weißlicher Porling an Laubholzstumpf

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 3.628 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Hier ein weiterer Porling aus Norditalien.
    Gefunden am 17.04. nach langer Trockenphase in der Gegend in einem Seitental des Lago Maggiore, Commune Falmenta, auf ca. 650 - 700 m üNN an einem Südhang neben der Straße an einem alten, ca. 1m hohen Laubholzstumpf. Ein Blick auf das Rindenstück, das ich dabei habe, lässt mich eben an Birke denken. Kann aber auch Pappel oder so sein. Jedenfalls Laubholz.


    Die Fruchtkörper bilden bis zu 3 cm breite und max. 2 cm vom Substrat abstehende Hütchen an senkrechtem Substrat mit kaum effus wachsendem Anteil. Oben auf dem Stamm auch seltsam rosettenartig wachsend bis fast gestielt. Die Poren sind länglich bis unregelmäßig gewunden, aber nicht wirklich labyrinthisch, messen etwa 2/mm.


    Die Oberfläche ist weiß (Trockenheit), fein angedrückt faserig;
    Die Poren hell graubräunlich;
    Kontext milchkaffebraun, recht fest, zähelastisch


    Makroskopisch sieht's so aus:




    Mit KOH (3%) verfärbt sich der Kontext prompt dunkel bis schwarz:

    Wobei die Reaktion am getrockneten Pilz getestet wurde.


    Die hyalinen, dünnwandigen Sporen sehen so aus:


    Im Hymenium zeigen sich keulige Basidien, Zystiden fehlen (oder ich habe sie nicht gefunden):


    Mit den Tramahyphen habe ich ein bissel ein Problem.
    Irgendwie gibt das sofort Gebröckel und Gekrümel, auch wenn ich gar nicht quetsche.
    In KOH:

    In H2O:


    Dennoch meine ich, mal mindestens zwei Hyphentypen auszumachen.
    Das sollten generative Hyphen sein:

    Und das Skeletthyphen:

    Die interessanterweiße einen bräunlichen Farbstof enthalten. So zu sehen sowohl in Wasser als auch in KOH.
    Schnallen habe ich keine gefunden, die hätten aber auch an den generativen Hyphen sein sollen, und die sehen ja leider katastrophal aus.


    Irgendwie hat mich der ziemlich verwirrt.
    Erst dachte ich an eine Hirschbraune Tramete (Trametopsis cervina), aber da passen die Sporen ja gar nicht dazu, auch die Tramafarbe und die KOH - Reaktion sollten anders sein.


    Aschgrauer Wirrling (Cerrena unicolor) müsste anders gefärbt sein und eine schwarze Schicht unter dem Hutfilz haben.
    Jetzt glaube ich an einen Balkenblättling (Gloeophyllum trabeum), der sich irgendwie im Substrat vertan hat.
    Oder hat jemand noch eine bessere Idee?



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Mario!


    Ja... Hm...
    Mist. Sobald man mal Material zum vergleichen braucht, ist keins da. Klingt komisch, ist aber so: Buckeltramete habe ich nicht im Herbar. Sonst hätte ich zumindest mal die KOH - Reaktion verglichen, ich glaube, die ist nicht so dunkel.
    Ansonsten passt für mich das Gesamtbild nicht so richtig (Größe, Fleischbeschaffenheit, Wuchsweise (vor allem als Hütchen an der Seite vom Stumpf). Und das Fleisch ist zu dunkel.



    LG, Pablo.

  • Na ja war ja nur so eine Idee ich habe schon unmögliche Formen gesehen und die Sporen form passt auch gut.

    Gruß Mario
    Ein Gruß aus den Bergischen Land


    Pilzchips 40 / 13 PC fürs APR.


    Bei Geschmackprobe bitte nicht runter schlucken.

    • Offizieller Beitrag

    Hi!


    Die Idee war jedenfalls sehr hilfreich, weil ich daran noch gar nicht gedacht hatte. Und man soll immer alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. :thumbup:
    Und warum sollen nicht Hungerformen von T. gibbosa auch mal klein und seltsam gestaltet sein? Das wäre kein Ausschlußkriterium.


