Die Crux mit den deutschen Pilznamen

Es gibt 34 Antworten in diesem Thema, welches 9.606 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Brutus.

  • Was haltet ihr von einem Switch von „gemein“ zu „gewöhnlich“ bei den dt. Pilznamen? 26

    1. Ich bevorzuge die klassische Schreibweise mit „gemein“. (15) 58%
    2. Ich bin für die moderne Schreibweise mit „gewöhnlich“. (7) 27%
    3. Mir ist die Schreibweise egal. (4) 15%

    Hallo in die Runde,


    in dieserm Thema möchte ich euch einen Fall des WikiProjekts Pilze vorstellen, der in der Redaktion Biologie der Wikipedia kontrovers diskutiert wurde.


    Ich hatte angeregt, die Titel von Lebewesenartikeln mit dem veraltenden Wortbestandteil –žgemein–œ in zeitgemäße Lemmata mit –žgewöhnlich–œ zu ändern - das beträfe bei den Pilzen rund 50 Artikel und Weiterleitungen. Hintergrund ist, dass immer mehr Leser –žgemein–œ nicht mehr im Sinne von –žkeine besonderen Merkmale habend, durch nichts herausragend–œ (Quelle: Duden.de) interpretieren können.
    Wie aus der Disk. hervorging, soll dieser Sprachwandel in der Botanik bereits weitgehend vonstatten gegangen sein, anders als bei den Pilzen. Für –žDie Blütenpflanzen Mitteleuropas–œ (Aichele & Schwegler 2004) und "Was blüht denn da?" (Spohn et al. 2008) kann ich das zum Beispiel bestätigen.


    Allerdings ist in der Wikipedia die Richtlinie zu beachten, keine Theorieetablierung zu betreiben. Das bedeutet, dass eine Anpassung der Artikeltitel nur erfolgen kann, wenn sich der Sprachwandel bei der entsprechenden Art auch belegen lässt und dieser Name in der Fachliteratur eine gewisse Verbreitung gefunden hat.


    Leider besitze ich keine Bestimmungsbücher neueren Datums, um das zu überprüfen - könnt ihr mir bitte weiterhelfen und in euren Büchern nachsehen, ob sie dt. Pilznamen mit –žgemein–œ oder –žgewöhnlich–œ beinhalten? Von Andreas Gminders Bestimmungsführern, die beim Kosmos-Verlag erschienen sind, weiß ich bereits, dass sich die Redaktion für die veraltende Schreibweise entschieden hat.


    Danke im Voraus für eure Unterstützung


    Schönen Gruß aus Augsburg


    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    So neu scheint meine Literatur nicht zu sein. Da steht meistens sogar noch nicht mal "Gemeiner Steinpilz" sondern überall noch "Fichtensteinpilz" drin. Rotfußröhrlinge kennen die meist nur einen. Damit erübrigt sich diese "taxonomische" Diskussion.


    Abgestimmt habe ich mal für den Wandel (also pro "gewöhnlich"). Gerne benutze ich aber (auch in den Portraits für's Forum) das Epithet (kann man das hier überhaupt sagen) "Echte/r" statt "Gewöhnliche/r". Das ist etwas kürzer.
    Allerdings wäre es wohl besser, sich hier mehr oder weniger auf eine Bezeichnung festzulegen. Die Verwirrung durch häufiges Umtaufen, die ja manchmal bei lateinischen Namen entsteht, kann man ja hier auch gerne vermeiden. Was sogar schon ein Grund für die Beibehaltung der althergebrachten Namen ("gemein") wäre. Aber Sprache entwickelt sich, ein wenig Flexibilität muss man da eben erwarten.



    LG, Pablo.

  • Hallo, Laux (Der große Kosmos Pilzführer) ist ebenfalls "gemein". Wenn man jemandem sagt, der gezeigte Pilz sei ein Gewöhnlicher XYZ-Pilz, ist die Wahrscheinlichkeit, daß er das gehörte "gewöhnlich" nicht zum Artnamen hinzuzählt, relativ groß. Dafür klingt "gewöhnlich" einfach zu "gewöhnlich". Der Zuhörer könnte in Gedanken "gewöhnlich" einfach durch "stinknormal" ersetzen und schon ist es nur noch ein XYZ-Pilz. Bei einem Gemeinem XYZ-Pilz ist man eher versucht, "gemein" mit XYZ-Pilz in Verbindung zu bringen und die beiden Wörter als Ganzes zu sehen, gerade weil es im aktuellen Sprachgebrauch nur noch selten Verwendung findet. "Gemein" könnte hier aber auch fies und böse assoziieren und so dem Zuhörer ein falsches Bild vermitteln. Wenn man es dagegen liest, sieht die Sache wieder anders aus, da hier "gewöhnlich", da es zum Artnamen gehört, groß geschrieben würde. Trotzdem denke ich sollte man mit der Zeit gehen und solange Boletus edulis nicht "Voll fett Steini" heißt, ist doch noch alles in Ordnung :).

