Verkostung gelber Muschelseitling

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 11.423 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Die Frage wer isst den / wie schmeckt der war neulich mal an anderer Stelle ( http://www.pilzforum.eu/board/thema-gruene-pilze-und-austern) aufgekommen. Pablo, sunbeam: schon probiert?


    Ich mag insgesamt festfleischige Arten lieber, deshalb könnte ich mir die schon in meiner Pfanne vorstellen. Den Geruch fand ich roh nicht so attraktiv, aber ich mochte auch den von rohen Austernpilzen nicht sehr gern.


    Ich schau morgen mal, ob es gerade frische gibt.


    LG Craterelle

  • Da ich noch immer der Meinung bin, dass es Austern waren, kann ich dir bei der Frage
    leider nicht weiter helfen.


    Hab mir von den Pilzen Klone angelegt.
    Damit wird sich die Frage aus dem anderen Thread, dann schon noch genau klären lassen.


    ;)

  • Aha, so funktioniert das: Muschelseitlinge gesucht und Austern gefunden. Der Muschelseitlingsbaum war komplett leer bis auf völlig unkenntliche Überreste. Muss also bis zum nächsten Schub warten.[hr]


    Hallo Kulturbanause,


    ich hatte die Frage hierher ausgelagert, um deinen Thread nicht zu kapern ;)


    Die beiden Arten per Foto auseinanderzuhalten scheint mir ziemlich schwierig, wenn Stiele/Lamellenansätze nicht zu sehen sind.


    LG Craterelle

  • Hallo,
    @ Craterelle, darf ich hier meine allerneusten Muschelseitlingserfahrungen anheften?
    Ich tu es einfach mal, sonst wird das ja unübersichtlich.


    Wie in meinem Beitrag beschrieben hatte ich vor kurzem auch zum ersten Mal gelbstielige Muschelseitlinge gefunden.
    http://www.pilzforum.eu/board/thema-sunny-sunday


    Diesen Ort wollte ich heute nochmals aufsuchen und ein Experiment damit starten.
    Da dieser Fundort aber etwas außerhalb meiner üblichen Wege liegt und auch fast am weitesten entfernt, habe ich eine mir bisher unbekannte Abkürzung gewählt (der Weg ist zwar in einem alten Plan eingezeichnet, hat aber keine Wanderhinweise etc.)
    Ein Horrorweg, steil bergan, dabei noch etwas glitschig-rutschig, dann ging es flacher weiter - und ich sah noch etwas oberhalb auf der Böschung einen Buchenstamm mit Muschelseitlingen. Die lachten mich an - oder aus:
    kraxelt man für gelbstielige Muschelseitlinge eine rutschige Böschung hoch (... und runter)? ... frau kraxelt, ist auch alles ohne Rutschpartie glimpflich abgegangen.


    Es waren kleine bis mittelgroße Exemplare, der größte Pilz war stattliche 10 x 7 cm groß. Den habe ich auch mitgenommen, um zu überprüfen, ob der vom Geschmack her bitterer ist.
    Er war - roh - auch nicht bitter, minimal würziger, etwas "anhaftender".
    Dann plötzlich endete der gut erkennbare Weg, vermutlich wird er nur von Jägern als Zugang zu einem Hochsitz an dieser Stelle benutzt. Möglicherweise gab es einmal einen Weg, aber der war von einigen umgefallenen Baumstämmen quasi versperrt - aber eben nur fast. Ich wollte jedenfalls auf keinen Fall den glitsch-flutsch-Weg wieder nach unten gehen, hoch geht es ja immer besser.


    Schließlich kam ich doch noch in insgesamt kürzerer Zeit zu der ursprünglich geplanten Pflückstelle: keine mehr da? Nur kleine Reste!!
    Die muss jemand (eventuell in der Annahme, es seien Austernseitlinge) geerntet habe. Da war ich doch froh, Stamm Nr. 1 gefunden zu haben.


    Zu Hause die Ausbeute: 170 gr. relativ feuchte Pilze
    Die Frage: gallertige Haut abziehen oder nicht.

    Theoretisch ist das im feuchten Zustand möglich, aber vom Stielansatz her geht das dünne Häutchen meist nicht komplett ab, vom Hutrand her löst man zu viel vom Pilzfleisch mit ab.
    Ich habe einige Pilze enthäutet, dann hatte ich keine Lust mehr.


