Färben mit Pilzen

Es gibt 72 Antworten in diesem Thema, welches 27.135 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Craterelle.

  • Das Violett hab ich während unserem Pilzgruppentreff gemacht. Da wir keine andere Lauge da hatten, bzw. Ammoniak zu sehr stinkt in einem Raum mit 10 Leuten, hab ich Kalilauge genommen - ist absolut NICHT zu empfehlen, weil es die Fasern sehr angreift.
    Hast du bei deinem Versuch Lauge zugefügt?


    Ich lege die Wolle voher in die Kaltbeize, die bei Karin Tegeler im Buch empfohlen ist.

  • Wir waren im Urlaub in einem kleinen Seidenmuseum, da gab es viel Inspiration.


    Seidenweberei

    Das dürfte wohl mit Cochenille gefärbt sein. Nach dem Besuch im Museum habe ich alle Opuntien abgesucht, aber die Läuse haben sich anscheinend vor mir versteckt. Vorher hatte ich viele gesehen :(


    Farbspektrum (leider unscharf, aber Hauptsache, man erkennt die Farben)


    Einzelne Farbstoffe, war ein wenig mühsam zu entziffern/erinnern, aber ich glaube, ich hab's.

    Oben: Cochenille, Indigo, (Wal-)nuss, Mandel
    Unten: Eukalyptus, Färberdistel/Saflor, Achiote/Annatto/Orleansstrauch



    Unten: Orchilla-Flechte, Blauholz



    Oben: Zwiebel, Reseda/Färberwau
    Unten: Erbsenstreuling, Krappwurzel
    Und zwei gut faustgroße Erbsenstreulinge im Gelände.

    Zum Essen erschienen sie mir nicht mehr so appetitlich, aber warum, warum, warum habe ich sie nicht zum Färben mitgenommen? (hier der Vor-den-Kopf-klatsch-Smiley)


    Bunte Grüße,
    Craterelle

  • Das ist ja klasse!!! sowas find eich so tolll! Das lila Garn oben gefällt mir von der Farbe besonders gut!
    [hr]
    Das ist ja klasse!!! sowas finde ich so tolll! Das lila Garn oben gefällt mir von der Farbe besonders gut!

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

    Einmal editiert, zuletzt von luckenbachranch ()

  • ich meinte das mit dem Weichporling weiter oben- total faszinierend daßd iese farbe aus einem Pilz kommt! von der Farbpalette aus dem museum finde ich das dunkelblau so toll,das war sicher indigo, oder? Kann man mit Eßkastanienschalen eigentlich auch färben? finde ich immer sehr intensiv

    Liebe Grüße, Juliane




    [font="Arial Black"]man kann alle Pilze essen, manche jedoch nur einmal [/font]:plate:


    83 Pilzchipse (+2 Trompetenschnitzlingabdruck)


    *JE SUIS CHARLIE*

  • Oh, den zimtfarbenen habe ich sogar noch liegen, aus einer Spende. Ich habe ihm nicht so leuchtende Farben entlocken können, hatte nur Soda benutzt und keine starke Lauge (was für die Wollfasern ziemliche Tortur ist, ich war schon wegen des Sodas in Sorge).


    Bei den Seiden-Bildern sind die türkisen Farbtöne Indigo, die dunkleren vermutlich eher Blauholz oder Überfärbungen damit.


    Esskastanie färbt bestimmt auch, irgendeinen Braunton würde ich als Ergebnis vermuten. Einfach ausprobieren...


    LG, Craterelle

  • Ich bin da gerade auf etwas gestoßen:


    http://www.passion-pilze-sammeln.com/faerben_mit_pilzen.html


    Nicht ganz meine Richtung, ich versuche ja, möglichst ohne potentiell umweltschädliche Stoffe auszukommen und verzichte sogar auf Alaun, weil meine Gärtner das bedenklich fanden.


    Trotzdem spannend und schön anzusehen. Vielleicht gibt's ja auch mal einen Workshop statt "nur" einer Präsentation.


    LG, Craterelle



    Tanja, wäre das vielleicht was? Leipzig liegt ja für uns beide ganz günstig (außerdem war ich da noch nie).

  • An den zimtfarbenen habe ich mich noch nicht wieder rangetraut (vielleicht ein bisschen auch wegen der Giftigkeit). Woran ich gerade herumrätsele: ist die Farbveränderung wohl reversibel oder stabil? Ich habe versucht, es mit dem herauszufinden, was ich im Haus hatte (Soda und Essigessenz), das war eher uneindeutig, weil mit Soda schon die Farbänderung hin zu violett eher schwach ausfällt.


