Kürzlich stellte Enno unter dem schönen Titel Bechern unterm Ginster ein paar Becherlinge vor, wo die Meinungen auseinandergingen.
Das Spektrum reichte von Napfbecherlingen über Pezizen bis zu Trichophaeen.
Sowas sieht man sich am besten selbst an, dachte ich mir, zumal das Gebiet "nur" ca. 60 km von meinem Zuhause entfernt ist.
Also bat ich Enno um eine Lageplan, den er mir, versehen mit vielen netten Bemerkungen auch schickte
und so machte ich mich auf den Weg zu einer Sandgrube bei Röderaue in Nordsachsen.
Ein erster Blick aufs Gebiet.
Das sieht vielversprechend aus und die ersten Pilze ließen auch nicht lange auf sich warten.
Fächerförmiger Erdwarzenpilz (Thelephora terrestris)
Zwischen den Moospolstern wuchsen allerorten diese kleinen braunen Gesellen.
Richtig erkannt, das ist der Heide-Kahlkopf (Psilocybe montana), auch Trockener Kahlkopf genannt, ein Charakterpilz auf sandigen Böden.
Lohnt es, auf diese kleine Insel zu schauen?
Wohl eher nicht.
Vielleicht unterm Ginster?
Das war eine gute Idee, denn hier fand ich sie, die von Enno gezeigten hellbraunen Becherlinge!
Sie waren zwischen 5 und 35 mm groß (ich habe nur die kleineren von 5-15 mm eingefangen).
Nachdem das böse M bemüht wurde, war plötzlich alles ganz anders!
Keiner der erwarteten operkulaten Becherlinge (also einer, dessen Schläuche mittels Deckel öffnen) gab sich zu erkennen, vielmehr ein inoperkulater Becherling. Also einer, dessen Sporen durch einen Apikalring entlassen werden.
Das hätte ich nie erwartet!!!
Ich lass' ein leider nicht sehr gelungenes Mikrofoto folgen, damit ihr mir glaubt.
Das Pilzchen sollte auf den Namen Discinella boudieri hören, auch wenn ich in der Literatur keine Angaben zu solch großen Fruchtkörpern finde.
Wohl neu für Sachsen und sicher nicht nur hier eine Rarität!
Nur dank deiner Aufmerksamkeit, Enno, haben wir den entdeckt!
Sehr schönes Gebiet, könnte man denken.
Leider trügt die Idylle.
Das Gebiet wird sichtbar zur Entsorgung von Hausmüll genutzt und auch die "Motocrosser" hinterlassen ihre Spuren.
Aber vielleicht gelingt ja so eine Art friedlicher Koexistenz und wir können auch zukünftig so schöne Motive entdecken wie die letzten beiden.
Ein ganz herzliches Dankeschön an Enno für die Inspiration und allen anderen dafür, dass ihr mitgegangen seid.
Liebe Grüße vom Nobi