Grubenlorchel

Es gibt 18 Antworten in diesem Thema, welches 8.310 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Oehrling.

  • Liebe Forianer!


    Letzten Spätsommer habe ich ein Plätzchen mit mehreren Dutzend Grubenlorcheln entdeckt und wollte mal fragen, ob jemand bezüglich Speisewert seine Meinung abgeben könnte? In meinem Pilzbuch steht, dass sie essbar sind, zum Speisewert selbst ist aber nichts weiter vermerkt und im Internet habe ich einen Hinweis auf einen geringen Speisewert gefunden. Hat von euch bereits selbst jemand Erfahrungen damit und wenn ja, welche Rezepte wären denn empfehlenswert??


    Danke schonmal für eure Antworten. :/


    Liebe Grüße
    Vera

  • Hallo Vera,


    die sind eigentlich geschmacklos und in der Konsistenz irgendwie knorpelig. Für mich sind die nicht zu empfehlen.


    Viele Grüße

  • Hallo Vera,


    es gibt ein paar Verwegene, die essen - nicht Alles -, aber sehr viel.
    Von 10 Mal abkochen, Kochwasser wegschütten, etc. halte ich gar nichts. Mein derzeitiger Stand ist Folgender. Wie die Gift- oder Frühjahrslorchel enthalten alle anderen Lorcheln auch Gyromitrin.
    Das ist ein Stoff, der zwar wasserlöslich und hitzelabil ist, aber trotz Abkochen und wegschütten des Wassers noch in ausreichendem Maß für eine Schädigung von Leber und Nieren vorhanden sein kann.


    In Kombination mit dem von Hannes beschriebenen geringen Speisewert kann man auf solche Experimente verzichten, meine ich.


    Anbei ein Link der >Deutschen Gesellschaft für Mykologie e.V. <<, welcher (blau hinterlegt) Listen von Speisepilzen, kultivierbaren Pilzen und als für den Verzehr kritisch zu betrachtenden Pilzen enthält. M.E. nach ist man damit sehr gut beraten. Was hier nicht aufgeführt ist, ist demnach weder als Speisepilz eingestuft, nicht kultivierbar, dann für diejenigen, welche individuelle Unverträglichkeiten vorweisen mit Vorsicht zu genießen oder eben alles nicht Gelistete ist unverzehrbar, nicht zu empfehlen, zu wenig erforscht, führt regelmäßig zu Komplikationen oder wird mittlerweile als unverträglich (generell) oder giftig in der kompletten Bandbreite der Möglichkeiten eingestuft.


    LG,
    Markus

  • Hallo Markus,


    soviel ich weiß enthalten die Lorcheln der Gattung Helvella kein Gyromitrin. Die giftigen sind alle der Gattung Gyromitra zugeordnet.


    Ansonsten kann ich Dir nur zustimmen daß man nicht alles essen muß was als essbar eingestuft wurde.


    Viele Grüße

  • Hallo, ;)


    ich habe mit Pablo und einigen anderen darüber diskutiert, weil wir auch vorhatten, Helvella crispa mal zu testen.


    Im Ergebnis kamen wir zum Entschluss, auch darauf zu verzichten, da auch die Gattung Helvella Gyromitrin enthalten soll.
    Sinn- oder gerade hier unsinnigerweise (weil wir alle zur exakten Bestimmung auf wissenschaftliche Namen wert legen), haben wir beschlossen, auf alles was den deutschen Namen "Lorchel" in sich trägt, zu verzichten. Mir ist natürlich bekannt, dass gerade z.B. die Herbstlorchel schon von einigen verzehrt wurde und es zumindest nicht zu unmittelbar bemerkbaren Unverträglichkeiten kam.
    Ich denke aber auch hier, das es durchaus eine Frage des regelmäßigen, dauerhaften Verzehrs oder ein Versuchen ist.


    Liebe Grüße an Dich, Frohe Ostern, :sun:


    Markus

  • Hallo Markus,


    vielen Dank für die Ostergrüße und ich schicke sie gern zurück.



    Im Ergebnis kamen wir zum Entschluss, auch darauf zu verzichten, da auch die Gattung Helvella Gyromitrin enthalten soll.


    Mich würde interessieren woher diese Vermutung kommt?


    Viele Grüße

  • Hallo Hannes,


    die Vermutung oder in diesem Fall Entscheidungsfindung beruht auf Diskussionen, die in zahlreichen Foren liefen, verschiedenen Recherchen ( die allerdings auch nur den Verdacht auf Gyromitrin äußerten) und der sinnvollen Überlegung, dass selbst bei einem nur vermuteten Verdacht auf den Genuss besser verzichtet wird.


