teilweise beringte Psathyrella

Es gibt 38 Antworten in diesem Thema, welches 7.648 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

  • Hallo Pablo,
    auch kein Problem. Seit heute bin ich eher mit Schneeschaufeln beschäftigt als mit Pilzen...
    Beim Verschicken bitte für einen Schutz gegen den Poststempel sorgen (Minischachtel etc., die auch in den billigsten Normalbrief passt).
    Beste Grüße!
    Andreas Melzer
    Kyhnaer Hauptstraße 5
    04509 Wiedemar

  • Hallo zusammen,


    danke noch auch von mir, Andreas, für deine Meinung zu unserem Fund! Klingt ja hochinteressant... :)




    Kein Problem, allerdings schaffe ich das erst nächste Woche.
    Schick mir eine Anschrift doch bitte per PN. :)


    Gerne kann ich die Pilze auch einfach morgen an Andreas verschicken, schließlich habe ja hier noch 3-4 davon herumliegen. Dann musst du dich nicht stressen, Pablo. :)


    Ich würde sie in eine halbhohe Streichholzschachtel packen und diese dann in einen Brief, wenn das recht ist. :/


    Ich hoffe die Fruchtkörper taugen noch etwas. Sonst kennen wir aber die Stelle und könnten demnächst nochmal Nachschub besorgen, sofern die da noch herumstehen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Gerne kann ich die Pilze auch einfach morgen an Andreas verschicken, schließlich habe ja hier noch 3-4 davon herumliegen. Dann musst du dich nicht stressen, Pablo. :)


    Oh ja, das wäre mir sehr lieb. :thumbup:
    Dann drücke ich Andreas mal die Daumen, daß der Schnee zügig wieder vergeht, und es stattdessen wieder Psathyrellen, Conocyben und Tintlinge zu finden gibt. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo in die Runde,


    ich klinke mich mal hier ein, weil vor kurzem mandragora1 auf Facebook eine Kollektion gezeigt hat:


    Zitat

    Hi leute, hier ein pilzchen zum mitbestimmen. heute abgelichtet, auf einem kleinen stueck erde an unserer auffahrt. 1,5-3,5, oberflaeche samtig, runzelig, dunkelbraun, hygrophan (da standen 2 recht helle ocker-gelbliche exemplare bei). geruch aromatisch pilzig, aehnlich k.mutabilis. vergängliche manschette (nur an dem abgebildeten sichtbar). stiel hell, faserig, hohl. lamellen angewachsen, schneide heller. habe kein abwurfpraeparat angefertigt. Ssp aufgrund der manschette dunkel.


    Aus dem Stegreif hatte ich den Fund einfach (war evtl. ein Fehler) als Schokoladenbraunen Mürbling (P. spadicea) angesprochen habe. Ein Exemplar hatte jedoch einen (flüchtigen, wie mir scheint) Stielring - keine Ahnung, ob die Art das darf.


    Bin ich mit meiner Mutmaßung auf dem Holzweg?


    Gruß, Andreas

  • Hallo Anna, Pablo & zusammen,
    ich habe heute das Material untersucht (vielen Dank dafür!).
    Totale Überraschung nach einem totalen Irrtum meinerseits. Gehört nicht mal in die Nähe von candolleana oder leucotephra, sondern ist P. laevissima! Vermutlich der zweite deutsche Fund. Mikroskopisch ist die Art gut charakterisiert durch
    a) Kleine Sporen mit stets sichtbarem Keimporus.
    b) Extrem seltene oder fehlende echte Cheilozystiden.
    c) Jede Menge ballonförmige Zellen in der Lamellenschneide, teilweise in engen Clustern und dann bräunlich.
    d) Häufige Pleurozystiden, oft mucronat (gern mit gebogenem Schnabel).
    Makroskopisch ist nicht viel zu sagen (halt eine Psathyrella). In den wenigen existierenden Beschreibungen ist von einem Ring keine Rede, das ist ein novum. Aber manchen jungen Pilzen sieht man förmlich an, dass sie gerne einen Ring bilden würden. Meine Theorie ist, bei niedrigeren Temperaturen –žvergammelt–œ das Velum weniger rasch und bleibt nach der Streckung noch eine Weile am Stiel.
    Zusammenfassung: Suuuper Fund!
    Abschließende Bitte: Gibt es das eine oder andere Foto, das ich auf meiner Website benutzen darf? Da klafft eine Bildlücke.


    Andreas: Auch ein interessanter Fund, aber aus der Ferne wage ich keine Prognose.


