die braunen Ritterlinge übrig. Hat vielleicht Jemand von euch in letzter Zeit interessante Funde auf diesem Gebiet gemacht? Ich meine, es reicht auch erstmal die Subsektion pessundata. ;o))


    Gruß in die Runde - Ingo

  • Hallo Ingo,


    ich bin platt! 8|
    So viel wertvolle Informationen auf einmal über diese schwierige Gattung. Es ist einfach toll! :thumbup::thumbup::thumbup:



    Im Übrigen kann ich die Nordischen Ritterlinge uneingeschränkt für Jedermann empfehlen. Im Vergleich zu anderer Fachliteratur ist das Preis-Leistungsverhältnis bei diesem Buch in Ordnung.


    Ingo, ich habe nicht ganz verstanden (oder was überlesen?) - so heißt ein Pilzbuch? Unter "Nordischen Ritterlinge" habe bei Amazon leider nichts gefunden. Würdest Du bitte die genauere Bezeichnung und Verfasser des Buches angeben?



    Vielen Dank für die Mühe, die Du machst! Ich hoffe, dass dieses von den anderen Forumsmitgliedern gewürdigt und honoriert wird. :)



    Joli wollte etwas mehr über Grünlinge wissen, wenn ich recht verstanden habe.
    Die Teile sind wahrlich kein Hexenwerk. Die können zwar ziemlich variabel ausschauen, aber falls man sie im sandigen Kiefernwald findet, sollte es sich ausnahmslos um Tricholoma equestre handeln. Maronenröhrlingen wird, je nach Standort, auch eine große Variabilität zugestanden.


    Du hast mich nicht ganz verstanden, aber macht nichts! ;) Grünlinge kenne ich bereits seit meiner Kindheit aus Litauen. Dort gibt es viele sandige Kieferwälder, wo sie sehr gerne wachsen. Die Grünlinge hat sowohl meine Oma, als auch meine Mutter und auch andere Menschen schon immer für den Verzehr gesammelt (und z.T. sammeln nach wie vor, wie wohl auch in Norddeutschland der Fall ist).


    Aber, ich bin wirklich glücklich, dass ich danach gefragt habe! Mir geht es genau so wie Pablo... Ich habe zwar nicht gedacht, dass der Pilz Nr. 4 ein Grünling ist, aber der Tricholome joachimii als Verwechslungspartner von Grünling kannte ich bis jetzt definitiv nicht! Jetzt weiss ich's, wie ich den erkenne. :)



    Nachdem wir gestern die grünen Teile durchgemischt hatten, sind nun die grauen dran. Eigentlich auch nicht so schwer, verglichen mit den braunen!
    ...
    Die Erdritterlinge sind alle mehr oder weniger aufgerauht, während die Vertreter der Sektion Tricholoma eine fettig-glatte Hotoberfläche aufweisen.


    Sehr interessanter Beitrag auch zu den grauen Ritterlingen! :thumbup:
    Und ein wirklich guter Tipp, wie man Schwarzfaserigen Ritterling (Tricholoma portentosum) vom Brennendem Ritterling (Tricholoma virgatum) unterscheiden kann!


    Und das mit dem Geschmackserlebnis finde ich total interessant! Ich denke, ich werde nie wagen die grauen, glatt-/fettlederartigen Ritterlinge zu probieren. ;)



    So - nachdem wir diesen Teil durchgearbeitet haben, bleiben noch die braunen Ritterlinge übrig. Hat vielleicht Jemand von euch in letzter Zeit interessante Funde auf diesem Gebiet gemacht?


