Unsicherer Glimmertintling und Schichtpilz

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.975 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von EmilS.

  • Liebe Pilzfreunde,


    ich habe vor drei Tagen eine kleine Gruppe –žGlimmer–œtintlinge mitgenommen, bei deren Bestimmung ich nicht so richtig weiterkomme.
    Es wäre schön, wenn ihr mir helfen könntet.


    Die Pilze wuchsen am Wegrand unter einem (Birken?)Strauch, (zumindest scheinbar) auf dem Erdboden. Standortbilder habe ich keine.


    Da es ja drei Glimmertintlinge gibt, habe ich zuerst den Stiel mit der Lupe nach einer Bereifung (Kaulozystiden) abgesucht. Ich habe auch was gesehen, was eine Bereifung sein könne. Dann habe ich mikroskopiert, aber keine Kaulozystiden gefunden.
    Zuerst habe ich einen Stielquerschnitt versucht. Die (scharfe) Klinge hat aber den faserigen Stiel eher zerquetscht als geschnitten. Dann habe ich versucht, Fasern des Stiels zu mikroskopieren und auch den ganzen Stiel habe ich unters Mikroskop gelegt, womit ich aber mit meinem Durchlichtmikroskop nicht erfolgreich war.
    Wie mikroskopiert man die Kaulozystiden am besten und besteht eine Chance, die bei den jetzt eingetrockneten Pilzen noch zu sehen?
    Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob ich vielleicht doch was anderes unter der Lupe gesehen habe, bzw. will ich einfach sicher sein.


    Dann bin ich zu den Sporen übergegangen. Mit denen kann man die Arten ja auch ganz gut unterscheiden.
    Sie messen im Schnitt 8 x 5 µm.



    Beim Glimmertintling sollen die Sporen ja mitraförmig sein, also auf einer Seite dicker als auf der anderen. Nach einem Blick auf die Sporenzeichnung im Parey war mir klar, dass das bei meinen Sporen nicht der Fall ist. Aber dann habe ich im Internet nach weiteren –žVergleichssporen–œ gesucht und Sporen gesehen, die meinen ähnlich sind und zu C. micaceus gehören. >Sowas hier< würde ich ja nicht als mitraförmig erkennen, sondern eher –žzitronenförmig–œ oder –želliptisch–œ dazu sagen. Erst Recht >dieses Bild<, für mich nicht mitraförmig.
    Das weist also zu C. micaceus. Allerdings gibt es auch Bilder mit Sporen, die dem sehr ähnlich sind, aber >zu C. truncorum gehören<.
    Sind meine Sporen trotzdem mitraförmig, liege ich also mit C. micaceus richtig?


    Und wo ich gerade schon mal dabei bin, eine Bestimmungsanfrage zu schreiben:
    Diesen Pilz konnte ich nicht richtig zuordnen:


    Für den Violetten Knorpelschichtpilz (Chondrostereum purpureum) wächst er wohl zu wenig resupinat?


    Danke schon mal und viele Grüße,
    Emil

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Emil!


    Zu den Tintlingen sage ich mal nichts. Die Gruppe ist ja nicht so einfach.


    Zu dem Anderen: Ist das Substrat Nadelholz? Und wenn ja, dann welches?
    Immerhin kann Chondrostereum purpureum durchaus so hütig wachsen. Vom Aussehen her passt alles. Es gibt zwei sehr ähnliche Arten: Amylostereum areolatum (vorwiegend) an Fichte und Amylostereum chailletii (vorwiegend) an Tanne. Also Fichten - Schichtpilz und Tannen - Schichtpilz.
    Freilich kann Chondrostereum purpureum (Violetter Knorpel - Schichtpilz) auch selten mal an Nadelholz vorkommen.
    Du kannst ja mal einen Fruchtkörper durchschneiden: C. purpureum hat eine dünne, gelatinöse Schicht zwischen Huthaut und Trama. Die sollte bei den beiden anderen Arten nicht da sein.



    LG, Pablo.

