Der Gelwachsporling?

Es gibt 13 Antworten in diesem Thema, welches 5.222 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Da wäre dieser Fund aus dem Dossenwald bei Mannheim.
    Aufgestöbert am Freitag 10.01. von Anna unter einem liegenden, komplett entrindeten Kiefernstamm. Schaute anfangs nur mit den Hutkanten hervor und lümmelte sich größtenteils an der Unterseite herum.


    Beschreibung:
    Kiefernforst auf Sandboden (Vor Tulla wohl mal ein Auwald)
    Stamm (Pinus) mit Bodenkontakt
    Fruchtkörper hauptsächlich an der Unterseite, dort mit knappen HUtkanten, ansonsten resupinat
    Zusätzlich ein kleiner Fruchtkörper konsolig an der Stammseite
    Dicke bis ca 15mm
    Breite der einzelnen Flatschen bis ca 9 cm, teils zusammenfließend, mit auffällig flauschigem Filz an den Rändern
    Hutränder nur leicht vom Substrat abgebogen, schön satt weinrot, flauschig
    Poren creme bis weinrot fleckend, unregelmäßig, geschlitzt, ca. 2-4 pro mm.
    Geruch gummiartig
    Beschaffenheit: Matschig! Ganz arg!
    Die Röhrenschicht ist noch am stabilsten, darüber eine Schicht pures Gel, darüber eine Schicht wabbeliges Fleisch, dann wieder schleimig am Substrat anklebend.
    Leicht ablösbar


    Sieht optisch so aus:








    Endlich finde ich mal Basidien, wenn ich welche suche:


    Und ich dachte schon, das geht mit dem Mikro gar nicht, bei einer maximalen Vergrößerung von 640x.
    Entsprechend toll sind natürlich auch diese recht kleinen Sporen abgebildet:

    Könnte man mit etwas Phantasie schon als zylindrisch erahnen...
    Aber auch würstchenform nicht ausschließen.


    Hyphen aus Gelschicht:


    Mit irgendeinem Inhalt. Hübsch und ziemlich dick.
    Sieht auch sehr nach Schnallen aus. Ob diese teils stark verdickten Enden an den Septen was zu bedeuten haben?


    Am schönsten würde übrigens der Zartrandige Saftporling oder auch "Gelwachsporling" (Parmastomyces mollissimus) passen. Der wäre allerdings wohl eher selten. Aber wie sieht es mit den Alternativen aus?
    Leptoporus mollis gefällt mir optisch nicht von den eingesehenen Bildern, hätte ausserdem keine Schnallen?
    Als weitere Verwechslungsart wird noch Oligoporus fragilis angegeben. Der könnte hier auch passen, aber wenn >das was ich neulich gefunden habe< der Braunfleckende Saftporling ist, dann ist das hier von ganz anderer Konsistenz. Viel glibbriger! Ob's daran liegt, daß das Substrat mehr Bodenkontakt hatte? Aber die Konsistenz ist schon so verschieden wie junger Steinpilz und Hexenei...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jonas!


    In meiner Literatur taucht der jedenfalls nicht auf. Über eine verlässliche Beschreibung auf deutsch bin ich eher zufällig bei der Recherche zu Oligoporus fragilis gestoßen, natürlich >bei Aphyllopower<.


    Immerhin hätte ich jemanden im Verdacht, hier helfen zu können. Oder der zumindest vielleicht Interesse hätte, sich das Exsikat mal genauer anzusehen. Meine Mikrodaten sind eben beschschsch... eiden.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    es könnte sich bei diesem Fund tatsächlich um Parmastomyces mollisimus handeln. Der Unterschied zur Gattung Oligoporus sind die leicht dickwandigen, dextrinoiden Sporen (siehe Foto). Auf deinen Fotos kann ich zumindest keine allantoiden Sporen entdecken, die für Oligoporus fragilis sprechen würden.
    Der "Gelwachsporling" (Erast Parmasto würde sich im Grab umdrehen bei so einen Namen!) ist in Deutschland relativ selten. Im Herbst zur Tagung in Südfrankreich habe ich ihn dagegen mehrfach an Pinus halapensis gefunden.


    LG
    Frank


    P.S. Die Präsentationen von Aphyllopower finde ich ebenfalls ausgezeichnet.



    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Dann freue ich mich schon mal vorsichtig, Anna und Stefan tun das auch schon mal prophylaktisch. ;)


    Ich lege mal ein Stückchen dazu (getrocknet) wenn ich den Auen - Blättling abschicke.
    Du hast übrigens recht: "Gelwachsporling" klingt irgendwie nach kosmetischer Chirurgie. Der ursprüngliche deutsche Name "Zartrandiger Saftporling" ist schon schöner und beschreibt ihn ja auch ganz gut.