    Ich habe vor ca. 1 Monat bräunliche Ritterlingen gefunden. Siehe diesen Bericht (und dort die Nr. 3). Oder waren sie grau? :/ ... Für mich jedenfalls erschienen sie irgendwie gräulich-braun oder bräunlich-grau.
    Lt. Pablo und Anna, es waren dort vermutlich Gilbende Erdritterlinge (Tricholoma argyraceum / scalpturatum). Ich bin gespannt, was Du dazu sagst. Ich habe bei meiner Wanderung leider nur keine Proben mitgenommen gehabt und konnte daher keine nähere Angaben zum Geschmack, evtl. Verfärbung u.ä. machen. Umso mehr aber werde ich bei Deinem nächsten Beitrag aufpassen! ;)

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -

    Einmal editiert, zuletzt von Joli ()


  • Unter "Nordischen Ritterlinge" habe bei Amazon leider nichts gefunden. Würdest Du bitte die genauere Bezeichnung und Verfasser des Buches angeben?


    Moin Jolie,


    ehe ich es vergesse: hier der Link dazu. Zum Rest später mehr. ;)


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Hui, was für ein schönes Faceoff zwischen dem Schwarzfaserigen und dem Brennenden Ritterling. :thumbup:
    Zum Schwarzfaserigen hätte ich aber noch eine Frage:
    Du schreibst da von gelblichen Farbtönen. Kann ich mir das so vorstellen wie beim Seifenritterling bzw. seinen Varietäten? Die finde ich auch gerne mit Gelbtönen, insbesondere in den Lamellen. Vom Schwarzfaserigen hatte ich bislang zwei Funde, beide am selben Tag und beide unter fichte übrigens. Obwohl... bei einem könnte auch eine Kiefer in der Nähe gewesen sein.
    Was mich aber wunderte: Die zeigten (siehe Bild weiter oben) am Hut teils auch blaugrünliche Verfärbungen und etwas rötliches in der Stielbasis.
    Kann T. portentosum das, oder muss ich da einen besseren Namen finden?


    Dann schulde ich noch ein Bild von meinem Fund von Tricholoma sciodes (Schärflicher Ritterling):

    Gefunden im Buchenwald mit leicht mehligem Geruch, Geschmack anfangs mild und erst nach zwei MInuten oder so ganz gruselig scharf. Die Schärfe hielt auch an, länger als bei Speitäublingen oder scharfen Milchlingen, aber nach einer Stunde war's komplett vorbei. An eine taube Zunge kann ich mich da nicht erinnern...
    Allerdings habe ich auch einen Gaumen, der allerlei Brutalitäten gewöhnt ist. :evil:


    Jedenfalls: Braune Ritterlinge.
    Also so viele Funde habe ich freilich nicht, ist ja mein erstes Ritterlingsjahr (erwähnte ich das bereits?).
    Die Bilder von Tricholoma cf fulvum (Gelbblättriger Ritterling) sind abgrundtief schlecht geworden. Die würde ich euch gerne ersparen. Da findet sich sicher jemand anderes. Ansonsten gab's noch ein paar eher triviale Sachen.
    Tricholoma ustale (Brandiger Ritterling):

    Auch kein tolles Bild. Sorry. Aber der ist hier so häufig, da habe ich Bilder machen vergessen.


    Hatten wir ja oben schon; Tricholoma populinum (Pappelritterling):


    Und hatte ich oben verwechselt; Tricholoma imbricatum (Feinschuppiger Ritterling):

    Oder? :/
    Das ist der, der zwischen Kiefern und Pappeln steht...


    Der hier gehört wahrscheinlich ja nicht dazu, Tricholoma bufonium (Violettbrauner Schwefelritterling):

    Aber wohin gehört der dann? Der und sein gelber Stinkefreund?


    Da fehlt uns bestimmt noch eine Gruppe.
    Oder mehr als eine?
    Die Weißen gibt's ja auch noch.
    Zum Beispiel Tricholoma columbetta (Seidenritterling):

    Wenn ich ganz lieb bitte sage, Ingo? :)



    LG, Pablo.


  • Also, das grenzte schon an Brainstorming eben, oder? Weiter geholfen wird es kaum Jemandem haben, der hier mal zufällig rein schaute. Besser ist es, sich die Ritter einzeln vorzuknöpfen. Oder bist du anderer Ansicht?


