Welcher Saftling?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 4.286 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Fips.

  • Hallo liebe Winter-Foristen,


    Ich habe auf meinem Handy ein paar Aufnahmen aus dem frühen Herbst gefunden und versuche diese nun so gut es geht zu bestimmen. In diesem Fall bin Ich mir beim Saftling (Hygrocybe) sehr sicher und tendiere zum schwärzenden (H. nigrescens), auch wenn Ich gelesen habe, dass man den kegeligen ( H. Conica) und den schwärzenden wohl sicher nur per Mikroskop bestimmen kann. Das Schwärzen scheint ja kein Unterscheidungsmerkmal zu sein. Die Unterschiedlichen Merkmale (mehr Orange-rot, spitzkegelig = Kegeliger S. und nicht-glatter, stumpfkegeliger Hut= Schwärzender S.) kann Ich bei meinem Fund nicht erkennen, da Ich ausser Bildern / Googel keinen Vergleich als Referenz habe.


    Gefunden in der Lüneburger Heide auf dem ca. 30cm breiten, grasbewachsenen "Mittelstreifen" eines hellsandigen Trampelpfades. Ringsum nur Heide mit einzelnen kleinen Gewächsen und Bäumchen.


    Hier die Bilder:
    1) Draufsicht mit Fundort


    2) Seitenansicht. Man sieht den "verdrehten" Stiel und an der Basis auch ein paar Krümel von dem weißen Sand des Trampelpfades


    3) Man erkennt leicht die hellen / weißen Lamellen


    4) nochmal von oben, man erkennt die beginnende Schwärzung von der Hutspitze aus. Moooment...Hutspitze??...doch der Kegelige..?


    5) Längsschnitt mit faserigem hohlen Stiel


    Mir geht es vor allem darum, dass meine Bestimmungseingränzung bestätigt wird. Wenn eine Eindeutige Bestimmung möglich ist, würde Ich mich freuen das zu lernen. Gerade als Anfänger ist es sehr schwer einen Realfund nur mit Bildern abzugleichen. Hier wurde mir von euch z.Bsp. beim Thema Marone / Rauhfuß schon sehr sehr gut mit euren persönlichen Erfahrungswerten geholfen. Wenn es in diesem Fall nicht eindeutig möglich ist, dan leigt es an meiner mangelnden Dokumentation.


    Vielen Dank vorab.


    Gruuz,
    Euer Fips

  • Hallo,


    derzeit werden die zwei Arten von fast allen Experten als Synonyme betrachtet... dann man soll sie Hygrocybe conica nennen.



    mfG

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

  • Hallo Fips,


    unabhängig von der Bestimmung zur Erinnerung: Nach der Bundesartenschutzverordnung sind alle Saftlinge unter besonderen Schutz gestellt (auf der gleichen Stufe wie z.B. das Edelweiß). Man darf sie also nicht sammeln und vermutlich auch nicht zu Bestimmungszwecken Fruchtkörper abtrennen. (Siehe
    http://www.gesetze-im-internet…/bartschv_2005/gesamt.pdf ).
    Ich würde mich in so einem Fall hinkauern und nur Photos vom stehenden Fruchtkörper machen.


    Beste Grüße, Birki


    P.S. Vielleicht kennt ein anderer die genaue juristische Auslegung - d.h. was durch "besonderen Schutz" alles untersagt ist.

    Ich bin kein Experte und gebe nur Denkanstöße, keine Bestimmungen

    Einmal editiert, zuletzt von Birki ()

  • Hallo Mefi,
    danke für die Aufklärung.


    Hallo Birki,


    Tja, das habe Ich bei der Bestimmung zu Hause auch gesehen... Ich bind da beim Wandern fast draufgetreten und wollte dann wissen, was das ist. Als Saftling habe Ich den nicht erkannt, da Ich außer wenigen Speisepilzem im Wald noch nix kannte. Sonst hätte Ich den wohl stehenlassen. Habe den FK dann auch dort gelassen, so konnte er hoffentlich seinen Zweck noch erfüllen.


    Das ist natürlich eine Misere. Um einen unbekannten Pilz zu bestimmen, muss Ich den normalerweise abtrennen. Wenn Ich den dann als schützenswertes Exemplar bestimme, ist es leider schon zu spät.
    Da kann Ich nur hoffen, dass er noch ausgesport hat und somit zur Erhaltung seiner eigenen Art beigetragen hat. Dann wäre das abtrennen ja theorethis egal gewesen (also nicht schadend).


    bester Gruuz
    Fips

  • Ja, Fips, das ist mir auch schon passiert, zweimal sogar.
    Neugierig nimmt man sich nen Schwammerl vor, weil man wissen möchte, wie der benamselt ist und dann liest man, dass man den gar nicht anfassen soll / darf. Was hatte ich da für ein schlechtes Gewissen.


    Rotkappen waren letzte Saison knapp, auch da hab ich keine mehr mitgenommen, weil wir oft schon die seltenen beiden Nadelwaldrotkappen erwischt hatten. Früher hab ich es nicht gewusst, dass die so selten sind,
    da waren für mich "Raufüsse" Birkenpilze und die mit den roten Kappen haben besser geschmeckt.
    Inzwischen dürfen nur noch die mit, wenn eine Birke in der Nähe ist und ich schau auch erst immer, ob der Schwamm nicht evtl. grau ist

  • Hallo Fips


    Du musst ganz sicher kein schlechtes Gewissen haben, auch wenn in Deutschland anscheinend alle Saftlinge unter Naturschutz stehen. H. conica ist wohl die mit Abstand häufigste Art in der Gattung und bestimmt nicht gefährdet.