    Beste Grüße!
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Ob man das als Irrtum bezeichnen kann, darf bezweifelt werden.
    Das dürfte bei meinen Mikrobildern durchaus zu entschuldigen sein. ;)


    Vielen Dank für deine Untersuchung.
    Das zeigt einmal mehr, wie viel Arbeit es noch zu tun gibt, gerade in solchen, weniger beachteten Gattungen. Da verstecken sich viele Überraschungen!


    Meinst du nun Psathyrella laevissima (Romagnesi) Singer?
    Die Art wäre ja auch in den GPBWs kurz erwähnt, Gminder verzeichnet 2 Funde für BW. Zumindest der erste dort verzeichnete Fund (7214/3, Sinzheim, 12.09. 1998) ist ja räumlich gar nicht mal sooooo weit von diesem Fundort entfernt.


    Die von mir hochgeladenen Bilder kannst du gerne für deine Seite nutzen.
    Gerne schicke ich dir aber auch Bilder in einer höheren Auflösung per mail.
    Annas Bilder sind aber generell die optisch besseren. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Andreas!


    Vielen Dank auch noch von mir für die rasche Untersuchung des Fundes. :)


    Ich finde es klasse, dass so etwas Spannendes und Seltenes dabei herausgekommen ist. :thumbup: Und das Ganze zeigt mir wieder mal - Psathyrellen so sind richtig kniffelig. 8|


    Gerne kannst du natürlich von meinen Fotos verwenden, was du für deine Seite brauchen kannst. Und ich kann dir - wie Pablo schon angeboten hat - auch gerne Bilder in besserer Auflösung per Mail zukommen lassen.


  • Gehört nicht mal in die Nähe von candolleana oder leucotephra, sondern ist P. laevissima!


    Makroskopisch ist nicht viel zu sagen (halt eine Psathyrella). In den wenigen existierenden Beschreibungen ist von einem Ring keine Rede, das ist ein novum. Aber manchen jungen Pilzen sieht man förmlich an, dass sie gerne einen Ring bilden würden.


    Im Gegenteil wird in Großpilze Baden-Württembergs Band 5 über Psathyrella laevissima ausdrücklich geschrieben: "Hut ohne Velumreste"..., "von den anderen kleinsporigen Arten durch auch jung fehlendes Velum ... gut abgrenzbar". In "Funga Nordica" heißt es "veil when young not appendiculate as a membrane at the margin", ein Stielring wird nicht erwähnt, über den Stiel wird nur gesagt "stem 15 - 50 x 1 - 3 mm".


    Über eine andere kleinsporige Art mit geschnäbelten Pleurocystiden, Psathyrella rostellata, wird dagegen geschrieben: "veil as larger patches close or appendiculate to the margin, also as floccules or fibrils ..." und "stem ... rarely with a membranous ring in upper part". Allgemein scheint diese Beschreibung der Makromerkmale von P. rostellata auf den hier diskutierten Fund gut zu passen. Wie groß waren die Sporen denn? Und nach welcher Literatur hast du bestimmt?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stephan!


    Hm, ja. Das gibt freilich zu denken. Nichts desto trotz denke ich schon, daß ein Spezialist wie Andreas das schon genau geprüft hat und da auch seine Erfahrung zum Tragen kommt. Aber das kann er sicher besser selbst erklären.


    Daß die Beschreibung makroskopischer Merkmale bei selten dokumentierten Arten eben auch nicht immer der Weisheit letzter Schluß ist, wäre nun meine Erklärung. Das kann ja alles in einer bis dato unbekannten Variationsbreite liegen. Andreas schrieb ja schon, daß beringte Fruchtkörper bei der Art bislang nicht dokumentiert sind. Und Ring ist ja auch nichts anderes als Velum. Wenn man die morphologischen Veränderungen vieler Arten bei kalter Witterung beobachtet, könnte man da vielleicht mit mehr Funden und Dokumentationen eine Erklärung draus basteln.
    Plausibel erschiene mir das schon irgendwie, aber letztlich muss ich das Urteil Leuten überlassen, die sich mit der Gattung besser auskennen als ich. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo zusammen,
    es ist ja wieder allerhand Text zusammengekommen, ich versuch's mal der Reihe nach.
    Anna & Pablo: Super, dass ich die Fotos nutzen darf. Nun bräuchte ich noch (mail, pn) Pablos Komplettnamen, weil ich die Urheber natürlich nennen möchte.
    & Oehrling: In GPBW ist P. subpapillata (=piluliformis) genannt. Da gibt es jede Menge Cheilozystiden, bei laevissima nicht. Ich habe Romagnesis Originalbeschreibung zwar noch nicht eingesehen, aber eine mit seiner Mitautorenschaft von 1975. Velum ist genannt(auch in allen mir zugänglichen Texten). Die Sporen sind nach Romagnesi 5,2-6,2 x 3,2-3,7 µm (ich fand 5-6,3 x 3-3,8 µm). Die Sporen von P. rostellata sind viel größer und heller, und es gibt auch bei dieser Art viele Cheilos.
    @Manuela: Na klar!
    Beste Grüße!
    Andreas


