Freitagnachmittag
mit Christoph zum Bärlauchzupfen am Schlossbergsattel.
Zwischen den duftenden Trieben, die den Waldboden überziehen, wachsen hier und da büschelweise Leberblümchen. Und weiter oben am Hang, dem Süden zu, wo der Bärlauch nicht mehr gedeihen mag, blühen Veilchen und Anemonen, Schlüsselblumen und andere.
An Pilzen gibt es nicht viel, dreifarbige Trameten an Kirsche, Buckeltrameten und Zinnoberrote, und oben am Sattel die Rotrandigen an Eiche. Man kennt sich seit geraumer Zeit und begrüßt sich wie alte Bekannte.
01 Daedaleopsis tricolor –“ Dreifarbige Tramete
Und natürlich: an Stöckchen diese Beläge, die einem die Tränen der Verzweiflung in die Augen treiben. Nun ja, manches könnte man wohl, gegebenenfalls in Anbetracht der Umstände, möglicherweise, ein wenig eingrenzen –“ oder es ließe sich, zumindest anfänglich verdächtigt- begründet vermuten.
Für Erebus ist das bestimmungstechnisches Niemandsland, aber vielleicht wird es im Laufe der Zeit besser.
Gezähnter Reibeisenpilz - Radulomyces molaris? Luftig gewachsen an liegender Kirsche.
02 Radulomyces molaris - Gezähnter Reibeisenpilz?
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05 Mosaik-Schichtpilz - Xylobolus frustulatus? Nein, wohl eher nicht ... aber was dann? | Ablösender Rindenpilz - Cylindrobasidium evolvens?
06 –“wie 05
Und das ist wieder so einer, der sich hartnäckig weigert seine Personalien herauszurücken - zumindest bei Erebus.
07 Möglicherweise: Junghuhnia nitida - Schönfarbiger Resupinatporling (danke , Pablo)
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Gottseidank gibt es dann ja noch den Rotrandigen Baumschwamm, mit dem kennt man sich doch aus. Allerdings steht der jetzt bei Erebus auch unter dem Anfangsverdacht, ein loser Streuner zu sein, der sein Aussehen nach Belieben wechselt.
10 Fomitopsis pinicula - Rotrandiger Baumschwamm
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Samstag
Treffen der Pilzfreunde um elf am botanischen Garten.
Warum das?
Wegen der Veilchen und Priemeln, die hier allenthalben ihren Farbenzauber verbreiten?
Wegen der Magnolien? Die sind doch schon fast verblüht!
Warum in den Botanischen Garten?
Weil:
–• es dort eine Zeder gibt mit Sandborstlingen
–• ausgesandte Späher von der Morchellosigkeit der Außenwelt berichten
–• im Tropenhaus Pilze wachsen können. Können. Manchmal. Zumindest früher, als man noch keine Blähtonkügelchen verwendete.
Deshalb.
Mit beschlagener Brille durch die Tropenhäuser. Da wächst der Pfeffer und Aloe Vera, es blüht Orchidee und Strelitzie.
Und Pilze? Im Blumentopf, auf morschem Dekostamm, auf einem Köttelchen (wo kommt das her?) findet man ein wenig.
Erebus hat Milchglas und Hüfte und bekommt nicht viel mit und eigentlich wollte er sowieso Morcheln finden. Oder zumindest den Größten Scheibling.
Zum Ausklang geht es dann noch im Bogen durchs Freigelände. Die Zedern-Sandborstlinge befinden sich anscheinend auf dem Rückzug in den Bauch Gäas. Kaum noch was zu sehen, die Tarnung ist perfekt.
Man wird des Krausen Adernzählings angesichtig –¦ aber vor allem, nachdem beinahe alle drüber gelaufen sind, des Adrigen Morchelbecherlings, der in den Ritzen zwischen den Steinplatten neben einem kleinen Bassin wächst.
Na also! Damit ist der Tag gerettet, zumindest für Erebus.
12 Disciotis venosa –“ Adriger Morchelbecherling. Der Geruch war eindeutig und intensiv, im Inneren der Becherlinge allerdings kaum adrige Strukturen
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Weil aber noch so viel geretteter Tag übrig ist, geht es gleich anschließend mit Christoph in den Sommerhäuser Wald zum Lorchelgucken.
Doch erst mal die Wettersterne besuchen, die das nieselige Wetter mit offenen Armen begrüßen.
So. Wie war das noch? Der Thomas sagte rechts, wenn man von rechts kommt. Wenn man von links kommt bedeutet das im Prinzip gar nichts, also auch rechts. Besser gesagt: schräg gegenüber rechts.
Nu ja –“ so richtig Lorcheleinflößend sieht der Wald nicht aus- und es geht ja um die Frühjahrslorchel.
