Hallo.
Zeit wird's mal wieder für ein paar Pilze.
Alle Funde stammen von irgendwelchen Januartagen diesen Jahres. Diesmal ein wenig und ganz grob nach systematischen Gruppen geordnet.
Polyporales s.l.: Porlingsartige
01 - Gloeophyllum sepiarum = Zaunblättling
Sieht zwar nach Lamellen aus, dennoch zählt der Pilz zu den Porlingen. Der tut nur so. Der Zaunblättling ist sehr häufig, zu finden an einem breiten Spektrum von Holzarten, am liebsten aber an Nadelholz. Das kann sogar verbaut sein oder behandelt. Neben liegenden Nadelholzstämmen im Wald finde ich den gerne mal an Zäunen, Geländern, auch an verbauten Brettern von Hütten und Lauben sowie an hölzernen Sitzbänken taucht der immer wieder auf.
02 - Ganoderma applanatum = Flacher Lackporling
Ein ebenfalls sehr häufiger Pilz an diversen Laubbäumen, seltener auch an Nadelholz zu finden. Seine große Variationsbreite macht ihn in Extremfällen nicht leicht zu bestimmen. Wenn er so auftaucht, ist es allerdings absolut eindeutig.
Vergesellschaftet ist er hier mit Winterhelmlingen (M. tintinnabulum, s.u.), Kleinsporigen Mürblingen (P. laevissima, s.u.) und Weißen Becherchen (Lachnum spec).
03 - Fomitopsis pinicola = Rotrandiger Baumschwamm
Ein ebenfalls sehr häufiger Baumschädling und Zersetzer, der an vielerlei Laub- und Nadelholz zu finden ist. Hier an unbestimmtem Laubholz; einem etwa armdicken Ast, möglicherweise Esche. Alleine das wäre schon etwas ungewöhnlich, besonders interessant sind aber diese Embryos am selben Ast:
Die m.E. eben auch Fom. pin. zeigen.
04 - Oxyporus populinus = Treppenförmiger Schichtporling
Ein nicht häufiger Porling, der hier ungewöhnlich striegelige Hutoberflächen aufweist. Nach mikroskopischer Untersuchung und dank Franks (Tomentella) Hilfe konnte aber auch der geknackt werden.
An Ahorn (Acer spec).
05 - Parmastomyces mollissimus = Zartrandiger Weichporling
Ein in Deutschland seltener Kiefernbewohner, der makroskopisch durch sehr weiche Fruchtkörper und eine Gelschicht zwischen Hutfleisch und Röhren auffällt. Mikroskopisch durch dickwandige, zylindrische Sporen von ähnlichen Arten zu unterscheiden.
06 - Lenzites warnieri = Auenblättling
An unbestimmtem Laubholz; eine ebenfalls seltene Art in Deutschland, die nur einmalig Fruchtkörper bildet, die zudem oft noch steril sind. Vom Birkenblättling (Lenzites betulinus) durch andere Hutfarben und regelmäßig gegabelte "Lamellen" (sind hier natürlich auch Poren, die aber wie Lamellen aussehen) zu unterscheiden.
07 - Rhodonia placenta = Rosafarbener Saftporling
Galt wohl früher als selten, findet sich aber hier in der Gegend recht regelmäßig an alten, morschen Kiefern- und Fichtenstümpfen sowie liegenden Stämmen. Hier ein sehr junger Fruchtkörper (ungewöhnlich, die meisten Funde mache ich im Sommer). In dem Zustand ist auf Verwechslungen mit dem Schönfarbenen Resupinatporling (Junghuhnia nitida) zu achten, der aber vor allem an Laubholz wächst.
08 - Trametes hirsuta = Striegelige Tramete
Ein wohlbekannter Massenpilz, hier an unbestimmtem Laubholz. Momentan versuche ich den mal an Nadelholz zu finden, was angeblich sehr selten mal vorkommen kann...
09 - Neolentinus adhaerens = Harziger Sägeblättling
Ein ziemlich mickrig ausgefallener Einzelfruchtkörper an Nadelholz. Auch der gehört zu den Porlingsartigen, trotz des lamelligen Hymenophors.
Corticiales s.l.: Rindenpilzartige
10 - Phlebiopsis gigantea = Großer Cystidenkammpilz
Ein recht häufiger Bewohner von Kiefernforsten, der an Stümpfen und liegenden Stämmen bisweilen Beläge von großer Ausdehnung bildet. An den komischen Zacken und Zähnen, die er vor allem oben auf horizontalem Substrat bildet und an der Größe gut zu erkennen.
