Strauchporling?

Es gibt 12 Antworten in diesem Thema, welches 5.159 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzgenossen!


    Letztes Jahr zur Osterzeit (also früher als in diesem Jahr) fand ich mit Uli und Isa am Lago Maggiore bei Cannobio ein paar Baumbewohner. Das Habitat ist ein der Talausgang des Valle Cannobina, also tief gelegen (~150m üNN) in Flussnähe, umgeben von teils bis zu 2000m hohen Bergen. Der schattige Talgrund hat Auwaldcharakter und beherberht allerlei Gesträuch. An verschiedenen Sträuchern fanden wir die Porlinge in verschiedenen Stammhöhen:



    Bestimmt hatten wir die damals rein mikroskopisch wegen den sehr feinen Poren, bräunlichem Fleisch, wulstigen Zuwachskanten, Algenbewuchs, recht elastischen Hüten und dem vorkommen an Gesträuch als Strauchporlinge (Phylloporia / Phellinus ribis).


    In der letzten Woche hatte ich mit Anna und Stefan die Gelegenheit, den Fundort nochmal aufzusuchen und ein paar dieser Porlinge einzusammeln:

    Ich hoffe mal, Anna hat noch ein paar schöne Standortbilder, ich hatte keine Kamera dabei.


    Untersucht habe ich jetzt jedenfalls den hier markierten Fruchtkörper mal genauer:


    Da zeigen sich im Schnitt dann erstmal sehr kurze Röhren, braunes Fleisch und eine schwarze Linie irgendwo mittendrin:

    Oberhalb der Linie ist das Fleisch lockerer und wattiger als darunter.


    Mikroskopisch sind keinerlei Phellinus - Seten zu finden, nur cystidenähnliche, hyaline Hyphenenden im Hymenium:


    Die Sporen sind kugelig und ganz schön klein:


    Die Tramahyphen habe ich mir auch mal angeschaut:




    Auffällig dabei ist, daß auch die dickwandigen Skeletthyphen häufig septiert sind. Schnallen habe ich keine gefunden, auch nicht an den hyalinen, dünnwandigeren generativen Hyphen. Aber das muss nicht viel heißen.


    Ich meine, daß wir im letzten Jahr auch Fruchtkörper an Holunder hatten, in diesem Jahr hauptsächlich an Pfaffenhütchen nach Annas Bestimmung.


    Das Einzige, was uns für P. ribis stört, ist das Wachstum teils mehr als 1m über dem Erdboden. Ansonsten sollte alles passen, oder?



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo
    Ich kann dir leider nicht groß helfen, aber Strauchporlinge kenne ich aus dem eigenen Garten an Johannisbeere. Der Pilz ist recht harmlos, der Strauch erfreut sich bester Gesundheit. Die Fruchtkörper sind dünn und knapp über dem Boden. Auch beim Gartennachbarn war dieser Pilz (Foto).


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Uwe!


    Hübsche Sache. :)
    In Deutschland ist die Art ja eher selten, da ist so ein Gartenfund doch recht erfreulich, wenn die Sträucher damit klar kommen.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo, ich würde das auch für Phellinus ribis halten, bei uns kommt die Art auch oft an Pfaffenhütchen vor.
    LG ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ulla!


    Danke auch für deine Bestätigung! :thumbup:
    Was mich mal interessieren würde: Ob die Biegsamkeit des Fleisches ein gutes Abgrenzungsmerkmal zum Muschelförmigen Feuerschwamm (Phellinus conchatus) ist, der ja auch an manchen Sträuchern vorkommen kann.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    Phellinus conchatus hat meistens nicht so stark ausgeprägte Hüte, wodurch natürlich die Biegsamkeit dieser welcher geringer ist als bei Phellinus ribis. Auch kommt Ph. conchatus mehr an Weiden, Erlen, (Hasel?) im Auwald vor.
    Bin aber natürlich kein Porling-Spezi. Vielleicht äußert sich Tomentella dazu.
    LG Ulla

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Danke jedenfalls mal für die Beschreibung. :thumbup:
    Irgendwann finde ich den Muschelförmigen auch noch, dann kann ich selbst mal vergleichen.
    Ich denke, Frank schaut bestimmt noch rein, aber bei seinem Arbeitspensum will ich keine langen Ausführungen erwarten. "Lerning by finding" ist ja ohnehin die schönste Methode, und wenn jemand dann immerhin mal sagt: "Jawoll, richtig bestimmt" oder "Nö, such mal woanders weiter" dann ist das schon die richtige Hilfe.



