Kleiner Nest-Erdstern (Geastrum quadrifidum)?

Es gibt 3 Antworten in diesem Thema, welches 1.916 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Graubart.

  • Guten Abend,
    ab und zu führen mich meine Füße wohin, wo ich gar nicht hin will, und manchmal finde ich eine Seniorenüberraschung ;) : Heute war es wieder soweit.


    Fundort ist wieder mal die Eisenkaute von Bernsfeld, Mittelhessen, nördlicher Vogelsberg, ca 300 m hoch gelegen.
    Direkt neben einem Fußpfad von Anglern, die Böschung hinunter, zu ihren Bänkchen am (so vorgesehenen) Angelteich im NSG.
    Untergrund: basischer Lehm, darüber Mull / Humus aus Laub.
    Umgebung: alte Weiden (Salix spec.), abgebrochene Stämme und dicke Äste, Espen, Kirschbäume, dazwischen auch einzelne Kiefern oder Fichten.


    Gut dass niemand in der Nähe war, der hören konnte, wie ich vor Freude gejubelt habe. Klar war: 5 Exemplare von einem Erdstern auf ca 20 x 20 cm. Von der Art hatte ich keine Ahnung.


    Die Fruchtkörper haben 4 Zipfel, die sich über einer Art "Napf" erheben und an den Spitzen mit diesem verbunden sind. Die Fruchtkörper sind hart, und sie sind ziemlich klein: von Zipfel zu Zipfel 3 bis 4 cm, knapp 4 cm hoch über dem Erdboden, die deutlich gestielte "Staubkugel" (Endoperidie) des größten Exemplars ist ca 1,6 cm hoch und 1,2 cm breit.


    (0) Hier ist ein Übersichtsbild mit den Exemplaren. Beim Foto wollte ich, dass alle Exemplare in der gleichen Bildebene liegen, daher das Foto von oben. Ich habe erst zu Hause gesehen, dass die meisten den Kopf "nach unten" liegen haben. :shy:


    (1) Hier das Prachtexemplar = Nr. 1. Die Bestimmung nach "Walter JÜLICH: Die Nichtblätterpilze ... 1984" führt mich zur Gruppe der Nest-Erdsterne. Da die Endoperidie (= Staubkugel bei GERHARD) höher als breit ist, komme ich zum Kleinen Nest-Erdstern (Geastrum quadrifidum).


    Unten sieht man das weißliche Nest, das vom Myzel gebildet wird. In der englischen Wikipedia wird er als "mycelial sac" bezeichnet.



    (2) Hier sind zwei weitere Exemplare, davon eins mit schlanker Endoperidie (Nr. 4 + 5).


    (3) Hier ist ein Exemplar, das gestaucht aussieht (Nr. 2).


    Der Fruchtkörper von Exemplar Nr. 3 hing nur noch mit 1 Zipfel am "Nest" und war schon umgekippt. Leider ist das Foto misslungen. :shy:


    In Bezug auf Nest-Erdstern bin ich mir ziemlich sicher. Etwas unsicher bin ich bei der Frage Kleiner Nest-Erdstern (Geastrum quadrifidum) oder Großer Nest-Erdstern (Geastrum fornicatum). Der Kleine Nest-Erdstern soll Nadelwälder bevorzugen, der Große Nest-Erdstern Laubwälder. Am Standort dominieren auf jeden Fall die Laubbäume, auch wenn es einzelne Nadelbäume gibt. Andererseits sprechen Form der Endoperidie und die Größe für den Kleinen Nest-Erdstern (Geastrum quadrifidum).


    Mir ist nicht klar, ob die Fruchtkörper noch vom vorigen Jahr übrig sind oder erst in diesem Jahr irgendwann gewachsen sind.


    Dieser Fund ist mein zweiter Erdstern-Fund. :) :) :)


    Über Kommentare freue ich mich sehr.


    Herzliche Grüße
    Lothar
    [hr]
    Hier ist noch ein Bild, das ich eben übersehen hatte, von Nr. 4 + 5.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Lothar!


    Mit Geastrum quadrifidium solltest du richtig liegen. :thumbup:
    Nach Literatur hätte G. fornicatum keinen deutlich begrenzten Hof um das Peristom. Das Merkmal wäre dann stärker zu bewerten als Größe oder Standort.



    LG, Pablo.

  • Hallo Lothar,
    das ist schon der kleine Nest-Erdstern, Geastrum quadrifidum. Es sind vorjährige Exemplare, denn die wachsen meines Wissens erst im Spätsommer im Nadelwald.
    Der Große Nest-Erdstern, Geastrum fornicatum ist meistens größer, auch viel dunkler (dunkelbraun) und hat wie Pablo schon sagte kein gehöftes Peristom (Mündung). Man findet ihn auch meist in trockenwarmen Gebüschen (Flieder). Bei Nadelbäumen habe ich ihn noch nie gefunden.
    Ein schöner Fund, denn so häufig finde ich ihn auch nicht!
    LG Ulla

  • Guten Abend,
    vielen Dank für die Hinweise. Der Unterschied in Bezug auf das Peristom war mir in der Beschreibung nicht aufgefallen. "Beim ersten Mal" ist es oft schwierig, die relevanten Merkmale herauszupicken.


    Über so einen Fund freue ich mich mehr als über einen Steinpilz. Das motiviert wieder meinen Jagdinstinkt. :)


    Viele Grüße
    Lothar