    Aktuell bin ich bezüglich Quellen - Nachweisen keineswegs auf dem Laufenden, weil ich alles, was Lorchel betrifft, bereits letzten Herbst bis auf Weiteres kulinarisch abgeschlossen habe, zumindest bis eine eindeutige Entwarnung erfolgt. Ohne Not, soll heißen, bei so vielen anderen zahlreichen ohne Bedenken zu verzehrenden Funden, muss ja auch kein Wagnis eingegangen sein.


    Marcel Bon schreibt ebenfalls (roh sind alle Lorcheln giftig, das ist für uns ja nichts Neues), dass trotz Abkochens aufgrund individueller Unverträglichkeiten vom Verzehr abzuraten ist.
    Ewald Gerhardt beurteilt die Situation anders und stuft als essbar ein, ohne jeglichen Hinweis auf irgendetwas.
    (S. 628. Der große BLV....)


    Ebenso wie Laux, der allerdings nur schreibt, "Essbar, gut erhitzen !"


    Im Zweifelsfall würde ich mich auf die Seite derer stellen, die Bedenken haben, zumindest solange, bis eine ausdrückliche Entwarnung und der explizite Ausschluss möglicherweise gesundheitsgefährdender Stoffe gefolgt ist.


    LG,
    Markus


    Edit :


    Emil, danke für den Link, :thumbup:
    der diesen Herbst allerdings seinen 14. Geburtstag feiert.


    Ein forensisch hinterlegtes Ergebnis kam in der netten Runde auch nicht zustande. Gibt es sonst noch eine aktuelle Diskussion ?


    Bis dahin bleibe ich bei meiner Einschätzung. ;)


    LG,
    Markus

  • Hier noch ein Link zu der "Positivliste der Speisepilze".
    In der Gattung Helvella gibt es keine...
    http://dgfm-ev.de/sites/defaul…tivliste_V03-13052012.pdf

  • Hallo pilzpic,


    Danke, Du hast die Positivliste direkt verlinkt. :thumbup:


    Das hatte ich bewusst nicht gemacht, um ein wenig "Durcharbeiten" zu provozieren, was ja sehr lehrreich ist. ;)


    Der aufmerksame Leser wird dann spätestens hier nochmals direkt auf den derzeitigen Stand ( seitens der DGfM) gebracht, sofern er Wert darauf legt.


    Frohe Ostern wünsche ich,
    Markus

  • Hallo pilzpic,


    das hast Du falsch aufgefasst bzw. kennst den Hintergrund nicht.


    Es gibt in anderen Foren Mitglieder, die ausdrücklich die DGfM ablehnen und den Verzehr der Frühjahrs-/Giftlorchel posten, verbunden mit der Bitte, sich dazu jeden Kommentar zu ersparen.
    Aber darüber fangen wir hier jetzt keine Diskussion an.


    Dein Link,, pilzpic, ist hilfreich und Bestandteil dessen, was ich weiter oben stehend schon gepostet habe und damit nochmals eine prima Ergänzung zur Diskussion insgesamt . :)


    Übrigens hier noch was Aktuelles von den 123Pilze zu >> Helvella crispa<<


    Das könnte man fortsetzen...


    Auch hier, >> DGfM<< in der Schlussfolgerung ein eindeutiges Ergebnis. Bitte auf den Beitrag von Zuehli und Dr. Berndt achten.


    Wünsche eine gute Nacht. :yawn:


