Mal was Ausgefallenes zwischendurch

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 5.716 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Mit den letzten beiden Lamellenpilzen hat's ja gut geklappt. Dann dürfte dieser hier auch gar kein Problem in der Bestimmung bieten.
    Alles ganz einfach.


    Gefunden habe ich den zweimal am selben Standort:
    Viernheimer Heide, Sandtrockenrasen und Kiefern - Robinienmischforste mit eingestreuten weiteren Laubbäumen.
    Genauer befindet sich der Standort unter einer solitären Eiche am Rand einer großen, offenen Sandrasen - Fläche. Schön dünenmäßig zum Teil.
    In der Peripherie stehen auch ein paar Kiefern, unter denen im Frühjahr Frühjahrslorcheln wachsen. Ein idyllischer Platz also.
    Der erste Fund datiert vom 15.11.2013:

    Die waren aber noch klein (kaum 2 cm hoch insgesamt) und schienen unreif. Auch absporen wollten die nicht. Darum blieben die als UMO erstmal liegen.


    Der zweite Fund stammt von vorgestern:



    Das sieht schon etwas besser aus. Und reifer. Der Hutdurchmesser des Großen beträgt nun etwa 2,5 cm. Und Sporulieren tat der auch, wenn auch nur wenig:

    Das Bild ist Mist. Das mit dem Deckgläschen und der Unterlage muss ich mal noch optimieren, das spiegelt zu sehr. Ist aber irgendwie cremeweißlich, beim zusammenschieben dann auch irgendwie ganz blass ockerlich.


    Die Lamellen sind recht leicht ablösbar. Das Fleisch faserig, gleichmäßig ockerlich. Der Geruch unbedeutend, der Geschmack leicht bitterlich.
    Meine vorläufige Bestimmung ist vielleicht etwas weit hergeholt und jetzt nicht so ganz alltäglich: Ripartites serotinus Einhellinger bzw. Ripartites albidoincarnatus var. serotinus (Einhellinger) Gminder. Also der Fleischrötliche Filzkrempling.
    Zumindest nach den GPBWs passt da mal alles perfekt. Doof nur: Abildungen? Weitere Beschreibungen? Im Netz ist da absolut tote Hose zu der Art.


    Aber vielleicht habe ich mich auch verrannt, und es gibt eine bessere Lösung?



    LG, pablo.

  • Hallo Beorn,
    ich kenne die Art nicht, hatte nur vor kurzem den Bewimperten Filzkrempling gefunden.


    Sind die Lamellen leicht ablösbar? Laut Handbuch für Pilzfreunde soll das für die Filzkremplinge eine charakteristische Eigenschaft sein. Ich vermute, dass das mit ein Grund war für die Bezeichnung "Krempling", da sich ja auch beim Kahlen Krempling die Lamellen leicht lösen lassen.


    Wie sehen die Hutoberfläche und der Hutrand unter der Lupe aus?


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Pablo,


    schöne Pilzchen! :P


    ...was häst du von Clitocybe sinpopica- Kohlentrichterling? - wobei der eigentlich ja mehlig riechen müsste, und das wäre dir ja sicherlich aufgefallen.


    Zu deinem Vorschlag kann ich leider nichts sagen. :shy:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Ja, Lamellen gut ablösbar. :thumbup:
    Das steht auch oben irgendwo, ist aber zwischen Text und Bildern gut versteckt. ;)
    Hutrand ist jung fein filzig (erkennbar zB auf dem ersten Bild), die Hutoberfläche passt perfekt zur Beschreibung nach Krieglsteiner: "wie glasiert".


    Edit:
    Hallo Anna.
    Clitocybe hatte ich auch mal auf dem Schirm. Aber Mehlgeruch ist da nicht vorhanden. Eher etwas fruchtig - würzig, aber nur vage, schwach. Die Lamellen sind auch zu glasig irgendwie. Und zu rötlich. Und zu leicht ablösbar. Nein, ein Trichterling wird das eher nicht sein.



    LG, pablo.

  • Hallo!


    Es gäbe da auch ausgefallere rotbraune Trichterlinge die - abgesehen von C. sinopica - hier evtl in Frage kämen, rein optisch. Z.B. den Steppentrichterling, C. glareosa - gerade in Anbetracht es Standortes. Ich würde Clitocybe hier noch nicht ausschließen wollen. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Aber auch bei dem erklärt das nicht die leicht ablösbaren Lamellen und die Lamellenfarbe. Auch nicht die ziemlich eigentümliche Beschaffenheit der Hutoberfläche. Die sollte bei all den rötlich gefärbten Trichterlingen schon irgendwie filzig / faserig sein. Und eben nicht so, als hätte da jemand Zuckerglasur rübergeleert.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,



    Auch nicht die ziemlich eigentümliche Beschaffenheit der Hutoberfläche. Die sollte bei all den rötlich gefärbten Trichterlingen schon irgendwie filzig / faserig sein. Und eben nicht so, als hätte da jemand Zuckerglasur rübergeleert.


