Altes Stachelbärtchen? --> Mycoacia nothofagi (2 Proben überpr.)

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 6.016 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von abeja.

  • Hallo,
    einen "Pilz Seltsam" habe ich noch für heute.
    Der Pilz wuchs an einem schon lange gelagertem Buchenstamm, sowohl an der Schnittkante, als auch an der entrindeten, morsch werdenden Seitenfläche (November 2013, Hochrhein 500 m)
    Kann das der ästige Stachelbart sein, Hericium coralloides, aber so großflächig ansitzend?
    Nicht richtig groß geworden und dann schon gealtert?
    Die Stacheln waren nur 0,5 - max. 1 cm lang, man sieht aber verzweigte "Strünke", der Pilz war ockerbraun verfärbt und roch angenehm aromatisch (obstig? süß?).


  • Hallo abeja,


    dein Fund hat in der Tat große Ähnlichkeit mit H. coralloides. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er es nicht ist. Dafür ist die Oberseite viel zu wachsartig. Auf dem zweiten Bild sieht man auch zu stark abgeflachte Stacheln. Gehört wohl zu Hyphoderma s. l. Gesehen habe ich sowas aber auch noch nicht.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel,
    danke für deinen Kommentar, das ist ja wieder sehr spannend - und wahrscheinlich so nicht "lösbar".
    Suche ich nach Hyphoderma, dann kommen fast ausschließlich Bilder von Hyphoderma radula, dem Reibeisenrindenpilz. Schon sehr ähnlich, aber nicht so ganz.
    vgl. zum Beispiel hier das letzte Makr-Bild:
    http://www.naturamediterraneo.…/topic.asp?TOPIC_ID=72454


    Ich habe noch ein bisschen gesucht und bin bei Aphyllopower auf Radulomyces molaris (gezähnter Reibeisenpilz) gestoßen. Das sieht auch nicht schlecht aus, oder? Aber der wächst auch eher an Ästen und Ästchen (steht da) und bräunt besonders auch an den Zähnchen (wobei die bei meinem Bild noch relativ hell aussehen) - und diese "Strünke" sehe ich da auch nicht so eindeutig.


    Naja, makroskopisch nicht bestimmbar....

  • Hallo,
    gestern habe ich auf einem anderen Totholzstück (Buche) einen Pilz gefunden, den ich für sehr ähnlich, möglicherweise identisch halte.
    Mir gefällt da Radulomyces molaris (Cerocorticium molare) ganz gut, vielleicht gibt es noch alternative Ideen ?


    Bei dem neuen Holzstück war an einer Stelle der Pilz eher flächig-porig, dann an senkrechten Flächen mit unterschiedlich langen Zähnchen (einzelne Stückchen auch gezähnelt), am Endstück des Holzes in kleinen büschelartigen Gebilden (Zähnchen wiederum gezähnelt). Einen Geruch habe ich bei diesem Pilz nicht wahrgenommen, die Oberfläche erschien wieder wachsartig.

  • Hallo,
    gestern las ich hier in einem anderen Beitrag den Namen Mycoacia:
    http://www.pilzforum.eu/board/…esucht?highlight=mycoacia


    Und als ich so Bilder verglich, dachte ich, eine Art dieser Gattung könnte auch auf diese Pilze hier zutreffen, zumindest die ersten Funde (die zweiten scheinen doch wieder etwas anderes zu sein).
    Immer blieb ich bei Mycoacia nothofagi hängen (aber Nothofagus=Südbuche, nicht "unsere" Buche, Fagus sylvatica). Jetzt las ich jedoch, dass M. nothofagi an Buche vorkommt.


    Was haltet ihr davon?
    Mycoacia nothofagi hätte auch diese strunkartige Verzweigung, nach der ich immer gesucht habe
    http://www.hlasek.com/mycoacia_nothofagi.html
    http://www.digital-nature.de/p…nbuche/detail/detail.html
    http://aphyllopower.blogspot.d…thofagi-scheinbuchen.html


    Der obere Pilz hatte auch den süßlich-obstigen Geruch (bei Aphyllopower mit alk. Gärung beschrieben), der untere Pilz erschien mir geruchlos.

  • Hallo Frank,
    danke für deine Einschätzung, im Titel hatte ich ja schon vermerkt: "makr. n.eind. bestimmb." (das schreibe ich immer bei "solchen" Sachen....), trotzdem interessant zu wissen, in welche Richtung das gehen könnte.

  • Hallo,


    vor zwei Wochen habe ich an einem morschen Buchenstammstück (Hochrhein, 400 m) einen Pilz gefunden (noch kleine Flächen), die mit dem oben gezeigten Pilz (erste Gruppe) sehr vergleichbar sind , d.h. m. M. nach identisch sind.
    Es handelt sich hier um junge Fruchtkörper, die an diesem Stamm erstmals aufgetreten sind (das Holz beobachte ich schon länger).
    Der Duft ist wirklich außergewöhnlich stark nach gärendem Obst.
    NEUE FUNDE (Pilzgruppe 2)


    Dann habe ich in der letzten Woche den Pilz (siehe ganz oben) wiedergefunden, am gleichen morschen Baumstamm wie 2013 (Buche, Hochrhein 500 m).
    Jetzt ist er wieder aufgelebt, duftet sehr aromatisch nach "gärendem Obst".
    Meiner Meinung nach handelt es sich um die gleiche Art.
    NEUE FUNDE GLEICHER STAMM WIE 2013 (vgl. Pilzgruppe 1 oben)


    Die Initialfruchtkörper sind optisch nicht von Bildern von Radulomyces molaris (Basidioradulum molare, Cerocorticium molare) zu unterscheiden (jedenfalls nicht für mich), dieser Pilz soll aber geruchlos sein.


