Bildungsabweichungen (Teratologie)

Es gibt 44 Antworten in diesem Thema, welches 26.497 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Guten Morgen Gerd,


    vielen Dank für die ausführliche Stellungnahme zu diesem Fund und auch zu der umfangreichen Artikelsammlung über Bildungsabweichungen, die du mir per Mail geschickt hast.
    Zur Artbestimmung: Wir waren über den Fund so begeistert, dass wir leider keine weiteren Merkmale bestimmt haben :(


    Grüße,
    Bernd

  • :)Moin Gerd, Bernd, Uschi und alle anderen,


    also diese Beiträge zum Thema Teratologie sind echt der Hammer8| und das Gerd:thumbup: zu allem was weiß und aus seiner Sammlung kramt ist8| unglaublich. Ich habe schon gedacht jetzt ist schluss mit den Beiträgen und wir haben schon alles gesehen........... aber dann kommt immer was neues, gut das wir Gerd überreden konnten das Thema weiter zu führen.
    Vielen Dank dafür!!!

  • Hallo Bernd, hallo Holger,


    DANKE, freut mich natürlich, dass eruch meine Hintergrundinfos zu "missgebildeten Fruchtkörpern gefällt.
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    Bernd:


    Zur Artbestimmung: Wir waren über den Fund so begeistert, dass wir leider keine weiteren Merkmale bestimmt haben :(


    - Eigentlich sehr schade, da man "Missbildungen" (Bildungsabweichungen) an Fruchtkörper nur selten findet. Ich würde dir und allen Pilzfreunden in Zukunft empfehlen, derartige Fruchtkörper nicht nur zu fotographieren sondern auch "sicherzustellen", versuchen die Art zu bestimmen und als Belegexemplar zu trocknen.


    Warum?


    - Ihr helft der Wissenschaft, da mit Sicherheit nur ein Teil der Arten, die Bildungsabweichungen haben können bekannt sind.
    -------


    Holger:



    Ich habe schon gedacht jetzt ist schluss mit den Beiträgen und wir haben schon alles gesehen........... aber dann kommt immer was neues, gut das wir Gerd überreden konnten das Thema weiter zu führen.
    Vielen Dank dafür!!!


    - Alles gesehen?
    ---> Definitiv NEIN ;)


    In der Beitragsserie Kurioses - Pilze gibt es noch einige Fruchtkörper mit Bildungsabweichungen zu sehen, die ich noch nicht angesprochen habe.
    - Und einige dieser Fruchtkörper möchte ich demnächst vorstellen und diskutieren.


    Grüße
    Gerd

  • Hallo Gerd,


    danke für Deine Mail. An diesen Fund hatte ich schon nicht mehr gedacht, aber er paßt in diese Serie hinein, Die du mit dem Dir eigenen umfangreichen Wissen und außerordentlichen Fleiß weiterführst.


    Hier das Foto eines Milchlings aus dem letzten Herbst:


    LG
    Rita

  • 8|Hallo Rita und Gerd,


    tolles Bild von dem Milchling, ich habe gestern einen großen alten Austernseitling mir etwas komischen "Zahnrad" darauf gefunden. Kam jetzt erst bei Deinem Bild auf den Gedanken, das das hierher passt. Mache gleich heute Abend ein Foto und stelle es ein.

  • Hallo Rita,



    Hier das Foto eines Milchlings aus dem letzten Herbst:


    Herzlichen Dank für die Bereitstellung dieser bemerkenswerten Aufnahme:


    Sie zeigt zwei bisher "getrennt" behandelte unterschiedliche Bildungsabweichungen, die gemeinsam an einem Fruchtkörper auftreten.


    [1] bezeichnet diese Bildungsabweichung als "Doppelfruchtkörper mit Prolifikation" auf dem Hutscheitel und zeigt ein entsprechendes Bild einer Nebelkappe.