    Tanja, liest du hier noch mit? Hast du das mal getestet?

  • Zeit, mal etwas Farbe in diesen verwaisten Thread zu bringen, auch wenn ich vorwiegend mir selbst schreibe. Ich habe kürzlich im Wald einen braunen Porling an Kiefer mitgenommen, der wohl eher kein Kiefernbraunporling war. Wolle hat er nicht besonders gefärbt, aber der Nylonstrumpf hat die Farbe ziemlich stark angenommen.

    (Das Graue oben ist die Ausgangsfarbe, dort war der Strumpf zugebunden.)


    Ich dachte immer, Kunstfasern ließen sich nicht färben, aber das ist wohl abhängig von der chemischen Zusammensetzung: Polyester nein, Polyamid ja oder so ähnlich.


    Ansonsten kann man viele andere Sachen zum Färben einsammeln, wenn wie hier um Berlin Pilzflaute herrscht.


    Mein neuer Liebling ist der Essigbaum, der gebeizte Wolle zum Anbeißen zitronengelb färbt, und Eichenlaub (mit Eisenacetat) für ein klares, neutrales Grau auf allen möglichen Fasern.

    Ok, das ist auch schon wieder off topic. Habt Erbarmen und lasst mich endlich einen Kiefernbraunporling finden!

  • http://www.pilzforum.eu/board/…ifte?pid=315664#pid315664


    Ich kopiere Wolfgangs Anmerkung hier hinein (damit ich in Ruhe mit mir selbst diskutieren kann ;) - nein, ich bin froh, wenn sie andere beteiligen).

    Zitat von Wolfgang  P.


    Craterelle:


    auch wenn man den Stoff nicht isst - tödliche Giftpilze zum Färben zu benutzen, finde ich persönlich vermeidbar.


    Hm, ja, unter bestimmten Bedingungen wäre das für mich auch NoGo
    - wenn ich mit/für Kinder färben würde
    - wenn es gleichwertige ungiftige Alternativen gibt


    Gerade bei letzterem lohnt sich m.E. aber genaueres hinschauen: Ist es denn eine gute Alternative, nicht selbst zu färben, sondern industriell gefärbte Kleidung zu kaufen? Zu bedenken hier
    - Gefährdung bei der Herstellung (weit weg)
    - Umweltgiftigkeit der Substanzen
    - tatsächliche Belastung mit Schadstoffen in den Textilien


    Giftige Färbepflanzen oder -pilze dürften zumindest schon mal nicht umweltgiftig sein, weil ja biologisch synthetisiert und entsprechend biologisch abbaubar.


    Bzgl. der tatsächliche Belastung mit Giftstoffen wäre eine interessante Frage, ob sich die Giftstoffe überhaupt an der Faser anlagern. Beim zimtfarbenen Weichporling wird dies sicher der Fall sein, da Giftstoff und Farbstoff identisch sind. Bei anderen Giftpilzen und -pflanzen wäre es denkbar. Untersuchungen dazu sind mir nicht bekannt.


    Und zuletzt dann noch die Fragestellung, ob Kontaktgiftigkeit bei Pilzgiften vorkommen könnte, was dann sicher auch ein starker Grund dagegen wäre.

  • Hallo Craterelle!
    Auch wenn Du nur "mit Dir selber schreibst", ich lese interessiert mit. Ich bin doch so ein Bastelfuzzi und muss immer alles ausprobieren. Und auch, wenn ich jetzt nicht färben werde, ich finde das alles hochspannend.


    Irgendwann kann das bestimmt mal analysiert werden, ob die grandiose Lila Farbe des Zimtporlings Gift abgibt, nach dem Auswaschen der Textilen Fasern.
    Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Farbe sich quasi nur "auf die Faser legt", und dann an den das Textil tragenden Körper abgegeben wird. Ist das nicht eher so, dass die Farbstoffe in die Fasern eingebettet werden?

  • Hallo Tuppie,


    Ich bin gar nicht so sicher, ob das im Detail bekannt ist, zumindest konnte mir das noch jemand im Detail erklären, wie die Farbmoleküle sich mit den Fasern verbinden.


    Willst du jetzt nicht färben oder nie? Off topic mal wieder, aber ich hätte noch Saatgut einer Färbepflanze abzugeben, und du hast doch einen Garten? Geht total einfach, super zum Färben mit Kids (weil ungiftig und ohne Kochen), und wenn man Seidentücher färbt hat man blitzschnell ganz viele kleine Mitbringsel und Geschenkchen. Hier ist eine bebilderte Beschreibung:
    http://www.lustauffarben.de/faerben-faerberknoeterich.html


    LG, Craterelle

  • Hallo Craterelle !
    Also "nie" sag ich nur bei wenigen Dingen. ;)


    Wenn Du da was abzugeben hast, das werde ich gerne probieren. Meine Tochter ist für so etwas auch immer zu haben. :) Tücher färben... eine gute Idee!

