mit Christoph am Schlossberg

Es gibt 8 Antworten in diesem Thema, welches 1.907 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Tuppie.

  • Nachdem ich 1995 aufgrund als Industrienomade im Raum Würzburg-Kitzingen gelandet war, fand ich schon bald eines meiner schönsten Ausflugsziele: den Schlossberg bei Markt Einersheim.


    Der sonnenverwöhnte Berg, nach Süden hin zur Hälfte Weinberg, darüber filzig von dürrem, dornigen Strauchwerk bewachsen, bietet dem Osten und Norden zu ein ganz anderes Bild. Hier, und im Besonderen am nördlichen Abhang, herrscht schattiger Hochwald vor, Eichen, Rot- und Weißbuchen, auch Kirschen von bemerkenswertem Alter und Wuchs ragen hoch über den steilen Hang. Am Boden, den im März zunächst der blaue Schimmer der Leberblümchen und im April ein dichter grüner Bärlauchteppich bedeckt, finden sich später im Jahr stattliche Türkenbundlilien.


    Den Gipfel des Berges, der nach Westen hin in einen langgestreckten Höhenzug übergeht, krönen die Reste der Burg Speckfeld, auf deren Ruinengelände ein paar provisorisch abgesperrte Einsturzkrater zu den ehemaligen unteren Geschossen und Verliesen führen. Darin nisten Fledermäuse, und obwohl das gesamte Gelände wegen Einsturzgefahr gesperrt ist, gibt es keine schönere Unternehmung, als hier im verwachsenen Gelände mit den Kindern über Ritter, Tod und Teufel zu fantasieren.


    Der Schlossberg ist einer weiten Bucht, einem Einschnitt im Steigerwald vorgelagert und bietet einen grandiosen Blick auf eine weite Ebene, die im Süden mit dem Scheinberg, dem Iffigheimer Berg und dem Bullenheimer Berg ihren Abschluss findet. Dieses Land war schon lange vor der Zeitenwende besiedelt und dort unten, wo im Herbst große Strohrollen den Weg zum Horizont weisen, saßen vor siebentausend Jahren Siedler, Sammler und Hirten vor ihren Hütten, tranken Sud aus verzierten Tongefäßen und ahnten nichts von dem Fluch, der über ihre Stämme kommen sollte, als die Metallverhüttung erfunden wurde.
    Als zuerst das Kupfer, dann die Bronze, und zuletzt das Eisen zu Waffen gegossen wurde, mit deren Hilfe ein ums andere Mal ganze Zivilisationen beendet wurden.


    Dort unten, wo Traktoren behäbig über wellige Äcker klettern, die obstbaumgesäumten Wirtschaftswege entlang, wo in de lautlosen Ferne winzige LKW die alte Handelsstrasse Richtung Mark Bibart fahren, und weiter nach Neustadt, nach Nürnberg, oder in die andere Richtung nach Kitzingen, Würzburg, Frankfurt -dort unten erschien mir immer die Zeit stehen zu bleiben.


    Und tatsächlich, nachdem ich einige Jahre lang nicht mehr dort war, erst auf der Suche nach Pilzen diesem traumhaften Fleckchen wieder einmal meine Aufmerksamkeit widmete, fand ich die Zeit stehengeblieben.


    Denn im Jahr 2002 war der Berg und der umgebende Wald zum Bannwald erklärt worden. Seither gehen die Dinge dort der Welt aus dem Weg. Sie gehen langsamer, gemächlicher, die Bäume werden älter und manche fallen. Es ist so, als suche man einen Ort auf den man aus einem alten Märchen kennt: hier war das! Hier geschah das alles, einst, bevor die Welt in den Schlaf verfiel.


    Und es wird ein Eldorado für Baumpilze! Denn seitdem ich wieder häufiger dort bin, kann ich verfolgen, wie sich immer mehr Totholz mit beachtlichen Dimensionen am Boden anhäuft. Irgendwann werden hier auch wieder Stachelbart & Co. Einzug halten.