    - Lass mich das einmal detaillieren:


    (1) Den "stiellosen, senkrecht stehenden" Hut mit den zur Seite zeigenden, "deutlich anastomosierenden Lamellen" bezeichnet man als "Prolifikation".


    ---> Bemerkenswert hier ist, dass der Hut nicht wie üblich auf dem Rücken liegt.


    ---> Beispiele dazu, insbesondere auch den Extremfall einer "morchelloiden" Prolifikation" wurden bereits gezeigt und diskutiert.


    (2) Links sieht man einen kleinen, "in Hut und Stiel gegliederten Fruchtkörper mit normal ausgebildeten Lamellen", der mit der Stielbasis mit dem Hut des großen Fruchtkörpers leicht verwachsen ist.


    ---> Eine "Doppelfruchtkörper" (Stockwerkspilz) genannte Bildungsabweichung, die wir bereits kennengelernt haben.


    - Doch, wenn man genau hinschaut, sieht man etwas abgesetzt rechts davon noch einen weiteren "Stockwerkspilz".


    - Wie dieser "Dreifach"-Fruchtkörper entstanden ist, kann man sich leicht vorstellen, wenn man sich die Entwicklung eines "Doppelfruchtkörpers" in Erinnerung ruft.


    ---> Hier haben sich einfach zwei benachbarte (isoliert stehende) Fruchtkörperanlagen +-synchron entwickelt und wurden dann gemeinsam von einer sich später entwickelnden darunter liegenden Fruchtkörperanlage emporgehoben und in ihrer Entwicklung gestoppt.


    Grüße
    Gerd


    Literatur:


    [1] (ID-05008): Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62

  • :)Hallo Gerd und alle anderen Interessierten,


    anbei die versprochenen Bilder. Das Prachtexemplar:cool: von Austernseitling habe ich mit nach Hause genommen um es auf einen alten Buchenstubben im Garten zu legen, in der Hoffnung:D das da sich im nächsten Jahr was rührt.


    Das "rote runde Teil" ist ganz fest mit dem Austernseitling verwachsen, es ist auf keinen Fall angefroren o.ä., ich habe den Pilz extra noch einmal reingeholt und aufgetaut. Es sieht wirklich wie eine "Radieschenscheibe" aus, dicke ca. 1mm, Größe erkennt ihr gut auf dem 2. Bild, dort sieht man auch, das das kleine Teil an der rechten Seite mit seinem Wirt verwachsen ist. Vielleicht ist es ja auch nur eine Laune der Natur, bin mal auf:thumbup: Gerd gespannt.

  • Hallo Holger,


    danke für die Einstellung des Bilds.



    Das "rote runde Teil" ist ganz fest mit dem Austernseitling verwachsen, es ist auf keinen Fall angefroren o.ä., ich habe den Pilz extra noch einmal reingeholt und aufgetaut. Es sieht wirklich wie eine "Radieschenscheibe" aus, dicke ca. 1mm, Größe erkennt ihr gut auf dem 2. Bild, dort sieht man auch, das das kleine Teil an der rechten Seite mit seinem Wirt verwachsen ist. Vielleicht ist es ja auch nur eine Laune der Natur,


    - Es handelt sich m.E hier nicht um eine Bildungsabweichung, sondern um einen Fremdkörper (evtl. eine Radieschenscheibe!?), die der Fruchtkörper zu umwachsen versucht.
    ---> Derartige Umwachsungen sind sehr typisch für "Porlinge", die nicht einmal in der Lage sind, einen "trockenen" Grashalm" zur Seite zu schieben und diesen einfach umwachsen.


    - Ob "Seitlinge" eine "Umwachsungstendenz" haben ist mir nicht bekannt. Aber immerhin, "Seitlinge" sind keine "Blätterpilze" (Ordnung Agaricales) sondern gehören zur Ordnung POLYPORALES Gäumann.


    - Warum es in diesem Fall zu einer Verwachsung (besser wäre vermutlich Umwachsung) kam, darüber kann ich nur spekulieren:


    ---> Evtl. war der "Fremkörper" am Hut angefroren, und konnte deshalb bei der weiteren Streckung des Fruchtkörpers nicht weggeschoben werden.


