Ausgerechnet Schulze

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  • Am Montag, dem 12.02.2018, erhält Kevin Meier, 21 Jahre alt, ein e-secure des Anwohnermeldeamtes seiner Heimatgemeinde Kleinmacho.
    Er quittiert mit Daumenabdruck, verabschiedet den Kurier und zockelt gemächlich an den Bügelplatz, wo der PC seiner Mutter steht.


    Er steckt das Kärtchen in den e-reader und summt vor sich hin. Eigentlich kennt er den Inhalt bereits: in einem Anflug von Größenwahn hat er sich Ende November letzten Jahres zum IMC 18 (international MOBA-Contest) im August in Wladiwostock angemeldet.
    Eine Woche vor Weihnachten fällt ihm ein, dass er außer einem Seepferdchen (2007) und einem abgelaufenen Schülerausweis (2013) keine Papiere besitzt. Kurzerhand beantragt er beim Einwohnermeldeamt Reisepass und Personalausweis. Motto: tutto completto.


    Und genau wie erwartet: die Papiere liegen zur Abholung bereit. Die Mitteilung enthält die Aufforderung, Pass und Personalausweis innerhalb 15 Werktagen abzuholen, anderenfalls droht ein Zwangsgeld nach dem städtischen Bußgeldkatalog (in Großmacho über'n Daumen ca. 20% der Streitsache). Die Bezahlung in Höhe von 2x 2585,-€ habe online per dxpc (direct exchange payment counter) zu erfolgen. Paybacks werden nicht gewährt.


    Kevin wohnt bei seiner Mutter in der Friedhofsstraße 35, ist ohne Ausbildung, arbeitslos, und träumt von einer Karriere als Gamedesigner. Der beigelegten Broschüre entnimmt er, dass auf Wunsch (gegen eine Gebühr von 195,-€) die zweistündige Nutzung des Trauungssaales (Raum 205) möglich ist, um in festlichem Ambiente mit bis zu 55 Personen die Namensgewährung zu feiern. Die Benutzung von Gläsern ist im Preis inbegriffen.


    Eine weiter Broschüre informiert ihn, dass Pimpernell, ein kleines aber feines Unternehmen betrieben von Bella Bausewein, einen ganz ausgezeichneten Catering-Service anbietet: Pimpernell - frisch und schnell.
    Man muss wissen: Bella Bausewein, geborene Morgenstuhl, ist Gattin des Oskar Bausewein. Und der ist bereits seit drei Legislaturperioden der OB von Markt Großmacho, der Kreisstadt. Mit seinem Wahlspruch: Dein OB hat die Idee! treibt er der örtlichen Hautevolee die Freudentränen in die Augen und den dritten Stand in den Ruin.


    Pimpernell - frisch und schnell summt Kevin, und: "Mist-kaka, Mist-Kaka, Mist-Kaka ... Mist".
    Denn Kevin hat das Problem KK: keine Knete. Bei Mutti ist nichts zu holen und der Alte hat mit Kevins Volljährigkeit jegliche Förderung eingestellt (O-Ton: "rausgeschmissen Geld").


    Außerdem!
    Außerdem gefällt ihm der Name überhaupt nicht. Denn die Papiere werden, wie ihm schon vorab verraten wird, auf den Namen Schulze lauten. Weg mit Meier, her mit Schulze!


    Ausgerechnet Schulze! Schulze, Timo, Timo Schulze, hieß das Arschloch aus der 7c, "Platzbutterschulze". Der hatte ihn seinerzeit im Ratteneck des Pausenhofes verprügelte. Mehrfach. Kevin war damals -nicht nur in den Pausen- zusammen mit den anderen Outlaws häufig zwischen den Mülltonnen hinter dem Hausmeisterbüdchen verschwunden. Zum Rauchen. Zum Beispiel. Es war das stillschweigend geduldete Eckchen für das Filtrat der Kleinstadt, das sonst überhaupt nicht in der Schule erschienen wäre.


    Dass es in seinem Fall irgendwann zur Namensgewährung kommen würde, war so klar gewesen wie sonstwas ... bei den Vorfahren! Aber ausgerechnet Schulze - shit, shit, shit.


    Als es Sylvia erwischt hatte, erschien ihm das saukomisch: Köttelbeck statt von Domin. Das war vor zwei Jahren, alle Welt hatte gespottet und Sylvia versuchte, sich in ein besseres Danach zu befördern. Nachteilig - zumindest wenig förderlich - war der Umstand, dass Mama und Papa von Domin der Bachblütentherapie anhingen.
    Der Inhalt des Arzneischränkchens erwies sich für eine finale Unternehmung als ungeeignet und Sylvia laborierte mehrere Tage an einer Darmverstimmung, nachdem sie homöopatische Wirkstoffe in keineswegs homöopathischen Mengen zu sich genommen hatte.
    Mama von Domin geriet in disharmonische Seelenzustände, als ihr der Verlust von Herbstenzian- und Bleiwurzessenz für mehrere Jahrzente bewusst wurde.


    Das wahre Danach Sylvias bestand aus einem zehnmonatigen Aufenthalt in der Jugendpsychiatrie und einem anhaltend gestörten Verhältnis zu den Eltern. Was nicht neu war. Neu war den Eltern, das die Kleine jetzt Köttelbeck hieß. Nicht soo toll, wenn man zuvor (beinahe) adlig und "entre nous" war. Jetzt dräute die Brut im Hause von Domin wie eine unerträglich schlappe, proletenhafte Note, verweigerte Nahrungsaufnahme und Kommunikation und versaute die Stimmung.
    Zudem wurden die Spötter aufgrund des wenig sachkundigen Suizidversuches nicht weniger.
    Mama hatte sich durch Heirat retten können, Sylvia Köttelbeck wurde vernichtet. Sie kam noch zwei, dreimal in die 'Klapse' und schließlich verlor Kevin sie aus den Augen.