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

    "I'm only happy when it rains
    I'm only happy when it's complicated
    And though I know you can't appreciate it
    I'm only happy when it rains"
    (Garbage)

  • Hallo Pablo,



    So neu scheint meine Literatur nicht zu sein. Da steht meistens sogar noch nicht mal "Gemeiner Steinpilz" sondern überall noch "Fichtensteinpilz" drin. Rotfußröhrlinge kennen die meist nur einen. Damit erübrigt sich diese "taxonomische" Diskussion.


    kannst Du bitte noch kurz anmerken, welche Bücher Du gesichtet hast, damit ich und andere Pilzfreunde sie abhaken können?


    Zitat

    Gerne benutze ich aber (auch in den Portraits für's Forum) das Epithet (kann man das hier überhaupt sagen) "Echte/r" statt "Gewöhnliche/r". Das ist etwas kürzer.


    Weshalb der Fachjargon, schreib doch einfach "Namens(bestand)teil". ;)
    Wenn das Adjektiv "echt" verwendet wird, setzt dies aber voraus, dass es eine Art mit dem Adjektiv "falsch" gibt. Zudem könnte sich der Leser die Frage stellen, ob dann beispielsweise beim Echten Rotfußröhrling (Xerocomellus chrysenteron) alle anderen Gattungsvertreter falsch sind oder sie einen geringeren Wert (Speisewert?) haben. Deshalb und weil es sich bereits in den Botanikbüchern etabliert hat, bevorzuge ich klar "gewöhnlich" statt "echt".


    Zitat

    Allerdings wäre es wohl besser, sich hier mehr oder weniger auf eine Bezeichnung festzulegen.


    Sehe ich auch so. Auf jeden Fall sollte man sich innerhalb eines Buchs auf eine Schreibweise festlegen. Ob man alle Autoren dazu bewegen kann, weiß ich nicht. Vorschreiben lässt sich das keiner. ;)


    Zitat

    Die Verwirrung durch häufiges Umtaufen, die ja manchmal bei lateinischen Namen entsteht, kann man ja hier auch gerne vermeiden. Was sogar schon ein Grund für die Beibehaltung der althergebrachten Namen ("gemein") wäre. Aber Sprache entwickelt sich, ein wenig Flexibilität muss man da eben erwarten.


    Die Anpassung wäre lediglich dem Sprachwandel geschuldet, das kommt nicht gerade häufig vor. Und weil "gewöhnlich" im Gegensatz zu "gemein" keine mehrfachen, im Sprachgebrauch teils schwindenden Bedeutungen besitzt, bin ich "pro".


    Gruß, Andreas

  • Also, mein BLV (Gerhard) von 2011 scheint mit dem Attribut Gemein/Gewöhnlich sehr sparsam umzugehen, meist, wie z.B. beim Rotfußröhrling, wird das Attribut einfach ganz weggelassen. Ein paar Mal taucht "Gemein" im Namen auf, ebenso "Echt" - "Gewöhnlich" habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Mein Parey's von 1987 oder so benutzt "Gemein".


    Generell scheint aber weder das eine noch das andere ziemlich häufig zu sein... Mir ist das auch eigentlich ziemlich schnuppe, ich kann mich mit beidem anfreunden und würde im umgangssprachlichen Ton wahrscheinlich "normal" benutzen ("na, Birkenpilz, der normale halt, nicht der vielverfärbende...."... ) ;)

    Gnüße von Gelbhex-Gnarifa und Fani ausm Süüüüdn! Sonn' is! Gnihihihii! :sun: :sun: :sun:

    Meine Bilder dürfen unter Namensnennung frei verwendet werden (CC-BY Lizenz).

  • Hallo Holger,



    Laux (Der große Kosmos Pilzführer) ist ebenfalls "gemein".


    kannst Du bitte noch kurz das Jahr der Erscheinung oder die ISBN angeben?


    Zitat

    Wenn man jemandem sagt, der gezeigte Pilz sei ein Gewöhnlicher XYZ-Pilz, ist die Wahrscheinlichkeit, daß er das gehörte "gewöhnlich" nicht zum Artnamen hinzuzählt, relativ groß. Dafür klingt "gewöhnlich" einfach zu "gewöhnlich". Der Zuhörer könnte in Gedanken "gewöhnlich" einfach durch "stinknormal" ersetzen und schon ist es nur noch ein XYZ-Pilz. Bei einem Gemeinem XYZ-Pilz ist man eher versucht, "gemein" mit XYZ-Pilz in Verbindung zu bringen und die beiden Wörter als Ganzes zu sehen, gerade weil es im aktuellen Sprachgebrauch nur noch selten Verwendung findet. [...] Wenn man es dagegen liest, sieht die Sache wieder anders aus, da hier "gewöhnlich", da es zum Artnamen gehört, groß geschrieben würde.


    Interessanter Aspekt. Allerdings habe ich schon desöfteren in Zeitungsartikeln festgestellt, dass das auch auf andere Attribute zutrifft, die Bestandteil von Pilznamen sind.


    Zitat

    "Gemein" könnte hier aber auch fies und böse assoziieren und so dem Zuhörer ein falsches Bild vermitteln.


    Stimmt. Da liegt die Schlussfolgerung, der Pilz sei giftig, auch ziemlich nahe.


    Zitat

    Trotzdem denke ich sollte man mit der Zeit gehen und solange Boletus edulis nicht "Voll fett Steini" heißt, ist doch noch alles in Ordnung :).