    Grüße
    Gerd

  • :)Guten Morgen und Danke Gerd,


    Verwachsung hört sich gut an, aber ich hatte nur zur genauen Beschreibung "Radieschenscheibe" gesagt, denn wenn es eine ist, wie kommt sie in den :DWald? Ist aber auch egal, aber nur als Nachtrag, diese "Verwachsung" war so "stark, dass ich an dem roten Teil den ganzen Pilz hochheben konnte und der war nicht gerade klein.


    Auf jeden Fall freue ich mich auf weitere :thumbup:Beiträge hier!

  • Hallo liebe Pilzfreunde,
    dieses Thema war an mir vorbei gegangen, nun wurde ich von anderer Seite darauf gestoßen. Vielleicht ist auch dieser seltsam geformte Birkenporling in dieser Kategorie richtig einsortiert:


    Viele Grüße Sabine

  • Hallo Leute !



    ...beim Sichten von Bildmaterial ist mir das wieder unter gekommen , denke , dass passt ganz gut hier her.....


    agro.JPG
    agro1.JPG


    Als Züchter hat man ja vermehrten Kontakt mit machmal eigenartig anmutenden Pilzen...aber da hab ich auch nur gestaunt !


    Die Bilder wurden von einer Agrocybe aegerita-Kultur im Substratsack gemacht , die "leider" zu spät geöffnet wurde...also sehr hoher CO2 Gehalt..da gab es Riesenwuchs , Fruchtkörper die mit dem Hut dem Substrat aufsassen u. dem Stiel voran wuchsen , Verwachsungen von bis zu 3 Fruchtkörpern...u. eben auch oben gezeigtes Phänomen.


    ....ein Pilz u. eine Miniaturausgabe verbunden mit einer Nabelschnur...sieht aus , wie eine Katzenmutter die ihr Junges trägt:evil:..............hab mir selbst darüber Gedanken gemacht....Gerd hat ja hiezu einiges geschrieben...aber eine schlüssige Erklärung für gerade dieses Phänomen hat sich mir nicht aufgetan...vielleicht habt Ihr dazu eine Lösung ?


    Gruß
    Walter

    We must be mushrooms , for they keep us in the dark and feed us dung :D !

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilzbegeisterte!


    Tief habe ich gegraben und einen alten, ungerechter weise (fast) vergessenen Thread ausgebuddelt. 8|


    Aber ich mag das Thema, weil hier nicht nur gezeigt, sondern eben auch erklärt wird. Dazu an dieser Stelle nochmal dank an Gerd, der sich wahnsinnig viel Mühe gibt, aber nichts dafür kann, wenn manche von uns nicht immer seinem Niveau folgen können. ;)


    Heute im Odenwald in einer Fichtenschonung ist mir jedenfalls etwas recht Seltsames begegnet, was ich so noch nie gesehen habe. Klar, viele Pilze sehen bei dieser Trockenheit im Moment etwas wunderlich aus, aber bei dem Folgenden glaube ich nicht an einen Trockenschaden. Könnte es sich hier um eine echte Bildungsabweichung handeln?



    Der Pilz wächst an totem Fichtenholz. Ich kenne mich mit Dauerporlingen kaum aus, meine hier aber einen Fomitopsis zu erkennen, vielleicht auch Fomitopsis Pinicola, obwohl ich da sämtliche roten Zonen vermisse.


    Wie auch immer, diese "Löcher" oder "Waben" auf dem älteren Teil des Fruchtkörpers haben mich schon ein bisschen geschockt. Interessant auch, daß der Pilz nun - anscheinend völlig unbeeindruckt - sich anschickt, die Seltsamkeit mit einer frischen Fruchtschicht zu überwachsen.


    Ist sowas normal?