    Ausgerechnet Schulze! Irgendwie kann Kevin Sylvia verstehen. Und die ganze Knete!


    Warum ihm ein neuer Name gewährt wird, das interessiert ihn indes wenig. Wenn die das sagen ...
    Fällt außerdem nicht in sein Themengebiet - seit 2009 spielt er dota. Dazu weiß er alles, naja, fast alles, 'ne Menge halt. Daneben ist kein Platz mehr für was anderes. Bisschen Fußball und Mucke vielleicht.


    Kevin ist, abgesehen von einem ausgeprägten Hang zum Schmarotzertum, ein leicht verwaltbarer Typ. Bei Einführung der Genealogischen Verifizierung hatte er nur mit der Schulter gezuckt, wenn überhaupt. Geglaubt hatte er denen nicht, nee, aber wenn alle mitmachen ... irgendwas war schon dran. Zum Beispiel, dass die Papiere absolut fälschungs- und übertragungssicher sind, das erschien ihm imponierend, und dass man in Zukunft mit Spucke bezahlen kann –¦ war doch was!


    Im Jahr 2014 war auf Anraten und Vermittlung des OneMan-Beraterteams der O.Bausewein Experiences GmbH & Co KG durch das Einwohnermeldeamt ein DNA-Sequencer geleast worden. Der hatte sich jetzt, 2018, im fünften Jahr seiner Nutzung, bereits mehrfach amortisiert. Und zwar sowohl für das Leasing-Unternehmen PriMed Ltd. (Isle of Man, einziger Gesellschafter Bernd Morgenstuhl, Schwager des Oskar Bausewein), als auch für die O. Bausewein Experiences GmbH & Co KG.
    Dem Stadtsäckel wurde ebenfalls etwas zugespült, nachdem die Gemeindeverwaltung bei den Bürgern die Abgabe eines Speicheltestes verpflichtend unter Androhung von Zwangsgeldern durchgesetzt hatte. Das zugehörige Equipment (Glasröhrchen, Stopfen, Aufkleber und Wattestäbchen -alles steril) konnte entweder direkt bei PriMed Ltd. geordert werden oder mit einem geringfügigen Aufschlag in Höhe von 25€ (Bearbeitungsgebühr) je Set beim Einwohnermeldeamt.
    Da sich die meisten der 17.978 Bürger der Kreisstadt Geschäfte mit dem Ausland nicht zutrauten, kam für die Stadt allerhand zusammen.


    Die datentechnische Verwertung des Rohmaterials fällt allerdings erst bei Namensgewährung ins Gewicht. Allerdings werden die Papiere dann auch ein wenig teuerer als vor der Genealogischen Verifizierung. Eine Namensgewährung tritt ein, wenn sich Unstimmigkeiten zwischen dem "Vorläufigen Traditionsnamen" und dem "genealogisch verifizierten Abstammungsnamen" ergeben. Eine Überprüfung wird automatisch bei jeder Beantragung/Verlängerung der Identifikationsunterlagen durchgeführt, die unter städtischem Einfluss liegen.


    Ein interessanter Nebeneffekt der Namensgewährung tritt durch Fehler bei der Aktenablage ein: die städtische Bevölkerung vermehrte sich unaufhaltsam. Das Durchbrechen der Achtzehntausender-Grenze ist bereits absehbar und genauso absehbar ist, dass der OB den damit einhergehenden Anspruch auf einen dickeren Dienstwagen umgehend wahrnehmen wird.


    Die Analyse der Speichelproben besorgt die GenCon AG, ein auf genealogische Verifizierungen spezialisiertes Unternehmen, in enger Zusammenarbeit mit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
    Wir sehen, das ist alles koscher und korrekt und Global Players stehen als Garant für ein gutes Gelingen. Es erübrigt sich darauf hinzuweisen, dass sowohl Oskar Bausewein als auch Bernd Morgenstuhl ansehnliche Aktienpakete der GenCon in ihren Portefeuilles halten.


    Im Falle Kevins hatte sich herausgestellt, dass sein Urgroßvater Egon als Urgroßvater nicht in Frage kommt. Der steckte nämlich Anfang Juni 1940 in der Weserübung fest, genaugenommen in Bergen, und versäumte so die Zeugung und anschließend, den Zeugungstermin des kleinen Adolf exakt nachzurechnen.
    Adolf erblickt am 4. März 1941 das Licht der Welt und bekam Egons schönen Familiennamen, allerdings keine persönlichen Erinnerungen an den Vater. Denn der steckte ab Ende Juni 1941 im Unternehmen Barbarossa fest und wurde daraus auch nicht wieder entlassen.


