Gloeocystidiellum oder Botryobasidium oder...?

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 6.144 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzfreunde!


    Da wäre mal noch was ganz besonders Tolles:
    Ein weißer Überzug auf Holz!


    Gefunden am 07.02 mit Anna und Stefan in einem auwaldähnlichen Gelände bei Sandhausen, Oberrheinebene.
    Beim Substrat würde ich Weide oder Pappel vermuten, aber diese Bäume ohne Blätter bringe ich immer wieder durcheinander.
    Ansonsten gab's da noch Ahorn, Kiefer, Eiche, Buche, Holunder, Hasel...
    Also alles, was ein guter Auwald braucht, außer Gemörch.
    Die Schicht ist ziemlich großflächig, dabei frisch irgendwie zäh korkig, eindrückbar, aber elastisch (also Druckstellen verschwinden rasch wieder).
    Ist schlecht vom Substrat ablösbar (nur in Fitzelchen abzukratzen) und stellenweise gar 3 bis 4 mm dick.
    Verfärben tut da gar nichts beim Ärgern, riechen tue ich auch nichts zielführendes.
    Beim Trocknen wird das Gebilde etwas dünner, die Konsistenz ziemlich lederig, eine gewisse Elastizität bleibt.


    Sehr interesant inde ich auch die sehr zahlreichen Sporen, deren Form mich total an Erythrozyten erinnert...


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    Ob sich da irgendwas bestimmen lässt? :/
    Ich bin ja bei solchen Schichten mehr konfus bis planlos...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Dickwandig würde ich schon sagen. Rundlich auf jeden Fall auch, allerdings scheinen die auch abgeflacht bzw. eingedellt zu sein. Eben so ähnlich, wie rote Blutkörperchen.
    Das kommt auch drauf an, in welcher Position die in der Lösung (KOH 3%) liegen.


    Hypochnicium, gut. Hatte ich garnicht auf dem Schirm, ist mir auch bislang völlig unbekannt. Dem kann ich ja mal nachgehen, genug Material ist jedenfalls da. Vielleicht bekomme ich die Sporen ja noch etwas deutlicher hin. Cystiden werde ich auch mal noch suchen, denn was ich bisher da gefunden habe, sind entweder Basidien oder xy - unbekannt. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Beorn,
    kannst ja auch mal mit Scytinostroma portentosum vergleichen. Diese Art hat ja auch rundliche Sporen und kommt typischerweise an Weide vor. Makroskopisch bin ich von dieser Möglichkeit zwar nicht restlos überzeugt, aber wer weiß.
    Grüße
    hübchen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hübchen!


    Noch eine Spur, das ist gut. :thumbup:
    Stimmt schon, makroskopisch scheint es eher weniger hinzukommen, aber was will das schon heißen, bei solchen wenig bebilderten Arten, die zudem noch sehr variabel im Aussehen sind?


    OK, übers Wochenende bin ich unterwegs, nächste Woche wird der nochmal unters Messer genommen. Memo an mich selbst: Hyphenstruktur ermitteln...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Nur, daß niemand denkt, ich hätte diesen hier vergessen.
    Mikroskopisch komme ich da nicht wirklich weiter: Ausrüstung zu schlecht und zu geringes Know - How.
    Immerhin hat Gabor >bei den Doppelpilzen< neulich eine Scytinostroma gezeigt, die optisch meinem Fund recht nahe kommt.


    Dann habe ich selbst eine gefunden, die wirklich eindeutig ist, optisch und auch wegen dem intensiven Geruch:

    Gut, da habe ich jetzt immerhin Material zum Vergleichen.
    Mal schauen, ob da was rauskommt. Ansonsten wird die Hypochnicium - Fährte weiter verfolgt.



    LG, Pablo.

  • Hallo Beorn,
    hast du Melzers Reagenz? Das würde ich hier einsetzen, um die dextrinoiden verzweigten Skeletthyphen besser sichtbar zu machen. Nach meiner Meinung der einfachste Weg, um portentosum zu bestätigen oder auszuschließen.
    Hier sehr schön rotbraun verfärbt zu sehen:
    http://www.google.de/imgres?sa…&ndsp=34&ved=0CPYBEK0DMDM


    Grüße
    hübchen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hübchen!