    *lol*


    So sehe ich das auch: Für den Sprachwandel, aber gegen den Jugendslang.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Ganz unkommentiert mal aus drei Büchern eine Auswahl der verwendeten lateinischen Namen mit der verwendeten deutschen Übersetzung:


    Kosmos Naturführer; "Welcher Pilz ist das?"; Markus Flück; 3. Auflage (c) 2009:
    Boletus edulis ---> Fichtensteinpilz
    Boletus satanas ---> Satans-Röhrling
    Xerocomus chrysenteron ---> Rotfußröhrling
    Russula delica ---> Blaublättriger Weißtäubling
    Russula cyanoxantha ---> Violettgrüner Frauen-Täubling
    Mycena pura ---> Gemeiner Rettich-Helmling
    Leucoagaricus leucothites ---> Rosablättriger Egerlingsschirmpilz
    Kuehneromyces mutabilis ---> Gemeines Stockschwämmchen
    Cantharellus cibarius ---> Echter Pfifferling, Eierschwamm
    Hydnum repandum ---> Semmelstoppelpilz
    Schizophyllum commune ---> Gemeiner Spaltblättling
    Scutiger ovinus ---> Gemeiner Schafeuter-Porling
    Scleroderma citrinum ---> Dickschaliger Kartoffelbovist
    Phallus impudicus ---> Gemeine Stinkmorchel
    Morchella esculenta var. vulgaris ---> Gemeine Morchel (+ Speise-Morchel)
    Morchella esculenta ---> Mai-Morchel (+ Gelbe Speise- Morchel)
    Aleuria aurantia ---> Gemeiner Orangebecherling
    Leotia lubrica ---> Gemeines Gallertkäppchen



    Kosmos Naturführer; Pareys Buch der Pilze; Marcel Bon; Übersetzung (c) 2005:
    Boletus edulis ---> Steinpilz, Herrenpilz
    Boletus legaliae ---> Rosahütiger Röhrling
    Boletus satanas ---> Satanspilz
    Leccinum scabrum ---> Birkenpilz
    Xerocomus chrysenteron ---> Echter Rotfußröhrling
    Xerocomus porosporus ---> Falscher Rotfußröhrling
    Russula delica ---> Breitblättriger Weißtäubling
    Russula cyanoxantha ---> Frauentäubling
    Melanoleuca melaleuca ---> Gemeiner Weichritterling
    Mycena pura ---> Violetter Rettichhelmling
    Crepidotus variabilis ---> Gemeines Stummelfüßchen
    Tubaria furfuracea ---> Gemeiner Trompetenschnitzling
    Kuehneromyces mutabilis ---> Stockschwämmchen
    Leucoagaricus leucothites ---> Rosablättriger Egerlingsschirmpilz
    Phallus impudicus ---> Stinkmorchel
    Scleroderma cirtinum ---> Gemeiner Kartoffelbovist
    Cantharellus cibarius ---> Pfifferling, Eierschwamm
    Trichaptum abietinum ---> Gemeiner Violettporling
    Phellinus igniarius ---> Falscher Zunderschwamm
    Schizophyllum commune ---> Spaltblättling
    Morchella vulgaris ---> Graue Morchel
    Morchella rotunda ---> Gelbe Speisemorchel
    Morchella esculenta ---> Graubraune Speisemorchel
    Aleuria aurantia ---> Orangebecherling
    Scutellinia scutellata ---> Schildborstling
    Leotia lubrica ---> Grüngelbes Gallertköpfchen



    Coventgarden; Großes Handbuch der Pilze; Thomas Laessoe / Anna DelConte; deutschsprachige Ausgabe (c) 2008:
    Morchella esculenta ---> Speisemorchel
    Aleuria aurantia ---> Orangebecherling
    Scutellinia scutellata ---> Gemeiner Schildborstling
    Leotia lubrica ---> Grüngelbes Gallertköpfchen
    Cantharellus cibarius ---> Pfifferling, Eierschwamm
    Phellinus igniarius ---> Falscher Zunderschwamm
    Schizophyllum commune ---> Gemeiner Spaltblättling
    Trichaptum abietinum ---> Gemeiner Violettporling
    Heterobasidion annosum ---> Wurzelschwamm
    Fomes fomentarius ---> Echter Zunderschwamm
    Melanoleuca polioleuca ---> Gemeiner Weichritterling
    Mycena pura ---> Rettichhelmling
    Leucoagaricus leucothites ---> Rosablättriger Egerlingsschirmling
    Crepidotus variabilis ---> Gemeines Krüppelfüßchen
    Kuehneromyces mutabilis ---> Stockschwämmchen
    Russula delica ---> Gemeiner Weißtäubling
    Russula cyanoxantha ---> Frauentäubling
    Boletus edulis ---> Steinpilz
    Boletus legaliae ---> Falscher Satanspilz
    Boletus chrysenteron ---> Rotfußröhrling
    Leccinum scabrum ---> Birkenpilz
    Phallus impudicus ---> Stinkmorchel
    Scleroderma citrinum ---> Dickschaliger Kartoffelbovist


    Die Umfangreicheren Werke lasse ich jetzt mal weg. Ist bei mir auf der Platte dann sowieso meist englisch, und die GPBWs gehe ich jetzt nicht durch!
    Aber so als Ergänzung:
    Dort heißt Leucoagaricus leucothites auf deutsch "Gemeiner Egerlingsschirmling", weil der "Rosablättrige" dort nachvollziehbarerer Weise zu Leucoagaricus carneifolius gehört.
    Phellinus igniarius ist in den GPBWs ja ein Aggregat, würde Krieglsteiner da einen deutschen Namen angeben, wäre das wahrscheinlich der "Gemeine Feuerschwamm". ;)



    Ansonsten: Zustimmung!
    Ich werde versuchen, mal so nach und nach die Namen bei den Portraits auch auf eine möglichst einheitliche Nennung umzustellen. Also den Namen im Titel, meine ich. "Echt" und "Gemein" kann man dann ja als alternativen deutschen Namen angeben.