    Es hatte aber seine Frau, die Elvira Meier, geborene Schulze, Anfang '40 ein Techtelmechtel mit dem Theodor. Der achtunddreißigjährige Theodor Mömpel galt trotz steifem linken Arm (Argonnerwald, November '18) als brauchbare Partie und probierte sich Anfang 1940 durch's ehemalige Seifensiederviertel von Großmacho. Dort besorgte er seinen gutgehenden Kramladen und fühlte sich wie ein Großwildjäger in der Wilhelma.
    Ziel seiner Unternehmungen war die Zeugung von Soldaten und Erben nach gutem deutschen Brauch, und das gelang ihm sowohl bei Elvira als auch bei der ledigen Margarete Barthel, einer Bediensteten in der Fabrikantenvilla von Domin. Margarete ließ sich mit weniger Umstand zu seinem Weib machen als Elvira.
    Auch Margarete gebar ihm ein Kind, und das bekam zur Taufe in St. Johannes am 27. Februar 1940 den Namen Adolf.


    So wuchsen dem Theodor zwei Adolfse auf, einer namens Meier, einer namens Mömpel, und die ganze Geschichte wäre nie aufgeflogen, wäre Oskar Bausewein nicht so ein geldgeiles Schwein.


    Mit Hilfe des Restriktionsfragmentlängenpolymorphismus und der passenden stochastischen Methoden ermittelte GenCon die direkte Abkommenschaft Adolf Meiers (Kevins Urgroßvaters) von Theodor Mömpel. Nach dem Ersten Binomialsatz der Genealogischen Verifizierung muss Meier nun zwingend gegen Mömpel ausgetauscht werden.


    Merke: zur Namensgewährung muss das eigentliche Überschneidungsereignis betrachtet und daraus der gültige Name (nomen ratus) abgeleitet werden (s.g.p.g. sui generis proximo generatio = Erster Binomialsatz der Genealogischen Verifizierung ). Spätere Namensänderungen erhalten den Status s.g. (sine gravitas) und bleiben unberücksichtigt.


    Aber Achtung: Im vorliegenden Falle ist der Name Adolf Mömpel bei gleicher väterlicher Abkommenschaft bereits belegt. Für diesen Fall sieht der Dritte Binomialsatz der Genealogischen Verifizierung die Matriarchalsubstitution vor. Anstelle des Vaternamens muss der Muttername verwendet werden, wenn


    a) die genetische Abkunft hinsichtlich der Mutterschaft gesichert ist
    b) der primär zu verwendende Vatername bereits anderweitig genutzt wird
    c) es sei denn, der derzeitige Namensinhaber hat seinen Namen zu einem späteren Zeitpunkt als dem Geburtsdatum des Antragstellers erworben. In einem solchen Fall muss der derzeitige Namensinhaber seinen Namen aufgeben, darf ihn jedoch synonymisiert, d.h. in Klammern mit dem Kürzel "syn." versehen, dem neuen Namen nachstellen.


    Mit anderen Worten: wäre Adolf Mömpel am 5.März 1941 geboren worden so hieße er nun: Adolf Bittermann (syn. Mömpel, m.subst. Barthel). Der Nachname Bittermann wird aufgrund der Regel 18.b der Genealogische Verifizierung vergeben, die besagt:
    Ist die Ordentlichen Namensgewährung in unmittelbarer Überschneidungsereignisfolge nicht möglich, so soll der Muttername verwendet werden, wenn die nachgewiesene Genleistung mehr als 35% der genetischen Gesamtleistung ausmacht UND der zur Verwendung anstehenden Name in eingenerativem Abstand zum eigentliche Überschneidungsereignis nach den Regeln der Genealogische Verifizierung bereits in männlicher Linie gewährt wurde.


    Was der Fall ist: den Erben des Barthel Franz, Margarete Barthels Bruder, wurde bereits 2016 der Name Bittermann gewährt und verkauft, weil der Name Barthel für den Urgroßvater im Zusammenhang mit verschiedenen Unklarheiten in den 1890er Jahren als inlicitus (nicht zulässig ) gekennzeichnet wurde.*)


    So. Und deshalb wird aus Meier Schulze, nicht Mömpel.


    Wo kämen wir sonst auch noch hin.




    *) Das Gesamte Regelwerk kann man unter dem Titel "Genealogische Verifizierung - Der Name als Merkmalsträger der Abstammung, Dr. h.c. Bernd Morgenstuhl, Großmacho 2009 " bei der Gemeindeverwaltung der Großen Kreisstadt Markt Großmacho gegen eine Schutzgebühr von 498,-€ beziehen.


    Interessant in diesem Zusammenhang: "Die Kommune als Unterstützer der Wirtschaft - Möglichkeiten und Visionen - eine Zeitbetrachtung. Bella und Oskar Bausewein, 2002." Beziehbar bei der Gemeindeverwaltung der Großen Kreisstadt Markt Großmacho, broschiert, 6 Seiten 28,95€







    LG, Uli






    .


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    95 PC + 5 von JackBayer geschenkt bekommen, macht: 100!

    Einmal editiert, zuletzt von erebus ()

  • Hallo Uli!
    Wow! Was Du Dir da so alles ausdenkst!? Aber für eine winzige Beratungsgebühr von 1,4 Mio Euro könntest Du so etwas an die Bürgermeister und Emporkömmlinge der Kleinstädte verkaufen...
    Ich kann es nur wiederholen: DAS Buch kaufe ich mir!
    Liebe Grüße,
    Tuppie

  • Hallo Uli,


    leider ist meine Pause jetzt zu Ende war ja auch viel zu lesen, werde mich gleich noch mal dazu äussern.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Uli,


    eine interessante Geschichte die eine Zukunft zeigt in der die Kontrolle der Regierung gegenüber den normalen Bürger verstärkt auftritt.
    Genetische Untersuchungen um eine genealogische herkunft fest zu machen scheint her ein albtraumafter Zukunft als eine mögliche Richtung in den man sich bewegen könnte, aber wer weis.