11 - Serpula himantioides = Wilder Hausschwamm
Angeblich auch eine seltene Art, hier in der Region aber doch recht häufig an leigendem, morschem Nadelholz (meist Kiefer, seltener Lärche), an liegenden Stämmen und Stümpfen zu finden. Mit etwas Erfahrung schon makroskopisch recht sicher zu bestimmen. Einige ähnliche Arten wären Meruliopsis taxicola (Weinroter Kiefernfältling), Phlebia rufa (Braunroter Kammpilz) oder Leucogyrophana mollusca (Fältlingshaut).
12 - Peniophora cf quercina = Eichen - Cystidenrindenpilz
In der Farbe gibt es mehrere Cystidenrindenpilze, die allerdings wohl nur sporadisch an Eiche vorkommen. Allzu sicher sollte man sich da aber nicht sein. Dieser Fund stammt aus einer Eichenschonung, wo fast jeder ansitzende, abgestorbene Ast befallen ist.
Glibberzeug: Tremellales + Auriculariales
13 - Tremella mesenterica = Goldgelber Zitterling
Im selben Waldstück wie die oben gezeigte Peniophora mit einem regelrechten Massenauftreten. Warum? Weil eine reine Eichenschonung offenbar wenig Wiederstand gegen den Befall bietet. Und wo sich eine Peniophora stark ausbreitet, da ist auch die entsprechende Tremella nicht weit weg, da diese auf dem Rindenpilz parasitiert. Wobei T. mesenterica selbstverständlich auch andere Rindenpilze befallen kann. Allerdings keine Schichtpilze.
14 - Exidia truncata = Stoppeliger Drüsling
Es ist zum aus der Haut fahren! Wie ein Irrer suche ich nach dem Kreiseldrüsling (Exidia recisa), finde aber immer nur den hier. Immerhin sieht der schon manchmal fast zum verwächseln ähnlich. Beide Funde hier hatten immerhin diese rötbräunlichen bis fast bersteinfarbenen Farbnuancen, wuchsen auf eher dünnem, unbestimmtem Laubholz...
Aber die stoppelige Außenseite und die Drüsenwarzen der Fruchtschicht machen mir meine Hoffnung regelmäßig zunichte.
Ascos - Becherchen:
15 - Polydesmia pruinosa = Bereiftes Kernpilzbecherchen
Ziemlich kleines, eher kissenförmiger Pilz auf Kohlenbeere (Hypoxylon spec), von der er sich ernährt. Die Kohlenbeere ernährt sich hier von Buchentotholz.
16 - Lachnum cf impudicum = Nicht - Verschämtes Weißhaarbecherchen
Eine recht häufige Art, aber vom optisch sehr ähnlichen Lachnum brevipilosum (Kurzstieliges Weißhaarbecherchen) nur mikroskopisch zu unterscheiden. Ebenfalls sehr ähnlich ist Dasyscyphella nivea, die ebenfalls an dickem, morschem Laubholz wohnt.
Ingo und Björn danke ich hier für all die hilfreichen Tips und Erklärungen.
Ohne euch wäre mir hier nicht mal eine cf - Bestimmung möglich gewesen.
Ascos / Kerpilze
17 - Ustulina deusta = Brandkrustenpilz
Ein sehr großer und häufiger Kernpilz, der normalerweise schon im Feld anzusprechen ist. Vor allem im Frühjahr, wenn seine auffällige, grau - weiße Nebenfruchtform dabei ist.Aber auch ohne diese lassen sich die knubbeligen, bröckeligen, großflächigen Beläge gut erkennen.
Zumindest so lange, bis die Art gesplittet wird, und man dann nur noch mit dem Sequenzer bestimmen kann.
Agaricales: "Echte" Lamellenpilze
18 - Tulostoma brumale = Zitzen - Stielbovist
Schreck !!!
Schreibt der was von "Echten" Blätterpilzen, und dann sowas? Frechheit, was soll das?
Ist aber leider so. Die Systematik folgt da bisweilen seltsamen Regeln, die dem normal - fortgeschrittenen Pilzsammler bisweilen edn Schweiß auf die Stirn treiben. Aber mikroskopische und genetische Merkmale zeigen, daß dieser Pilz eben eher mit einem Fliegenpilz verwand ist, als mit einem anderen Bovist.
Das wird dann noch lustiger, beim...