    LG, Pablo.

  • Hallo,
    der "gemeine" Speisepilzsammler lässt diesen Namensbestandteil weg.
    Richtig, Andreas, vorschreiben lässt sich das niemand :nana:
    Wer sich exakt mitteilen möchte, kann ja den wissenschaftlichen Namen verwenden.
    Ich bin für das Weglassen. Die meisten "etablierten" Pilznamen empfinde ich sowieso als unglücklich aber das weisst du ja bereits. Wenn ich Auswahl habe, wähle ich immer den für mich netter klingenden Namen - einfach so - da gebe ich sogar ein gewisses Sendungsbedürfnis zu. Für mich ist die Welt der Pilze eben einfach schöner, als es die teilweise eher abstossenden Pilznamen ausdrücken. Mein Benutzername hier ist übrigens eine Anspielung darauf.

  • Hallo Andreas, die ISBN meines Laux ist "978-3-440-12408-6", erschienen ist er 2010.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo Sarah,



    Also, mein BLV (Gerhard) von 2011 scheint mit dem Attribut Gemein/Gewöhnlich sehr sparsam umzugehen, meist, wie z.B. beim Rotfußröhrling, wird das Attribut einfach ganz weggelassen. Ein paar Mal taucht "Gemein" im Namen auf, ebenso "Echt" - "Gewöhnlich" habe ich auf die Schnelle nicht gefunden. Mein Parey's von 1987 oder so benutzt "Gemein".


    danke für die Info.


    Ich bin übrigens der Meinung, dass man das gemein/gewöhnlich/echt einiger Pilznamen durch prägnantere Attribute ersetzen sollte. Im pilzepilze.de-Forum hatte ich beispielsweise vorgeschlagen, das Gemeine Stummelfüßchen (Crepidotus variabilis) - das lt. Andreas Gminder eher selten ist, während die "gemeinste" Art der Gattung das Entferntblättrige Stummelfüßchen (Crepidotus cesatii) ist - entsprechend der Übersetzung des Epithetons variabilis künftig "Veränderliches Stummelfüßchen" zu nennen. Das würde die Art sicher besser charakterisieren als der möglicherweise subjektive Eindruck des Benenners, die jeweilige Art sei gemein/gewöhnlich/echt.


    Gruß, Andreas[hr]
    Hallo Craterelle,



    Die DGfM scheint ebenfalls "gemeiner" zu bevorzugen (Positivliste 2012), ebenso Pareys Buch der Pilze Ausgabe 2012. "Gewöhnlich" wird in keinem meiner Bücher verwendet, allenfalls noch - jedoch nicht ausschließlich - "echt".


    dankeschön für die Info.


    Gruß, Andreas

    Einmal editiert, zuletzt von Gelöschter Nutzer ()

  • Hallo Andreas!

    Zitat


    Pilznamen durch prägnantere Attribute ersetzen sollte


    Sollte man auf jeden Fall machen, wo das Sinn macht. Und "gemein" sagt ja eigentlich nicht unbedingt was Hilfreiches aus, eben nur, dass der Namensgeber der Auffassung war, dass die Art nichts Besonderes ist.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo,
    der bisher verwendete Namensbestandteil "Echt" sollte erhalten bleiben, auch wenn es nicht wie beim Echten Pfifferling den Gegenpol Falscher Pfifferling gibt, z.B. Echter Reizker, Echter Hausschwamm. Mir scheint, dass dieser Namensbestandteil vor allem bei Pilzen vorkommt, die auch relativen Laien bekannt sind.


    Aber ob es was bringt, wenn aus der "Gemeinen Hundsrute" die "Gewöhnliche Hundsrute" wird? Oder beim Stinkmorchel? Beim Hallimasch finde ich "Gemein" sogar gut, wenn ich Baumbesitzer bin :nana:


    Gemein und Gewöhnlich verbinde ich mit der Eigenschaft häufig, was z.B. bei der Hundsrute nicht der Fall ist. Am besten gefallen mir Namen, die wirklich eine zutreffende Eigenschaft beschreiben. Da stimme ich Andreas zu.


    @Schleimrüpel:
    Anscheinend bist Du kein Bahnfahrer! Erzähl doch in einem Zug, der voller Schüler ist, Deinen Nachbarn mal was von Deinen Funden, vor allem aus dem Bereich der Cortinarien. Du wirst begeisterte Zuhörer finden :D


    Ich hatte sogar schon Erfolg mit einem Vogel, als ich meiner Kollegin gesagt habe, dass ein "Neuntöter" auf dem Gebüsch gesessen hat. "Ein was???" , oder von der "Behaarten Segge" erzählt habe, geschrieben sieht das unverfänglich aus, aber gesprochen, im Zug,--- die Schüler haben sich gefreut.