    Freitag war ich wieder einmal dort. Mit Christoph, und der hatte seine neue Kamera dabei. Was gut passte, denn ich hatte meine Ausrüstung im Wagen vergessen, und der stand in der Werkstatt und wollte repariert werden. Deshalb ein paar kompakte Bilder von mir und hoffentlich ein paar weitere von Christoph.


    Für zwei Stunden schlenderten wir eine Strecke von vielleicht fünfhundert Metern durch ein kleines, feuchtes Tal am nördlichen Berghang hinauf und wieder zurück.


    Und weil ich jetzt weiß Gott schon genug geschwafelt habe, ein paar wortlose Bilder mit später Sonne und Dämmerung


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    LG, Uli






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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    Schönes Gebiet!
    Kalk + Bärlauch = Gemörch? :P
    Das erste Bild ist aber nicht von diesem Jahr, oder?


    Übrigens: Auch mit dem leichten Gerät bringst du noch tolle Aufnahmen hin. Besonders die Abendsonnen - Bilder sind zauberhaft. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Uli!
    Ein schöner Bericht und ein schöner Wald! Da wächst ja einiges an Baumpilzen. Die Farben sind ja irre, sind die Pilze teilweise noch mit anderen Pilzen besiedelt, oder woher kommen diese schillernd erscheinenden Farben?
    Natürlich würde ich - als Kräuterhexe - mich freuen, falls Du mal irgendwann ein Bild von den Lilien mitbringen könntest. Einen Wald voller Lilien habe ich erst einmal gesehen in der Rhön am Kegelspiel, es war beeindruckend!
    Ich freue mich schon auf Bilder von Christoff.
    edit: Hallo Pablo! Was - um alles in der Welt - ist Gemörch?


    Liebe Grüße,
    Tuppie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Zu Gemörch gehört in meiner erweiterten Gattungsauffassung übrigens auch so Zeugs wie Flatschmorchel (Disciotis venosa), Käffchen - Morchel (Mitrophora semilibera) und verschiedene Verpeln (Verpa conica und Verpa bohemica).
    Dann gibt es noch Gelörch: Frühjahrslorchel und co, Scheiben - und Schildlorchel, sowie der Frühjahrs - Helvella - Kram (Helvella leucomelaena, Helvella acetabulum usw.).


    Christoph, von deinen Handy - Photos möchte ich gar nicht erlöst werden.
    Ist mal jemandem aufgefallen, daß Pycnoporus cinnabarinus gerne zusammen mit Polyporus brumalis wächst?
    Und gab's bei euren Plicaturopsis crispa auch Tectella patellaris am selben Substrat? Ist mir nämlich in letzter Zeit auch aufgefallen: Bei jedem Fund vom Klebrigen Schleierseitling (was nicht wenige waren) fanden sich fast immer auch Krause Adernzählinge am gleichen Ast.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    In der Tat, das ist ein wunderbarer Fleck auf der Landkarte. Aber auch dort kommt der Bärlauch erst im April/Mai. Das Bild ist tatsächlich von letztem Jahr.


    Und hier noch eines aus dem Hochsommer


    und eins aus dem Spätsommer


    Wie das mit dem Kalk ist, das muss ich noch klären–¦ auf dem Plateau ist der Boden sehr kalkhaltig, ich nehme an das liegt am Mörtel und den Kalksteinen der ursprünglichen Bebauung, denn nur wenige Meter den Hang hinab habe ich auf der Nordseite zahlreiche Messungen durchgeführt, aber keinerlai Kalk gefunden. Andererseit kenne ich keinen Ort, wie die Übergangszone zwischen Strauchwerk und Weinberg, an dem es derart viele Weinbergschnecken gibt wie auf der Südseite des Berges.
    Vielleicht finde ich ja noch mehr heraus. An Morcheln fand ich dort nur überständige Spitzmorcheln. Aber ich hatte ja erst eine Saison.
    Dankeschön und liebe Grüße
    Uli


    [hr]
    Hallo Tuppie!