    VG, Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hi Beorn,


    die Antwort hast du ja soeben schon erhalten, Matthias war einfach schneller.
    Es ist die Zitzengallen-Fliege, die das verursacht.


    lg,
    Melanie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Stimmt,
    die Antwort habe ich jetzt. Aber dann ist es doch schon auch eine "echte" Bildungsabweichung?


    Es gibt viele Gründe für Missbildungen [1]:
    ---> Umwelteinflüsse (Licht, Temperatur, CO2-Gehalt, Relative Luftfeuchte, Luftverschmutzung), Parasiten (inkl. Bakterien, Pilzen, Viren), genetische Ursachen.


    Ein Zitat aus dem Startbeitrag. Der Parasit wäre dann hier eben die Zitzengallen - Fliege, nicht wahr?


    Grüße, Beorn.

    • Offizieller Beitrag


    Würde ich auch so sehen. Gallwespen bringen die Pflanze dazu, eine Missbildung, die Galle wachsen zu lassen. Oder?

  • Hallo Gerd!


    Nachdem mich Beorn an anderer Stelle in diesem Forum auf dieses Thema aufmerksam gemacht hat, stell ich meinen gestrigen Fund hier auch noch mal vor:


    Ein auf den ersten Blick eigentlich stinknormaler flockenstieliger Hexenröhrling...



    Doch nach dem Umdrehn bemerkte ich doch glatt sowas wie "Dornen" am Stiel. Worum handelt es sich hierbei? Die "Dornen" waren ca. 3mm lang, biegsam und weich. Der Pilz wuchs auf freier Fläche (ohne Hinderniss wie Wurzel oder dergleichen) und zeigte ansonsten weder innerlich noch äußerlich irgendwelche Auffälligkeiten...



    Lg schmidltux


  • Nachdem der Beitrag wieder auflebt ...hier nochmals ein Bild davon..war ja seit längerer Zeit verschwunden !



    Vielleicht hat ja Gerd eine Meinung dazu....



    Gruß
    Walter

    We must be mushrooms , for they keep us in the dark and feed us dung :D !

    Einmal editiert, zuletzt von pilz-kultur ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Walter!


    Also, ich weiß nicht, was Gerd dazu sagen würde (interessieren würde es mich definitiv) aber ich würde sagen: Dein Pilz war ganz einfach Pilze Sammeln. :D


    Grüße, Beorn.

  • Hallo zusammen,



    Also, ich weiß nicht, was Gerd dazu sagen würde (interessieren würde es mich definitiv) aber ich würde sagen: Dein Pilz war ganz einfach Pilze Sammeln. :D


    - Sorry, aber der Gerd hält sich da raus und kommentiert "Bildungsabweichungen" (Missbildungen von Fruchtkörpern) nur noch HIER


    Warum:


    (1) Wer zu spät kommt, den straft das Leben:
    ---> Mein Eindruck war, dass dieses Thema in diesem Forum nur Wenige interessiert und derartige Fruchtkörper lieber in einer etwas früher vom Moderator ANDREAS gestarteten Beitragsserie (bin zu faul den Titel zu recherchieren) ---> http://www.pilzforum.eu/board/…d-thread?pid=9077#pid9077 eingestellt werden.


    (2) Und deshalb, das Thema interessiert mich, habe ich das Thema anschließend in einem anderen Forum (bei Harry) reaktiviert und möchte mich jetzt nicht verzetteln und nur noch dort Kommentare zu "Missbildungen" liefern.


    (3) Beorn: Dir kann ich versichern, dass du mit deiner Vermutung definitiv falsch liegst. :D


    Grüße
    Gerd

  • Hallo zusammen,



    Ein auf den ersten Blick eigentlich stinknormaler flockenstieliger Hexenröhrling...


    Doch nach dem Umdrehn bemerkte ich doch glatt sowas wie "Dornen" am Stiel.


    - Auch an dieser Stelle herzlichen Dank für's Einstellen deiner Funde im Gruselforum.


    ---> dort findet man meine derzeitige Vermutung über die Ursache.


    Grüße
    Gerd