    Viele Grüße
    Lothar


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Pablo,



    Ganz unkommentiert mal aus drei Büchern eine Auswahl der verwendeten lateinischen Namen mit der verwendeten deutschen Übersetzung:


    sämtliche aufgelistete dt. Pilznamen, die nicht immer zwingend eine Übersetzung des wissenschaftlichen Artnamens sind und meiner Meinung nach auch nicht sein müssen, geht an der Intention meines Initialbeitrags vorbei. Dennoch danke für die Info.


    Zitat

    ...und die GPBWs gehe ich jetzt nicht durch!
    Aber so als Ergänzung:
    Dort heißt Leucoagaricus leucothites auf deutsch "Gemeiner Egerlingsschirmling", weil der "Rosablättrige" dort nachvollziehbarerer Weise zu Leucoagaricus carneifolius gehört.
    Phellinus igniarius ist in den GPBWs ja ein Aggregat, würde Krieglsteiner da einen deutschen Namen angeben, wäre das wahrscheinlich der "Gemeine Feuerschwamm". ;)


    Eröffne doch ein eigenes Thema, wo wir die beiden Fälle diskutieren können. Ich finde neben der wissenschaftlichen Nomenklatur auch die deutschen Pilznamen überaus interessant.


    Gruß, Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Ach, da hatte ich mir so viel Mühe gemacht... :D
    Nein, passt schon. Ein paar "Gemeinheiten" sind ja dabei. Da nimmst du einfach das raus, was von Interesse ist.


    Eröffne doch ein eigenes Thema, wo wir die beiden Fälle diskutieren können. Ich finde neben der wissenschaftlichen Nomenklatur auch die deutschen Pilznamen überaus interessant.


    Gruß, Andreas


    Interessant wäre das bestimmt. Gerade zum Egerlingsschirmling könnte sich da was kontroverses anschließen, da schon die wissenschaftlichen Artbezeichnungen teils etwas verwirrend sind.
    Ich hoffe, ich denke dran.
    Heute packe ich da aber nichts mehr an, zuviele Baustellen.
    OT.: Ich will ja noch herausfinden, ob der Wabbelporling an Kiefer von gestern nicht doch Parmastomyces mollissimus sein könnte.



    LG, Pablo.

  • Anscheinend bist Du kein Bahnfahrer! Erzähl doch in einem Zug, der voller Schüler ist, Deinen Nachbarn mal was von Deinen Funden, vor allem aus dem Bereich der Cortinarien. Du wirst begeisterte Zuhörer finden :D


    Hallo Lothar,
    meine Erfahrungen sind da eher gegenteilig.
    Schon oft habe ich zu hören bekommen: "Wer hat sich blos diese besch... Namen ausgedacht?"
    Oft finden "die Leute" genau die Pilznamen am schönsten, die nichts Beschreibendes haben, wie Marone, Glucke, Morchel, Parasol etc.
    Da steckt eben viel mehr Poesie drin als in Braunkappe oder Gemeiner Riesenschirmling.
    Die Deutsche Sprache hat mit ihren zsammengesetzten Substantiven riesen Vorteile gerade im Bereich der Technik aber für die Welt der Pilze halte ich die verbreiteten Namenskonstruktionen für sprachlich ärmlich, ganz besonders dann, wenn die schönen und mitunter alten Volksnamen dahinter zurücktreten sollen.

  • Hallo Gerd,



    der "gemeine" Speisepilzsammler lässt diesen Namensbestandteil weg.


    das kann ich bestätigen. Ist auch legitim. Nur suggeriert diese Vereinfachung, dass es z.B. nur den Steinpilz gibt. Dagegen kann der Leser/Hörer bei der Bezeichnung "Gewöhnlicher Steinpilz" gleich erahnen, dass es wohl mehrere Steinpilze gibt. Insofern ist diese Variante vielleicht einen Tick besser.


    Zitat

    Wer sich exakt mitteilen möchte, kann ja den wissenschaftlichen Namen verwenden.


    Wer sich aber mit "Normalsterbilchen" exakt mitteilen möchte, kommt an den deutschen Pilznamen nicht vorbei.


    Zitat

    Ich bin für das Weglassen.


    Diese Möglichkeit hatte ich zum Start der Umfrage leider nicht auf dem Schirm, sonst hätte ich sie als Auswahl eingebaut. Wer dafür ist, kann das ja wie Du in einem Beitrag kund tun. Kann in dem Fall natürlich nicht garantieren, dass die NSA das protokolliert und auswertet. :cool:


    Zitat

    Die meisten "etablierten" Pilznamen empfinde ich sowieso als unglücklich aber das weisst du ja bereits. Wenn ich Auswahl habe, wähle ich immer den für mich netter klingenden Namen - einfach so - da gebe ich sogar ein gewisses Sendungsbedürfnis zu.


    Konkret ist mir das zwar nicht mehr in Erinnerung, aber bei manchen deutschen Pilznamen stimme ich Dir zu: Ich würde Gästen beispielsweise stets Herbstrompeten auftischen und keine Totentrompeten - was sonst in deren Kopfkino vorgeht, kann man durchaus befürchten.


