Stäublings-Schleimpilz (Enteridium lycoperdon)

Es gibt 16 Antworten in diesem Thema, welches 17.867 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    gestern war ich zu einem kleinen Spaziergang unterwegs. Dabei bin ich an zwei Erlenwäldchen entlang gekommen. Die Erlen waren sehr dicht gepflanzt worden, aber lange Jahre nicht ausgelichtet worden, so dass ein Teil der Bäume abstirbt, mit oder ohne Hilfe von Pilzen. Die Spechte haben zur Zeit noch ein schönes Leben. Einige Baumruinen sehen aus wie Orgelpfeifen, jedenfalls in Bezug auf die Löcher.


    Beim ersten Erlenwäldchen war ich an dem Baum schon vorbei, dann bin ich noch mal zurück, weil da was Komisches war. Beim näheren Hinsehen war es ganz klar. Da waren die Fruchtkörper vom Stäublings-Schleimpilz (Enteridium lycoperdon).
    Es ist das zweite Mal, dass ich ihn gefunden habe.


    Den ersten Fund vom August 2012 hatte ich >hier< kurz vorgestellt.


    (1) Im unteren Bereich des Stamms, Totholz, Erle, ca in 50 cm Höhe.


    Ich hatte die Haut ein wenig angekratzt, um sicher zu sein. Unter der Haut war die schön kakaobraunen Sporenschicht zu sehen.


    Der Weg ging weiter auf die andere Seite des Seenbachs in Merlau. Dort ist das Erlenwäldchen, in dem ich im Herbst den Erlen-Schillerporling gefunden hatte: >hier<.


    Im Sommer hat dieser Wald an seinem Rand einen breiten Saum der Großen Brennnessel. Ohne Machete oder Gummistiefel hat man keine Chance, ins Innere zu kommen. Im Winter steht da oft viel Wasser, zur Zeit aber nicht.


    Ich habe an den Baumstämmen nach Pilzen geschaut. Die häufigsten waren Fomitopsis pinicola und Daedaleopsis confragosa.


    An einem abgebrochenen Baumstamm, etwa 5 m vom Weg entfernt, waren große Pilze zu sehen: schöne Fomitopsis pinicola. Aber die Rückseite war eine Überraschung: Ein Pilz der aussah, wie Reisbrei, aber regelmäßig geformt. Schleimpilz ist in so einem Fall immer eine Idee, aber welche Art?
    Heute früh kam ich darauf:


    (2) Stäublings-Schleimpilz (Enteridium lycoperdon), noch ohne silberne "Haut"


    In der Wikipedia ist ein ähnliches Foto, aber auch hier:
    http://www.geograph.org.uk/photo/914784



    (3) Heute war ich am Nachmittag noch mal an diesem Standort:


    (4) Die "Haut" hatte sich jetzt gebildet:


    (5) Und so sieht er von der Seite aus:


    So viel für heute!


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo, den Stäublings-Schleimi hatte ich letztes Jahr zum ersten mal. Damals konnte ich vor Ort absolut nichts damit anfangen. Er war noch recht jung und hatte die Beschaffenheit von Marshmellows, die man in die Mikrowelle stellt.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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    And though I know you can't appreciate it
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  • Hallo Lothar,
    schön, daß es bei Euch schon Enteridium lycoperdon gibt. Das ist ja eine Art die oft schon im Frühjahr erscheint.
    Ähnlich ist Lycogala flavofuscum, der hat aber eine viel dickere Peridie und mehr graubraunes Sporenpulver.
    LG Ulla

  • Hallo Ulla und alle anderen Schleimpilzfreundinnen und -freunde,


    Ist diese Art relativ standorttreu, kann ich also in der Umgebung damit rechnen, dass sie immer wieder mal auftaucht? Es bleibt dann immer noch die Frage, ob man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort vorbeikommt, und dann noch auf der richtigen Seite vom Baumstamm, wie beim zweiten Standort.


    In der deutschen Wikipedia steht "Das Plasmodium ist weiß." Ich wüsste gerne, wie das in der Zeit vor dem Zustand in Bild (2) aussieht. Wie in dem bekannten Film? >hier<


    (6) Gestern war ich noch mal am ersten Standort (Bild 1). Es hat dann so ausgeschaut (etwas schräg fotografiert):

    Die Hülle wird etwas dünner.