  • Daß die Beschreibung makroskopischer Merkmale bei selten dokumentierten Arten eben auch nicht immer der Weisheit letzter Schluß ist, wäre nun meine Erklärung. Das kann ja alles in einer bis dato unbekannten Variationsbreite liegen.


    Das ist im Kern richtig und verweist unbarmherzig darauf, dass wir uns hier wohl an der Grenze des sicher Bestimmbaren bewegen.


    Wenn wir die grundsätzliche Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die makroskopische Beschreibung irrelevant oder unzutreffend ist und damit erklären wollen, dass eine kleinsporige Psathyrella mit geschnäbelten Pleurozystiden P. laevissima ist, obwohl sie viel Velum am Hutrand und oft einen Stielring hat, wäre das ein grundsätzlicher Zweifel an der Verlässlichkeit von Literaturreferenzen. Anders ausgedrückt: mit diesem Argument wäre es möglich, jedem ausführlich untersuchten Pilz einen willkürlichen, der Literaturreferenz in gewissen Merkmalen widersprechenden Artnamen zu geben. Bestimmungen und deren Ergebnisse erhielten ein gewisses Maß an Beliebigkeit.


    Nun hat praktisch jede Gattung ihre ganz speziellen "knallharten" Abgrenzungsmerkmale. Niemand würde z. B. in Zweifel ziehen wollen, dass in der Gattung Amanita die Abundanz bzw. das Fehlen eines Stielringes ein knallhartes Abgrenzungsmerkmal ist. In der Gattung Psathyrella kann das dagegen anders sein. Daher meine Frage nach der Referenzliteratur. Eine gute (überzeugende) Psathyrella-Literatur würde sicherlich Stellung dazu nehmen, ob das Vorhandensein eines Stielringes als Abgrenzungsmerkmal taugt oder nicht (ich kann mir freilich nicht vorstellen, dass das kein gutes Abgrenzungsmerkmal sein soll, selbst in der Gattung Psathyrella).


    Genauso ist es unsicher, ob die "Schnabel"-Ausbildung an den Pleurozystiden reliabel ist (es könnte auch Variationsbreite ansonsten normal zugespitzter Zystiden darstellen; wie man sieht, kann man das Argument auch andersherum verwenden ;)), so lange in der Referenzliteratur keine entsprechende Stellungnahme vorhanden ist. Solchen Stellungnahmen glaube ich im übrigen dann besonders stark, wenn es sich um einen Autoren handelt, der über lange, lange Jahre hinweg sich immer wieder mit extrem vielen Psathyrella-Funden auseinandergesetzt hat (also z. B. M. Enderle aus Ulm). Ich glaube auch sehr stark an das, was in Funga Nordica steht, weil die Gattungskapitel von Gattungsspezialisten ersten internationalen Ranges erstellt worden sind.[hr]


    Die Sporen sind nach Romagnesi 5,2-6,2 x 3,2-3,7 µm (ich fand 5-6,3 x 3-3,8 µm).


    Ja, das ist in der Tat ein Argument, das gegen meine Vermutung P. rostellata spricht. So klein können rostellata-Sporen nicht sein.

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    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    OK, eine Grundsatzdiskussion wollte ich nun nicht vom Zaun brechen.
    Ich denke, es ist hier wie so oft eine Abwägungssache. Natürlich muss man auch mikroskopischen Merkmalen eine Variationsbreite zugestehen. Dann nimmt man alle Merkmale zusammen und schaut, wo es am besten zu passt. Und bevor hier nun eine neue Art beschrieben werden muss, nimmt man doch die gut passenden Mikrodaten (sind ja von Andreas nun en detail dargestellt), die immerhin ansatzweise passenden Makromerkmale und legt das Kriterium "kein Velum" etwas weiter aus.
    Denn: Gibt es überhaupt eine Psathyrella, die "gar kein Velum" besitzt?
    Also so aus dem Substrat hervorbricht wie ein Täubling oder ein Dickröhrling?
    Ich glaube doch fast nicht. Daß allerdings nicht alle so wuschelig sind, wie P. artemisiae, P. caput-medusae oder P. hirta ist zu berücksichtigen. ;)



    LG, Pablo.