    Aber nach einiger Betrachtung schließe ich Trametes gibbosa dennoch aus: Die Tramafarbe passt nicht, was mir ein hartes Merkmal zu sein scheint. Dazu kommen die bräunlichen Skeletthyphen, bei Trametes müssten alle Hyphen hyalin sein. Die Sporenform kann auch zu T. gibbosa passen, das stimmt schon. Aber auch ohne zu messen bin ich recht sicher, daß die hier länger als 4 µm sind. Auch die Basidien sind zu groß.



    LG, Pablo.

  • Hallo Beorn,
    mir kommt hier Funalia (Coriolopsis) gallica in den Sinn, dazu passt dann auch sehr gut die schwarze Verfärbund mit KOH. Auch wenn diese sehr blassen und wenig striegeligen Fruchtkörper im ersten Moment nicht danach aussehen. Ich denke, dass die Fruchtkörper schon ziemlich alt, verblasst und überhaupt recht mitgenommen sind.
    Grüße
    hübchen

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Hübchen!


    Ah, noch eine gute Idee, an die ich nicht gedacht hatte. :)
    Mikroskopisch schaut das jedenfalls nicht übel aus. Aber ich bezweifle das trotzdem sehr. Die Fruchtkörper scheinen immerhin gar nicht so überständig zu sein, immerhin ist das Hymenium ja völlig intakt und sitzt voll mit durchaus vitalen Basidien und sowohl freien als auch anitzenden Sporen. Da hätte ich erwartet, doch zumindest an den kleineren Fruchtkörpern irgendwelche striegelig - borstig - abstehenden Haare zu finden. Aber davon ist wirklich gar nichts zu sehen. Die Farbe stört mich nicht, aber selbst uralte Borstentrameten, die ich bisher gefunden hatten, hatten irgendwo wenigstens Reste ihrer typischen Behaarung.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Moin!


    Ich habe mal noch ein paar "Studioaufnahmen" gemacht.
    Da sieht man mal die Wuchsform an der Seite des Stammes an einem Stück Rinde, das ich mitrgenommen habe (ist das nun Birke?), und die Poren sowie Hutoberfläche noch im Detail.




    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ich weiß zwar auch nicht, was das ist, stelle aber gleich zum Vergleich Bilder von überwinterten Coriolopsis gallica und Trametopsis cervina ein.
    Bei den Borstentrameten habe ich einmal welche gesehen, die die Borsten (fast) verloren haben, ein anderes Mal sind sie (fast) völlig weiß auf der Oberfläche.
    Aber im Schnitt erkennt man immer braunes faseriges Material (sieht man das bei deinen Pilzen ?)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Abeja!


    T. cervina war mein erster Gedanke, aber die ist ja auszuschließen (siehe oben).
    Nochmal zu einer Borstentramete: Auch davon hatte ich ja schon genug in der Hand (sowohl gallica als auch trogii), die sind schon irgendwie anders von der Konsistenz, auch wenn sie uralt und / oder eingetrocknet sind.
    Wie schon gesagt, da müssten ja zumindest irgendwo Reste von Behaarung zu erkennen sein, eben auch angeklebt. Da ist aber nichts.


    LG, Pablo.

  • N'abend, Pablo!


    Zitat

    Nochmal zu einer Borstentramete: Auch davon hatte ich ja schon genug in der Hand (sowohl gallica als auch trogii), die sind schon irgendwie anders von der Konsistenz, auch wenn sie uralt und / oder eingetrocknet sind.Wie schon gesagt, da müssten ja zumindest irgendwo Reste von Behaarung zu erkennen sein, eben auch angeklebt. Da ist aber nichts.


    Ich traue es mich ja kaum zu widersprechen, aber ich würde hier inzwischen auch für die braune Borstentramete votieren. :shy:


    Habe soeben auch endlich mal meine Bilder des Fundes gesichtet, die ich ergänzend nochmal hier einstelle.