Ein halbwüchsiges Kiefernwäldchen, Eichen untermischt, am nördlichen Rand auch Erle. Auf weite Strecken räkelt die Brombeere ihre habgierigen Tentakel und lauert auf Erebus.
Am Wegrand, sagte Thomas. Der Wegrand wird zweimal abgeschritten.
Rand ist wie weit? Könnte man sich fragen, aber man fragt nicht und geht parallel zum Weg im Waldesinneren. Warum sollte es hier anders sein als im Botanischen Garten? Also ohne Frühjahrslorchel.
Was man hingegen findet:
- Tintlinge,
- einen meruloiden Belag
- einen Erdstern-Wetterstern
- einen weichen Porling mit transparenten resupinanten Anteilen und orange verfärbten Poren
- einen Kiefernzapfen-Rübling. Nachdem das Ding mit gut und gerne 12cm erdigem Wurzelschweif extrahiert ist hat Erebus keinen Appetit auf die herbmilde Geschmacksprobe.
- den Wurzelschwamm an Kiefer –“ deshalb s.l..
- die Schmetterlingstramete
- den Ohrlöffelstacheling
- die ersten Schwarztäublinge der Saison (zusammen mir den kürzlich gefundenen Riesenbovisten ließe sich gewiss ein farblich ansprechendes Süppchen kochen)
- einen Hubertusjünger der fließend Jägerlatein spricht
16 Coprinellus micaceus s.l. - Glimmertintling (danke für den Tipp, Andreas!)
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18 Lederig-häutiger Fältling - Meruliopsis corium? Darf der auch mit Nadelholz? Gefunden an bodenliegendem, morschen Kiefernstämmchen.
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21 Heterobasidion annosum - Wurzelschwamm
22 Skeletocutis amorpha –“ Orangeroter Knorpelporling (danke, Pablo!)
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24 wie 22
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26 Russula cf nigricans - Dickblättriger Schwärz-Täubling
27 Strobilurus tenacellus - Bitterer Kiefern-Zapfenrübling
28 Strobilurus tenacellus - Bitterer Kiefern-Zapfenrübling
29 Trametes versicolor - Schmetterlingstramete
30 wo kommt denn der jetzt her??
–žJa da soll mich doch –¦ was machen Sie denn da? He?–œ
–¦
–žDa hat man sich schon einen richtig miesen, verregneten Tag ausgesucht und dann treibt sich solch ein Volk im Wald herum? Wie soll man da herausfinden wo das Wild ansteht? He?–œ
Klick, Klick, klick . Erebus macht einen unbeirrten Stack (Tintling)
–žAh! Zeitraffer? He?–œ
–žNein, das ist wegen der Schärfe!–œ
–žSchärfe –“ he? Ich hatte mal eine Linse, da habe ich mir ein Glas gebaut –¦ damit konnte ich von droben auf Eibelstadt nach hinter zum Heuchelhof schauen. Gestochen scharf! Jedes Blatt erkannt. War gutes Wetter, selbstverständlich.–œ
Der Waidmann vergisst seinen Ärger mit den beiden Pilzfotografen und erzählt stattdessen von dem mit den Hundebesitzern, den Reitern, den Naturschützern und den Vogelbeobachtern. Von dem Ärger dem –žKrauterer–œ, der ein wildes Schafsgehege im Wald betrieben hat und das die Jagd seine Belohnung sei.
Und dann erzählt er von den Schlachten die er geschlagen hat. Von der einzigen Sau die er geschossen hat, die er dreimal geschossen hat und die dann immer noch leben wollte und die sein –žHündchen–œ, ein- ums andere Mal gestellt hat.
Und das er sein Hündchen im ganzen Leben vielleicht sieben, acht mal im Wald gebracuht habe, und dann von dem Braunen Gürtel, den er verprügelt hat, drüben in Eibelstadt, um sein Hündchen zu schützen, als sich sein Hündchen am Dobermann des Kontrahenten vergehen wollte. Und das er mit seinen siebzig Jahren noch gut beieinand–˜ ist und Fußball spielt. Und von den beiden Wildererinnen –¦
Bei seinem Achtzylinder-Geländewagen angekommen - –žden kann ich um 10 cm anheben–œ - zeigt er uns voll Stolz sein –žHündchen–œ, einen erstaunt blickenden kleinen Terrier, der auf der Rückbank auf das Herrchen wartete. –žStammbaum, alles und so .. der ist von guten Eltern. Nichts beigebracht, kein 8-Wochenkurs, der kann das alles ganz allein von sich heraus.. –ž
Mit so einem acht Kilo Häppchen geht der auf die Sau.
So vergeht die Zeit –“ und am nächsten Tag soll das Wetter noch schlechter werden.
Sonntag
Taxidienst Erebus bringt die Schar nach Rothenburg o.d.T., wo zwecks Inspiration und innerer Erbauung ein Gang durch das Foltermuseum geplant ist.