    Ich glaube so ausschließlich kann man das nicht sagen. Immer filzig müssen die robraunen nicht sein - da gibt es durchaus auch mal glänzige Gegenbeispiele (die jetzt nicht unbedingt etwas mit deinem Fund zu tun haben müssen)...



    Link
    + Link


    Ist natürlich immer auch eine Frage der Witterung. Auch eine leicht gelblich-creme-getönte Lamellenfarbe habe ich schon bei Trichterlingen gesehen.



    Wenn die Lamellen allerdings ganz leicht ablösbar waren, ist das natürlich schon ein KO-Kriterium. :thumbup:


    Dann bin ich mal gespannt was da sonst herauskommt. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Also besonders der vom Rudi gefällt mir ganz gut. Wenn da nur der Lamellenansatz nicht wäre... :(
    Aber mach ruhig weiter.
    Wenn du noch einen Trichterling auftreibst, bei dem dann alles passt, dann schwenke ich bestimmt um. Irgendwie sind die doof, diese Pilze, zu denen niemand irgendwelche Funderfahrung hat. Guckt die einfach niemand an? So selten kann der doch gar nicht sein.



    LG, pablo.

  • Hey!


    Also rein von der Erscheinung her ähnlich sieht mir noch Rhodocybe nitelina aus (vgl. auch Link und [url=http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1108.msg16868.html?PHPSESSID=j2rp8kuck7np07r00brheok697#msg16868]Link[/url]). Wie hell gelbrosa das Sporenpulver ist und ob dein Abdruck noch im Rahmen wäre - :/ wohl eher nicht.


    Mehr fällt mir aber auch nicht dazu ein, zumindest nicht heute.

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Anna, ich find's super, daß du dich mit so einem Pilz so beschäftigst. Danke! :thumbup:
    Aber irgendwie machst du eine ähnliche Odysee durch wie ich. Bei den Trichterlingen warst du deutlich ausführlicher, da habe ich schon wieder ein paar interesante Sachen gelernt durch deine Recherche.
    Wegen dem Tellerling erinnerst du dich sicher an unseren ersten gemeinsamen Fund von Rhodocybe gemina (Würziger Tellerling) im Pfälzer Wald bei Bad Dürkheim:

    Das war der, an den ich zuallererst dachte. Wegen der kleinen Fruchtkörper, die sehen recht ähnlich. Rhodocybe nitellina (Gelbfuchsiger Tellerling) isat natürlich auch interessant, aber insgesamt das Sporenpulver natürlich viel zu hell und ganz ohne Rosatöne, ich denke, das geht nicht. Auch die abschiebbaren Lamellen sind jetzt nicht gerade typisch für Tellerlinge.


    Jonas, zum Mikroskopieren kommen könnte ich schon. Ich wüsste nur nicht nach was ich suchen sollte. Mein Fruchtkörper ist mittlerweile auch ziemlich zerfleddert, wenn ich da jetzt noch Präparate rauspflücke, bliebe für eine eventuelle Versendung nichts mehr übrig. Dann müsste man da auf einen neuen Fund warten.


    Leider finde ich auch keine Angaben zu Mikromerkmalen für die Art. Oder sichere Gattungsmerkmale. Wenn man nachweisen könnte, daß es sich tatsächlich hier um einen Filzkrempling (Ripartites) handelt, dann ist anhand der optischen Merkmale die Art ja ziemlich klar.
    Das einzige, was ich dazu noch finde, wären die warzigen Sporen, die es bei Nabelingen und Trichterlingen wohl nicht geben soll.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Trichterling gefällt mir immer noch, der gestern war nur eine Ergänzung.


    ...vielleicht doch ein bißchen Sporenpulver zusammenkratzen oder ein bißchen vom Fruchtkörper abzwacken? Wäre das keine Option? Unbedingt mikroskopieren, würde ich auch sagen. So kommen wir ja offensichtlich nicht weiter. Und jetzt möchte ich schon gerne wissen, was das ist. ;)


    Rhodocybe gemina kam für mich schon auf Grund des anderen Habitus hier nicht in Frage, auch passen die Farben der junge Fruchtkörper von R. nitellina hier viel besser, hilft aber auch nicht, wenn das Sporenpulver nicht passt.


    Ich melde mich, falls mir noch was einfällt.


    [hr]


    Ripartites serotinus Einhellinger bzw. Ripartites albidoincarnatus var. serotinus (Einhellinger) Gminder. Also der Fleischrötliche Filzkrempling.
    Zumindest nach den GPBWs passt da mal alles perfekt. Doof nur: Abildungen? Weitere Beschreibungen? Im Netz ist da absolut tote Hose zu der Art.


    Hallo Pablo, das ist die einzige - und leider mäßige - Schema-Abbildung, die ich finde: Passt nicht, für mich.


    Ripartites serotinus


    Sporenpulver bei den Filzkremplingen ist ja übrigens auch braun. ;)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Anna!