    Aufjeden fall witzig zu lesen und zeigt wieder mal das du ein angeborenen Talent hast Geschichten zu erzählen und uns damit zu vergnügen da kann ich mich nur Bedanken.


    Ob uns irgendwann so gehen wird wie den Pilzen, hängt davon ab wie stark man sich dagegen wehrt, die armen Pilze können sich leider nicht beschweren und sind gezwungen ihren Namen zu wechseln so wie ich meine sochen.


    Dieses Teil finde ich auch interessant.


    Zitat


    Aber Achtung: Im vorliegenden Falle ist der Name Adolf Mömpel bei gleicher väterlicher Abkommenschaft bereits belegt. Für diesen Fall sieht der Dritte Binomialsatz der Genealogischen Verifizierung die Matriarchalsubstitution vor. Anstelle des Vaternamens muss der Muttername verwendet werden, wenn


    Also Schulze und nicht Mömpel. Natürlich ist die Sache etwas komplizierter aber da werde ich nicht weiter eingehen, es steht ja alles Oben geschrieben.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Uli :)


    Wenn du dir das echt selbst ausgedacht hast, dann Hut ab... 8|


    Bist du Professor oder sowas? Das ist echt Wahnsinn :D


    Basiert der Text wirklich auf der Namensgebung von Pilzen?


    Das ist ja wahnsinnig kompliziert, ohjehh hoffentlich wird das bei uns nicht so :D


    LG Enrico



    P.S. Wenn du es mal schaffen solltest ein Buch zu schreiben, bitte mich kontaktieren, ich wills haben :D

    Liebe Grüße vom Enno  



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~W~E~R~~~S~U~C~H~E~T~~~D~E~R~~~F~I~N~D~E~T~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Übers Internet verteile ich KEINE Essensfreigabe! Wer sich unsicher ist sollte einen Pilzsachverständigen aufsuchen!


    Zu meiner Website: Pilze der Lausitz ==)==lamessbar==becher==borste


    523424-unbenannt-png

    Zur Suche eines PSV's, auch in deiner Nähe einfach >>HIER<<  entlang ;)


    100-20 fürs Adventpilzrätsel = 80

  • Hallo Tuppie!


    Schön, wenn's noch verständlich ist! Die Idee kam bei der Rekommentierung zu PFONK, sie wollte nur noch ausgeschmückt werden.


    Liebe Grüße,
    Uli
    [hr]
    Hallo Sarah,


    Zitat

    Hast du falsche Pilze gegessen?!? Was ist denn das für ein Szenario!


    Du weißt doch: Keine Macht den Pilzen!
    Es liegt vermutlich an lang anhaltendem, ungezügelten Konsum von B-Literatur in der Jugend. Mein Psychiater ist der Auffassung, dass es irre Versibel sei, was immer das auch bedeutet.


    Liebe Grüße,
    Uli
    [hr]
    Hallo Mario ...


    ist ja alles nur phantasiert - aber im Grunde bin ich schon davon überzeugt, dass immer neue Instrumente zur Ausbeutung, Überwachung, Kontrolle und Steuerung der Menschen entwickelt werden.


    Eigentlich wollte ich herausarbeiten, das die Namensgebung bei Menschen ganz hervorragend funktioniert -so wie wir das täglich erleben- und dass das Beladender der Namen mit zusätzlichen Informationen überflüssig ist. Zusatzinformationen kann man separat verwalten. Wird in jeder Datenbank so gemacht. Ob Meier oder Schulze, Kevin ist so oder so definiert und beschrieben.


    Der Irrsinn mit der Umtauferei entstammt dem Denken des 17./ 18. Jhdt (Merian, Carl von Linné), als Gott einem jedem Lebewesen -ob Pflanze, ob Tier- einen festen Platz zugewiesen hatte.


    Deshalb glaubte man, jedes Tier und jede Pflanze auf immer in ein und das selbe Schächtelchen stecken zu können.
    Heute weiss jeder Wissenschaftler, dass die Erkenntnis der Zusammenhänge vom Modell abhängig ist. Einem Modell, mit dem wir das Innere einer Schwarzen Kiste beschreiben wollen. Und die Vorstellung des Modelles wandelt sich ständig.
    Die Verifizierung einzelner Eigenschaften des Modells ist wiederum von den technischen Möglichkeiten abhängig mit denen wir in der Blackbox herumschaben. Und die technischen Möglichkeiten wandeln sich ständig.


    Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass Erscheinungen wie das Licht auf vielerlei Wegen parallel und gleichzeitig (diese Begriffe funktionieren in dem Zusammenhang aber nicht mehr) unterwegs sind, und je nach Versuchsanordnung das eine oder das andere verifiziert wird. Mitunter passieren ach ganz unerwartete Sachen.


    Vor dem Wissen, dass nicht nur die untersuchten Objekte (in unserem Fall die Pilze) sondern auch das Wissen über sie einem ständigen Wandel unterliegt, ist es in meinen Augen total verrückt, mit dem Namen einen fixierten Sachverhalt festschreiben zu wollen: dass nämlich irgendeine bis zum Ende aller Tage gültige Verwandtschaftsbeschreibung möglich ist.


    Da spielt der Professor mit dem Kuchenförmchen im Sand...


    Danke schön und liebe Grüße,
    Uli
    [hr]
    Hallo Enrico!