    Erste Versuche mache ich immer möglichst pur, da kann man den Geschmack, die Konsistenz besser einschätzen.
    Also Butter in die Pfanne, geschnittene Pilze dazu ....
    Geruch: nichts Störendes, aber auch nicht dramatisch aromatisch.
    Konsistenz: Flüssigkeit tritt aus, verbindet sich mit Schleim (iiiihhhh!) und Butter zu einer sämigen Sauce (in den ersten Minuten)


    Mehr Hitze:
    es gelang, die Flüssigkeit/den Schleim zu verdampfen und die Pilze relativ kross zu braten/ bräunen.
    Gewürz: erst mal nur Salz und Pfeffer


    Geschmack:
    nicht sehr ausgeprägt pilzig, aber auch keine störenden Komponenten, eigentlich ganz angenehm, keinesfalls bitter (von 2 Personen "getestet")
    Konsistenz:
    nicht zäh, etwas fleischig, bleibend etwas gallertig im Biss.
    Beim Probieren von einzelnen Stückchen pur konnte ich restliche Haut identifizieren, später hatte ich die gebräunten Pilze mit Parmesan auf Nudeln, da hat mich/ uns nichts mehr gestört daran.


    Fazit:
    geschmacklich nicht sonderlich ausgeprägt, Konsistenz eventuell gewöhnungsbedürftig
    Meiner Meinung nach geschmort/ gebraten ohne Flüssigkeit (also nicht suppig oder soßig, weil das die Schleimkomponente verstärken würde) geeignet, auch im Zusammenhang mit Zwiebeln, Knoblauch, geschmortem Pfannengemüse, auch Fleisch etc. in kleinen Stückchen.

  • :( hi und guten Abend, nochmals S. serotoina ist kein Speisepilz und ich verstehe die Versuche nicht!

    Beste Grüße
    Holger
    Essensfreigabe nur vor Ort und nicht aufgrund von Fotos oder per Mail

  • Hallo!
    Ich hab mal ein bisschen nachgegooglt. Der Pilz wird sehr unterschiedlich beurteilt. Galt wohl bis vor ein paar Jahren als Speisepilz, wird jetzt als krebserregend bezeichnet oder giftverdächtig, das Gift soll sich im Körperfettgewebe ablagern. In asiatischen Ländern gilt der Pilz z. T. als Heilpilz.
    Liebe Grüße,
    Tuppie


  • [...] wird jetzt als krebserregend bezeichnet oder giftverdächtig, das Gift soll sich im Körperfettgewebe ablagern.


    Wurde das nicht hinterher auch wieder falsifiziert?


    LG

    [font="Papyrus"]Wahrer Mut bedeutet nicht, Leben nehmen zu können, sondern es zu bewahren.


    - Gandalf
    97 Chips
    [/font]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.



    nochmals S. serotoina ist kein Speisepilz und ich verstehe die Versuche nicht!


    Noch nicht! ;) Warum denn nicht? Was spricht denn dagegen?


    Mein letzter Kenntnisstand dazu ist >dieser hier<.
    Also wäre die Giftigkeit eher mythologischer Natur.
    Oder gibt es dazu irgendwelche handfesten Erkenntnisse?
    Also belegbare Studien, die die Giftigkeit von S. serotina betreffen?



    LG, Pablo.

  • Probieren geht über studieren, oder wie war das? :)
    Ich persönlich bin da raus, da habe ich immer lieber zwei Mal angst, bevor ich mir was in den Mund stecke. Aber wenn jemand was neues probiert, finde ich es gut, wenn diese Erfahrung mit anderen geteilt wird.
    Gruß, Christian


  • Also wäre die Giftigkeit eher mythologischer Natur.
    Oder gibt es dazu irgendwelche handfesten Erkenntnisse?
    Also belegbare Studien, die die Giftigkeit von S. serotina betreffen?


    Nach meiner Meinung kann eine Pilzart giftig sein, ohne dass "irgendwelche handfesten Erkenntnisse" bzw. "belegbare Studien" vorliegen. Und zwar kann die Giftigkeit sich auch darin äußern, dass die körperlichen Beschwerden erst Wochen später oder akkumulativ nach immer wiederkehrendem Genuss auftreten, sodass zunächst niemand an einen Kausalzusammenhang denkt.


    Auch wenn bisher kein bekannter Giftstoff im Pilz gefunden wurde, kann doch ein anderer, den die Wissenschaft bisher nicht kennt und deshalb auch nicht findet, wirksam sein.


    Die Leute aßen auch den Kahlen Krempling beschwerdelos so lange, bis mal ein paar Leute deswegen in die Grube hüpften.


