Eingezäunte Wälder

Es gibt 6 Antworten in diesem Thema, welches 3.509 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Juergen-M.

  • Hallo zusammen,


    nach langer Zeit nehme ich mir mal wieder die Zeit um einen Betrag in dieses Forum zu schreiben. In Anlehnung an dieses Thema habe auch ich ein Thema, welches mich seit einigen Jahren zunehmend beschäftigt.


    Es geht mir dabei um das zunehmende Aufstellen von Wildschutzzäunen in unseren Wäldern. Auch wenn dies nicht direkt etwas mit Sammeln von Pilzen zu tun hat, so kann es doch für manche Tour sehr einschränkend sein.


    In selbst sammle vorwiegend in der Rostocker Heide und im Gelbensander Forst Pilze und fahre dort auch sehr viel umher. Seit einigen Jahren fällt mir auf, dass der Trend zur Einzäunung von Wald sehr stark zugenommen hat. Mir ist natürlich bewusst, dass gerade nach den oben bereits angesprochenen Kahlschlägen (ob nun mit Augenmaß oder nicht...) das Einzäunen notwendig sein kann, da die jungen Bäume sonst keine wirkliche Chance haben, sich richtig zu entwickeln. Viele Waldbesitzer klagen in dieser Sache ja über den so genannten Wildverbiss. Dennoch muss hier gesagt werden, dass sich anderswo, an nicht eingezäunten Stellen, auch kleine Bäume ohne größere Probleme entwickeln.


    Ich habe bei einigen Waldbesitzern viel mehr das Gefühl, dass das Einzäunen gar nicht so sehr in Richtung Wildschutz geht. Vielmehr denke ich, dass es auch genug darunter gibt, welche einfach das Publikum von ihrem Wald fernhalten wollen. Ich selbst bin in den letzten Jahren mit zwei Waldbesitzern ins Gespräch gekommen, welche offen zugegeben haben, ihren Wald vor Publikumsverkehr schützen zu wollen. Zitat: "Es ist immerhin mein Wald und da kann ich machen was ich will."


    Aus meiner Sicht stellt dies zwar einen Verstoß gegen § 30 LWaldG MV dar, aber man will ja bei solchen Diskussionen nicht immer sofort die juristische Keule schwingen. Mich würden an dieser Stelle mal eure Erlebnisse und Erfahrungen interessieren. Ich jedenfalls habe hier das Gefühl, dass im Vergleich zu den 1990er Jahren die Anzahl der Zäune stark zugenommen hat. Und nicht jeder davon hat eine offensichtliche Daseinsberechtigung. Es wurden auch dort Zäune aufgestellt, wo weder Jungbestand neu aufgeforstet, noch alter Bestand geschlagen wurde. Es gibt auch Flächen, wo die Zäune schon große Löcher haben und sich trotzdem niemand um die Entfernung bzw. Reparatur kümmert. Auch Wildschutzzäune mit Stacheldraht waren schon dabei (obgleich hier das zuständige Forstamt über kurz oder lang eingegriffen hat).


    Meine Bedenken sind, dass wir irgendwann den Wald links und rechts des Weges nur noch durch Zäune betrachten können. Unsere Landschaft ist auch so schon genug urbanisiert.


    Viele Grüße
    Richard

  • Hallo Richard,


    Mir fällt das mehreinzäunen ehrlichgesagt nicht auf.


    Und wie du schon angemerkt hast sind solche Zäune eigendlich zum schutz junger Baumbestände gedacht , ich glaube nicht das wir den Wald nurnoch durch Zäune betrachten müssen.


    Ich kann das Argument der Waldbesitzer aber auch irgendwo nachvollziehen , wer will schon das irgendwer dahergelaufener seine Jungen Bäume zertrampelt :D Naja.