    Zitat

    Wenn du dir das echt selbst ausgedacht hast, dann Hut ab... 8|


    Man geht ja so durchs Leben, nimmt hier und da was mit, und am Ende weiß man nicht mehr, wo man was aufgesammelt hat. Selbst ausgedacht? Irgendwie schon.


    Meist ist da eine Idee, und die schmückt sich selbst aus, wuchert und erweitert sich... und manchmal kommt etwas Verständliches dabei heraus.
    Dieses Dingen hier ist ja schon sehr textlastig, nicht ganz leicht aufzunehmen ... zudem war es ja Sinn und Zweck der Unternehmung, Rauchbomben zu werfen, um zu verschleiern warum zum Teufel Namen wie neu zusammengebaut werden müssen ... so, wie es mir bei den binomialen Bezeichnungen und den Vergaberegeln mit Autorenzitaten, Gültigkeiten etc,. geht.


    Rauchbomben werfen und dennoch darauf hoffen, dass der geschätzte Leser bei der Stange bleibt. Keine leichte Unternehmung.


    Zitat

    Bist du Professor oder sowas? Das ist echt Wahnsinn :D


    Professor bin ich nicht, auch wenn das grade im >Angebot< ist.



    Danke und liebe Grüße,
    Uli

  • Hallo Uli,


    wir sind seid immer so gerichtet worden Ordnung in alles zu bringen so weit es unserer aktueller Fortschritt es zu lässt, das finde ich an und für sich nicht verkehrt, wäre nicht so würden wir in Kaos versenken. Was unser Freund von Linné getun hat war ja in Sinne der Menscheit und der Ordnung.


    Das was Heute aber gemacht wird ist einfach nur übertrieben entgeht jede normalen Menschen Logik, und leider hat es auch kein Ende den je tiefer man gräbt je mehr wird man finden um sich das leben schwer zu machen.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

  • Hallo Helmut!


    Tom Sharpe war mir kein Begriff, den habe ich mir jetzt ergu:gelt und musste dabei feststellen, dass er mittlerweile himmlische Gefilde bewohnt. Insofern ist mir Dein Kommentar Ansporn und Mahnung zugleich.


    Aber natürlich in erster Linie Balsam. Allerdings habe ich, glaube ich, rabenschwarzen englischen Humor nie so richtig verstanden ... ich sehe da immer diesen Kunden einer Zoohandlung, der seinen steifen Papageien umtauschen will, ihn zum Beweis auf die Thekenkante haut und empört ausruft: der is doud!


    Herzlichen Dank und liebe Grüße,


    Uli

  • Hallo Mario!


    sorry, ich hatte Deinen Beitrag irgendwie ausgeblendet. Jetzt aber..



    Hallo Uli,


    wir sind seid immer so gerichtet worden Ordnung in alles zu bringen so weit es unserer aktueller Fortschritt es zu lässt, das finde ich an und für sich nicht verkehrt, wäre nicht so würden wir in Kaos versenken. Was unser Freund von Linné getun hat war ja in Sinne der Menscheit und der Ordnung.


    Das was Heute aber gemacht wird ist einfach nur übertrieben entgeht jede normalen Menschen Logik, und leider hat es auch kein Ende den je tiefer man gräbt je mehr wird man finden um sich das leben schwer zu machen.


    Ja, ohne Ordnung würde unser Denken kaum funktionieren, ohne Ordnung wäre Chaos (ich weiß das, Erebus ist schließlich als Gott der Finsternis als einer der ersten dem Chaos entkommen).
    Die Verdienste Linnés bestehen ohne Zweifel und sie sind in ihrer Größe kaum abzuschätzen.
    Ich sehe das, so glaube ich, ganz ähnlich wie du auch. Auch das der Forschungsdrang des Menschen immer neue Ziele sucht, dass die Bausteine, mit denen er Ordnung schaffen will immer kleiner werden... das ist alles in Ordnung.
    Nur der Umstand, dass jedes neue Ergebnis zu neuen Namen führen muss, ist, gelinde gesagt, Schwachmatentum.


    Dieses System ist auf ein ständiges Scheitern angelegt und sollte schnellstmöglich verlassen werde. Was spricht dagegen?
    Der Wunsch, im Epitheton oder Autorenzitat einer unbedeutenden, weltweit dreimal im Jahr bestimmten Art, verewigt zu sein?

    Ich kann diesen Blödsinn nicht nachvollziehen.


    LG, Uli

  • Hallo Uli,


    diese hervorragende Geschichte habe ich erst jetzt gelesen. Du hast es , wie eigentlich immer, voll getroffen.


    Dennoch:


    Ja, ohne Ordnung würde unser Denken kaum funktionieren, ohne Ordnung wäre Chaos


    Ich glaube, dass Ordung nur eine Variante des Chaos ist. Und daher ist sie auch nie stabil und nicht selten subjektiv, wie das Chaos selbst auch.