  • Färbeknöterich?


    Das' ja cool.


    Wenn ich nur nicht schon so viele Bastel-, Bau-, und Werkelideen auf meiner To-Do-Liste hätte... Irgendwann muss ich das Färben aber auch mal probieren.

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Craterelle,



    Zitat


    Giftige Färbepflanzen oder -pilze dürften zumindest schon mal nicht umweltgiftig sein, weil ja biologisch synthetisiert und entsprechend biologisch abbaubar.


    Naja, diese Aussage so pauschal würde ich nicht unterschreiben.


    Nachdem die Pflanzen begonnen hatten, massenhaft Lignin als Baumaterial zu verwenden, hat es immerhin über 60 Millionen Jahre gedauert, bis endlich ein Pilz gelernt hatte, diesen Stoff wieder abzubauen (das Ende des Kohlezeitalters). Davor wurde der Abfall von der Natur einfach deponiert.


    Was machst Du denn mit der Färbelauge des Weichporlings - doch nicht etwa in die Kanalisation? Dann rechnest Du damit, dass anaerobe Bakterien in der Lage sind, den Stoff abzubauen, und nicht etwa Pilze und aerobe Bakterien wie im Wald?


    Aber Kontaktgiftigkeit ist bisher von keinem Pilz nachgewiesen.


    Ich kann meine Zweifel auch nicht wissenschaftlich begründen, es ist eher ein Bauchgefühl. Von den heute verwendeten künstlichen Farbstoffen ist jedenfalls weit mehr über die Giftigkeit bekannt, als von solchen selten benutzten Naturstoffen. Da würde sicher der eine oder andere z.B. wegen krebserregenden Eigenschaften keine Zulassung bekommen.


    Gruß,



    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,



    Nachdem die Pflanzen begonnen hatten, massenhaft Lignin als Baumaterial zu verwenden, hat es immerhin über 60 Millionen Jahre gedauert, bis endlich ein Pilz gelernt hatte, diesen Stoff wieder abzubauen (das Ende des Kohlezeitalters). Davor wurde der Abfall von der Natur einfach deponiert.


    Ist das so? Höhere ligninbildende Pflanzen haben sich zu Beginn des Karbons gebildet und ligninzersetzende Pilze zum Ende des Karbons? Und im Tertiär, als es wieder zur Bildung größerer Kohlevorkommen kam, waren die Pilze dann ... weg? Ausgestorben bis zum Ende des Tertiärs?


    Ich habe die gängige Lehrmeinung zur Kohlebildung etwas anders in Erinnerung, aber neue Theorien haben es ja nie ganz leicht (vgl. Wallace, Darwin, Wegener u.a.) ;)



    Was machst Du denn mit der Färbelauge des Weichporlings - doch nicht etwa in die Kanalisation? Dann rechnest Du damit, dass anaerobe Bakterien in der Lage sind, den Stoff abzubauen, und nicht etwa Pilze und aerobe Bakterien wie im Wald?


    Im Abwasser herrscht demnach grundsätzlich anaerobes Milieu? Oder generell im aquatischen Milieu? Wikipedia meint dazu "Die anaerobe Abwasserreinigung ist ein möglicher Teilprozess in Kläranlagen" (https://de.wikipedia.org/wiki/Anaerobe_Abwasserreinigung). Und ansonsten mühen sich alle immer sehr, den Sauerstoffgehalt hoch genug zu halten, so wie es aussieht.


    Färbeflotten (-lauge ist da eher irreführend) und Pflanzen-/Pilzreste kommen bei mir eher in den Garten auf den Kompost, dorthin wo ich auch gejätete Maiglöckchen (toxisch) oder Schöllkraut (toxisch) entsorge.


    Fröhlich bunte Grüße,
    Craterelle


  • Ist das so? Höhere ligninbildende Pflanzen haben sich zu Beginn des Karbons gebildet und ligninzersetzende Pilze zum Ende des Karbons? Und im Tertiär, als es wieder zur Bildung größerer Kohlevorkommen kam, waren die Pilze dann ... weg? Ausgestorben bis zum Ende des Tertiärs?