    Ok, so schön wie Jürgen bekomme ich es nicht hin. Auch mit Melzer sehe ich vor allem rotbraunen Matsch. :(
    Einfach nur in KOH geht es sogar besser:


    Ich denke, das ist nun das, was ich sehen will. Aber: Das ist der Pilz auf dem Bild aus Beitrag #6. Also der schon makroskopisch sichere Scytinostroma portentosum.
    Die Sporen sehen sogar recht ähnlich aus:

    Allerdings würde ich sogar ohne Messvorrichtung behaupten, daß die etwas kleiner und auch dünnwandiger sind.
    Irgendwie schein mir da alles etwas kleiner, die Basidien zB sind schlanker und scheinen etwas verästelter zu sein:


    Zum Vergleich habe ich mir auch noch mal den Ausgangspilz angeschaut.
    Womit sich mir dann auch die Masterfrage stellt: Darf Scytinostroma portentosum Schnallen haben?

    In meiner mageren Literatur finde ich nichts dazu.


    Insgesamt ist da alles etwas größer, die Hyphen recht variabel dick, aber doch schon deutlich anders als bei dem sicheren Scytinostroma.
    Hier mal noch schön breite Basidien:


    Was ich aber bislang nicht finde bzw. nicht erkenne, sind Cystiden.
    Die wären wichtig, wenn es dann doch Hypochnicium ist. Sonst bringt mir Franks Schlüssel (siehe Tometella.de) nämlich schon ganz am Anfang nichts.
    Oder sollten es diese dünneren Gebilde in der Fruchtschicht sein?

    Die wären jedenfalls nicht inkrustiert, aber ich halte das erstmal für recht banale Hyphenenden, die da reingerutscht sind.


    Makroskopisch sehe ich auch Unterschiede zwischen dem Ausgangspilz und dem sicheren Scytinostroma: Die Festigkeit der Trama, insbesondere beim Trocknen. Der Scytinostroma wird hart wie ein Stück Kalkstein, der Andere bleibt wattig - fluffig. Das betrifft auch die Fruchtschicht: Lässt sich beim Ausgangspilz leicht mit dem Nagel eindrücken, bei Scytinostroma nicht. Auch dunkelt Scytinostroma portentosum beim Trocknen vor sich hin, während der andere seinen weißlichen Farbton mit blass fleischockerfarbenem Hauch einfach beibehält.


    Dann wären da die doch ziemlich unterschiedlichen Tramahyphen, die Schnallen, die größeren Basidien beim fragwürdigen Pilz...
    Also ich glaube eigentlich nicht mehr an den Mottenkugel - Lederrindenpilz. Schade. Das hätte es stark vereinfacht.
    Aber vielleicht darf ich ja Frank ein Stückchen davon schicken, wenn er wieder zurück ist.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hübchen!


    Da steh ich nun ich armer...
    (Rest ist bekannt). :evil:


    Und größer wird der Wunsch nach besserem Material zur Pilzuntersuchung.
    Ich denke, den lege ich vorerst mal als unbestimmt ins Herbar. Irgendwann ist der auch fällig.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo und willkommen zurück, Frank!


    Ich hoffe, die zurückliegenden Tage hatten von allem Gewünschten genau die richtige Mischung.
    Dann sende ich dir hiervon gerne eine Probe zu, warte aber noch ein klein wenig, denn neben >diesem UMO< (habe ich nicht vergessen) stelle ich demnächst noch ein oder zwei Bilder ein. Möglicherweise ist da auch noch was Interessantes dabei, was sich so nicht klären lässt.
    Dann kannst du aussuchen. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Also m.M. nach hat dein Ursprungspilz nichts mit Scytinostroma portentosum (Auffälliger Mottenkugel-Rindenpilz) zu tun, da stimmt die Tramafarbe (in den Rissen zu sehen) nicht.
    Auch sonst ist mir der Rand zu dünnfaserig auslaufend, also so unklar begrenzt.


    Wissen wir eigentlich, ob die kugeligen Sporen wirklich auch zum Pilz gehören?
    Bei so vielen Sporen im Präparat müsste doch auch mal eine Basidie zu sehen sein mit ansitzenden Sporen.