    Zitat

    Für mich ist die Welt der Pilze eben einfach schöner, als es die teilweise eher abstossenden Pilznamen ausdrücken. Mein Benutzername hier ist übrigens eine Anspielung darauf.


    Danke, dass Du das aufgeklärt hast. Hatte mir auch schon meine Gedanken gemacht, was jemand dazu bewegen konnte, solch einen Benutzernamen zu wählen. Aber bevor ich jemanden darauf anspreche und sich im weiteren Dialog tiefe, dunkle Abgründe auftun... :D


    Gruß, Andreas

  • Danke, dass Du das aufgeklärt hast. Hatte mir auch schon meine Gedanken gemacht, was jemand dazu bewegen konnte, solch einen Benutzernamen zu wählen. Aber bevor ich jemanden darauf anspreche und sich im weiteren Dialog tiefe, dunkle Abgründe auftun... :D


    Hallo Andreas,
    mein liebstes Pilzmotiv sind Oudemansiella mucida.
    Meine allerhäufigste Begleitung im Wald konnte sich den Namen nicht merken und hat immer Schleimrüpel zu ihnen gesagt.
    Mein erster Avatar hier war so ein Schleimrüpel und Gerd gab es schon.
    Vielleicht sollte ich meinen Benutzernamen aber tatsächlich mal ändern.

  • Bitte nicht persönlich nehmen:


    Es gibt neben der Anpassung an den modernen Sprachgebrauch auch die Pflege des sprachlichen Brauchtums zu beachten. "Gemein.." ist keinesfalls nur auf die Pilze beschränkt, sondern zieht sich durch alle Etagen Biologischer Namensgebung.
    Es entzieht sich meinem Verständnis nicht nur, warum man jetzt auch bei den Pilzen die Vergewaltigung unseres sprachlichen Brauchtums betreiben will, sondern auch, wie unkritisch die Gesellschaft auf solche "Ideen" aufsteigt und mitwirkt.
    "Gemein" hat im Zusammenhang mit biologischen Namen niemals etwas anderes bedeutet, als "ohne besondere Merkmale hervorstechend" in der Hinsicht, dass die betreffende Art die wohl bekannteste ist/war und lässt indirekt auch Rückschlüsse auf die historische Erstbenennung zu.


    Wenn heute "gemein" von Teilen der Gesellschaft im Sinne von hinterhältig oder unfair verstanden, und als Eigenschaft des zu benennenden Objektes interpretiert wird, dann ist das weniger ein Zeichen eines fehlgeleiteten Sprachgebrauchs, als vielmehr Ausdruck eines zu optimierenden Allgemeinwissen.


    Auf meinen Exkursionen, grade mit Kindergruppen, benutze ich genau diesen Ausdruck sehr gerne (und werde ihn auch unabhängig vom Ergebnis dieser Umfrage weiter gebrauchen) um den jungen Menschen die Zweideutigkeit des Begriffes zu erklären. Das ist jedesmal lustig und auch lehrreich.


    Es macht darüber hinaus auch keinen Sinn, solche Änderungen auf die Pilze, ja nicht mal auf die Botanik, zu beschränken.
    "Gemein" ist im täglichen Sprachgebrauch nämlich keineswegs nur im negativen Sinne gebräuchlich. Das Gemeinwesen, die Gemeinschaft wird keineswegs als zusammenrottung hinterfotziger Gestalten verstanden. Die Gemeinnützigkeit dient nicht ausschließlich fiesen Betrügern. Schließlich, um die Liste nicht ellenlang ( huch, wer weiß noch, was eine Elle ist) werden zu lassen, kennt die Deutsche Gesetzgebung sogar die Gemeine Gefahr. Und auch damit sind keine Halsabschneider gemeint.


    Nun, vielleicht bin ich auch nur ein alter Griesgram und stehe Neuerungen prinzipiell kritisch gegenüber. Dann aber bitte ich um Konsequenz und political correctness bei Umbenennungen in der Form, dass auch rassistische Namen geändert werden und religiös andersorientierten Gruppen bei der Deutschen Namensgebung Rechnung getragen wird, wie es ja im allgemeinen Sprachgebrauch grade geübt wird.


    In diesem Sinne beantrage ich, dass Cortinarius caperatus und Boletus erythropus nicht länger als "Zigeuner" bezeichnet werden. Für letzteren ist sogar der häufiger verwendete Name "Flockenstieliger Hexenröhrling" zu überdenken, weil er den weiblichen Teil der Gesellschaft dikreditiert.


    Der Mohrenkopf schließlich ist Ausdruck höchst rassistischer Denkweise. Dieser Name, in Verbindung damit, dass wir diesen abschneiden und essen, könnte bei sprachgebrauchsfremden Mitmenschen sogar zu schrecklichen Mißverständnissen führen. "Maximalpigmentierthütiger Milchling" klingt da doch viel gesellschaftsfähiger.


    Bliebe von mir ad hoc noch das Judasohr zu nennen. Ein Pilz der in keinem Falle nur den Christen vorbehalten sein sollte und der, in Anlehnung an die eben stattfindenen Umbenennungen des St. Martins-Festes, aus Rücksichtnahme auf Gläubige anderer Religionen vielleicht in "Holunderohr" umgetauft werden müsste.