    Wühlmull:
    Wenn mal Marshmellows im Haus sind, dann sind sie längst gegessen, bevor sie in der Mikrowelle landen könnten :D


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar,
    zur Standorttreue von Schleimpilzen kann ich nicht viel sagen, aber auf Grund der unzähligen Sporen, die solch eine Enteridium hat, glaube ich schon, daß sie unter günstigen Bedingungen wieder am gleichen Stamm wachsen kann. Schleimpilze haben ja kein Mycel, daß immer wieder am selben Standort wächst sondern müssen sich wieder aus Sporen zum Plasmodium und dann zu Fruchtkörpern entwickeln.
    Von den unreifen Fruchtkörpern hast Du ja ein Foto gezeigt, so sieht das Plasmodium farblich auch aus, ist dann aber flach auf dem Substrat sitzend bzw. kriechend.
    LG Ulla

  • Hallo, den vom letzten Bild, also einen in diesem Stadium hatten wir heute beim Drieschlings-Treff. Zuerst meinte einer, der sieht aus wie Lebkuchen. Zehn Minuten später kommt der nächste: "Der sieht aus wie Lebkuchen". Seltsam wie alles umgehend mit Essen verglichen wird :D.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Danke Mausmann, ich frühstücke gerade......:D Ich habe auch nur ein Bild bevor ich mit einem Stöckchen drin herum gefummelt habe. Im jungen Zustand ist der in der Tat weiß.

    Grüße aus dem Saarland, Holger smilie_ga_006.gif 

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  • Hallo liebe Schleimpilzfreunde,


    ich habe sehr aufmerksam die letzten Einträge gelesen, weil in meinem "Hausforum" es auch gerade um den Stäublingsschleimpilz geht. Ich lese hier, dass die Haut nicht von Anfang an slibrig glänzend sein soll. Nach diesem Merkmal zu urteilen, müsste mein Pilz auch zu dieser Art gehören.
    Könntet ihr das eventuell bestätigen?

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

    Einmal editiert, zuletzt von Weisheit ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Veronika!


    Ziemlich filzig - fusselig ist die Oberfläche da. Habe ich so noch nicht gesehen. Aber etwa anderes als Enteridium lycoperdon kann ich mir nicht vorstellen. Der Verwechslungspartner Lycogala flavofuscum hätte wohl eher graues Sporenpulver.


    Wird Zeit, daß ich auch mal ein paar Bilder dazustelle.
    Unreif:



    reif:



    LG, pablo.

  • Weisheit schrieb:
    "ich habe sehr aufmerksam die letzten Einträge gelesen, weil in meinem "Hausforum" es auch gerade um den Stäublingsschleimpilz geht. Ich lese hier, dass die Haut nicht von Anfang an slibrig glänzend sein soll. Nach diesem Merkmal zu urteilen, müsste mein Pilz auch zu dieser Art gehören.
    Könntet ihr das eventuell bestätigen?"


    Hallo Veronika,
    Dein Schleim ist keine Enteridium (Stäublingsschleimpilz) sondern eine Fuligo, d.h. eine Lohblüte. Ich tendiere zu Fuligo septica entweder die var. rufa (am Rand des Fruchtkörpers ist eine rötliche Färbung zu sehen) oder var. candida.
    Das müßte aber genauer untersucht werden, vom Bild ist das nicht genau zu erkennen. Die schaumige Oberfläche spricht aber auf jeden Fall dafür.
    Fuligo hat auch im Innern des Fruchtkörpers kalkhaltige Strukturen (wenn man die Sporen ausbläst sieht man das), das hat Enteridium nicht. Die Sporen sehen auch ganz unterschiedlich aus.
    Enteridium bildet erst im reifen Zustand immer diese glatte Oberfläche aus. Die Sporenfarbe der reifen Fruchtkörper ist dann auch mehr braun, während sie bei Fuligo schwarz ist.
    Lycogala flavofuscum ist völlig auszuschließen, der hat eine richtig ledrige, dicke glatte Peridie und unterscheidet sich auch mikroskopisch.
    ich hoffe, daß hat Dir etwas geholfen!
    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ulla!


    ich hoffe, daß hat Dir etwas geholfen!
    LG Ulla


    Das hat auch mir viel geholfen! :thumbup:
    An Fuligo hatte ich gar nicht gedacht, jetzt bin ich also wieder etwas schlauer.



    LG, pablo.

  • Hallo Ulla,


    vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Ich hatte diesen Pilz auch unter Fuligo septica abgelegt, war aber durch eine kleine Diskussion in meinem "Hausforum" irritiert worden. Diesen Pilz habe ich schon vor längerer Zeit gefunden und auch berührt, um das Innere zu sehen. Ich kann mich sehr genau an die "schwarze Masse", also den Sporenstaub erinnern. Von der Oberfläche her, war das für mich eindeutig eine Lohblühte. Ich freue mich sehr.

    Viele Grüße
    Veronika Weisheit - Pilzberaterin Landkreis Rostock
    Auch Pilzberater können irren, erst recht in einem Forum, deshalb gibt es keine Freigabe von mir, Pilze zu verzehren, auch, wenn diese essbar sind.