    Der Wald ist schon etwas Besonderes. Und das war er schon, bevor er zum Bannwald erklärt wurde.


    Die Farben rühren wohl durch vom tiefen Stand der Sonne her. Dann und auch wenn die Sonne bereits untergegangen ist, in dieser –žBlauen Stunde–œ haben Farben für mich schion immer besonders intensiv gewirkt. Das sieht man auch ganz besonders an der Zinnobertramete von Christof.
    Mit den Lilien ist das nicht ganz so extrem, die findet man hier und dort, vor allem an einem steilen Abstieg an der Ostflanke, aber nicht so, dass es wie ein Blütenmeer wäre.


    Herzlichen Dank und liebe Grüße,


    Uli
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    Hallo Mentor,


    Zitat

    Sehr schöne Bilderstrecke da bin gespannt wie es weitergeht
    einfach schön solche kleinen "geheimen" Wälder zu haben


    Danke schön! Ich habe mir schon oft überlegt, ob ich über meine Gebiete mehr Hintergrundinformationen bringe, für Einzelartikel. So etwas ähnliches habe ich ja schon einmal begonnen. Wenn nur die Zeit nicht so knapp wäre–¦
    Liebe Grüße,
    Uli


    [hr]
    Hallo Christof,


    ich kann–™s nur wiederholen: mit Deiner Kamera hast Du einen guten Kauf getätigt. Schärfe, Boket und Farben sind erste Sahne, jetzt musst Du im Nahbereich nur noch stacken.
    Schöne Bilder!


    Lieber Gruß,
    Uli
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    Hallo Pablo again!

    Zitat

    Ist mal jemandem aufgefallen, daß Pycnoporus cinnabarinus gerne zusammen mit Polyporus brumalis wächst?
    Und gab's bei euren Plicaturopsis crispa auch Tectella patellaris am selben Substrat? Ist mir nämlich in letzter Zeit auch aufgefallen: Bei jedem Fund vom Klebrigen Schleierseitling (was nicht wenige waren) fanden sich fast immer auch Krause Adernzählinge am gleichen Ast.


    Offengestanden noch nicht –¦ Tectella patellaris, den Klebrigen Schleierseitling, habe ich zudem noch nicht gefunden/bestimmt. Aber ich werde in Zukunft darauf achten!


    LG, Uli


    PS.: HAst Du eine Idee zu 05/06 ? Der war sehr gut beschreibbar so wie Ganoderma applanatum - könnte das wohl etwas aus der Ecke sein? Ggf. G. Adspersum?



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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uli!


    PS.: HAst Du eine Idee zu 05/06 ? Der war sehr gut beschreibbar so wie Ganoderma applanatum - könnte das wohl etwas aus der Ecke sein? Ggf. G. Adspersum?


    Ganoderma sollte schon mal stimmen.
    Aber für Genaueres musst du selbst suchen oder noch mal Infos nachliefern. Zumindest sieht es nicht gerade wie ein banaler G. applanatum aus. Die genauen Farben wären mal noch sehr interessant und die Harzhaltigkeit der Kruste (Brutzeltest). Über G. resinaceum (Harziger Lackporling) und G. pfeifferi (Kupferroter Lackporling) könnte man immerhin mal unverbindlich nachdenken.



    LG, Pablo.

  • Hallo Christoph!
    Vielen Dank für die tollen, ergänzenden Bilder. Da habt Ihr beiden einen schönen Wald!
    Soo, Kalk un Bärlauch = Gemörch? Dann muss ich doch mal dringend bei unserem Waldhäuschen schauen, da sollte beides zusammentreffen.
    Hallo Uli!
    Danke für die Lilienantwort. Die beiden Bilder von dem Sommerwäldchen sind auch sehr schön, ein hübsches Fleckchen!


    Liebe Grüße,
    Tuppie