Erebus, regelrecht verwöhnt durch die Kiefern-Eichen-Hainbuchen-Weißdorn-widerliche_Brombeerranken-Wäldern Kitzingens hat ein Buchendefizit.
Um ein Buchendefizit zu kompensieren muss man Buchen suchen, was für den Blitzfall auch hinlänglich und allgemein bekannt ist.
Das Buchendefizit des Erebus ist pilzfallverursacht und deshalb ist er auch gerne bereit, einmal ein paar Kilometer mehr zu fahren. Mit dem Erwandern jedoch, da ist das eine ganz eigene Sache.
Behalten wir fürs erste im Hinterkopf: Erebus erschließt sich Fundstellen gerne motorisiert.
Irgendwo, es war wohl im Zusammenhang mit einer Tagung der BMG (bayrische mykologische Gesellschaft) in Ebrach, stolpert er im Internet über die Angabe "NSG Klein Engelein".
Da er sowieso ab und zu bei Ebrach Buchen besucht, möchte er das Gebiet natürlich auch kennenlernen.
Aber seine Recherchen laufen ins Leere - bis er eines Tages auf einen Wandervorschlag stößt >[url=http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CDQQFjAA&url=http%3A%2F%2Fwww.bund-naturschutz.de%2Ffileadmin%2Fdownload%2Fwald%2FTour_6.pdf&ei=aiLeUpviBITMsgbS4IDACA&usg=AFQjCNFogrXXyfbBwMD64XFyIyJPcN2enw&bvm=bv.59568121,d.Yms]Zu den Riesenbuchen in der berühmten Waldabteilung Kleinengelein[/url]<
Na, das kling doch doch mal gut!
Und dann findet Erebus noch ein paar zusätzliche Infos im Netz:
Das Zentrum des Naturwaldresevates Kleinengelein wird durch einen Bestand mit des zahlreichen alten Buchen geprägt, die zu den >ältesten Buchen Bayerns< zählen. Umgeben wird der Bestand von Buchen und Buchenmischwäldern mit Eichen, Eschen, Fichten und Douglasien.
Whow! Und doch, so etwas ist noch steigerbar:
Der Buchenbestand Kleinengelein ist einer der ältesten Buchenbestände Deutschlands, wenn nicht der Älteste überhaupt. Laut Bund Naturschutz in Bayern ist das Waldgebiet Kleinengelein >einer der berühmtesten Waldbestände in Deutschland.<
und damit nicht genug - bitte festehalten! - über einige der Buchen sind sogar >Einzelportraits< im Internet vorhanden.
Voll fett! Da muss er hin. Unbedingt. Umgehend. Und Christoff ist mit von der Partie.
Die Waldabteilung Kleinengelein ist kein NSG, auch wenn ein NSG (Weilersbachtal) in unmittelbarer Nähe liegt. Das Kleinengelein wurde im Jahr 2010 als Naturwaldreservat unter Schutz gestellt.
Wie kommt man denn nun dahin? Google verrät leider nicht, ab wo man Differerntialsperre und Seilwinde benötigt. Deshalb wird man das Kreuz auf sich nehmen müssen und die 7 Km durch den Wald latschen. Wat mutt dat mutt. Aber lustig ist es nicht.
Die Beiden folgen dem Wandervorschlag des BUND ab Kreisstraße Wotansborn.
Aber nach zweihundert Metern ist dann erst mal Schluss.
Hier hat sich eine dicke Buche zur Ruh gebettet und auf ihr chillen die Pilze:
Gelbstielige Muschelseitlinge,
Herbe Zwergknäuelinge,
Angebrannte Rauchporlinge,
Winterhelmlinge,
Rotrandige Feuerschwämme,
Zunderschwämme,
Schmetterlingstrameten,
Striegelige Trameten,
ebensolche Schichtpilze,
untenrum Hemitrichia calyculata,
obendrauf Fleischfarbene Gallertbecher und
Coryne Dubia.
Ein Baum wie ein Ablenkmanöver ... na ja, genaugenommen war es wohl mehr als einer.
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Der Wotansborn ist eine im Jahr 1912 gefasste Quelle am Erlesbach, von dort, wo Christoph und Erebus schuften, ist das nur ein Katzensprung. Und die etwa 200 Jahre alte, nur zwei Hektar große Buchen-Altholzinsel in der sie sich grade aufhalten, ist nach dem Brunnen benannt.
Nicht schlecht, aber in Kleinengelaien sind die Buchen doppelt so alt!
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Und endlich, endlich geht es weiter. Kaum wieder in Gang gekommen begegnet man einer Rumpfbuche, von der sich die unterschiedlichsten Baumpilze ernähren. Zunderschwämme, Rotrandige, Feuerschwamm. Weiter oben am Stamm, sicherlich sieben, acht Meter über unseren Köpfen etwas unidentifizierbares Seitlingsähnliches und der knotige Schillerporling (Inonotus nodulosus). Der besiedelt auch die armdicken Äste, mit denen der Baum um sich wirft.
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So. Auf gehts.
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Kaum fünfzig Meter weiter will uns eine weitere Buche zeigen, was sie drauf hat. Diesmal Adernzähling, Striegeliger Schichtpilz, Muschelseitling, Knotiger Schillerporling.
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Wir kommen einfach nicht vom Fleck! Jetzt müssen wir aber!
Dann lassen wir in Gottes Namen eben mal eine Tramete unbefummelt! Als ob das so schwierig wäre!
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Schließlich müssen wir noch 6, 5 Km latschen. Gesagt, getan.
Kennt jemand das legendäre Orientierungsvermögen des Erebus? Nein? Lasst euch sagen, so manche schöne Endeckung ist ihm zu verdanken. Vor allem, wenn er bereits seit Tagen, nach nur einem einzigen flüchtigen Blick auf die Website "die Tour fest im Kopf" hat.
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Unberührte Winkel konnte man so schon finden, Idyllen an den sonderbarsten Orten, interessante und absonderliche Eckchen: Wie schön! Wer hätte das gedacht!
Aber diesmal ergibt sich nichts wirklich Besonderes. Immer gradeaus - Kiefern Douglasien Fichten Buchen - dann links -Kiefern Douglasien Fichten Buchen - und ins Tal -Eschen Weiden Brombeeren -
da kommt es einem aber mit einem Mal komisch vor: der Bach fließt falsch herum! ... u n g l a u b l i c h !
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OK, das kann passieren. Möglicherweise basteln die wieder an der Matrix herum.
Zur Ablenkung gibt es allerhand Gallertmaterialien: Knubbel, Kreisel, Fälteleien. Und den Erlenschillerporling.
Alles in der Nähe des Baches. Aber eigentlich wollte man ja zum Kleinengelein...
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Als dann die Sonne verschwunden ist, die Nebel durch das Tal ziehen und dahinten, dahinten endlich auch das Auto in Sicht kommt... da kommt man aber aus einer komischen Richtung zurück!
Praktischerweise steht der Wanderplan ja direkt neben dem Auto, da kann man noch schnell nachschauen, was man bei nächsten Mal besser machen kann.
Okay, okay, okay, Optimierungsansätze sind vorhanden ... also Schwamm drüber!
Das nächste mal von Obersteinbach aus, da gibt es dem Anschein nach einen Wanderparkplatz in akzeptabler Entfernung.
LG, Uli