Amanita spec.

Es gibt 20 Antworten in diesem Thema, welches 7.209 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Hallo Fachmänner,


    dieser Zeitgenosse ist mir heute ins "Netz" gegangen. Gattung eindeutig Amanita. Ist an einer Stelle aufgetaucht, an der jedes Jahr im dichten Fichtenbestand eine Menge Fliegenpilze (Amanita muscaria) angesiedelt sind. Auch heute standen in der Nachbarschaft "echte" Fliegenpilze. Dachte schon an eine pigmentlose Form des Fliegenpilzes. Was meint Ihr ?


    Kurze Beschreibung:


    Hut:
    Huthaut cremefarben mit kompakten schmutzig-weißen Flocken entfernt stehend besetzt (nicht so leicht abwaschbar wie bei rubescens). Hutoberfläche marmoriert, grubig (ähnlich wie ein Fußball ohne Luft)


    Stiel:
    kompakt, voll, weiß; Manschette deutlich, nicht gerieft, außen warzig, nach oben abziehbar; Knolle mit warzigen Ringen vom Stiel abgesetzt


    Fleisch:
    weiß, unter der HH leicht ins Bräunliche übergehend, nach Anschnitt richtiggehend saftend (bes. beim jungen FK); Geruch deutlich, entfernt an Zwiebeln erinnernd


    Lamellen:
    dicht, weiß, Schneide flockig, vereinzelte Zwischenlamellen, am Stiel frei


    Standort:
    Fichtenbestand, im Nadelstreu, Boden wohl sauer (wg. Fliegenpilz und Steinpilzhäufigkeit), keine Laubbäume i.d. Nachbarschaft


    PICT05132.jpg


    PICT05162.jpg


    PICT05182.jpg


    PICT05192.jpg


    PICT05152.jpg


    PICT05172.jpg


    Gruß, Marco.

  • Hallo Marco,
    so habe ich die noch nicht gesehen, aber die Beschaffenheit der Knolle spricht schon für Fliegenpilz.


    Gruß Harald


  • Hallo Marco,
    so habe ich die noch nicht gesehen, aber die Beschaffenheit der Knolle spricht schon für Fliegenpilz.


    Gruß Harald


    Ich bin einverstanden :thumbup:

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

  • Hallo Marco,



    Dachte schon an eine pigmentlose Form des Fliegenpilzes. Was meint Ihr ?


    Ja, ich sehe das auch so wie du, Harald etc.:


    Amanita muscaria forma alba


    - Vergleiche die Form und die Warzengürtel der Stielbasis, sowie die Abrissstelle des Rings am Hutrand mit nachfolgenden Bildern:





    Grüße
    Gerd

  • Hallo, ich bin sehr überrascht und irritiert. Das typische Merkmal eines
    Fliegenpilzes sollte doch die orangefarbene Pigmentschicht unter der Huthaut sein.
    Kann die wirklich bei einer hellen Form fehlen? Und gibt es überhaupt eine helle Form?
    Das kann ich so nicht glauben.
    Gruß Mykado[hr]
    Nachtrag:
    Das kann eigentlich nur Amanita solitaria sein.
    Gruß Mykado

  • Hallo Mykado,



    - Richtig: Die "gelbe" (nicht "orangefarbene", wie in der Literatur oft beschrieben) fehlt in der forma alba !!!


    - Und selbstverständlich gibt es diese in der Literatur beschriebene "Albino-Form. Und derartige "Albinos kommen bei vielen Arten vor.


    ---> Schau dir einmal meine Bilder an und vergleiche die Merkmale. Eine A. echinocephala = A. solitaria kann man da nicht erkennen.
    ------------------------------


    So nebenbei:


    Amanita muscaria wurde in vielen Farben (üblicherweise auf Artniveau beschrieben.


    ---> Hier bringe ich eine nicht vollständige Auswahl davon:



    Grüße
    Gerd


    PS.:


    - Einen Satz habe ich durchgestrichen. Weiß jemand warum?

  • Hallo Horst



    das ist zu leicht, es gibt keinen Fliegenpilz-Tee :)


    - Hmmm, ich kann mich gar nicht daran erinnern, dass in meinem Text das Wort Tee vorkommt. :(


    ---> Nee, es geht darum um einen Hinweis (den ich der Literatur entnommen habe), der definitiv falsch ist. :P


    Grüße
    Gerd


  • Hallo,


    aber es gibt Hagebutten-Tee!!! :D


    - Interessant, wieso du dich auf "Tee" versteifst, obwohl ich dieses Wort als "Kaffee-Fan" (12 Tassen/Tag) nicht erwähne und eh aus meinem Wortschatz gestrichen habe.


    ---> Aber immerhin dieser "Wink mit dem Zaunpfahl" gefällt mir :thumbup:


    Grüße
    Gerd


    PS.:
    - Von wem stammt das Kinderlied?
    - In welcher Strophe gibt's die Aufklärung?

