Pleurotus pulmonarius = Lungenseitling

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    Pleurotus pulmonarius (Fr.) Quel.
    Lungenseitling, Löffelförmiger Seitling, Cremeweißer Seitling, Sommer –“ Austernseitling
    Synonyme:
    - Agaricus pulmonarius Fr.
    - Pleurotus ostreatus var. pulmonarius (Fr.) Iordanov, Vanev & Fakirova
    - Pleurotus pulmonarius var. juglandis (Fr.) Sacc.
    - Pleurotus pulmonarius var. lapponicus E. Ludw.
    - Pleurotus araucariicola Singer


    Basidiomycota --> Agaricomycetes --> Agaricomycetidae --> Agaricales --> Pleurotaceae --> Pleurotus --> Pleurotus pulmonarius



    Fruchtkörper: Hüte bis 20 cm breit; meist exzentrisch bis lateral gestielt (oben auf waagrechtem Substrat auch zentraler Stielansatz möglich); insgesamt jung mit –žLöffelförmigem Aussehen–œ, im Alter mehr muschel –“ bis nierenförmig; Huthaut glatt, lt. –žGroßpilze Baden –“ Württembergs–œ 40 bis 50 µm dick; recht hell gefärbt (weißlich, ockergelblich, grauweiß etc.), im Alter gilbend; Stiel meist kurz und kräftig, Stielbasis weißfilzig


    Lamellen: weißlich bis cremefarben; alt gilbend; untermischt, recht gedrängt; Schneiden glatt; am Stiel meist eher kurz herablaufend und kaum jemals mit Anastomosen (= aderige Querverbindungen zwischen den Lamellen)


    Fleisch: weißlich; jung weich und etwas fluffig; alt zähelastisch, vor allem zum Stiel hin korkig bis lederig; Geschmack mild, Geruch vor allem bei jungen Pilzen deutlich süßlich - anisartig; Hyphenstruktur der Huttrama monomitisch


    Speisewert: jung sehr guter Speisepilz; der Anisgeruch verliert sich beim Erhitzen


    Sporenpulver: weißlich bis cremefarben; nach Litareturangaben auch mit blassviolettem Schein; Sporen zylindrisch; 7,5-11 x 3-4 µm (Fungas Nordica)


    Vorkommen: Eher wärmeliebende Art an stehenden oder liegenden, absterbenden oder toten Stämmen und Stümpfen von Laubholz (vor allem Rotbuche), an nicht zu nassen, lichtbegünstigten Standorten; einzeln bis etwas büschelig; Fruchtkörper erscheinen meist von Sommer bis Herbst; nicht häufig


    Verwechslungen: Der Austernseitling (Pleurotus ostreatus) unterscheidet sich durch fehlenden Anisgeruch (eher etwas metallisch), eine striegelige Stielbasis und mikroskopisch durch das Fehlen dickwandiger Hyphen in der Lamellentrama. In den –žGroßpilzen Baden –“ Württembergs–œ ist zusätzlich eine dickere Huthaut angegeben, nämlich 90 bis 120 µm.
    Der Rillstielige Seitling (Pleurotus cornucopiae) unterscheidet sich durch auch an senkrechtem Substrat eher zentrisch gestielte Fruchtkörper und die daraus resultierende Wuchsform sowie seine stärker und kräftiger herablaufenden, dabei teils aderig vernetzten Lamellen. Mikroskopisch zu unterscheiden ist er durch eine dimitische Hyphenstruktur der Huttrama.
    Der Espenseitling (Pleurotus calyptratus) und der Berindete Seitling (Pleurotus dryinus) unterscheiden sich durch ihr Velum an Hut und Stiel.
    Der Laubholz –“ Knäueling riecht nicht Anisartig, seine Fruchtkörper zeigen jung Violettöne und sind alt deutlich zähfleischiger.
    Der Gelbstielige Muschelseitling (Sarcomyxa serotina) hat einen aprupteren Lamellenansatz am Stiel, der Stiel ist mehr schuppig auf gelblichem Grund, die Hutoberfläche nicht glatt und dunkler gefärbt. Auch der Anisgeruch fehlt.
    Der Ohrförmige Seitling (Pleurocybella porrigens) wächst nur auf Nadelholz.