    Bin gespannt, was rauskommen wird.


    VG Ingo W

    ________________________________________________________________
    "Pilz nur von oben ist wie Käfer nur von unten"

    150-15 (APR 2022) = 135-5 (GnE-Wette verloren "über 11 gelöst") = 130+4 (am nächsten an der 222.Schnapps-Punktzahl) = 134+7 (7.Platz im APR 2022) = 141+4 (KISD-Prozente von GnE) = 145-15 (APR 2023) = 130+3 (10. Platz) = 133+3 (Unbewusst-Phal) = 136+5 (Lupus-Wette-APR-Sieger=ü300) = 141+5 (GnE-Gewinnsteuer-APR23) = 146+7 (Phalplatz 1) = 153-20 (APR 2024) = 133

    Link: Gnolmengalerie

    Link: Einladung APR 2024

    Link: Nanzen 2024

    Link: APR 2024

    Einmal editiert, zuletzt von Ingo W ()

  • Hallo Ingo und Pablo,


    Scytinostroma portentosum ist es auch meiner Meinung nach nicht, drum will ich mir den Fund auch mal ansehen.
    Im Übrigen gilt der Name Scytinostroma portentosum nur noch für amerikanische Funde. Die europäischen Funde (mit Naphthalingeruch) sind Scytinostroma hemidichophyticum Pouzar, die sich genetisch von der amerikanischen Art unterscheidet.


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo & Frank!


    Ja, daß es nicht Scytinostroma hemidichophyticum sein kann, war mir dann klar, nachdem ich den mikroskopisch it einem eindeutigen Fund vergleichen konnte.
    Sowas hilft, selbst wenn man von Mikroskopie noch kaum eine Ahnung und zudem schlechtes Material hat. ;)
    Wenn ich allerdings so hier und da im Internet oder auf einer Tour Pilzfreunden von Scytinostroma hemidichophyticum erzähle, werden die wahrscheinlich kaum wissen, wovon ich erzähle. Schwierig. Trotzdem eine wichtige Info, vielleicht lesen es ja ein paar Leute mit.


    Ich denke übrigens schon, daß die Sporen zu dem Pilz gehören.
    Mikroskopiert habe ich allerdings erst nach dem Trocknen. Und habe da im Präparat, um ein paar Basidien auch proper sehen zu können, ziemlich rumgequetscht. Sonst sehe ich da nämlich nur ein Gefussel (= sich überlagende Basidien) mit ganz viel lecker Streusel drauf (= die runden Sporen mitten im Gefussel der Fruchtschicht).
    Aber allein die schiere Menge (da ist wirklich alles gerappelt voll mit diesen Sporen) und die Tatsache, daß sich nichts anderes sporenmäßiges in einer Anzahl > 4 in 5 Präparaten findet, deuten schon darauf hin, daß das auch die Sporen zu dem Pilz sind.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Danke #2! :thumbup:
    Chlamydosporen also, die große Mehrzahl. Das muss man natürlich erkennen können. Insofern macht daß auch Sinn, daß die nicht sichtbar an den Basidien saßen. Also guter Hinweis von Ingo, nur konnte ich nicht den richtigen Schluss draus ziehen.
    Dabei hatte ich zumindest die Beschreibung der Art in den GPBWs überflogen, aber da sollen die B.carpien ja nur "bis 200 µm dick" sein. Hier ist es teils klar über 1mm.


    Naja, solche Beschreibungen sind eben oft relativ.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Ja, selten - oder eben selten dokumentiert.
    So zahlreich sind die Pilzfreunde ja nicht, die sich für solche Arten interessieren und diese auch sicher bestimmen können.


    Das ist also mal wieder ein gutes Beispiel, wie wenig der Variationsbreite bei einer Art erfasst ist, wenn nur "wenige" Funde in die Dokumentation einfließen. Vielleicht gibt's ja mal etwas Nachwuchs für die Holzpilzfans. Spannend ist es ja schon. Gerade in dem Sektor gibt es ja auch das ganze Jahr über immer wieder Aufregendes zu entdecken.



    LG, Pablo.