  • Hallo Angela,



    - Danke: Genau das ist der Knackpunkt.


    ---> Es ist erstaunlich, dass in der Pilzliteratur (da wird häufig ohne Quellenprüfung abgeschrieben) dem "Männlein" der "Fliegenpilz zugeordnet wird.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,



    Mit Kaffee/Tee halt ich das ähnlich... ansonsten wollte ich nur "möglichst dezent" mit dem Zahnstocher winken :) und nicht gleich das übervolle Füllhorn meines unnützen Wissens sintflutartig über das Forum ergießen...


    Zitat von gerd


    Es ist erstaunlich, dass in der Pilzliteratur (da wird häufig ohne Quellenprüfung abgeschrieben) dem "Männlein" der "Fliegenpilz zugeordnet wird.


    Diese Meinung ist wohl in der Tat weit verbreitet. Zumindest eine kurze Testfrage beim Kaffeeholen bei der Sekretärin brachte die Antwort: "Na, der Pilz!".


    Liebe Grüße
    Horst

  • Hallo,
    Amanita muscaria var. alba wurde 1896 von Peck beschrieben und ist eine amerikanische Varietät. Ich glaube, dass für Europa ein ernsthafter Nachweis bisher fehlt.
    Wenn es anders ist, würde mich die Beschreibung interessieren.
    Sie besitzt lt. Phillips unter der Huthaut trotzdem gelbliches Hutfleisch, was bei dem Fund nicht zu erkennen ist und auch nicht erwähnt wird.
    Gruß Mykado

  • Hallo,


    auch für mich ist das eine weisse Form des Fliegenpilzes, die warzige Stielknolle und der zahnradartige Ring deuten eindeutig darauf hin.


    Ich weiß nun allerdings nicht, ob man Marcos Kollektion als var. alba bezeichnen könnte, da ich keinen Zugriff zur Originalbeschreibung habe. Man müsste prüfen, ob Peck eine komplett weisse (also Albino-)Form oder weisse Form mit gelben Hutfleisch (wie Phillips schreibt) beschrieben hat. Auf jeden Fall ist Marcos Kollektion eine Albinoform des Fliegenpilzes, egal ob nun var. alba oder nicht.


    Schöne Grüße
    Gernot

  • Hallo Gernot,



    auch für mich ist das eine weisse Form des Fliegenpilzes, die warzige Stielknolle und der zahnradartige Ring deuten eindeutig darauf hin.


    Ich weiß nun allerdings nicht, ob man Marcos Kollektion als var. alba bezeichnen könnte, da ich keinen Zugriff zur Originalbeschreibung habe. Man müsste prüfen, ob Peck eine komplett weisse (also Albino-)Form oder weisse Form mit gelben Hutfleisch (wie Phillips schreibt) beschrieben hat. Auf jeden Fall ist Marcos Kollektion eine Albinoform des Fliegenpilzes, egal ob nun var. alba oder nicht.


    - Da kann ich dir eine Lachnummer bieten, bei der du dich kugeln wirst :D :


    Originaldiagnose von "Agaricus muscaria var. albus" nach [1]:


    Zitat


    Diagnose originale [Peck, 1880 (paru 1883): 44]:


    "Pileus white, warts rather firm, subacute"


    ---> Ja so durfte man früher noch "gültige" Neubeschreibungen vorstellen.
    ---------
    In der mir zugänglichen Literatur [2] wir nicht erwähnt, ob diese Var. unter der Huthaut "gelb" ist. Ich zitiere aus dem Kommentar zu A. muscaria:



    Ich nehme jeden Beitrag Ernst und kommentiere diesen nachfolgend aus Sicht von [1]. Aber beachtet bitte:


    (1) Meine Franz.-Kenntnisse sind begrenzt X(
    (2) Ich habe den Text und die Kommentare nur "quergelesen" und mich dabei nicht um mikroskopische Unterschiede gekümmert.
    (3) Ich fasse nachfolgend nur wenige Punkte zusammen, die ich hoffentlich richtig verstanden habe.
    ---> Das ist ein Fall für ANDREAS (Gminder), ein hervorragender Amanita-Kenner mit m.W. sehr guten Franz.-Kenntnissen, der sich hoffentlich dazu auch noch äußern wird.


    - Ja diese Var. wurde von Peck beschrieben. Aber nicht in 1896, sondern früher.


    - Ja es handelt sich um eine amerikanische Sippe, die aufgrund amerikanischer Funde mehrfach beschrieben wurde.


    - In Euiropa wurde diese Var. bisher nur von CURRELI & ORRU (1987) aus Sardinien bei Eycalyptus beschrieben. Am gleichen Ort fanden sie auch A. pseudoregalis.