    Wenn also der sehr spezielle Geruch ein Alleinstellungsmerkmal ist (siehe aphyllopower), dann müsste es sich hier wirklich 2 x um Mycoacia nothofagi handeln. (Scheinbuchen-Fadenstachelpilz)
    Von beiden Funden habe ich Proben, die inzwischen fast zur Unkenntlichkeit eingetrocknet sind und dabei den Geruch (fast) verloren haben.


    http://aphyllopower.blogspot.d…thofagi-scheinbuchen.html

  • Hallo abeja,


    interessant, dass Mycoacia nothofagi auch so einen süßlichen Geruch besitzen soll! Vergleiche doch mal mit Hyphodontia barba-jovis, von der wird auch ein süßlich obstartiger Geruch berichtet, und die Art scheint häufiger zu sein als diese seltene M. nothofagi. Gerade die Fotos Deiner ersten Kollektion sehen mir wie typische H. barba-jovis aus. Leider habe ich die Art noch nie gefunden, sonst hätte ich mal Vergleichsbilder eingestellt.


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo Jürgen,
    danke für deinen Kommentar.
    Da hätten wir ja noch einen Verwechslungskandidaten.
    Wenn ich mir die Bilder aber so anschaue, dann erkenne ich da eher Ähnlichkeiten mit dem zweiten Gruppe ganz oben (die war allerdings geruchslos und geht eher in Richtung Schizopora, nehme ich an).


    Hyphodontia barba-jovis gehört auch zu den Schizoporaceae (lt. Index fungorum)?
    Dann müssten im jungen Zustand und am Rand auch irgendwie-irgendwo porenartige Strukturen zu sehen sein?
    Jedenfalls erkennt man das auf den Vergleichsbildern (manchmal).


    http://mycorance.free.fr/valchamp/champi642.htm
    http://www.biolib.cz/en/image/id235090/
    http://www.jcdegids.be/_Fiches…dontia%20barba-jovis.html


    Die Randstruktur sieht auch etwas anders aus, bei H. b.j. ganz fein:
    http://mycoweb-stv.ru/fungi/Js…-jovis_1_STV_20090909.jpg (noch weitere Bilder auf dieser Seite)


    (Das ist überhaupt eine tolle Seite, die russische Seite, nur leider kann ich überhaupt kein russisch und der Google-Übersetzer dichtet immer so schön)

  • Um die Verwirrung noch etwas zu steigern, bringe ich mal einen weiteren Namen ins Gespräch.


    Sistotrema raduloides


    Gefunden 2011 von Peter W. in meinem Hauswald an gelagertem, halb zerfallenen Buchenholz gemeinsam mit dem Ästigen Stachelbart.





    Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass die von dir gezeigte Art dieser Pilz ist. Vergleiche selbst.


    Nobi

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    Chips: 72

  • Ja, danke Nobi!
    Ich lass mich ja gerne verwirren....
    ... und wie war da der GERUCH (da mache ich ja fast alles dran fest...) ?
    siehe Link bei Aphyllopower


    Sistotrema raduloides (Hydnaceae), zum Geruch finde ich nichts :cool:
    Randbereich sieht im Bildvergleich wollig aus, die Zähnchen fransen bei deinem Vergleichsbild wollig aus.
    "Mein" Pilz ist eher wachsartig (im frischen feuchten Zustand), etwas "Wolliges" fand ich nicht.


    http://www.pilzbestimmer.de/Detailed/22652.html


    Doch noch was gefunden zu "odor" bei Sistotrema raduloides : sweet, fruity (je nach Alter) (würde passen), allerdings bei meinem Pilz extrem.
    Aber hier: "velvety to woolly or woolly-cottony toward margins" (passt nicht)
    Quelle:
    http://es.mycobank.org/BioloMI…00063&Rec=1804&Fields=All


  • Ich lass mich ja gerne verwirren....
    ... und wie war da der GERUCH (da mache ich ja fast alles dran fest...) ?


    Daran geschnuppert habe ich leider nicht! :shy:



    Schöne Bilder und wenn's auch so aussieht wie Mycoacia nothofagi, wird ohne Mikroskopie nie ein seriöses Ergebnis rauskommen.


    Dem ist wohl nichts hinzuzufügen.
    Ohne einen Blick ins Innere geworfen zu haben, können wir hier nur spekulieren!


    LG Nobi

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  • Hallo Nobi,
    in diese von mir abgelichteten Pilze (die NEUEN und im alten Beitrag der OBERSTE), da brauchte man nicht die Nase drin zu versenken, die haben schon aus 1 m Entfernung deutlich gerochen, so auffällig.
    Die alten Pilze (ganz oben) auch im Winter, als sie schon etwas älter und brauner waren.


    Wenn es ums Spekulieren geht, so hatte ich hier spekuliert :), dass eventuell einer der professionellen und erfahrenen "Hereingucker" mal hereingucken möchte (falls es wirklich so etwas Seltenes sein könnte). Ich möchte mich da mit meinen Funden aber nicht aufdrängen, im Moment hat wahrscheinlich jeder genug eigenes Material zum hereingucken.

  • Hallo Frank,
    das ist ja toll :sun::sun::sun:
    (ob verbreitet oder nicht), jedenfalls für mich völlig neu.
    Und wie gesagt, von 2 verschiedenen Stellen (alle NEUEN Bilder), davon Probe 2 vom gleichen Baumstamm (und makr. identisch) mit den ersten Bildern im ersten Beitrag.


    Der Pilz lebt also wieder auf nach einem Jahr.