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mausmann!


    Jau, habe ich mir angeschaut und doch wieder verworfen:
    Das soll ja (nach Literatur und Bildern) doch eher ein größerer und wuchtigerer Kerl sein, mit dicker, glatter Hutkruste und beschränkt auf Edellaubhölzer, ist glaube ich auch nur an Eiche und Esskastanie nachgewiesen. Hätte übrigens auch dickwandige, braune & zugespitzte Seten im Hymenium.
    Aber der wäre auch mal so ein Kandidat, den ich zu gerne finden würde...



    LG, pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Stimmt!


    Es finden sich auch etliche ähnliche Bilder im Netz, so zB >hier<.
    Aber auch da bin ich bei einigen Bildern skeptisch, besonders wenn Kiefer als Substrat angegeben wird. Da dürfte was nicht ganz stimmen, oder zumindest müsste man mal etwas mehr zeigen und auch mikroskopisch absichern...



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,



    In Deutschland ist die Art ja eher selten, da ist so ein Gartenfund doch recht erfreulich, wenn die Sträucher damit klar kommen.


    Pilze, die aufgrund der Wirtsbindung vermehrt in Gärten vorkommen und nicht in Parks oder gar Wäldern anzutreffen sind, weil sie mehr oder weniger auf Obstbäume und -sträucher angewiesen sind, sind wohl allesamt recht selten. Der Strauchporling wird außerhalb von Gärten durch das von Ulla erwähnte Pfaffenhütchen vermutlich noch etwas häufiger gefunden. Besonders aufällig ist die Sache aber z. B. bei Venturia. Da gibt es mehrere Vertreter, die sicherlich nicht selten sind (z. B. Apfel-, Birnen- oder Pfirsichschorf). Die gemeldeten Funde beschränken sich aber offenbar nur auf Mykologen mit eigenem Garten, die dann noch die entsprechenden Wirtspflanzen haben, an denen auch noch die Pilze wachsen. An den Früchten wilder Obstbäume wird wohl auch nicht so oft geschaut.


    Viele Grüße
    Toffel

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Ein sehr interessantes Beispiel, Toffel!
    Du hast natürlich absolut recht, statt "selten" müsste man fast immer "selten dokumentiert" schreiben. Das gilt umso mehr für weniger auffällige oder für schwer bestimmbare Arten.
    Bei auffälligen Boleten zB kann man sich wohl noch einigermaßen darauf verlassen, daß wenige dokumentierte Funde auch einigermaßen die tatsächliche Verbreitung wiederspiegeln. Immerhin sind ja doch sehr viele Hobbymykologen in der Lage, einen Königsröhrling oder Gelbporigen Raufuß zu identifizieren.
    Aber schon bei komplizierten Gattungen wird's schwieriger. So wird man in der Umgebung von Heidelberg zB eine auffällige Häufung sonst seltener Rißpilzarten feststellen. Was nicht heißen muss, daß die woanders nicht vorkommen. Nur daß "woanders" weniger Gattungsspezialisten unterwegs sind. ;)


    Aber nochmal zur Unterscheidung von Phellinus conchatus und Phellinus ribis: So wie ich mir das zusammenreime, sind Funde älterer Fruchtkörper (keine wulstigen Hutränder mehr erkennbar), die an dünnerem Substrat wachsen, doch immer zu mikroskopieren, um Gewissheit zu bekommen?
    Hymeniale Setae + = P. conchatus
    Hymeniale Setae - = P. ribis
    ?



    LG, Pablo.