    Gruß Ingo [hr]


    Lt. Pablo und Anna, es waren dort vermutlich Gilbende Erdritterlinge (Tricholoma argyraceum / scalpturatum). Ich bin gespannt, was Du dazu sagst. Ich habe bei meiner Wanderung leider nur keine Proben mitgenommen gehabt und konnte daher keine nähere Angaben zum Geschmack, evtl. Verfärbung u.ä. machen. Umso mehr aber werde ich bei Deinem nächsten Beitrag aufpassen! ;)


    Hallo Joli,


    schade, dass du keine weiteren Angaben gesammelt hattest. Damit bleibt es bei der Tendenz T. scalpturatum. Allein wegen der Pseudoringzone, zusammen mit dem Erscheinungsbild. Bei solchen Funden solltest du nächstes mal einen Pilz durchschneiden.


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Bei dem "bunten" Fund von T. portentosum meinte ich dieses Bild:

    Ist aber auch kein Drama, wenn sich das nicht klar zuordnen lässt


    Ähm...
    Ja. Alles auf ein mal wird schwierig. Also verkneife ich mir alle weiteren Fragen, die mir zu deinen Antworten auf meine Fragen einfallen.
    Zurück zu den Braunen.


    Nur eine kleine Ergämzung zu Tr. imbricatum: Nein, selten ist der hier nicht. Jedenfalls nicht in den entsprechenden Habitaten. Aber ich kenne ihn eben erst seit diesem Herbst. Die oben gezeigte Kollektion fand ich irgendwie am interessantesten. Die häufigsten sind hier allerdings der Gilbende (Tr. scalpturatum) und der T. terreum, der nach nichts riecht und schmeckt, weißliche bis blassgraue Lamellen hat, glatte, weiße Stiele und einen schuppigen Hut.


    Auch T. populinum kenne ich erst seit diesem Herbst und konte ihn immerhin dreimal finden. Recht variabel, klar, aber meist ja auch durch den Standort ganz gut zu erkennen.


    Daß es in der Sektion aber noch einige ungeklärte Fragen und rätselhafte Erscheinungen gibt, habe ich auch von Stephan (W.) schon gehört.



    LG, pablo.


  • Bei dem "bunten" Fund von T. portentosum meinte ich dieses Bild:

    Ist aber auch kein Drama, wenn sich das nicht klar zuordnen lässt


    Hi Pablo,


    stimmt! Das Bild ist mir irgendwie durchgerutscht! ;) Manchmal kann man schon die Übersicht verlieren. Ist aber nicht weiter wild. Die gezeigten Exemplare sind schon T. portentosum. Alternativen dazu, selbst per Bild auf die Ferne, gibt es dazu nicht. Sie sind auch nicht überständig, sondern weisen nur Witterungsschäden auf. Witterungsbedingte Verfärbungen sind ja bei fast allen Arten an der Tagesordnung. Auch bei den sonst so robusten Ritterlingen. Am schlimmsten wirken sich Dauerregen und Frost aus.


    Und....du darfst schon den Faden weiter spinnen, wenn du magst. Nur meinte ich, dass es manchmal ratsam wäre, etwas Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Man merkt das auch ganz gut an den Reaktionen anderer, interessierter Pilzfreunde. An irgendeinem Punkt entwickelt sich solch ein Thema nur noch zu einem Dialog.


    Außerdem möchte ich dich gerne vor Nebenwirkungen warnen, die dir momentan vielleicht nicht so bewusst sind. Ich mache ja seit gut acht Jahren im Parallelforum mit und beobachte seitdem auch die Resonanz auf meine Beiträge und damit verbunden, das allgemeine Postverhalten.


    Es gab hier und da schon immer mal wieder junge, enthusiastische Teilnehmer, die in solchen Foren eine Bestätigung suchten und auch fanden. Irgendwann hat so etwas einen Suchtfaktor. Man muss echt aufpassen, wo die Grenzen sind. Irgendwie erinnerst du mich eben an einen guten Freund aus Thüringen, der vor gut fünf Jahren die Doppelpilze gerockt hatte. Mittlerweile findet er die Foren doof und postet nur noch ganz selten Beiträge, die hier im Forum ganz schnell unter Troll-Verdacht geraten würden. Der liebe Kollege aus dem Harz scheint eben an den selben Motivationsproblemen zu leiden. Andere haben eben nur das Forum gewechselt und sind unter dem Strich nicht besser dran. Ob es in meinem Fall anders ist, vermag ich momentan auch nicht einzuschätzen.