    Ordnung, im allgemein gültigen Sinn, ist nur vorhanden, wenn die Mehrzahl der Betroffenen diese auch verstehen und leben kann.
    Das permanente Streben, Ordnung zu perfektionieren, macht sie immer komplizierter, von immer weniger Geisten überschaubar. Für den Rest, je nach Intensität des verstehen wollen oder können, wandelt sich die Ordnung wieder zum Chaos.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    Das geht mir jetzt schon seit Tagen im Kopf rum. Lastet wie ein Alb auf meiner Brust. Da sind ja verschiedene Ebenen miteinander verflochten. Ist es eine Geschichte über Pilze? Über den Zwang, immer nach einem System, das selbst nicht denkt, bis ins hinterste Detail gedankenlos weiterzurennen?
    Da schwingt etwas Stumpfsinn mit. Und das Bestreben, etwas Einfaches möglichst so zu komplizieren, daß es nicht mehr logisch nachvollziehbar ist.
    Womit wir beim deutschen Steuerrecht wären.
    Und bei der NSA, weil alles kotrolliert werden muss. Und reguliert. Und Geld kosten. Am besten viel Geld und immer wieder. Ist das auch der Hintergedanke des urdeutschen Leit(d)spruches: "Warum einfach, wenn es auch umständlich geht?"
    Und warum wird dieser Spruch auch noch sinnbildlich für die Taxonomie bei etwas so schönem und unkontrollierbaren wie der Funga?


    Warum muss man einem Computerausdruck mehr vertrauen als der geistigen Logik? Warum muss der Sequenz - Analyzer den Verstand ersetzen statt ergänzen?



    LG, Pablo.

  • Das hast Du herrlich formuliert, lieber Pablo :thumbup:
    trifft auch meine Gedanken und weil Uli das so "genialisch"
    niedergeschrieben hat darf er für mich zusammen mit dem
    Meister des schwarzen Humors ( Tom Sharpe )
    rumtoben ;)
    Da gehts auch nicht drum, dass der gute Tom nicht mehr unter den Lebenden ist, es geht einfach um die Art und Weise sich mit dem
    alltäglichen, bürokratischen und politischem Wahnsinn auf eine herzerfrischende Weise zu beschäftigen.


    T. Sharpe ist einer der ... toren, von dem ich fast alle Bücher gelesen habe, nicht jedes hat mir super gefallen, zwei sogar überhaupt nicht.
    Aber z.b. "Tohuwabohu" ( Titel spricht für sich ) oder "Mohrenwäsche"
    werd ich mir in den nächsten Jahren nochmals genüsslich antun.
    Vor Lachen vergessen was man grad gelesen hat um nochmals zurückblättern zu müssen :D
    Das schafft der liebe Uli auch :thumbup:


  • Aber z.b. "Tohuwabohu" ( Titel spricht für sich ) oder "Mohrenwäsche"
    werd ich mir in den nächsten Jahren nochmals genüsslich antun.


    Schön, dass du den ...tor aus der Versenkung hervorkramst, Helmi!
    Ich mag ja den "Puppenmord" besonders. Habe den gerade in den Tiefen meiner Bücherregale wiedergefunden und werde mir den gleich nochmal zu Gemüte führen!


    LG Nobi


    Uli
    Toll, wie du den Ball zur Sequenzierung aufgefangen und eine schöne Geschichte daraus gebastelt hast! :thumbup:

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

  • Ahoi Nobi,


    dieses Buch war auch mein erstes von dem ..Tor ;)
    wurde sogar verfilmt, der Film ist aber in meinem Augen völlig gescheitert.


    Die Fortsetzung "Trouble für Henry" war auch herzerfrischend.
    Macht einfach nur Spass zu beobachten, wie ein Fehler den anderen verursacht, bis ein gordischer-Chaosknoten entsteht, welcher weitere, fatale Folgen verursacht.


    Ich weiss leider den Titel nicht mehr, da war ein voll Durchgeknallter in einer Reihenhaussiedlung, der ist über die Kanalisation in die anderen Häuser eingedrungen. Im Haus des pensionierten Offiziers, der sich gerne junge, bezahlte Damen hat ins Haus kommen lassen....


    Also: da hat er mal im Nachttisch nen sog. "einarmigen Arbeitshandschuh für die Körpermitte"
    mit Backofenreiniger präpariert, dem Wachhund ein mit LSD präpariertes Stück Fleisch gegeben... Am Ende ist die Anti-Terror Einheit ausgerückt und Züge sind entgleist :D


    Schade dass die ganzen Bücher bei der Mutter meiner Kinder verbleiben mussten :(


    Uli, nur am Rande bemerkt: Du bist auch so ein Torensch.... ( in dem Fall: Sch.....enie )
    und das ist mehr als nur positiv gemeint :thumbup:

  • Hallo Ralf!


    Irgendwie hast Du natürlich Recht. Eine Ordnung, die bestrebt ist, jedem Teilchen im Chaos eine eigene Beschreibung zukommen zu lassen, muss zwangsläufig genauso chaotisch sein wie die Ausgangsmasse. Mit dem Unterschied, dass sie dem Menschen beherrschbar erscheint. Denn die Namensvergabe macht das Unbekannte, Namenlose und Bedrohliche zu einer vertrauten Sache, zu etwas, das im System seinen Platz bekam und innehat.


    Für den Alltag ist es uninteressant, Dinge mit gewaltigen Instrumenten auseinanderhalten zu müssen. Da wird so etwas schnell zu einem undurchschaubaren Durcheinander.
    Der Mensch ist ein Prothesengott, wie Nietzsche behauptet. Stimmt. Ohne DNA-Sequenzer und Mikroskop existieren die Unterscheidungsmerkmale ja überhaupt nicht, spielen keine Rolle in der Entwicklung.
    Vorstellbar wäre zum Beispiel der Besuch einer fremden Lebensform, die ganz andere Prothesen zur Chaosklärung entwickelt haben, mit denen sich für uns völlig fremde Merkmale bestimmen lassen. Die hätten vermutlich eine ganz andere Systematik entwickelt. Vielleicht eine aufgrund der Zerfallsgeschwindigkeit der beteiligten Isotope, der Wellencharakteristik der abgestrahlten Energie oder der Anzahl der Umweltbeziehungen eines Wesens.
    Vielleicht kennen die so etwas wie ein Individuum gar nicht, definieren die Dinge über das Mehr als die Summe der Teile, sehen eine Ameise als Zelle und den Ameisenstaat als Lebensform.