    Hi Craterelle,


    OK, OK, Du hast mich als Verbreiter plakativ verkürzten Halbwissens entlarvt :shy:
    So ganz ohne Hintergrund ist meine Aussage aber nicht:


    http://science.sciencemag.org/content/336/6089/1715


    Natürlich gibt es auch andere Parameter, die die von Pilzen getriebene Mineralisierung von organischem Material stoppen, wie bei der Entstehung der Braunkohle, und wie es auch die relativ aktuelle Diskussion über die Rolle der Moore in der CO2-Bilanz zeigt.


    https://www.bundestag.de/blob/…irkung_der_moore-data.pdf


    Grüße,


    Wolfgang


  • Hallo Wolfgang, klingt interessant dem Abstract nach. Lignin finde ich ohnehin einen spannenden Stoff.


    Du bist Chemiker? Vielleicht könntest du uns ja auch bei der Frage, wie sich Faser und Farbstoff (nehmen wir z. B. Hispidin, das ist dann auch ungiftig) verbinden, etwas die Richtung weisen?


    Mit dem Färben beschäftigen sich anscheinend die meisten lieber praktisch als theoretisch, wenn man auch nur das Wort Chemie ausspricht, verdrehen fast alle die Augen.


    Beste Grüße & danke für die nette, humorvolle Antwort,
    Craterelle

  • Ja, dann wollen wir den Faden nach über zwei Jahren mal wieder aufnehmen.


    Das Universum war endlich gnädig und hat mir meinen ersten echten stattlichen Nadelholz-Braunporling vor die Füße fallen lassen:
    ?thumbnail=1


    Den habe ich dann anstatt sonstiger Souvenirs aus dem Urlaub nach Hause geschleppt. Da war er noch sehr feucht und gefühlt kiloschwer, vollständig durchgetrocknet dann unter 100 g.


    Aber es steckt viel Farbkraft drin, das erste Wollfädchen zum Testen (links) war kurz nach dem Eintauchen sonnengelb, wenig später eher gelb-orange-braun.


    Sehr erfreulich finde ich, dass die Färbung ungebeizt funktioniert und sogar Pflanzenfasern wie Bast (Mitte) die Farbe annehmen, die sind oft schwieriger zu färben.


    Also das Ganze herunterverdünnt, noch etwas vorgebeizte Wolle gefärbt (rechts), dann die Seitentücher aus der Färberknöterich-Färbung hineingelegt, und bei denen tut sich wenig. Merkwürdig. Entweder die Farbe ist schon erschöpft oder Seide nimmt sie schlechter an.

  • Hallo Craterelle,
    für dieses Gelb hat sich die Plackerei mit dem nassen Pilz doch wirklich gelohnt. Ich habe den Thread erstmals durchgelesen. Spannend. Schade dass ich wolltechnisch so gänzlich unbegabt bin. So ein pilz-herbstfarbener Pullover hätte schon was. Wie viel Gramm gelbe Wolle hat denn der 100-trockengramm leichte Braunporling hergegeben?

    Lieben Gruß


    Claudia


    ...leben und leben lassen... ;)


    Hier im Forum gibt es grundsätzlich keine Verzehrfreigaben.

    Pilzsachverständige findest du hier.


  • Wie viel Gramm gelbe Wolle hat denn der 100-trockengramm leichte Braunporling hergegeben?


    Bis jetzt waren es kaum 50 g, denke ich. Die Farbe ist aber doch noch nicht erschöpft, nur die Seidentücher wollten nicht so recht, und das lag auch gar nicht am Braunporling, sondern an der vorherigen Färbung. So 100-150 g Wolle werde ich sicher noch reintun, selbst wenn es ein wenig heller ausfällt. Muss nur erst gesponnen werden.


    LG, Craterelle

  • Liebe Craterelle,


    prima, du hast den Faden weitergesponnen. :thumbup: Das ist ja eine tolle Gelb geworden. Schön finde ich auch, dass es mehrere Nuancen gibt, aber das passiert ja häufig bei Naturfarben. Die Färbung sieht so viel lebendiger aus als bei dem chemischen Uni.


    Muss bzw. sollte man die Farbe dann noch irgendwie fixieren? Wäscht sie sich aus wie (m)eine Haartönung? ;) Oder "sitzt" sie fest?


    Grüßle
    Heide

    Liebe Grüßle

    Heide



    ________________________________________________________
    Hier entlang gehts’ zu meinen Themen.

    Erebus-Pilzkalender 2019:


    ... 70 - 2 + 20 Mausis OsterBRrätzel - 2 Nobis Wirbelrätsel - 10 APR 2018 - 5 + 10 nochn-Pilz-Bilder-Rätsel = 81 + 2 von Unki - 2 APÄ-Spende = 81 - 10 APR 2020 = 71 - 1 Heilige Gral = 70 + 5 GnuspaGnolm = 75