  • Hallo,
    ich habe die weitere Entwicklung verfolgt. Die neuen Fotos stammen vom 25.3.14, am späten Nachmittag zwischen 17:40 und 18:10 bei tief stehender Sonne.


    A) Zunächst zum Stäublings-Schleimpilz von Bild (1) vom 16.3. in Beitrag #1 und Bild (6) vom 19.3.14 in (Beitrag #4)


    (7) Die Hülle (Cortex) ist nur beim kleinsten der Fruchtkörper noch vorhanden (Foto vom 25.3.14)


    (8) Am gleichen Stamm haben sich zwei weitere Fruchtkörper gebildet (weiße Pfeile). Rechts sind die Reste der alten Fruchtkörper (roter Pfeil).


    (9) Der obere aus der Nähe. Die orangene Farbe hängt vermutlich mit dem noch flüssigen / schleimigen Zustand im Inneren zusammen? (vgl. das dritte Bild im Beitrag von Pablo in Beitrag #10


    (10) und hier der untere:


    Unten in der Mitte ist der Rest vom einem größeren Porling zu sehen.
    Was mich noch mehr wundert ist der gelbe Belag auf der Rinde. Der war mir vor ein paar Tagen schon aufgefallen. Hat der Belag etwas mit dem Schleimpilz zu tun?



    [hr]


    B) Den Stäublings-Schleimpilz von Bild (2) bis (5) in Beitrag #1 habe ich auch am 25.3. besucht. Er ist jetzt aufgeplatzt, der Sporenstaub ist ausgetreten.
    (11)


    Soweit nichts Besonderes.


    [hr]


    Auf dem Weg zu diesem Exemplar habe ich in dem angepflanzten Erlen-Bruchwald zahlreiche Exemplare des Stäublings-Schleimpilzes gesehen. Wenn man mal den Blick dafür hat, entdeckt man immer mehr Exemplare, wor allem, wenn sie schon / noch weiß sind.


    Hier ein paar Beispiele:


    (12) Mit orangenen Tropfen außen auf der Hülle


    (13) Mehrere Exemplare auf zwei Erlenbäumen


    (14) Oder im Inneren eines morschen Baumstumpfs


    Hier noch ein Bild von diesem Erlenwäldchen.
    (15) Durch den Regen war der Boden sehr feucht.


    Ich habe zum ersten Mal so viele Stäublings-Schleimpilze gesehen. Ich weiß nicht, ob dieses Jahr ein besonders gutes Jahr ist. In anderen Jahren mache ich um diese Jahreszeit einen Bogen um diese Wäldchen wegen der blöden Erlenpollen. Dieses Jahr war es kein Problem.


    Viele Grüße
    Lothar

  • Hallo Lothar,
    ist ja toll, daß Enteridium so gehäuft dieses Jahr bei Dir fruktifiziert. Auf Bild 13 sieht man das ja sehr gut. Ich habe auch noch nicht so viele Fruchtkörper auf einen Haufen gesehen. Aber das ist sicher abhängig von der Witterung und die war scheinbar dieses Jahr optimal!:D
    Zu dem gelben Belag auf der Rinde kann ich allerdings nichts sagen, vermute aber, daß das nicht mit dem Schleimi zusammenhängt, vielleicht ein Rindenpilz in Entstehung?
    LG Ulla

  • Guten Abend zusammen,
    gestern war ich wieder mal an der Eisenkaute von Bernsfeld, wo ich vor knapp 2 Jahren meinen ersten Stäublings-Schleimpilze gefunden hatte >LINK< . Ich wollte nachschauen, ob dort wieder welche zu finden sind.


    (16) Am selben Baumstamm wie damals waren gestern zwei kleine Exemplare


    Etwa 20 m weiter, am Hang, war eine umgestürzte Weide mit jungen Exemplaren, noch nicht mit der glänzenden Hülle.
    (17)


    (18) Die Oberfläche ähnelt Reisbrei.


    (19) Ich habe mal hineingestupst: ganz weich, fast nichts. Beim Foto wurden mit Gammakorrektur die Farben intensiviert, damit man mehr erkennen kann.



    Die Beobachtungen der vielen Exemplare im Erlenwäldchen (im vorigen Beitrag) setzt voraus, dass dort über mehrere Jahre Stäublings-Schleimpilze fruktifiziert haben und sich so ausgebreitet haben, also zumindest in der näheren Umgebung standorttreu sind. Aber auch bei hier dem Beitrag ist zumindest in Bezug auf die Umgebung der Standort erhalten, bei Bild (16) sogar am gleichen Baum.


    Heuer scheinen die Bedingungen besonders gut für die Art gewesen zu sein. :)


    Viele Grüße
    Lothar