    Aber vielleicht meinst Du auch das Versinken in überflüssigen Informationen, an dem viele Menschen scheitern –¦ vor allem, wenn sie von morgens bis abends mit dem entsetzlichsten Müll überschüttet werden.


    Es soll einmal eine Zeit gegeben haben, zu der ein einziger Mensch das gesamte Wissen der Menschheit in sich aufnehmen konnte und zum Universalgelehrten wurde. Heutzutage ist das Ordnungssystem und Wissen derart differenziert und detailreich geworden, dass der Spezialist, der sagen wir einmal: Alles über Peniophorae weiß, sich von dem Gedanken verabschieden muss, jemals Russulae zu verstehen. Das ist die Rückkehr des Chaos. Ja, so gesehen und letzten Endes ist jede Ordnung ja nur eine Variante des Chaos.
    Vielleicht habe ich Dich auch gar nicht verstanden, ein interessanten Thema, allemal, aber ich wusste lange gar nicht, wie ich antworten soll.


    Danke schön und liebe Grüße,
    Uli
    [hr]


    Hallo Pablo!


    Es tut mir leid, wenn ich Dir solch ein Alpdrücken bescherte. Aber Du hast ja nicht schlecht gekontert, in dem Du mich an meine Steuererklärung erinnerst.
    Schreckliche Dinge stehen uns da wieder ins Haus.


    Die Geschichte hat natürlich ihren Ausgang bei den Pilzen. Allerdings hatte ich ursprünglich nur diesen Umtaufirrsin auf dem Kieker, fragte mich, was opassiert, wenn so etwas auch mit uns gemacht würde und schon war die Rahmenhandlung fertig. Zugaben wie Geld- und Machtgier gehören ja zu jedem öffentlichen Vorgang dazu wie das Salz in die Suppe.


    Aber eigentlich weiß ich nicht, warum sich alle Welt über die NSA aufregt, so als sei da ein Scheusal aus dem Sumpf gekrochen. Es ist doch das erklärte Ziel und der Geschäftszweck dieser und vieler anderer Organisationen, Informationen zu sammeln, verwertbar zu machen und einzusetzen. Ob NSA, CIA, MAD oder Google und wie sie alle heißen. Die haben doch nie abgestritten, genau das tun zu wollen, für das sie jetzt am Pranger stehen. Unser Fehler, wenn wir meinen, dass sie sich sagen: so, jetzt haben wir erst mal genug Infos, außerdem ist die so niedlich in ihren Osterhasenkostümen, die lassen wir jetzt mal in Frieden. Geh–˜n wir erst mal schön essen. Oder so.


    Was da auf die Schienen gesetzt wurde, das will auch immer weiter. Und Tabus gibt–™s dabei nicht. Bis auf das eine: Lass Dich nicht erwischen.
    Und die Steuergesetzgebung... ich habe mal gelesen, dass da jährlich aberhunderte Gesetze und Verordnungen hinzukommen, und dass es niemanden mehr gibt, der alles kennt. Grandios!


    Mach ich lieber Bilder.


    Danke schön und liebe Grüße,
    Uli
    [hr]
    Hallo Helmut!


    Ja, ich habe das schon verstanden. Nur Gelesen habe ich Tom Sharpe noch nicht. Ich schätze, ich besorge mir mal was von dem.


    Aber jetzt stiftest Du gemeinsam mit Nobi Verwirrung. Was sind denn –¦toren? Mentoren, Dementoren, Autoren, Rezeptoren.. Toren? Was für ein Torhuwabohu!


    Zitat

    Uli, nur am Rande bemerkt: Du bist auch so ein Torensch.... ( in dem Fall: Sch.....enie )
    und das ist mehr als nur positiv gemeint


    ...schloch?


    Dankeschön und herzliche Grüße!
    [hr]
    Hallo Nobi ..


    Zitat

    Toll, wie du den Ball zur Sequenzierung aufgefangen und eine schöne Geschichte daraus gebastelt hast!


    Der kam ja von Dir! Und jetzt muss ich ständig an den Patentanwalt denken, und daran, das Pilze absolut im Kommen sind. Bei der Pharmaindustrie, Chemiekonzernen, vielleicht auch in der Waffenentwicklung, nein ganz bestimmt auch dort und überall, wo Geld verdient werden kann.
    Schön, dass Du den –¦tor kennst!


    Danke schön und liebe Grüße,


    Uli

  • Hallo Uli,
    Du tust mich/uns schon verstehen tun :evil:


    Ich hab noch mal gegoogelt:
    Das wildeste war: "Familienbande"
    Dauert halt so 30-40-50 Seiten bis die Personen nebst psychischem Strickmuster definiert werden. Dann versteht man auch warum die dermassen Gas geben.


