Alles gesch(n)eckt II? --> Hygrophorus mesotephrus/ pustulatus/ penarius (cf.)

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 2.258 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Norbert.S.

  • (Fortsetzung von Alles gesch(n)eckt I)


    Hallo,
    weitere Schnecklinge waren wieder der Goldzahn-Schneckling, Hygrophorus chrysodon
    und der Isabellrötliche Schneckling, Hygrophorus poetarum, so weit, so klar.
    (Alle Pilze vom Hochrhein, Laubmischwald, überwiegend Buche auf Kalk, 270-500m)


    Fraglicher finde ich die Zuordnung von einem weiteren kleinen Schneckling, ähnliche Form und Größe wie der Elfenbeinschneckling, aber mit dunklerer, bräunlicher Mitte. Hut und Stiel sehr schleimig.
    Ein besonderer Geruch ist mir da nicht aufgefallen.
    Ich komme da auf den braunscheibigen Schneckling, Hygrophorus discoideus
    Problem: der soll bei Fichten auf Kalk wachsen, es waren aber wieder Buchen die nächsten Bäume, Fichten (einzeln) ca. 10-20 m entfernt.


    Alternativ müsste das dann wieder Hygrophorus unicolor sein (wird als Verwechslungsart genannt), da erscheint mir die Farbe aber doch sehr anders?
    7_HD(cf)1



    Ende November, noch einer, den ich zu den Schnecklingen stecken würde.
    Er wuchs auf dem Wurzelbereich einer lebenden Fichte (auf der Wurzel war schon etwas Humus und Moos)


    Hut nur 3 cm, trocken (auch angefeuchtet nicht deutlich schleimig, höchstens klebrig)
    Hutfarbe grau, radialfaserig, deutlich überhängender Rand
    Lamellen weiß, sehr weit auseinander stehend, untergemischt, deutlich herablaufend
    Stiel weiß, von oben bis unten ungefähr gleich dick, Stiel auch trocken, eher leicht faserig, keine "Körnchen" zu erkennen (nicht "faser-flockig-kleiig")
    Geruch nicht feststellbar, Geschmack nicht überprüft.


    Jetzt komme ich zu keinem eindeutigen Ergebnis:
    - wenn Drüsenpunkte am Stiel gewesen wären, dann Hygrophorus pustulatus.
    Es sind aber keine Punkte da, die anhaftende Erde irritiert etwas.


    - wenn ein Bittermandelgeruch da gewesen wäre, dann Hygrophorus agathosmus (der sollte auch Flöckchen am Stiel haben)
    oder mit Fruchtgummigeruch, dann Hygrophorus hyacinthinus.
    Kann bei Trockenheit der Geruch völlig fehlen?
    Leider habe ich den Pilz nicht mit nach Hause genommen, angefeuchtet in eine Box gepackt, etc.
    8_HA(cf)1


    Ende Oktober sah ich dann wieder bei Buchen auf Kalk zwei Pilze, die ich nicht als Schneckling erkannt habe, ich dachte an Trichterlinge oder Täublinge o.ä., deshalb habe ich sogar den Stiel abgebrochen (nicht glatt abbrechend), aber die Lamellen waren ja gar nicht spröde.


    2 Pilze, Hut bis 10 cm, trocken, auch angefeuchtet nicht schleimig, allerdings sieht es so aus, als sei die Oberfläche zumindest mal klebrig gewesen, weil Blattreste festhaften.
    Hutfarbe creme-weiß, leicht gelblich in der Mitte
    Lamellen ebenfalls cremeweiß, leicht gelblich, nicht oder minimal herablaufend, mustergültig queradrig,
    Stiel relativ dünn und kurz, unten zugespitzt
    Geruch miminal süßlich, Geschmack nicht überprüft, kein Sporenpulver bekommen.


    Sind das trockene Schnecklinge, Hygrophorus penarius?
    Aber der Stiel erscheint mir sehr dünn, der ganze Pilz zu schmächtig.
    Zusätzlich habe ich später noch einen Pilz gefunden (nicht fotografiert wegen Unlust, Zeitmangel, drohendem Regen), den ich rückblickend als Kandidaten für trockenen Schneckling bezeichnen würde:
    groß, kräftig, Habitus auch beim Stiel alles sehr ähnlich Hygrophorus poetarum, aber ohne rötliche Töne, ohne ausgeprägten Geruch und Lamellenansatz nicht so gradlinig, Queradrigkeit nicht überprüft.