    Liebe Grüße,
    Markus

  • Hallo Markus,
    danke für den DGfM-Link. Der wirft noch mal ein ganz anderes Licht auf die Sache. :)
    ich habe auch noch mehr dazu gefunden:
    Lorcheln (Helvella) enthalten demnach Helvellasäure, ein hitzeinstabiles Hämolysin (blutauflösender Stoff), das auch in Morcheln (Morchella) enthalten ist und bei rohen Giftlorcheln (Gyromitra) für die heftigen Magen-Darm-Störungen sorgen. Siehe auch hier: >Morchella-Syndrom<
    Da aber die Pilzepilze-Diskussion gesagt wurde, dass die Helvella-Säure nicht existiert, habe ich dem keine Bedeutung beigemessen.
    Ich halte es auch für durchaus wahrscheinlich, dass Morchella (und mehr noch Helvella) Stoffe enthalten, die zumindest im rohen Zustand bedenklich sind. Es hat ja schon Fälle von Unverträglichkeiten gegeben, irgendwoher müssen die ja kommen.
    Natürlich stimme ich dir zu, dass solche Pilze im Zweifel nicht als Speisepilze gelten sollten.
    Die Positivliste der DGfM halte ich prinzipiell auch für eine gute Sache. Mir persönlich nützt sie allerdings nichts. Das liegt nicht daran, dass ich was gegen die DGfM hätte, sondern daran, dass ich, wenn ich eine als Speisepilz ungewöhnliche Art das erste Mal probieren will, nicht auf so eine Liste gucke, sondern mir eine eigene Meinung bilde, indem ich verschiedene Literatur- und Internetquellen vergleiche. So würde ich beispielsweise nicht auf die Idee kommen, sowas wie Psathyrella spadiceogrisea zu essen, dagegen halte ich Arten wie Tricholomopsis rutilans oder gar Lactarius helvus (die aus nachvollziehbaren Gründen nie auf so einer Positivliste auftauchen würden) für annehmbare Speisepilze. Aber sonst ist die Liste natürlich gut, besonders für noch unerfahrenere Sammler mit wenig Literatur zum Vergleichen.
    Viele Grüße,
    Emil

  • Hier geht es noch um ein anderes Problem als dasjenige, sich selber anhand diverser Literaturquellen und Internetzitaten ein ausgewogenes Urteil zu bilden (und anschließend die Entscheidung zu fällen, SICH SELBER Grubenlorcheln reinzupfeifen oder besser nicht).


    Die Ausgangslage war hier aber so: eine offenbar noch relativ unerfahrene Schwammerlfreundin hat ANDERE Forumsteilnehmer um Rat bezüglich der Essbarkeit/Verwendung der Grubenlorchel gefragt. Jetzt das Problem: wer kann von sich wirklich behaupten, dass er die Faktenlage um die Grubenlorchel so gut überblickt, dass er ANDEREN guten Gewissens zu der Grubenlorchel raten kann? Auch wenn er sie SELBER verzehren würde?


    Bei Steinpilzen, Pfifferlingen, Parasolen & Co. mag dies unproblematisch sein, aber wieviel gesicherte Informationen über den Verzehr von Grubenlorcheln bzw. über dessen Folgen gibt es denn?


    Dass auf der DGfM-Liste so wenig Positiv-Arten draufstehen, hat schon seinen Grund und seine Berechtigung. Wer immer von diesen Empfehlungen abweicht, muss wissen, was er da tut. Es haben sich schon große Mykologen (z. B. Meinhard Moser, Walter Neuhoff) aus Forscherdrang an Pilzen selbst vergiftet.


    Meines Erachtens sollten sich unerfahrene Sammler überhaupt nur an die 10 am leichtesten kenntlichen Pilzarten halten, d. h. die DGfM-Liste ist für unerfahrene Pilzsammler eigentlich noch viel zu lang. Es hilft auch nichts, sich über Internet Ratschläge über die Genießbarkeit bestimmter Pilzarten einzuholen, das ist m. E. viel zu gefährlich, weil man sich vom Ratgeber kein allgemeines Bild (Fachkompetenz, Verantwortungsbewusstsein) machen kann.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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  • Hallo Oehrling!


    Danke für deinen (und auch allen anderen für ihre) aufschlussreichen Kommentar(e). Ich bin im Gegensatz zu vielen hier sicherlich noch sehr unerfahren, aber darum frage ich ja nach und ohne wirklich jeden Zweifel ausgeräumt zu haben, kommt bei mir kein Pilz auf den Teller. Direkt nach unbekannten Funden wende ich mich auch an die örtliche Pilzsachverständige, also keine Sorge. Da ich damals allerdings generell davon ausging, dass Lorcheln als "nicht empfehlenswert" <X gelten, habe ich mich nach der Bestimmung nicht weiter damit auseinandergesetzt. Das besagte Pilzbuch habe ich erst danach erworben und wollte mich nun eingehender damit befassen.


    Ich persönlich wollte einfach nur mal wissen, ob es dazu Erfahrungsberichte gibt. Habe selbst genug dazu gelesen, dass im Großen und Ganzen vom Verzehr aller Lorcheln abgeraten wird, da ich nun aber die Einstufungen in meiner Pilzliteratur nicht 100%ig einschätzen konnte, wollte ich Meinungen von erfahrenen Sammlern.


    Ich persönlich habe mich nach diesen Beiträgen hier auf alle Fälle gegen den Eigenversuch entschieden, lieber Vorsicht als Nachsicht.