    Was tröstet ist, dass es in der mykologischen Nomenklatur zur Zeit offenbar keine anderen, wichtigeren Probleme gibt, als den "Gemeinen" auszumerzen.




    Ich hoffe, es wird nicht als zu gemein empfunden, wenn ich darum bitte, diesen Unsinn sein zu lassen.[hr]
    Nachtrag;


    ich sehe grade, dass die Schreibweise "gewöhnlich" als Änderungsvorschlag zur Diskussion steht und weise darauf hin, dass "gewöhnlich" laut Duden zulässig auch mit: in Art, Erscheinung, Auftreten ein niedriges Niveau verratend; ordinär
    interpretiert werden kann.
    Wie verhindert man bei sprachgebrauchsfremden nun diese Fehlinterpretation?

  • Hallo Lothar,



    der bisher verwendete Namensbestandteil "Echt" sollte erhalten bleiben, auch wenn es nicht wie beim Echten Pfifferling den Gegenpol Falscher Pfifferling gibt, z.B. Echter Reizker, Echter Hausschwamm.


    bei ersterem Fall stimme ich Dir zu, weil Hyhrophoropsis aurantiaca, der Doppelgänger des Echten Pfifferlings, überwiegend als "Falscher Pfifferling" bezeichnet wird.


    Beim "Echten Reizker" für Lactarius deliciosus lege ich jedoch ein Veto ein, weil namentlich kein "Falscher Reizker" existiert. In diesem Fall bietet sich "Edel-Reizker" an - wahrscheinlich sogar der gebräuchlichere Name. Übrigens fungiert hier das Epitheton deliciosus nicht 1:1 übersetzt als Namensgeber, wie man vermuten könnte:


    Zitat von Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen" (Genaust 2005)

    spätlat. deliciosus meint <weichlich, verwöhnt>, zu deliciae <Ergötzen>; bezogen auf Arten, die [...] durch ihren köstlichen Geschmack (Citrus, Lactarius, Rubus) auffallen


    Zitat

    Aber ob es was bringt, wenn aus der "Gemeinen Hundsrute" die "Gewöhnliche Hundsrute" wird? [...] Gemein und Gewöhnlich verbinde ich mit der Eigenschaft häufig, was z.B. bei der Hundsrute nicht der Fall ist.


    Mutinus caninus ist unter den Hundsruten sicher die häufigste und bekannteste Art, insofern halte ich das Attribut für gerechtfertigt. Schauen wir doch mal, was das Epitheton elegans bedeutet:


    Zitat von Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen" (Genaust 2005)

    lat. elegans <ausgewählt, fein, geschmackvoll, elegant> (zu eligere <auswählen>; nach dem ansehnlichen Erscheinungsbild dieser Arten


    Zitat

    Oder beim Stinkmorchel?


    Die Stinkmorcheln sind feminin, es muss also die (Gemeine) Stinkmorchel heißen. Kann mir nicht helfen, aber irgendwie finde ich Gerds Haltung, bei "gemeinen" oder "gewöhnlichen" Arten das Attribut einfach wegzulassen, gar nicht so verkehrt.


    Zitat

    Beim Hallimasch finde ich "Gemein" sogar gut, wenn ich Baumbesitzer bin :nana:


    Kann ich nachvollziehen. Dennoch würde ich Armillaria mellea als "Honiggelben Hallimasch" bezeichnen:


    Zitat von Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen" (Genaust 2005)

    lat. melleus <honigsüß; honiggelb>, zu mel <Honig>; nach dem meist honiggelben Ring um den Stiel der Fruchtkörper


    Gruß, Andreas

  • Hallo Andi,


    als Feld-Wald-Wiesen-Pilzler hab ich eher Schwierigkeiten mit den nicht gerade seltenen Verschiebungen von altbekannten Pilzen in andere Gattungen. O.k. muss wahrscheinlich sein.


    Aber hier geht's ja um ein Sprachproblem. Ist schon so, bald weiß keiner mehr was gemein (im Sinne von gewöhnlich) heißt und es wird sicher irgendwann eine Sprachanpassung nötig sein.


    In Erinnerung an schöne Pilztage bei E. und im Spessart grüße ich Dich
    herzlich
    Doris

  • Hallo Ralf,



    Es gibt neben der Anpassung an den modernen Sprachgebrauch auch die Pflege des sprachlichen Brauchtums zu beachten.


    lebendige Sprache bedarf keiner Pflege, zumindest ist das meine Überzeugung.


    Zitat

    "Gemein" hat im Zusammenhang mit biologischen Namen niemals etwas anderes bedeutet, als "ohne besondere Merkmale hervorstechend" in der Hinsicht, dass die betreffende Art die wohl bekannteste ist/war und lässt indirekt auch Rückschlüsse auf die historische Erstbenennung zu.


    Das eine muss nicht zwingend etwas mit dem anderen zu tun haben. Ansonsten stimme ich Dir zu.


    Zitat

    Wenn heute "gemein" von Teilen der Gesellschaft im Sinne von hinterhältig oder unfair verstanden, und als Eigenschaft des zu benennenden Objektes interpretiert wird, dann ist das weniger ein Zeichen eines fehlgeleiteten Sprachgebrauchs, als vielmehr Ausdruck eines zu optimierenden Allgemeinwissen.