    ---> [1] vermutet, dass es sich bei diesem Fund auch um A. pseudoregalis handelt. Und sie gegründen das mit geringen Farbabweichungen (alba vers. pseudoregalis) und damit dass es sich bei diesem "alba-Fund" um noch junge Fruchtkörper handelt, die eh noch nicht die endgültige Farbe zeigen. Auf Letzteres (die Farbe vieler Amanita-Arten entwickelt sich erst bei Luft-/Lichtzufuhr) habe ich schon mehrfach hingewiesen.


    Ratlos
    Gerd


    Literatur:


    [1] P.Neville - S. Poumarat (2004): Amanite3ae, Fungi Europaei vol. 9 (Franz.)
    [2] David Arora (1986): Mushrooms Demystified; Ten Speed Press - Berkeley

  • - In Euiropa wurde diese Var. bisher nur von CURRELI & ORRU (1987) aus Sardinien bei Eycalyptus beschrieben. Am gleichen Ort fanden sie auch A. pseudoregalis.


    Bei Eucalyptus in Sardinien hat ein Benutzer von "meinem" Forum die Amanita muscaria var. alba. gefunden (und fotografiert...). Ich habe über var. alba gefragt und die Antwort ist: "il colore sottocuticolare è sempre bianco" -> die Farbe unter der Huthaut ist immer weiss...


    Wenn er nocheinmal A. muscaria var. alba findet, wird er die Schicht unter der Huthaut fotografieren. ;)[hr]
    PS. Ich habe den Artikel von S. Curreli "Il genere Amanita negli impianti ad Eucalyptus della Sardegna" [BGMB 43 (2): 87-96, 2000]


    Hier sagt Curreli:
    - A. pseudoregalis "possiede cappello conico, imbrunente" -> es besitzt kegelförmigen Hut, imbrunente (-> wird braun) während


    -A. muscaria var. alba "cappello globoso o convesso, bianco, mai imbrunente, fatta eccezione per le squamule del velo generale alla base del gambo, solo eccezionalmente per manipolazione" -> kugelförmig oder Konvex Hut weiß nie imbrunente gemacht Ausnahme für die squamule des General Schleiers auf das Grundlage von der Stiel nur außergewöhnlich für Manipulation (mmm...online translation... <_< )

    Taxonomy is often undervalued as a glorified form of filing–”with each species in its folder, like a stamp in its prescribed place in an album; but taxonomy is a fundamental and dynamic science, dedicated to exploring the causes of relationships and similarities among organisms.
    Stephen Jay Gould - Wonderful Life (1989)

    Einmal editiert, zuletzt von mefi ()

  • Hallo mefi,



    Bei Eucalyptus in Sardinien hat ein Benutzer von "meinem" Forum die Amanita muscaria var. alba. gefunden (und fotografiert...). Ich habe über var. alba gefragt und die Antwort ist: "il colore sottocuticolare è sempre bianco" -> die Farbe unter der Huthaut ist immer weiss...


    - Dann ist dieses Hutmerkmal endgültig geklärt und


    Zitat von Gerd

    Roger Phillips weist auf das "Gelb" unter der Huthaut hin. Ob er da die Peck'sche Art beschreibt oder etwas anderes kann ich nicht beurteilen.


    zeigt und beschreibt nicht A. muscaria var. alba.
    ------------


    Zitat von mefi

    PS. Ich habe den Artikel von S. Curreli "Il genere Amanita negli impianti ad Eucalyptus della Sardegna" [BGMB 43 (2): 87-96, 2000]


    Hier sagt Curreli:
    - A. pseudoregalis "possiede cappello conico, imbrunente" -> es besitzt kegelförmigen Hut, imbrunente (-> wird braun) während


    -A. muscaria var. alba "cappello globoso o convesso, bianco, mai imbrunente, fatta eccezione per le squamule del velo generale alla base del gambo, solo eccezionalmente per manipolazione" -> kugelförmig oder Konvex Hut weiß nie imbrunente gemacht Ausnahme für die squamule des General Schleiers auf das Grundlage von der Stiel nur außergewöhnlich für Manipulation (mmm...online translation... <_< )


    A. regalis hatte ich auch betrachtet und genau wegen der von dir zitierten Merkmale verworfen.


    - Doch, ich habe mir nochmals Bilder von A. pseudoregalis [1] angeschaut und bin etwas verunsichert:
    ---> Die Hutform ist anfangs auch "halbkugelig" (nicht "kegelförmig"), unter der Huthaut nicht gelblich.


    Deshalb stellt sich die Frage, ob man sehr junge Fruchtkörper von A. muscaria var. alba und A. pseudoregalis makroskopisch eindeutig trennen kann?


    Grüße
    Gerd



    [1]P. Neville; S. Poumarat (2004): Amaniteae; FDuzngi Europaei vol. 9