    Was allerdings deine Äußerung bezüglich der zehn gängigsten Speisepilze berifft, über die bin ich doch schon lange hinaus und ich werde heuer auch MINDESTENS eine Pilzlehrwanderung mit einem Sachverständigen mitmachen.


    Ich bin sehr wissbegierig, hab zwar erst letzes Jahr damit begonnen, mich für Pilze zu interessieren, da ich aber süchtig nach jeder brauchbaren Info bin :D denke ich, dass sich zumindest um mich keiner Sorgen machen muss. Ich bin übervorsichtig und werfe lieber zu viel weg. ;)


    Liebe Grüße
    Vera

  • Hallo Oehrling,
    du hast natürlich Recht und ich bin absolut deiner Meinung. Mir ging es eigentlich nur darum, die Frage zu beantworten, "warum jemand keinen Wert auf die Positivliste legen sollte", bzw. zu schreiben, warum ich persönlich die Liste nicht brauche. Auch das ist eher theoretisch, weil ich nicht so der große Pilzesser/-ausprobierer bin. Mir reichen eigentlich die Hand voll ausgewählte Arten wie Krause Glucken und Reizker, wenn überhaupt.
    Die Liste ist schon eine gute Sache. Und wenn jemand sicher unkritische Speisepilze essen will, kann er das leicht mit der Liste überprüfen.
    Viele Grüße,
    Emil

  • Hallo zusammen,


    ich möchte zur Diskussion noch ein paar Worte loswerden.


    Erst mal ein Dankeschön für Eure Meinungen, Ansichten, Quellen und Beweggründe.


    Hier mal einen besonderen Dank an Stephan (Öhrling), der deutlich darstellt, wie wir seriös mit einer entsprechenden Anfrage umgehen sollten. Genau das war mein Ansinnen. Auf mögliche Gefahren muss hingewiesen werden.


    Was sich jemand selbst, in eigener Verantwortung einverleibt, bleibt jedem selbst überlassen. Aber dann bitte in Eigenregie.


    Zur Meinungsbildung ziehe ich natürlich auch die vorhandene Literatur (ist zwischenzeitlich schon einiges) heran und suche auch im Netz. Im hier speziellen Fall habe ich allerdings keine klare Aussage gefunden. Auch nicht bei den Hotspots, also den als "Wissenden" Eingestuften.


    Insgesamt komme ich sowieso zu dem Ergebnis, dass außer den bislang klar nachgewiesenen Giften sehr wenig Erkenntnisse zur Toxikologie in der der Mykologie bestehen. Das wird mir umso mehr bewusster, je mehr ich selbst dazu lerne.


    Ich habe mich diesbezüglich schon mit einer Behörde in Verbindung gesetzt. Ergebnis : erschreckend.


    Falls jemand hier aufdröseln kann, raus damit.


    Noch eine Ergänzung :


    Die Frühjahrs- oder Giftlorchel, Gyromitra esculenta ( esculenta = essbar) wurde früher als "Speiselorchel" bezeichnet und vielfach mit teilweise fatalen Folgen verzehrt. Das leicht flüchtige Gift hat selbst im Kochdampf beim Einatmen zu Vergiftungen geführt.
    Zu beachten ist, dass auch der Giftgehalt schwankt, so dass besonders gifthaltige Kollektionen auch noch nach längerem Abkochen immer noch gefährlich, da gifthaltig sein können.


    Frohe Ostern, :sun:


    und Toxikologen bitte vortreten . ;)


    Liebe Grüße an Euch,


    Markus


  • Insgesamt komme ich sowieso zu dem Ergebnis, dass außer den bislang klar nachgewiesenen Giften sehr wenig Erkenntnisse zur Toxikologie in der der Mykologie bestehen. Das wird mir umso mehr bewusster, je mehr ich selbst dazu lerne.


    Ich habe mich diesbezüglich schon mit einer Behörde in Verbindung gesetzt. Ergebnis : erschreckend.


    Falls jemand hier aufdröseln kann, raus damit.


    Hallo Calabaza,
    Literatur wie Flammer/Horak ist meines Wissens immer noch "State of the Art". Wer eventuell noch aktueller sein könnte, wäre Sigmar Berndt von der DGfM (dieser ist über die DGfM-Seite zu erreichen und schreibt auch immer mal etwas in Pilzzeitschriften).
    LG, frohe Ostern und schöne Frühjahrespilzfunde
    Oehrling

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

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