    Ein Kampf gegen Windmühlen - wie war das mit den wichtigeren Problemen?! ;)


    Zitat

    Es macht darüber hinaus auch keinen Sinn, solche Änderungen auf die Pilze, ja nicht mal auf die Botanik, zu beschränken.


    In der Botanik hat das "gewöhnliche" Vokabular längst Einzug gehalten, in der Mykologie noch nicht. Wie es in anderen Lebewesengruppen aussieht, weiß ich nicht.


    Zitat

    "Gemein" ist im täglichen Sprachgebrauch nämlich keineswegs nur im negativen Sinne gebräuchlich. [...]


    Als eigenständiges Wort aber überwiegend - selbst die Duden-Radaktion merkt "veraltend" an, auch bei der Interpretation im Sinne von "auf die Allgemeinheit bezogen".


    Zitat

    Dann aber bitte ich um Konsequenz und political correctness bei Umbenennungen in der Form, dass auch rassistische Namen geändert werden und religiös andersorientierten Gruppen bei der Deutschen Namensgebung Rechnung getragen wird.


    Politisches Korrektsein war kein Grund, die Namensänderung von "gemein" hin zu "gewöhnlich" anzudenken - siehe mein Initialbeitrag). Bleib bitte beim Thema oder starte ein neues.


    Zitat

    ich [...] weise darauf hin, dass "gewöhnlich" laut Duden zulässig auch mit: in Art, Erscheinung, Auftreten ein niedriges Niveau verratend; ordinär
    interpretiert werden kann.
    Wie verhindert man bei sprachgebrauchsfremden nun diese Fehlinterpretation?


    Es besteht ein Unterschied, ob ein Wort eine mehrfache Bedeutung hat und die Interpretationen auch von der Allgemeinheit (das musste jetzt sein *g*) aktiv gebraucht werden.


    Gruß, Andreas

  • Hallo!
    Ich bin nicht der Meinung, dass eine Sprachanpassung erforderlich ist. Man kann doch schon erwarten, dass jemand, der sich mit den Namen von Pflanzen / Pilzen / Tieren beschäftigt genügend Intelligenz aufbringen wird, um "gemein" als allgemeinverständliches Wort für "normal", "üblich" oder "gewöhnlich" akzeptieren zu können. Ich finde, man muss das Rad nicht immer wieder neu erfinden. ;)
    Liebe Grüße,
    Tuppie

  • Für meinereiner ist "gewöhnlich" sehr negativ besetzt in seiner Bedeutung. Hingegen "gemein" erkenne ich noch eindeutig als "allgemein". Sicherlich verstehen das heute schon viele Leute nicht mehr. Zwar gibt es hier auch negative Interpretationen, ich denke sogar der Ursprung des Wortes war abwertend im Sprachgebrauch, nur vom gemeinen Volk nicht so verstanden und mittels Nachplappern bald "normal" benutzt.
    Das Wort "typisch"(arttypisch) würde mir dann schon eher als Ersatz für "gemein" gefallen. Allerdings auch nur eine Weile. Je länger ich hinsehe desto mehr verlangt es mich wieder nach "gemein".


    Allgemein sehe ich dem Wandel im deutschen Sprachgebrauch "ziemlich" :) entsetzt zu. Alles einfacher machen zu wollen und damit den Sinn von Wörtern und Begriffen, die etwas möglichst exakt beschreiben sollen, zu beschneiden, das ist in meinen Augen Rückschritt, kein Fortschritt.
    Mich hat schon die letzte Rechtschreibreform zum ... gebracht.


    Sich einen "gewöhnlichen" Pilz näher zu betrachten lohnt sich jedenfalls nicht wenn ich meinem Sprachverständnis folge. Einen gleich aussehenden "gemeinen" Pilz hingegen, den sollte man zumindest mal angesehen haben. Schließlich ist er ein "Musterexemplar"! :evil:

  • Hallo Andreas,


    lebendige Sprache bedarf keiner Pflege, zumindest ist das meine Überzeugung.

    Aber tote Sprachen beschäftigen Horden von Wissenschaftlern mit der Rekonstruktion
    ;)


    Ein Kampf gegen Windmühlen - wie war das mit den wichtigeren Problemen?! ;)


    Ich glaube hier auch nicht an Windmühlen, höchstens an zu wenig Müller.
    Wie schon erwähnt führe ich oft Kinder und Jugendliche durch die Natur und erkläre auch und insbesondere Pilze.
    Das "gemeine" Stockschwämmchen, so vorgetragen, erzeugt Interesse. Wie kann ein Pilz "gemein" sein? Schwupps, ist Interesse da, wird spekuliert. Kurz aufgeklärt, schon ist die Bedeutung des Begriffes erfasst und gleichsam auch das Stockschwämmchen (oder andere) manifestiert.
    Mit dem "gewöhnlichen" Stockschwämmchen lockt man kein Kind hinter der Playstation hervor. Gewöhnlich ist langweilig.


    Aber ich möchte keine Grundsatzdiskussion fortführen, habe lediglich meine Meinung geäußert. Ich werde auf jeden Fall weiter "gemein" erklären.:)