    Mir gefallen übrigens die Beschreibungen von Werner insgesamt sehr gut. Ich freue mich immer, wenn ich bei ihm was zum Vergleichen auf der Seite finde. Nur leider deckt der Blog auch nur einen geringen Teil der gesamten Poris und Cortis ab.
    Insofern wäre da ein gutes Buch schon mal eine lohnende Investition.



    LG, pablo.

  • Genau! *freu*


    Danke für deine Einschätzung, Frank. :thumbup:


    Besonders freut es mich natürlich, dass unsere Idee nicht abwegig ist. :)


    LG Anna


    P.S: Zartrandiger Saftporling gefällt mir auch wesentlich besser als dieser andere Name. ;)

  • Hallo!


    Zitat


    Der ursprüngliche deutsche Name "Zartrandiger Saftporling" ist schon schöner und beschreibt ihn ja auch ganz gut.


    Aber weil Saftporling schon für Oligoporus vergeben ist, versucht man eben, sich was anderes einfallen lassen, deshalb vielleicht Gelwachsporling.


    Im Bollmann.... liest man es übrigens "Schmalporling", vollständig heißt er dort Rötender Schmalporling.
    Wohl auch nicht sehr viel besser.
    Ich selbst finde die Bemühungen aber dennoch sinnvoll, jeder Gattung einen speziellen deutschen Namen geben zu wollen.


    Schließlich macht man das bei anderen Pilzen genauso, ansonsten hätte man ja das Fries ´sche System mit Agaricus (Lamellenpilz) und Boletus (Röhrling) beibehalten können.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

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    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Die Gattung Parastomyces steht wohl Oligoporus sehr nahe. Da gibt es ja ohnehin ein Problem, weil die ursprüngliche Gattung Oligoporus ja sehr zerlegt wurde.
    Die heißen aber immer noch alle Saftporling auf deutsch:
    Oligoporus guttulatus = Getropfter Saftporling
    Tyromyces kmetii = Orangefarbener Saftporling
    Postia caesia = Blauender Saftporling
    Rhodonia placenta = Rosafarbener Saftporling
    So mal ein paar Beispiele. Ich glaube, da gibt es mittlerweile noch mehr Gattungen. Bei den "Trameten" ist es ja ähnlich: Trametes, Antrodia, Antrodiella, Coriolopsis, Daedaleopsis usw. sind auf deutsch ja auch alles Trameten. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Ja freilich splittet das alles mehr auf (ob es wirklich sein muss?), aber wenn man die Unterschiede nach Fäuleart ernst nimmt, dann muss man auch zu Oligoporus SAFTPORLING sagen und zu Tyromyces WEIßPORLING.


    Und wenn es so weiter geht, ist sowieso jede Pilzart für sich eine eigene Gattung und die Namen reichen nicht mehr aus.


    Wie weit will man da mitmachen?
    Und über die "gewonnenen Erkenntnisse" der Verwndtschaft einiger Pilze zueinander ist das letzte Wort noch lange nicht geplaudert.
    Man darf da durchaus so skeptisch bleiben wie ich es bin, denn da geht einiges schief. Wäre ein eigenes Thema!


    VG Ingnolm

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Wie genau brauchst du die Daten denn?
    Ich könnte sowas anbieten:
    Baden –“ Württemberg
    Mannheim –“ Südost
    Blatt Nr.: 6517
    64tel MTB: 341


    Oder noch exakter natürlich die genauen Koordinaten mit Google maps.
    Das würde ich dann aber als PN machen.


    Der Auen - Blättling liegt im selben 64stel Quadranten im selben MTB.
    Ist ein recht vielseitiges Gebiet.


    Kann auch gut sein, daß da im nördlich angrenzenden Quadranten noch ein Eintrag für P. mollissimus zu machen ist. Anna hat ein großartiges Geschick, diese Gestalten an den Unterseiten der Kiefernstämme zu entdecken. :thumbup:
    Von den makroskopischen Eigenschaften ist der identisch, auch ebenfalls so weich und auch mit dieser auffälligen Gelschicht zwischen Röhren und Hutfleisch.
    Die sollte doch der Haupt - verwechslungspartner (Oligoporus fragilis) nicht haben? Also zusätzlich zu den unterschiedlichen Sporen.


    Wenn das so ist, würde ich mir auch selbst zutrauen, den neuen abzusichern.
    Der neue Standort wäre allerdings massiv bedroht, da finden gerade mächtig Forstarbeiten statt. Der Standort des hier gezeigten und untersuchten Fundes müsste LSG sein, da sieht's ganz gut aus.



    LG, Pablo.