    Da soll es (jetzt ?) auch mehr als eine Art von trockenen Schnecklingen geben?
    Hygrophorus fagi, barbatulus, penarioides?
    Könnte hier Hygrophorus fagi besser passen (bei Buchen auf Kalk)?
    Bei meinem Pilz sind die Lamellen nicht deutlich herablaufend, aber haben die anderen Arten auch solch ausgeprägte Queradern?
    Zum Herablaufen der Lamellen steht für Hygrophorus penarius (der als einzige Art in den beiden u.g. Büchern vorkommt):
    im Laux: bogig am Stiel herablaufend, auffällig anastomosierend
    im Gerhardt: Lamellen etwas herablaufend, mitunter gegabelt und am Grunde queradrig verbunden...


    9_HP(cf)1

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ich glaube, den "dicken Stiel" bei Hygrophorus penarius darfst du dir nicht wie einen Steinpilz vorstellen. ;)
    Gerade wenn der Fruchtkörper schon älter ist, kann das mal nicht mehr so deutlich sein. Ich hatte die Art bisher auch kaum je gefunden (Wenig Kalk hier im Odenwald). Auffallend war da wirklich der keineswegs schleimige (auch beim Anfeuchten nicht), sondern nur etwas klebrig - glänzige Hut, eine verbreiterte Stielspitze und bei älteren Pilzen (vor allem beim Antrocknen) ein rosa Schimmer in den Lamellen.
    Ist halt die Frage, ob ich die Dinger auch richtig bestimmt habe.


    Für den zweiten Pilz würde ich H. pustulatus auch ausschließen wollen, da sollte auch der Hut dunkler sein und es ist ein Fichtenwaldbewohner. Eine bessere Idee habe ich aber nicht.


    Auch zum ersten nicht: Wieder eine Art, die ich nicht kenne.



    LG, pablo.

  • Der erste der hier angefragten drei ist Hygrophorus mesotephrus, da bin ich mir zu 95 % sicher, ein normalerweise seltener Pilz, der auch nicht in den meisten gängigen Pilzbüchern steht, der aber ein äußerst starkes Erscheinungsjahr hatte und den ich im Herbst 2013 in Hohenlohe, in Unterfranken und in Thüringen mehrmals finden konnte. Der von dir ins Spiel gebrachte Hygrophorus discoideus hat eine schmutzig orangebraune Hutmitte (nicht graubraun wie diese hier) und trüb orange getöntes Fleisch. Er wächst üblicherweise direkt unter Fichte im Moos. Hygrophorus unicolor ist ein kleines Pilzchen (Hutdurchmesser um 2 bis 3 cm) im Kalklaubwald ("Phlegmacienwald").


    Der zweite ist für mich ein etwas untypischer H. pustulatus, der nicht immer dunkelgraue, sondern manchmal auch sehr helle Stielschüppchen hat. Hygrophorus agathosmus traue ich mich nicht zu einem Pilz zu sagen, der nach nichts riecht.


    Beim dritten bin ich mir aufgrund der Bilder nicht so sicher wie bei den beiden anderen, aber das sollte schon H. penarius sein. Hygrophorus fagi (?), den wir dieses Jahr im Hainich in Thüringen im Kalklaubwald inmitten Phlegmacien fanden, hat eine leicht isabellrötlich gefärbte Hutmitte und ist für einen Schneckling unglaublich groß (Hutdurchmesser nahe 20 cm), sodass man anfangs gar nicht mit einem Schneckling rechnet bzw. von seiner Größe beeindruckt ist.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo, vielen Dank für eure Einschätzungen,


    warum habe ich den Hygrophorus mesotephrus, den grau-braunen Schleimstielschneckling übersehen (ist drin im großen BLV, Gerhardt)?
    Da steht etwas von Stiel grau-bräunlich, meist deutlich genattert.
    Da hätte ich besser mal Bilder vergleichen sollen, die sehen nämlich im Web genau so aus wie mein Pilz.
    Prima, dann hat er einen Namen :)

  • Ich halte es nicht für ganz unmöglich, dass das, was im Gerhardt unter H. mesotephrus abgebildet ist, in Wirklichkeit H. persoonii ist. Insbesondere ist mir bei keinem diesjährigen Fund von H. mesotephrus ein so deutlich genatterter Stiel aufgefallen wie auf dem Gerhardt-Foto.
    Im Feld sind die beiden leicht zu unterscheiden, hat man Ammoniaklösung dabei. Diese verfärbt bei H. persoonii auf der Huthaut graugrün, bei H. mesotephrus gibt es keine solche Reaktion.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

  • Hallo Abeja,
    Fällt mir nur auf , daß bei diesem interessanten Beitrag der Schneckling fehlt , welcher jetzt gerade wächst - der Frost-Schneckling (Hygrophorus hypothejus). Also häng ich ein Bild von Heute dran.

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    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95 +5 APR2024 Platz und einschätzung = 100

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

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