19 - Cyphellopsis anomala = Gelbbrauner Haarschüsselrasen
Denn der sieht doch nun aus wie ein Becherchen.
Ist aber keiner, hat auch keine Asci (Sporenschläuche) sondern Basidien (Sporenträger, an denen die Sporen außen ansitzen). Das ist nicht der einzige Grund, warum dieser winzige Pilz ebenfalls mit Champignons und Ritterlingen nahe verwand ist.
20 - Mycena tintinnabulum = Winterhelmling
So, jetzt stimmt's aber wieder. Endlich einer, der den Namen auch verdient: Ein Pilz mit Hut und Stiel und richtigen Lamellen.
21 - Psathyrella laevissima = Kleinsporiger Mürbling
Ein Zufalls - und Überraschungsfund. Ohne die Hilfe von Anderas Melzer (pilzmel) wäre der für mich unbestimmbar geblieben. Die Welt der Faserlinge ist mir ein Buch mit sieben Siegeln. Umso schöner, daß es hier Spezialisten gibt, die sich mit diesen Arten befassen. Zumal dies doch ein seltener oder zumindest kaum dokumentierter Fund ist.
Danke an Andreas.
22 - Cortinarius (Telamonia) spec. = unbestimmter Gürtelfuß
Nee, an eine Artbestimmung traue ich mich da nicht ran. Vor allem zu der Jahreszeit, wo die ungewohnte Witterung viele Merkmale verfälscht oder gar zunichte macht. Trotzdem beachtlich, daß sich auch solche Symbionten noch zeigen.
Boletales: Dickröhrlingsartige
23 - Scleroderma citrinum = Dickschaliger Kartoffelbovist
Ja wie, schon wieder so eine Mogelpackung? Was hat der mit einem Steinpilz gemein?
Aüßerlich wohl wenig, genetisch besteht aber schon eine Verwandschaft zumindest auf Ordnungsebene. Das allerdings hat so viel gar nicht zu sagen. Aber auch das ist ja ein Mykorrhiza - Bilder. Allerdings einer, der schon gerne mal in Perioden von milder Witterung im Winter erscheint.
Myxomyceten: Schleimpilze
24 - Trichia cf decipiens = Buntköpfiger Schleimpilz
Zunächst mal sind Schleimpilze natürlich keine richtigen PIlze, sie gehören nicht dem Reich der Funga an. Spannende und schöne Lebensformen sind es aber allemal, so lohnt sich immer wieder ein Blick. Da es aber so ganz und gar nicht mein Kerngebiet ist, versehe ich da alle Bestimmungen mit einem "cf" (lat. conferatur = "zu vergleichen mit", steht für nicht abgesicherte Bestimmung).
25 - Comatricha cf nigra = Schiefergraues Fadenkeulchen
Oder sollte man ihn "Lampion - Schleimpilz" nennen? Zumindest in noch unreifem Zustand, so wie hier, erinnert er an diese Leuchtkugeln, die zB bei Nacht - Skirennen gerne aufgestellt werden.
Irgendwie fällt mir da auch oft die Ablichtung schwer, wie man an den eher dürftigen Bildern sieht. Diese Winzlinge sind kaum mehr als 1mm hoch.
26 - Hemitrichia calyculata = Wuschelköpfiger Schleimpilz
Eine recht häufige Art, die ich mir mittlerweile zutraue, anhand der Kelche recht sicher zu erkennen.
27 - Badhamia utricularis = Bauchige Badhamie
Der hatte sich an einem Stapel von Keifernstämmen über Phlebiopsis gigantea (s.o.) hergemacht und sich dann in eine Spalte zurückgezogen, um in Ruhe Sporeocarpien zu bilden. So waren auch schon verschiedene Entwicklungsstadien zu beobachten. Im oberen Bild noch unreif, im unteren im gereiften Stadium.
Hatten wir zu dem nicht mal einen deutschen Namen überlegt? Jetzt finde ich ihn nicht mehr.
A dieser Stelle noch mal einen herzlichen Dank an alle, die in den letzten Wochen so toll bei den Bestimmungen geholfen haben. Namentlich erwähnen will ich da insbesondere Frank (Tomentella), IngoW, Björn (bwergen), Anderas (pilzmel).
Dank gilt auch Anna und Stefan fürs Mit - Unterwegs - Sein.
Besonderer dank geht außer diesen beiden auch an Markus, Günter, Melanie und Kuschel. Ihr wisst, wieso.
LG, Pablo.