Dem Fahrer gewährt man währenddessen freien Auslauf im nahegelegene LSG Steinbachtal bei Schweinsdorf.
Und warum soll es dort anders zugehen als im trockenen Klosterforst? Weil der Erebus sich das wünscht!
Die ersten paar hundert Meter des Tales dienen der Verdeutlichung der Namensherkunft: in der steinigen Rinne der Baches ist kein bisschen Wasser. Erst später, weiter unten, beginnt es nach und nach in Pfützen zu stehen, irgendwann tröpfelt es und ganz allmählich beginnt es sogar zu fließen.
Das Gelände ist allerdings wunderbar dazu geeignet, all die schönen, guten, lieben, leckeren Pilze hervorzubringen, von denen Erebus fantasiert.
Morcheln, Kelchbecher etc. pp. Da steht er, schaut vom Weg herab ins eng eingeschnittene Tal, auf dessen Sohle - vier, fünf Meter unterhalb - sich das Altholz im Überfluss stapelt und er weiß genau: irgendwann - vielleicht schon gleich - wird gerade vor ihm, genau hier oder auch dort, eine wundervolle Morchel stehen.
Er muss sie nur sehen! Und dort ist noch eine! Und da.. und da, und da! Und –¦ der Wind zieht unruhig durchs Tal hinauf, schafft es, Temperaturen um 8, 9 ° zum eisigen Vergnügen zu machen und raschelt missmutig mit den Blättern.
Da steht der Erebus und hat morchelfrei. Er verlässt den Weg, um hinab zu gelangen, hinab ins unwegsame Dickicht, wo man sich nur noch Limbo tanzend und kletternd fortbewegen kann.
Zärtlich streichelt er eine alte Esche um sein Chi zu verbessern –¦ dann rutscht er die Böschung hinab.
Hier liegt das Holz kreuz und quer, Weiden, Eschen, Erlen, Eichen. In allen Stufen der Verrottung- was ist eigentlich optimalmorsch? Darüber kann man nachdenken, während einem Finger erfrieren, die Augen tränen und man behutsam den rechten Fuß aus dem Morast zieht. Dass nicht der Stiefel vor Ort bleibt! Der Boden ist erstaunlich feucht.
Und was haben wir hier auf dem bemoosten Weidenstamm? Genau dasselbe wie soeben auf Eiche: Froschlaich in der Trockenablage, –žSternenkotze–œ wird so etwas gerufen. Da ließ der Beutegreifer den Nachtisch stehen , oder so. Das liest er später - aber ob das wahr ist?
31 Sternenkotze
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Erebus wundert sich über die vielen, vielen Überreste von Kastanienbraunen Stielporlingen (nun ja, jetzt sind sie oben schwarz, aber so verkehrt ist die Vermutung wohl nicht). Die hängen teils noch in Reihen und Büscheln an den liegenden Stämmen, teils sind sie auch herabgepurzelt zwischen Moos und Scharbockskraut.
33 Polyporus badius - Kastanienbrauner Stielporling
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Doch was ist das da?
Erebus nennt Bäume manchmal –žSubstrat–œ, ob sie das gerne haben weiß er nicht, eher nicht, vermutlich, aber in diesem Fall benennt er den Baum, also das Substrat, überhaupt nicht: er vergisst noch die simpelste Anfängeraufgabe, denn die lautet: benenne das Substrat!
Dafür hat er das, was da zwischen 1,8 und 3m überm Erdboden am Stamm wächst wohl sicher im Sack: den Muschelförmigen Feuerschwamm, Phellinus conchatus.
35 Phellinus conchatus - Muschelförmiger Feuerschwamm
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An den gestürzten Bäumen - unter die sich jetzt auch einige gewaltige Pappeln mischen - finden sich viele Flache Lackporlinge, an anderen Zunder- und Rotrandige Baumschwämme.
Vereinzelte Buschwindröschen kämpfen am Hang um einen Fensterplatz. Und während bei Würzburg und Kitzingen der Waldboden schon weiß und gelb übertupft ist, sieht es hier um zwei, drei Wochen verspätet aus. Der Boden ist auf weite Strecken laubbedeckt, nur an den feuchteren Stellen wächst ein dichter junger Gras- und Kräuterteppich.
Auf einem Pappelblatt drei Pickel. Ob das Pilze sind? Pappelblattpickelpilze?
37 möglicherweise Pachyella babingtonii - Rosabrauner Dickbecherling (danke, Matthias)
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Wird später ergänzt - mehr Bilder sind grade nicht möglich !!
Na ja, wie es aussieht, kannich keine weiteren Bilder hinzufürgen, dann mache ich Part 2 mal weiter unten. Ist eh nicht mehr viel ...