    Was wirklicht nervt sind Alte Zäune die keiner wegräumt , da bin ich auchschon drüber gestolpert, ich denke aber das es das giebt weil es sich in den fällen um Privatwald handeln könnte. Und wenn der eigentümer (sagen wir mal aus meiner sicht ein Opa) verstirbt und das vererbt wird kümmert sich oft niemend mehr drum. Immer schade , und dann bleiben die Zäune eben auch liegen. (Soviel zu meiner Theorie :D)

  • Man weiß natürlich auch nicht, was diese Leute tatsächlich dazu bewogen hat, ihren Wald einzuzäunen. Ein paar anschauliche Beispiele gibt es ja im "Was ich im Wald nicht finden will" Thread.
    Da gibt es z.B. noch die Crossfahrer, die sich für ihre Bikes eine hübsche Strecke im Wald herrichten und die es teils einen Dreck schert, ob das irgendeinen Besitzer o.s.ä stört oder sie irgendeinen Schaden anrichten. Oder solche, die ihren Müll abladen oder einfach liegenlassen - wozu ich jetzt auch mal die Leute zählen will, die da eine Schachtel mit einer toten Katze drin abgestellt haben, die ich mal gefunden habe. Typen, die da grillen wollen und sich auch nicht darum scheren mögen, was da passieren kann, Hauptsache, sie haben ihren Spaß. Je nach Bestand in dem Wald gibt es Wilderei - auch an Pflanzen (wer sich intensiver mit Bonsai beschäftigt, weiß auch um das Problem der Yamadori-Wilderei). Die Liste ist endlos.
    Und nach ein paar Idioten hat dann so ein Waldbesitzer mal die Faxen dicke...

    Gruß,
    Marion


    Nein, ich esse meine Pilze nicht! :gklimper:
    Aber was essen meine Pilze? :gkopfkratz:

    Einmal editiert, zuletzt von MarionS ()

  • Hallo zusammen,


    Einzäunung von Waldarealen gibt es bei uns z.B. nur bei den sogenannten "Vergleichsflächen", oder in Wasserschutzgieten (Auwälder z.B.). Die Vergleichsflächen sind oft Schonungen oder auch Kahlschläge. Der Sinn ist der, in diesen Flächen jeglichen Wildverbiss auszuschließen, um den Wildverbiss im angrenzenden Wald einzuschätzen zu können, also Wildbestandsdichten errechnen zu können. In Gebieten mit viel zu hohen Wildbestandsdichten, errichtet der Forst auch großflächige Umzäunungen von Schonungen und Baumschulen, vor allem in populären Jagdgebieten mit hohem Wildbestand, wozu man die Rostocker Heide wohl zählen kann. Ich schätze, dass hier eine ungute Verquickung von Forst & Jagd & (Jagd)Tourismus zu diesen forstlichen Maßnahmen geführt hat. Da hilft nur eins: die regierenden Parteien abwählen und z.B. die Grünen in die Landesregierung wählen;-) In Baden-Württemberg findet gerade eine Novellierung des Landesjagdgesetzes statt.


    Alle anderen Arten von Einzäunungen sind nicht vom Forst sondern eigenmächtige Aktionen von Privatwaldbesitzern oder (seltener!) Jagdpächtern. Dies kann man hinterfragen oder sogar zur Anzeige bringen, da es laut den deutschen Waldgesetzen (Landeswaldgesetze) jedem Bürger erlaubt sein muss, Wälder während bestimmter Zeiten betreten zu dürfen, außer die Wälder sind als gesperrt gekennzeichnet (was nur vorübergehend sein kann, z.B. beim Holzeinschlag, oder aus besonderen anderen Gründen)! Jagdpächter sind aber meistens nicht so dumm, Zäune aufzustellen - das kostest außerdem auch jede Menge Geld! - sie greifen zu Tricks, z.B. machen sie Rückegassen, Wege, Trampel- oder Reit-pfade durch gefällte Büsche oder Bäume unpassierbar, oder sie nageln Warnschilder an Bäume, z.B. mit Zecken- oder Fuchsbandwurm-Warnungen, oder schlichte Verbotsschilder für Reiter, oder die berüchtigten "Wild-Ruhezonen-Schilder". Diese Schilder kann man beim Jagdbedarf erwerben, und paktisch kann die jeder im Wald aufhängen, der Lust dazu hat, sie sind in keinster Weise "bindend". Schändlich ist nur, dass die meisten Jagdpächter die Schilder an Bäume nageln - dies könnte man, wenn man es darauf ankommen lassen will, zur Anzeige bringen, und zwar wegen "Baumschändung" oder "Waldfrevel". Jäger und Jagdpächter, oder auch jagende Förster sind - nach meiner Erfahrung - die einzigen, die keine Besucher im Wald wollen, weil sie ungestört ihrem Hobby nachgehen wollen. Alle "negativen" Begegnungen, die ich in Wäldern hatte, waren ausschließlich mit jagd-affinen Zeitgenossen.