    Also - ein weinig OT, verpackt in einem Ritterlingsbeitrag, den kam wer liest. Wer Mut hat, bringt so etwas in einem extra Thread zur Sprache.


    Allerdings möchte ich gerne das begonnene Thema hiermit abschließen mit Bildern von Ritterling Numero drei.






    Sind die Pappelritterlinge nicht hübsch? Immer bei Schwarz- oder Kulturpappeln. Geruch - streng mehlig, Geschmack - immer mehr oder weniger bitter und damit kulinaruisch ungenießbar!
    Ähnliche Rittter bei Espen oder weidenartigen Gewächsen werden immer wieder dieser Art zugeordnet. Meist sind diese aber mild und ich denke, mit einer Bestimmung als T. populinum macht man es sich zu einfach.
    Aber hier haben wir es eben gerade mit meinen Suchtpilzen zu tun. Vielleicht bekomme ich da noch etwas mit eurer Hilfe raus. Einfach im nächsten Jehr mal auf solche "Unpilze" achten und diese beschreiben sollte schon weiter helfen.


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Jetzt machst du aber ein Fass ohne Boden auf! :D
    Pilzsucht, Forensucht, Postverhalten...
    ...die komischen Verrücktheiten und sonderbaren Verhaltensweisen der Pilzler.
    Das ist echt ein weites Feld und würde dieses Thema sprengen.


    Bei mir ist es so, daß ich derzeit kein Spezialgebiet habe. Da ist so ziemlich alles interessant, was mir irgendwie über den Weg läuft. Manches bearbeite ich etwas intensiver, wenn es eine gute Gattung für Makroskopiker ist. Ritterlinge gehören dazu. Um andere Sachen (Rißpilze, weißliche Schichten und Beläge auf abgestorbenen Ästen, schwarze Punkte auf Grashalmen, die meisten Cortinarien & die Gattung "Hemimycena") versuche ich einen Bogen zu machen. Die nächsten 100 bis 200 Jahre sollte das nicht langweilig werden.
    Aber wer weiß, was kommt?


    Hübsche Pappelritterlinge hast du da jedenfalls in Szene gesetzt. Insbesondere die langstieligen Exemplare auf dem letzten Bild hätten mir Kopfzerbrechen bereitet. Leider ist jetzt Winter. Aber im nächsten Jahr muss ich mir die mal genauer anschauen, also insbesondere die Begleitbäume noch genauer bestimmen.
    Probiert habe ich den nur ein Mal (ja, bitterlich), Mehlgeruch habe ich immer festgestellt. Sehr intensiv. Ich denke mal, das sollten schon die "echten" gewesen sein, auch wenn ich der genauen "Pappelart" zu wenig Beachtung geschenkt habe.


    Für die anderen Sektionen und Arten findet sich sicherlich eine andere Gelegenheit, die mal genauer unter die Lupe zu nehmen.
    Übrigens denke ich, daß hier wesentlich mehr Leute mitgelesen haben, als es scheint. Natürlich ist es schwer, da mitzukommen, wenn man nicht wenigstens einen rudimentären Einblick in die Gattung hat. Was so ein bisschen schade ist, ist daß solche Themen recht schnell nach unten rutschen und spätestens im Frühjahr unter einem riesigen Morchelberg begraben werden.
    Egal, ich werde mir den Link mal speichern.
    Wenn ich mich (wohl nicht mehr in diesem Jahr) daran wage, einige Ritterlinge für die Portraitsektion vorzustellen, werde ich mich eventuell wegen einiger Bilder nochmal an dich wenden.