    Hier der Baumstumpf in der Übersicht:


    Substrat könnte Pappel oder Esche sein, Birke kann man jedenfalls ausschließen.






    Ich finde man sieht da doch recht klar eine sehr ausgebleichte Braune Borstentramete, Coriolopsis gallica, besonders wenn man auf die alten, algig-grünlichen sowie die flächig gewachsenen Fruchtkörper achtet, die doch stellenweise recht deutlich behaart sind. Zudem dann noch die bräunliche Trama...


    Das fand sich noch an der Seite des Stammes...


    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Anna!


    Sicher, daß du da nichts durcheinander bringst? :evil:
    Der Pilz auf deinen letzten beiden Bildern ist was ganz anderes, auch wenn es am selben Stumpf wuchs. Sicher auch nicht uninteressant. Das auf deinem zweiten Bild sollte identisch sein mit dem auf den letzten beiden Bildern.
    Und irgendwie ist dir noch eine Striegelige Tramete mit reingerutscht, die ja auch an dem Stumpf wuchs, kann das sein? ;)


    Deine Bilder 3 + 4 zeigen den Pilz, der meinen Kopf zerbricht, aber auch die lassen mir C. gallica nicht gerade wahrscheinlicher erscheinen.
    Wieder mal was, das ich nicht im Herbar habe. Ich muss mal eine einsammeln (Fundauftrag für morgen), um da ein Face - off veranstalten zu können. Auch mikroskopisch.



    LG, pablo.

  • Es ist immer ausdrücklich möglich, dass ich etwas durcheinanderbringe! :D



    Der Pilz auf deinen letzten beiden Bildern ist was ganz anderes, auch wenn es am selben Stumpf wuchs. Sicher auch nicht uninteressant.


    Bin ich d'accord. Deshalb habe ich das auch im Post abgetrennt - das sollte doch nur ergänzend zeigen, was da noch so alles wuchs! ;)


    Zitat


    Das auf deinem zweiten Bild sollte identisch sein mit dem auf den letzten beiden Bildern.


    Bin ich mir nicht so sicher.

    Zitat


    Deine Bilder 3 + 4 zeigen den Pilz, der meinen Kopf zerbricht, aber auch die lassen mir C. gallica nicht gerade wahrscheinlicher erscheinen.


    Das Bild unten halte ich für einen Pilz in verschiedenen Aggregatszuständen, die ineinander übergehen, die Borsten sieht man rechts unten:



    Hier genauer:



    Ein bißchen so wie hier bei Abeja im Porträt: Link


    Bild 2 ist für mich auch erstmal Coriolopsis, nur in resupinater Form. :)

    • Offizieller Beitrag

    Hej.


    Ah, jetzt steige ich durch. danke für die beiden Bilder! :thumbup:
    Die Oberfläche und die Poren dort sehen tatsächlich aus wie bei Coriolopsis gallica. Da ist der Unterschied der Hutoberfläche zu den oben gezeigten Pilzen mal deutlich. :thumbup:
    Jetzt glaube ich zwar immer noch nicht, daß der Porling im Startbeitrag C. gallica ist, aber ich glaube wohl, eine weitere Art auf dem Stumpf zu sehen.
    Resümee, ein Pappelstumpf mit:
    - unbekanntem Rindenpilz (mit leichter Hutkantenbildung und zahnförmigem Hymenophor)
    - Striegeliger Tramete
    - Borstentramete
    - ...und Pilz X


    :evil:


    Kleiner Zusatzhinweis noch:
    Die Poren von C. gallica haben bei allen meinen bisherigen Funden so ein zerschlitzt - eckiges Aussehen. Auch sind dir Porenränder stets irgendwie ungleich hoch. Solche rundlich - länglichen Strukturen wie bei dem Startpilz sind mir da noch nicht untergekommen. Da sind noch ein paar weitere Details, die mir schwer im Magen liegen, mal abgesehen von der völlig anderen Hutoberfläche. Das kann aber auch einfach garnichts bedeuten.



    LG, Pablo.