    Grüßle
    Jürgen

  • Hallo zusammen,


    danke für euer Feedback. Es scheint mir, dass ich mit dem Problem wohl doch eher alleine dastehe. Vielleicht sehe ich es auch etwas zu eng. Trotzdem noch ein paar Worte dazu:


    Zitat von MarionS

    Und nach ein paar Idioten hat dann so ein Waldbesitzer mal die Faxen dicke...


    Das ist sicherlich richtig und auch nachvollziehbar. Auf der anderen Seite, sind Zäune dafür aus meiner Sicht überhaupt keine Lösung. Vielmehr müsste mehr Kontrolliert und eventuell auch Prävention geleistet werden. Menschen, welche den Wald nur als billige Müllkippe sehen, werden sich trotz des Zaunes nicht davon abhalten lassen. Es lässt sich ja immer noch problemlos einiges drüber werfen. Strecken von Crossfahrern habe ich bisher noch nicht ausmachen können.


    Zu Jürgen: Mit Jagdpächtern indes hatte ich noch keine Probleme. Die Personen mit welchen ich gesprochen habe, waren nur Privateigentümer, welche schlicht und einfach niemanden in ihrem Wald haben wollten. Einer der beiden hatte den Zaun, wie geschrieben, sogar mit Stacheldraht versehen. Dieser musste jedoch auf Weisung des Forstamtes entfernt werden. Der Zaun selbst ist aber stehen geblieben. Bleibt zu hoffen, dass dies keine Schule macht und die Zäune wirklich nur dort aufgestellt werden, wo sie auch Sinn machen. Eventuell sollte man, wie du schon schreibst, einige Dinge vielleicht auch beim Forstamt kritisch hinterfragen. Denunzieren will ich aber auch nicht, mal schauen.


    Viele Grüße
    Richard


  • ... Die Personen mit welchen ich gesprochen habe, waren nur Privateigentümer, welche schlicht und einfach niemanden in ihrem Wald haben wollten. Einer der beiden hatte den Zaun, wie geschrieben, sogar mit Stacheldraht versehen. Dieser musste jedoch auf Weisung des Forstamtes entfernt werden. Der Zaun selbst ist aber stehen geblieben.


    Man kann darüber natürlich nur spekulieren, warum dieser Waldbesitzer seinen Wald abschottet (nach den Landeswaldgesetzen ist das auf Dauer nicht erlaubt!), aber ein sehr plausibler Grund könnte sein, dass der Waldbesitzer gleichzeitig ein Jagdherr ist, der seinen eigenen Wald selbst bejagt, oder bejagen lässt. Für eine reibungslose Jagd sind "Ruhezonen" sehr wichtig, und besonders "pirschende" Pilzsammler sind den Jägern ein Dorn im Auge, viel mehr als Nordic Walker, Reiter oder sogar Hundebesitzer. Ich selbst bin sehr lange schon pilzlich in Wäldern unterwegs und könnte unzählige Andekdoten zu diesem Thema loswerden. Schau doch einfach mal, ob Du in diesem abgesperrten Areal irgendwelche jagdlichen Einrichtungen sehen kannst; Anlockplätze, Hochsitze, Futterstadionen und dergleichen. Es könnte auch sein, dass der Privatwaldbesitzer dort Revier-Kameras intstalliert hat, und nicht will, dass sie von Passanten oder Waldesuchern entdeckt werden.


    Grüßle
    Jürgen