    Bilder vom zusammengekratzen Sporenpulver sind noch in der Kamera.
    Die verlinkte Zeichnung passt eigentlich auch nicht wirklich zur Beschreibung von Krieglsteiner und Gminder in den GPBWs. Wo ist denn die glasierte Hutoberfläche? Das kann auch Ripartites tricholoma s.l. sein.
    Dann gäbe es noch >Bilder von Rudi bei den Doppelpilzen<. Aber sind die sicher? Ich denke nicht. Jedenfalls hat Rudi sie nicht in seine HP aufgenommen.
    Wie er zu der Bestimmung gekommen ist wäre aber in jedem Fall mal interessant.
    Interessanter ist fast noch >diese Diskussion<. Irgendwie scheinen sich zu dem gezeigten Fund aber sogar Andreas und Lothar nicht ganz schlüssig zu sein.
    Wenn aber unter Ripartites albidoincarnata + R. serotinus so helle, fast weiße Pilze mit so deutlich faserfilzigen Hüten gezeigt werden, dann wundere ich mich doch sehr über die irreführende Beschreibung in den GPBWs: "Basidiocarpien orangegelblich, fleisch- bis scherbenrötlich, Hut mit glasiert wirkender Oberfläche" im Schlüssel; in der Beschreibung so nochmals wiederholt: "Durch mehr orangebräunliche Farben und glasierte Hutoberfläche von anderen Filzkremplingen unterschieden."
    Lustigerweise muss ja auch R. tricholoma nicht rein weiß sein. Wie kommt man dann zu einer Abgrenzung?


    Ich fürchte, ich komme so nicht weiter. Heute oder morgen abend schaue ich da nochmal durch's Glas. Sporenoberfläche (warzig bei Ripartites, glatt bei Clitocybe), Lamellenschneiden (weiß nicht wieso, aber Cheilozystiden sind immer gut) und Hyphen (mit Schnallen bei Ripartites, ohne bei Rhodocybe) will ich mal versuchen zu finden. Dann sehen wir weiter.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,


    danke für den Link. Die waren mir auch untergekommen. Da scheint ja ziemliche Verwirrung zu herrschen im Dunstkreis dieser Arten, die du dir herausgepickt hast. So oder so dürfte das Sporenpulver bei Ripartites aber nicht so hell sein wie oben abgebildet, oder? Das ist ja schon braun bei den Filzkremplingen.


    Die verschiebbaren Lamellen und das helle Spp. bringen mich gerade auf die Idee eines merkwürdig ausgeprägten, vielleicht frostgeschädigten Fuchsigen Rötelritterlings. :shy:


    Vielleicht habe ich mir deinen Pilz aber auch nur zu lange angesehen und beginne wild herumzuraten.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Anna!


    Die verschiebbaren Lamellen und das helle Spp. bringen mich gerade auf die Idee eines merkwürdig ausgeprägten, vielleicht frostgeschädigten Fuchsigen Rötelritterlings. :shy:


    Das ist wahrscheinlich die beste Idee von allen. :thumbup:
    Ich sagte es ja eingangs schon: Manchmal ist man wie vernagelt. Dann erkennt man das Naheliegendste nicht vor lauter Aufregung, was Ausgefallenes entdeckt haben zu wollen.
    Zwar wären die Fruchtkörper ungewöhnlich, aber im Grunde genommen passt alles, bis auf den leicht bitterlichen Geschmack. Und leichten Filz am Hut gibt es da zumindest bei der forma gilva ja auch.


    Das wird dann aber haarig, wenn ich das absichern will: Beide Gattungen haben Schnallen, beide Gattungen haben warzige Sporen. Als Unterscheidungsmerkmal wird hier vor allem die Sporenpulverfarbe angeführt...


    Also langsam. Ich muss jetzt duschen und dann mal los. Weitere Bilder werden folgen.
    Ich gelobe hiermit feierlich, heute keine komischen Pilze mitzunehmen. mir brennt die Rübe!



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    So, nochmal Hallo.


    Da kommt wohl immer noch nichts Vernünftiges raus.
    Aber ich habe mal ein Bild von einem Krümel zusammengeschobenem Sporenpulver:

    Schwierig. Da scheint schon eher ein Hauch rosa als ein deutliches Ocker drin zu sein.


    So winzige Sporen sind für mich auch irgendwie nicht wirklich gut abzubilden:



    Sicher sind die nicht glatt. Aber Warzigkeit lässt sich mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln wohl nicht abbilden. Schade.


    Generative Hyphen gingen besser:



    Also Schnallen sind an den Septen schon mal erkennbar.


    Ich lasse den mal als UMO liegen. An der Fundstelle wird schon noch mal was auftauchen, dann wird weiter untersucht. Wenn die Fruchtkörper dann immer noch nicht wie normale Lepista flaccida aussehen findet sich ja vielleicht jemand, der sich das mal etwas genauer ansehen mag.



    LG, Pablo.