    Aus meiner persönlichen Sicht ist daher schon das Vorhandensein bestimmter Gerüchte ein KO-Kriterium. Es hat zwar schon einen gewissen Charme, dass sich hier Leute freiwillig als Versuchskarnickel hergeben (mache ich ja auch manchmal :)), aber dessen sollten sie sich schon bewusst sein. Als PSV würde ich den Muschelseitling nicht freigeben, das fände ich unverantwortlich.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Ohohoh...


    ich hatte bisher die Beiträge hier und anderswo gelesen, die darauf hinausliefen, dass die gerüchteweise kursierende schädliche Wirkung nicht verifiziert werden konnte.


    Wie gesagt, manche Internetseiten sagen essbar, manche "kein Speisepilz" (ohne Begründung, meist wird Bitterkeit oder Zähheit angeführt).
    Ebenso in meinen beiden ;) Büchern: Laux: kein Speisepilz, Gerhardt: essbar


    So let's go international.
    Mukitake (ein t) in Japan, expressis verbis als Panellus serotinus bezeichnet (und nicht als verwandte Art), ein traditioneller und geschätzter Speisepilz.


    Nun sind ja Geschmäcker bekanntlich verschieden, und ich stehe auch nicht so auf jap. Küche (Algen, roher Fisch etc.), aber pro-Essbarkeit ist das ja ein Argument.
    http://hiro-shio.blogspot.de/2…g-mukitake-gathering.html


    Bei den Amerikanern (The Western Montana Mycological Association, also keine Hobbypilzsucher)
    http://www.fungaljungal.org/identify/genera-names/pleurotus/

    Zitat

    You have a Panellus serotinus, also called Pleurotus serotinus in older books. It grows on hardwoods, often birch or aspen, and it is not a bad edible when fresh and young like this.


    Pubmed ( US National Library of Medicine National Institutes of Health )
    Untersuchungen zur med. Wirksamkeit von Panellus serotinus (Mukitake)
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23406154 (von Februar 2013)

    Zitat

    The fruiting body of Panellus serotinus (Mukitake) is recognized in Japan as one of the most delicious edible mushrooms, and previous studies have demonstrated that the dietary intake of powdered whole Mukitake or Mukitake extracts prevents the development of non-alcoholic fatty liver disease (NAFLD) in leptin-resistant db/db mice. In the present study, we evaluated the effect of the Mukitake diet on the pathogenesis of metabolic disorders in leptin-deficient ob/ob mice.


    Pubmed
    neue Sterole gefunden in u.a. Pleurotus serotinus
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/11964010 (2002)

    Zitat

    Two edible mushrooms, Pleurotus eryngii and Panellus serotinus, have been investigated chemically. Two new sterols, 5alpha,9alpha-epidioxy-8alpha,14alpha-epoxy-(22E)-ergosta-6,22-dien-3beta-ol (1) and 3beta,5alpha-dihydroxyergost-7-en-6-one (2), have been isolated from P. eryngii, together with six known ones (3-8). Compound 1 was also isolated from P. serotinus. The structures of the new compounds were elucidated on the basis of their spectral data.


    So, ok, was sind Sterole, auch Phytosterine genannt:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Phytosterine


    Also eher Pflanzenwirkstoffe, denen positive Wirkung zugeschrieben wird.


    Und findet man irgendwelche Quellen zu "Panellus serotinus cancerogen"?
    Man findet eine Untersuchung über ein beispielhaftes Sterol, das in Pilzen vorkommt und seine anticancerogene Wirkung. Auf dieser Seite ist auch als Quelle die o.g. Untersuchung über die Sterole in Panellus serotinus gelistet.
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2042906/ (2007)


    Das heißt natürlich nicht, dass ausgeschlossen werden kann, dass in irgendeinem essbaren Pilz, in irgendeiner essbaren Pflanze auch Inhaltsstoffe existieren, die sich als schädlich erweisen könnten.
    Jeder Kräutertee kann auch - im Übermaß verwendet - schädlich sein, jeder Atemzug je nach Umgebung kann schädlich sein etc. . Da kommt es immer auf die Dosis an.


    Aber gerade, wenn man bei diesen Pilzen positive Inhaltsstoffe vermutet, und sie dahingehend untersucht, dann kämen meiner Meinung nach auch die negativen Inhaltstoffe eher zu Tage als bei anderen traditionell verwendeten Dingen, die nicht untersucht worden sind.

  • Hallo zusammen,


    ich verfolge die Thematik gespannt und interessiert.


