am 19.Oktober saß ich wieder einmal im Wald. Es war ein Samstag, die Sonne schien und am Waldrand wiegten sich die Pfaffenhütchen im sanften Wind.
Da vernahm ich ein leises Rufen neben mir, ein dünnes Stimmchen, doch es klang befehlsgewohnt, etwa wie "Hey, ho!" Zunächst dachte ich, dass es vielleicht der Tannhäuser sei, ein Wesen des Waldes, das sich nur selten einmal zeigt. Doch als ich mich umsah, war dort nichts als Laub und in den wenigen Sonnenflecken standen ein paar einsame Lacktrichterlinge.
Da! Wieder! "Hey, ho!" - –žVoran! Voran, ihr müden Gesellen!–œ Und tatsächlich, grade einen Schritt neben mir, zwischen Eichenblättern und Kiefernnadeln, kam ein kleines Gefährt des Weges.
Obenauf stand großmäulig ein Ohrlöffelstacheling, der mir überhaupt keine Beachtung schenkte. Zu sehr war er damit beschäftigt, zwei kräftigen Wesen, die einer längst vergessenen Welt zu entstammen schienen, Befehle zu erteilen. Der Kiefernzapfen, denn als solcher entpuppte sich das kleine Gefährt, ruckelte und schlingerte über den Waldboden. –žWohin des Weges, Herr Stacheling?–œ fragte ich freundlich, aber auch diesmal achtete der Kleine nicht auf mich, so, als sei ich gar nicht da und trieb seine Gefährten weiter zur höchsten Eile an.
Genauso ergeht es mir mit euch auch, ihr Ohrlöffelstachelinge, dachte ich bei mir. Wenn man euch einmal kennt, so sieht man euch allenthalben, kennt man euch nicht, so seid ihr nicht von dieser Welt.
Erst jetzt bemerkte ich, dass die seltsamen Wesen, die das Gefährt durch den Wald zogen, gleichsam in einem einzigen Rumpf verwachsen waren. Sie dauerten mich, wie sie so laut- und namenlos ihre Arbeit machten. Zu gerne hätte ich erfahren wie sie heißen.
Allein, so langsam das Gespann auch war, schon bald verlor es sich im Licht des Spätnachmittages, Richtung Kleinlangheimer Löschteich. Da drehte ich mich um und fotografierte noch ein paar Lacktrichterlinge.
lG, Uli
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