    Beste Grüsse Jonas

  • Hallo Helmut und Jonas,


    danke für die beruhigenden Worte!


    Wenn Ich den zukünftig an selber Stelle nicht wiederfinde bin Ich Pilzgenozid verantwortlich. Ohgottogott! Zur eigenen Beruhigung behaupte Ich mal, dass er auf dem schmalen aber hoch frequentierten Weg nicht viel länger überlebt hätte...


    und JETZT kenne Ich ja Saftlinge, der nächste Fund wird beschützt. Obiger Pilz hat sich somit quasi für seine Art geopfert.


    Zudem habe ich meistens den großen BLV dabei, wenn Ich dann einen seltenen Fund vermute, lass Ich den gleich stehen.


    Bester Gruuz
    Fips

  • Hallo Fips!


    Mach dir da jetzt mal keinen Kopf.
    Den müssen sich Biotop-Zerstörer machen, nicht du mit deinem einen Fruchtkörper.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: APR 2023

    Link: Nanzen 2024

    Link: Einladung APR 2024


  • Hallo,


    ein interessanter Beitrag, der aber meines Erachtens sehr übertrieben ist. Für die Bestimmung selbst einer geschützten Art ist es sehr wohl erlaubt, Proben in bestimmungsrelevantem Umfang zu entnehmen, um die Art für wissenschaftliche/ökologische Zwecke zu erfassen. Das ist ein großer Unterschied, ob nun eine Art nur bestimmt werden soll, oder ob man sie für Speisezwecke entnimmt.


    Was die Häufigkeit angeht: hier werden grunsätzliche Dinge einfach durcheinander geworfen. Das Prädikat "geschützt" ist nicht gleichzusetzen mit "selten". Arten sind vor allem aus dem Grund geschützt, weil z.B. ihre Biotope durch menschliche Eingriffe gestört und durch Veränderungen gar vernichtet werden, wodurch dann auch die jeweilige Funga verschwindet. Wenn jemand in einer Gegend mit sehr vielen Magerwiesen wohnt (wie zB in der Eifel), dann können Saftlinge sehr wohl auch sehr häufig erscheinen. Ich bitte jeden, sich diesen Unterschied klarzumachen.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

  • Es ist keineswegs so, dass es in der Fachwelt einen Konsens darüber gibt, dass alle schwärzenden Saftlinge nur zu einer Art gehören.


    Man kann auf jeden Fall mal sagen, dass du mit der "Gruppe um Hygrocybe nigrescens" bzw. mit "Hygrocybe nigrescens s. l." richtig liegst. Wenn du es genauer haben willst, musst du spezielle Saftlings-Spezialliteratur (z. B. die Boertmann-Monografie) sichten und interpretieren, da wird diese Gruppe diskutiert und z. T. gesplittet.


    Der hier gezeigte Pilz sieht, finde ich, wie eine ganz "normale", typische H. nigrescens aus.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()


  • Es ist keineswegs so, dass es in der Fachwelt einen Konsens darüber gibt, dass alle schwärzenden Saftlinge nur zu einer Art gehören.


    Man kann auf jeden Fall mal sagen, dass du mit der "Gruppe um Hygrocybe nigrescens" bzw. mit "Hygrocybe nigrescens s. l." richtig liegst. Wenn du es genauer haben willst, musst du spezielle Saftlings-Spezialliteratur (z. B. die Boertmann-Monografie) sichten und interpretieren, da wird diese Gruppe diskutiert und z. T. gesplittet.


    Der hier gezeigte Pilz sieht, finde ich, wie eine ganz "normale", typische H. nigrescens aus.


    Hallo,


    eher soll das eine "normale" Hygrocybe pseudoconica (=Hygrocybe nigrescens ss. auct.) sein, die wahre Hygrocybe nigrescens (Quél.) Kühner (=Hygrophorus puniceus var. nigrescens Quél.) soll einen weissen Hut haben und Hygrophorus nigrescens ss. auct. (non Quelet) ist "nomen erratum" so wie Hygrocybe nigrescens ss. auct. ...



    Aus Flora Agaricina Neerlandica (C.Bas):

    Zitat

    [...]Most european authors distinguish between a large taxon with red pileus (H. nigrescens ss. auct., H. pseudoconica) and a smaller taxon with (yellow-)orange pileus (H. conica sensu stricto, H. riparia). Often additional characters are used, e.g. spore size, number of sterigmata of the basidia. Arnolds [...] has demosntrated that all kinds of transitions between such variants exist and that no correlations between important characters can be found. At most the differences in size and habit can be expressed in the rank of forma: the small form can be named forma conica, the large, robust form, forma pseudoconica [...]

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

  • Hallo,



    derzeit werden die zwei Arten von fast allen Experten als Synonyme betrachtet... dann man soll sie Hygrocybe conica nennen.


    - Da stimme ich ohne Bedenken zu und halte jeden Versuch (na klar gibt es Extrtem-Splitter!), "conica" und "nigrescens" zu trennen, als nicht belastbar.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Zusammen,


    toll, dass hier noch so fachkundige Meinungen aufgetaucht sind. Auf Niveau meiner Kenntnisse speichere Ich den als Hygrocybe conica ab. Über die makroskopische Bestimmung komme Ich absolut noch nicht hinaus. Dennoch ist es toll, wie man hier von den Profis dazulernen kann. Und dafür ein großes Dankesehr!


    Bester Gruuz
    Fips