    Letztendlich habe ich auch festgestellt, dass aktuelle Literatur bzw. Autoren teilweise sehr konträre Beschreibungen liefern, nicht nur was den Gelbstieligen Muschelseitling betrifft.


    Dennoch traue ich der DGfM mehr als genügend Wissen und Seriosität zu, so dass ich mich letztendlich >> hier << orientieren würde.


    Einwände ?


    Liebe Grüße,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Keine Einwände.
    Im Grunde genommen mus das jede/r für sich selbst ausmachen. Ist mit Herbstlorchel, Kieferngrünling usw. ja auch nicht anders.
    Dennoch finde ich die Quellen, die Abeja hier zusammengestellt hat, auch durchaus interessant.
    Aber es stimmt schon: Man muss nicht alles essen. Und wenn man es in so einem Fall tut muss man sich klar machen, daß da eben auch ein gewisses Risiko bestehen kann.



    LG, Pablo.

  • Ich würde als Grund für mich persönlich noch einfügen, dass im Supermarkt auch Produkte erhältlich sind, die vor allem im Übermaß krank machen (bzw. können) (Fleisch, Fisch, Milch, Weißmehlprodukte, weißer Zucker, Aspartam, ...).


    Was ist da im Vergleich 1-2 mal im Jahr ein bisschen Muschelseitling. Ich für mich finde das im Vergleich dazu durchaus vertretbar.

    [font="Papyrus"]Wahrer Mut bedeutet nicht, Leben nehmen zu können, sondern es zu bewahren.


    - Gandalf
    97 Chips
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  • ich hatte die Frage hierher ausgelagert, um deinen Thread nicht zu kapern ;)


    Die beiden Arten per Foto auseinanderzuhalten scheint mir ziemlich schwierig, wenn Stiele/Lamellenansätze nicht zu sehen sind.


    Das hättest du ruhig machen können.


    Japp, meine Fotos waren echt nicht so optimal.
    Aber ich hab sie ja in der Hand gehabt
    und gelbe Stiele waren da einfach nicht dran.


    Schön, was hier an Antworten zusammen getragen wurde.


    :thumbup:

  • Japp, meine Fotos waren echt nicht so optimal.
    Aber ich hab sie ja in der Hand gehabt
    und gelbe Stiele waren da einfach nicht dran.


    Hi,
    ich hab da bisher nix zu gesagt, aber auch wenn du steif und fest an Austernseitlingen festhältst, so sieht man bei einem der Pilze sehr deutlich den gelben Stiel!


    Und zwar bei diesem hier ;).


    Wenn man das Bild vergrössert wird es noch deutlicher, auch wenn das Foto natürlich unschärfer wird.


    Davon abgesehen, auch wenn Austern sehr variabel sein können, so wie deine habe ich noch keine irgendwo gesehen.

  • Moin,


    na da hab ich ja was losgetreten.


    Die DGfM-Listen verstehe ich nicht so ganz. Einzelne Arten stehen auf beiden Listen, sind also zugleich unbedenklich und kritisch *kopfkratz*? Andere scheinen ganz zu fehlen, obwohl ich nirgendwo Hinweise auf Zweifel an der Essbarkeit finde. Allenfalls der Speisewert wird unterschiedlich bewertet.


    LG Craterelle

  • Was auch immer auf den Listen als "kritisch" stehen mag - es ist selbstverständlich nicht verboten, Pilze zu essen: essbare, kritische und giftige. Es ist ja auch nicht verboten zu rauchen, obwohl es wissenschaftlich erwiesen ist, dass Zigarettenrauch ultragiftig ist, mit das stärkste Gift in unserem Alltag. Es soll sogar Leute geben, die sich und ihren Körper aus Selbsthass durch Kettenrauchen ganz bewusst schädigen. Auch das ist nicht verboten. Daher: niemand kann euch eure Muschelseitlinge verbieten.


    Etwas anderes ist aus DGfM-Sicht das Schönreden der Pilze oder gar die Haftungsübernahme durch einen Pilzberater. Niemand anderes übernimmt die Haftung, wenn nach den Muschelseitlingen etwas schiefgehen sollte, auch nicht die Schönredner. Vielleicht auch nicht eure Versicherung? Ihr handelt komplett eigenverantwortlich, und wenn euch das klar ist, kann man freilich sagen: "wohl bekomms!" oder : "O Herr, beschütze diese Seele", so wie dies eine ältere Dame in Österreich zu mir sagte, als sie in meinem Korb blauverfärbte Flockies sah.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()