    Anmerkungen: Die deutsche Bezeichnung –žSommer –“ Austernseitling–œ ist mißverständlich, da sie oft für alle möglichen Seitlinge verwendet wird, die in den Sommermonaten gefunden werden.



    Bilder:






    Links zu verwandten und ähnlichen Arten im Archiv:
    >Pleurotus ostreatus = Austernseitling<
    >Pleurotus cornucopiae = Rillstieliger Seitling<
    >Pleurotus dryinus = Berindeter Seitling<
    >Pleurotus calyptratus = Espenseitling<
    >Panus conchatus = Laubholz –“ Knäueling<
    >Sarcomyxa serotina = Gelbstieliger Muschelseitling<
    >Pleurocybella porrigens = Ohrförmiger Seitling<

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Noch ein paar Bilder von vor ein paar Tagen, von insgesamt drei Kollektionen aus dem selben Gebiet, alle an liegenden, noch berindeten Rotbuchenstämmen.










    Sporenpulver grauweiß bis blassocker
    Reaktion auf Sulfovanillin positiv (magenta)


    Interessant hierbei sind diese Details:
    Anisgeruch ist nicht wirklich festzustellen. Einige Fruchtkörper riechen beim Zerdrücken etwas bittermandelig, wie zB Clitocybe gibba oder Clitocybe geotropa.
    Zwischen "typischen" Lungeneitlingen (= dünnfleischige, eher kleine, eierschalenfarbene, löffelchenartige, dünn seitlich gestielte) wachsen auch Fruchtkörper, die eher wie Austernseitlinge aussehen (dunklere Hutfarben wie Zuchtformen von P. ostreatus, dickere Stiele, stärker herablaufende Lamellen). Beide Ausprägungen von Fruchtkörpern wachsen aber teils aus dem selben Büschel, gehören also zweifellos zum selben Organismus.
    Dickwandige Hyphen in Lamellentrama finden sich in allen drei Kollektionen kaum, in manchen untersuchten Fruchtkörpern gar nicht. Ironischerweise finden sich dafür ganz vereinzelt dickwandige Hyphen im Hutfleisch. wenn auch undeutlich ausgeprägt.


    Was aber immer konstant ist: Alle Hüte sind recht dünnfleischig, die Stiele an der Basis filzig, aber nicht striegelig, die Hutoberflächen fassen sich trocken wie weiches Leder an, die Huthaut ist nicht oder nur sehr undeutlich radialfaserig, junge Fruchtkörper haben so gut wie kein Velum (= Filziger, reifartiger Belag, wie er gerne auf jungen P. ostreatus liegt), alte Fruchtkörper gilben in einem bestimmten Grad der Trocknung auffallend zitronengelb.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Eine ziemlich typische Kollektion an einem liegenden Stamm von Rosskastanie; mit typischen dünnhütigen, deutlich aber dünn gestielten Fruchtkörpern; hier schon etwas älter und feuchtigkeitsgesättigt:



    LG; Pablo.

  • Hallo,


    dann füge ich auch meinen Fund von einem noch teilweise berindeten Buchenstamm ein. Die wuchsen dummerweise nicht im Sommer sondern im November.



    VG Jörg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Jörg!


    Wenn's denn welche sind - das Portrait müsste cih eigentlich auch irgendwie umschreiben.

    Blöd nur, daß mir je mehr ich mir Kollektionen angucke, alles immer diffuser erscheint. Also was Abgrenzungsmöglichkeiten speziell von Pleurotus ostreatus und Pleurotus pulmonarius betrifft. Weil Pleurotus ostreatus schon auch gelegentlich solche lang gestielten fruchtkörper bilden kann, zumindest sind mir solche schon mit langen stielen und gleichzeitig eher dicken Fruchtkörpern mit dunkel - speckigen Hutoberflächen begegnet.


    Es wäre echt mal begrüßenswert, das alle etwas solider durchzuarbeiten und zB mal reichlich mitteleuropäische Kollektionen einzusammeln, jeweils ausgiebig morphologisch zu dokumentieren und anschließend zu sequenzieren. Speziell auch solche Kollektionen, die irgendwie aus dem Rahmen fallen bzw. einen gar merkwürdigen merkmalsmischmasch aufweisen.
    Kann halt passieren, daß dann doch noch eine weitere Art mit drin steckt, die bisher unerkannt blieb, oder auch daß ostreatus und pulmonarius Hybriden bilden können?



    Lg; Pablo.