  • Hallo Emil,
    ich versuch's mal mit den Tintlingen.
    Die Merkmale der drei häufigen "Glimmer-Tintlinge" hast du ja schon genannt.
    Ich persönlich gehe so vor:
    Sporenform feststellen. "Mitraförmig" sollte man nicht so wörtlich auslegen, oft ist nur ein Teil der Sporen entsprechend geformt und oft auch nicht sehr deutlich. Es reicht aber zu erkennen, ob die breiteste Stelle in der Mitte liegt oder davor.
    Im ersteren Fall ist es C. truncorum.
    Im zwoten nach den Kaulozystiden gucken. Wenn vorhanden, dann C. micaceus, sonst C. saccharinus (der meist auch ein sandähnliches Velum hat). Die Kaulozystiden sind so riesig, dass man sie per Mikro nicht übersehen kann, aber oft nicht so häufig, dass man welche in jedem Präparat (dafür einfach ein Fitzelchen Stielhaut abschaben) finden muss. Geht auch, wenn angetrocknet. Wenn völlig trocken, dann in KOH oder Ammoniaklösung aufquellbar. Eine Bereifung am Stiel muss nicht unbedingt auf Kaulos deuten, das können auch kleben gebliebene Velumkrümel sein.
    Ein paar der fraglichen Tintlinge habe ich hier dokumentiert:
    http://www.vielepilze.de/coprinus/coprinus.html
    Beste Grüße!
    Andreas

  • Hallo Pablo und Uwe,
    danke schon mal für euer Bestätigung und Anmerkungen! :thumbup:
    Das Substrat müsste schon Laubholz sein, aber ich geh bei Gelegenheit noch mal gucken, so weit ist der Wuchsort nicht entfernt. Durchschneiden werde ich auch noch mal, dann müsste das sicher sein.


    Hallo Andreas,
    vielen Dank für deine Erklärungen! :)
    Eigentlich muss ich ja nur noch nach Kaulozystiden suchen und noch mal weitere Sporen begutachten.
    Die dickste Stelle kann man ja bei mir nicht als mittig bezeichnen, wenn ich also keine Kaulozystiden finde, sollte es C. saccarinus sein.
    Ich frage mich gerade, warum ich nicht schon längst auf deine Homepage geguckt habe, die ich eigentlich kenne. Auf jeden Fall sind die Beschreibungen und Mikrozeichnungen sehr hilfreich!


    Viele Grüße,
    Emil

  • Hallo Emil,



    Eigentlich muss ich ja nur noch nach Kaulozystiden suchen und noch mal weitere Sporen begutachten.
    Die dickste Stelle kann man ja bei mir nicht als mittig bezeichnen, wenn ich also keine Kaulozystiden finde, sollte es C. saccarinus sein.


    ja, aber du musst aufpassen. Die Kaulozystiden fallen schnell zusammen, so dass sie unterm Mikroskop wie irgendwelche Fasern aussehen.


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel, Andreas und die Anderen,
    danke dir für den Hinweis, Toffel! Ich habe auch keine Kaulozystiden mehr gefunden, obwohl ich die Pilzstiele lange ins Wasser gelegt habe.
    Ich habe nochmal die unterschiedlichen mir empfohlenen Methoden zur Kaulozystidensuche ausprobiert, das Einzige, was entfernt an Kaulozystiden erinnert hat, ist das hier:


    Es war aber, glaube ich, viel zu klein, als dass es Kaulozystiden hätten sein können (Aufnahmen bei 1000-facher Vergrößerung).
    Im Internet habe ich noch gelesen, dass die Zystiden mit der Lupe wie gläserne Spitzen aussehen (wie z.B. die Bilder in >diesem Beitrag< von Toffel). Wenn das so ist, habe ich mit Sicherheit keine gesehen, das war eher undeutlich flockig.


    Dann weiter zu den Sporen:



    Wieder sind einige Sporen schwach mitraförmig, andere eher elliptisch-zitronenförmig. Im Schlüssel im Tintling (Nr. 76, S. 34) steht bei C. saccarinus: –žSporen in kleinem Anteil fast mitraförmig, sonst eiförmig bis ellipsoid.–œ Das passt doch sehr gut auf meine Sporen. Auch auf deiner Homepage, Andreas, sehen mir die Sporenzeichnungen von C. saccarinus am passensten aus.


    Ich denke, es ist C. saccarinus, was meint ihr? Die Art soll ja auch fast ebenso häufig wie C. micaceus sein.
    Viele Grüße,
    Emil

  • Hallo Emil,
    total übersehen.
    Ich meine auch, es ist saccharinus. Sporen passen, und die eventuellen Kaulozystiden sind zu klein. C. saccharinus ist vermutlich in einschlägigen Werken unterrepräsentiert/-kartiert. In meinem Umfeld ist das die weitaus häufigste Art der Gruppe (das habe ich erst nach Jahren gemerkt).
    Beste Grüße!
    Andreas