    Bis dahin:
    Das hat Spaß gemacht, hier. :thumbup:
    Danke, und gerne mehr dazu in welcher Form und wann auch immer.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ach, von Spezialgebiet kann man da eigentlich nicht reden. Dafür kenne ich mich noch zu wenig aus und habe noch nciht genug gefunden und bestimmt.
    Das würde ich nun am liebsten an Jürgen weiterreichen, der hätte wahrscheinlich eine gute Idee, würde aber auch darauf hinweisen, daß da noch ein Schnittbild und ein paar Detailinfos zu Verfärbungen, Standort, Porenschicht und Basismycelfilz interessant wären.


    Ein Schuss ins Blaue (sollte zumindest im Schnitt und beim Rumdrücken am Stiel zu sehen sein) sei mir aber gegönnt: Eichen - Filzröhrling / Xerocomus engelii vielleicht?



    LG, Pablo.


  • Ein Schuss ins Blaue (sollte zumindest im Schnitt und beim Rumdrücken am Stiel zu sehen sein) sei mir aber gegönnt: Eichen - Filzröhrling / Xerocomus engelii vielleicht?


    Moin Pablo,


    Vorkommen bei Pappeln auf Sand. Im Schnitt gibt es natürlich blau, aber zusätzlich auch noch pink. Na wer hätte das gedacht! ;-)) Den Kollegen (Jürgen) Schreiner brauchst du eventuell gar nicht. Der hat, falls ich mich nicht irre, zu dieser Art eh seine eigene Meinung.


    Weil heute aber der erste Advent ist, gibt's eine Portion Extra-Wissen gratis. Thomas Rödig, hier aus unserem beschaulichen Städtchen, hat da ganze Arbeit abgeliefert, wie ich finde. Schau einfach mal hier nach.
    Im Tintling Nummer 80, ab Seite 37, gibt es noch ein par Ergänzungen zu dieser Arbeit. Zum Beispiel den dezenten Hinweis, dass die Art molekularbiologisch (was für ein tolles Wort!) abgesichert ist.


    Ich hoffe, Anna's tolles Adventsrätsel lässt dir noch etwas Energie für ein wenig mykologische Forschungsarbeit. ;o)


    Gruß Ingo

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Pink bei Pappel?
    Ok, klarer Fall (?), auch wenn ich die Art selbst noch nicht gefunden habe. Gibt's dafür eigentlich einen verlässlichen deutschen Namen?
    Daß X. engelii / communis auf Eichen festgelegt ist, glaube ich übrigens gar nicht.
    Die Arbeit von Thomas Rödig kenne ich natürlich und der glaube ich auch. Jürgen und Thomas müssen aber nicht immer einer Meinung sein. Wäre ja langweilig.
    Wirklich was ins Rollen kommt nur durch kontroverse Diskussion.
    Im Zweifel muss >Boris Assyov entscheiden<. :)


    So ein bisschen rumrätseln schadet allerdings nie und auch deine Teilnahme wäre sicher willkommen. Da braucht sich auch niemand mit einer Nylonstrumpfhose aufzuhängen, und ein wenig Zeit für weitere Rätseleien bleibt immer. ;)



    LG, pablo.


  • Hallo Ingo,


    die Ritterlinge waren ganz in der Nähe vom Parkplatz. Ich habe sie einfach stehen gelassen und dachte, ich sammele sie mal ein, wenn ich nach der Wanderung zurück bin. Danach habe ich leider vergessen, dass ich sie
    einsammeln wollte. :shy:
    Beim nächsten Mal werde ich auf jeden Fall die Pilze durchschneiden!


    Das Jahr 2013 war mein erstes Pilzjahr und ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall auch die Ritterlinge genauer unter der Lupe nehmen, wen ich sie finde! Vielen Dank für die Vorstellung und Erläuterung mir noch unbekannter Arten! Es hat mir sehr gut gefallen! :thumbup::thumbup::thumbup:

    LG
    Joli

    Alles ist miteinander verbunden, und hat einen Sinn. Obwohl dieser Sinn meist verborgen bleibt, wissen wir, daß wir unserer wahren Mission auf Erden nah sind, wenn unser Tun von der Energie der Begeisterung durchdrungen ist.
    - Paulo Coelho, Der Zahir -