    4 Titel wurden benannt, kann Dir alle empfehlen und weiss schon jetzt dass Du die verschlingen wirst


  • Hallo Uli,


    natürlich hast Du mich verstanden. :)


    Ordnung soll die Gesellschaft in die Lage versetzen, nach festgelegten Regeln zu agieren. Weiter ist sie eine Meßlatte für gut und schlecht, für richtig und falsch. Ordnung soll dienen, nicht beherrschen.
    Ich will aber nicht zu tief abtauchen, und bleibe der Einfachheit halber bei der Mykologie.
    Im weitesten Sinne will ich die Mykologie in (viel zu grobe) unterschiedliche Stufen einteilen, aus denen ich keinesfalls Wertigkeiten ableiten möchte:


    1.) Der Mykophage: Will nur eßbar und nicht eßbar unterscheiden können.


    2.) Der "Nicht-M" - Hobby-Mykologe: Will meist einen bestimmten Teilbereich der Mykologie makroskopisch unterscheiden, ohne alleinigen kulinarischen Hintergrund.


    3.) Der "M"-Mykologe, meist auch Feldmykologe: Will auch mikroskopisch auf die Artenebene abtauchen und ist nicht selten auch Lieferant der mykologischen Wissenschaft und des Naturschutzes.


    4.) Der DNA-Mykologe: Will Abstammung und Zugehörigkeit auf der Ebene der Genetik festlegen.


    Die Stufe 1 ist vollständig, die Stufe 2 weitgehend, von der Arbeit der Stufen 3 und 4 unabhängig. Denen ist es ziemlich wurscht, ob Boletus edulis aus Kawuschistan der Onkel von Boltetus edulis aus Oberammergau ist. Stufe 3 könnte das auch egal sein. Es sei denn, in Oberammergau kommen Onkel und Neffe gemeinsam vor und der Onkel heißt jetzt plötzlich Boletus kawuschistanis.
    Stufe 3 ist nun nicht mehr in der Lage, Onkel und Neffe auseinander zu halten.
    Dummerweise ist Stufe 3 der Lieferant der Wissenschaft und des Naturschutzes. Richtigerweise wollen Wissenschaft und Naturschutz korrekt beliefert werden. Stufe 3 kann jedoch, mangels DNA-Sequenzierer, nur Boletus sp. liefern. Das ist völlig unbrauchbar und Stufe 3 verliert den Lieferantenkontrakt.


    Stufe 4 ist noch Generationen damit beschäftigt, die bestehende Ordnung zurechtzusequenzieren, während Wissenschaft und Naturschutz leer ausgehen.


    Während dessen ist Stufe 5 in der Entstehung und wirft die Ergebnisse von Stufe 4 über den Haufen. Es hat sich nämlich herausgestllt, dass Boletus kawuschistanis aus Oberammergau - flugs durch den Teilchenbeschleuniger gejagt - aus 3 Arten Quarks und 5 Arten Heronen besteht, Boletus kawuschistanis aus Unterammergau hingegen aus 4 Arten Quarks und 4 Arten Heronen. Beide können nun logischerweise nicht der gleichen Art angehören. Eine Überarbeitung der Nomenklatur ist daher dringend notwendig.


    So stürzt sich Stufe 5 in die unvermeidliche Arbeit. Nicht ahnend jedoch, dass in 15 Jahren ein findiger Wissenschaftler feststellt, dass Boletus kawuschistanis 3/5 aus Oberammergau je nach Standort mal 14 und mal 23 Higgs-Bosonen aufweist, und es sich somit nicht um die gleiche Art handeln kann. Stufe 6 ist geboren.


    Es mag an dieser Stelle noch darauf hingewiesen werden, dass die Mehrzahl der neuen Artbeschreibungen leider nur noch anhand konservierter Exsikkate vorgenommen werden konnte, da die jeweilige Art, sowie deren verquarksten Brüder, Onkel und Neffen längst ausgestorben ist. Denn blöderweise lagen der mykologischen Wissenschaft und dem Naturschutz keine gesicherten Daten über das Artengefüge bestimmter Biotope vor, so dass diese nicht unter Schutz gestellt wurden, und auch keine arterhaltenden Maßnahmen ergriffen werden konnten.



    Was hat das nun mit Ordnung und Chaos zu tun ?


    Nun, ab Stufe 4 dient die Ordnung nicht mehr, sondern herrscht.
    Wir wissen: Es dient die Ordnung, es herrscht das Chaos.


    Fairerweise muss man nun hinzufügen, dass für einen gewissen Herrn Carl von Linne im Jahre siebzehnhundertund schon Stufe 3 chaotisch gewesen wäre, hätte eine Handvoll Weißkittel die heute üblichen Mikroskope besessen. Vielleicht sehe ich auch nur zu schwarz und in ein paar Jahren gibt es erschwingliche DNA-Sequenzierer für den Hausgebrauch. Schon kann Stufe 3 wieder liefern.
    Vorausgesetzt, Stufe 5 hat noch nicht begonnen, eine weitere Selbstbeweihräucherungsordnung aufzustellen.



    In diesem Sinne: Panta rhei

  • Mein lieber Ralf!


    Du nimmst mir die Worte aus dem Munde - wie man so sagt und erleichterst mir die Arbeit. Da ist alles gesagt, und ich kann mich neuen Themen zuwenden.


    Großartig!


    Herzliche Grüße
    Uli

  • Ralf, das hast du wunderschön gesagt! :thumbup:


    Und ich kann mich da als Stufe-3-ler (eines anderen Fachgebiets) mit Abneigung gegen Stufe-4-ler nur aus vollstem Herzen anschließen! ;)


    (Wie gut, dass das hier keiner aus meinem Labor liest, sonst würde ich morgen was zu hören bekommen! :D )

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

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