  • Nabend,


    Jetzt glaube ich zwar immer noch nicht, daß der Porling im Startbeitrag C. gallica ist, aber ich glaube wohl, eine weitere Art auf dem Stumpf zu sehen.


    Kleine Wette gefällig? Ich würde bei deinem mitgebrachten Pilz mit dem braunen Trama 5 Chips auf Coriolopsis setzen, wenn du dagegen hältst. :evil:


    Und noch mal 5 gegen den Blättling. ;)


    Zitat


    Die Poren von C. gallica haben bei allen meinen bisherigen Funden so ein zerschlitzt - eckiges Aussehen. Auch sind dir Porenränder stets irgendwie ungleich hoch.


    Das stimmt, aber das meine ich auch hier zu sehen.


    P.S.: Von der angeblichen Striegeligen bin ich auch noch nicht überzeugt, zumal ja bei diesem Stumpf mit ausgebleichten Pilzen alle Farbvarianten vorstellbar sind. Die Striegeln liegen mir sehr am Hut an... Aber das sei dahingestellt, du magst auch recht haben.

    • Offizieller Beitrag

    Morgen!


    Was? Wetten? Hier?
    Dazu bin ich jetzt viel zu verunsichert.
    Momentan würde ich klar zu Coriolopsis pubescens Schäfer 2014 nom. prov. (= Samthütige Borstentramete) tendieren. :thumbup:


    Lass mir mal noch die Zeit, eine Borstentramete einzusammeln und zu mikroskopieren.


    PS.:
    Da hätte ich ja auch noch ein schönes Bild, gerade in meinem Archiv gefunden und endlich richtig bestimmt.
    Boletinus cavipes:

    :D




    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    da du mich um meine Meinung gebeten hast: Auch ich halte deinen Porling für eine ausgeblasste Coriolopsis gallica, wie schon die Postings vor mir. Die
    dunkelbraune KOH-Reaktion und die gefärbten Hyphen sind ein Indiz dafür. Die Sporenmaße kann man leider nicht ablesen, aber die Form kommt hin.


    Beste Grüeße von der DGfM Tagung aus Mainz
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Frank!


    Zumindest im Rahmen dieses Forums könnte es keine kompetentere Meinung geben. :thumbup:
    Jedenfalls bin ich jetzt erstmal froh, nicht mit Anna gewettet zu haben, und lege den Fund schweren Herzens (man hat ja nicht gerne unrecht) als "cf gallica" ab. Und werde so bald als möglich auch Vergleichsmaterial mikroskopieren, sowie im September mal schauen, was da an der Stelle wächst. :)



    LG, pablo.

  • ...keine Wette? Ohhh, und ich hatte mir doch schon so schöne neue Damenschuhe ausgesucht... :evil:


    Nein, Spass beiseite... Danke für deine Einschätzung, Frank.


    Und Pablo, sonst hast du ja meistens Recht. Das macht es ja so brisant und gefährlich, mal bei dir gegen zu halten... :evil:


    Herbarmaterial zu C.g. habe ich vielleicht noch irgendwo bei herumfliegen, falls du das magst. Muss ich mal die ganzen Teller auf der Heizung absuchen... ;)


    PS: ...dein haarloser 'Hohlfuß' gefällt mir... ;)

    • Offizieller Beitrag

    Morgen, Anna!


    Ich glaube ich kann das auch erklären.
    Der Pilz war von dem Wetter dort annähernd so genervt wie ich von dem Pilz. Erfahrungsgemäß führt das zu ausgiebigem Haareraufen, was eben auch Kahlheit fördert. Sieht man ja bei mir auch ansatzweise.


    Dein Material kann ich mir mal anschauen, wobei eben fraglich ist, wie lange das schon offen auf der Heizung rumliegt.
    Besser wäre natürlich, irgendwie verpackt (Tütchen, Döschen, Gläschen). Aber ist so oder so kein Problem. Der ist ja häufig, läuft mir sicher bald übern Weg. Und eilen tut's nicht.



    LG, Pablo.