7.2014

Es gibt 19 Antworten in diesem Thema, welches 5.173 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Pilangucker!


    Das Wetter ist nach wie vor sehr schlecht und hat die Oberrheinebene mittlerweile in eine Art Wüstenregion verwandelt. So muss ich mal etwas weiter ausholen, um wenigstens noch ein paar Pilze zeigen zu können.


    -1-
    Es beginnt also am 18.01.2014 mit einem Pilz, dessen >Aufklärung< sich lange hin zog.
    Es handelt sich aber um den Milchweißen Eggenpilz (Irpex lacteus), der hier die Frechheit besessen hat, einfach mal an Nadelholz zu wachsen:

    >zum Portrait<


    -2-
    Am 07.02.2014 stellte sich eine dieser weißen Schichten auf Holz vor, die sich ebenfalls lange >einer Bestimmung verweigerte<. Letztlich konnte Frank aber auch diesen Pilz bestimmen, und zwar als Chlamydospor –“ Membranrindenpilz (Granulobasidium vellereum):


    -3-
    Noch ein wunderlich gewachsener Baumpilz bereitete ab dem 20.03.2014 >Kopfzerbrechen<. Wieder war es Frank, der hier die Aufklärung brachte; es handelt sich um den Harzigen Wachsporenschwamm (Ceriporiopsis resinascens / pseudogilvescens):


    -4-
    Etwas einfacher wurde es am 28.03.2014, wo sich der Riesenbecherling (Peziza varia) an liegenden Laubholzstämmen fand:

    Hier hat Eike sich der >Absicherung der Bestimmung< angenommen.


    -5-
    Weil sonst nicht viel geht, wurde am 30.03.2014 ein bräunliches Gefussel >untersucht<, das sich als eine Anamorphe entpuppte, nämlich als Haplotrichum rubiginosum, die Nebenfruchtform von Botryobasidium robustius (Pilz ohne deutschen Namen):


    -6-
    An einem stark feuchtigkeitsbegünstigten Standort vor einem Supermarkt in Mannheim sprossen am 01.04.2013 immerhin dutzende wunderhübsche, ungenießbarere >RiMuMos (Morchella conica s.l.)<:

    –žFeuchtigkeitsbegünstigt–œ meint hier in Kombination mit –žungenießbar–œ, daß das Mulchbeet hochfrequent gegossen wird, allerdings von Hunden, die zwar keine Gieskannen mit sich tragen, dafür aber andere Alternativen der Flüssigkeitsverteilung entwickelt haben.


    -7-
    Ebenfalls am 01.04. trotzden diese mild schmeckenden, >Bitteren Kiefernzapfenrüblinge (Strobilurus tenacellus)< der Trockenheit:


    -8-
    Wogegen man diesen >Birkenporlingen<, gefunden am selben Tag, die Dürre schon deutlich ansieht:


    -9-
    So auch diesen eingetrockeneten >Judasohren< an Holunder, die unweit der BiPos ausharrten:

    Etwas frischer und lustigerweise an Ahorn fanden sich später (am 19.04) und ganz woanders (Flucht nach Oberitalien) fittere Ohren nach einem Schneefall auf ca. 700 m üNN:


    -10-
    Aber zurück nach Deutschland und zurück zum 05.04.2014, nun an den Kaiserstuhl, wo es auch trocken war, aber nicht ganz so schlimm wie in der nördlichen Oberrheinebene. Dort fanden sich diverse >Kastanienbraune Stielporlinge (Polyporus badius)<, die ganz Jungen sahen so aus:

    Wobei ich mir da vorgenommen habe, zukünftig mal den einen oder anderen Fund genauer zu untersuchen, weil es da ja auch noch einen Braunfuß –“ Stielporling (Polyporus melanopus) geben soll, der ziemlich ähnlich sein könnte.


    -11-
    Während dem selbigen Kaiserstuhl –“ Spaziergang fand sich auch noch die eine oder andere ganz junge Käppchen –“ Morchel (Mitrophora semilibera / Morchella gigas):

    Wogegen die am 09.04. in der Gegend um Bruchtal schon teils so aussahen:


    -12-
    Speisemorcheln–¦
    Irgendwie ganz schwierig und frustrierend in diesem Jahr im Oberrheingebiet. Das Wetter zu schlecht (selbst die Auwälder sind in permanentem Sonnenschein und Trockenheit ausgedörrt) und viele Eschen kahl und kaputt. >Ist Hymenoscyphus pseudoalbidus schuld?<
    Nur ein paar wenige Exemplare waren noch zu finden:

    Eher kümmerlich.


    -13-
    Darum Zeit für einen Standortwechsel. Ab nach Italien ins Häuschen in einem Seitental des Lago Maggiore. Aber auch hier: Nordföhn und Trockenheit. Immerhin noch ein wenig Feuchtigkeit durch die Schneeschmelze. Dort hatte es nämlich mächtig Schnee in diesem Frühjahr.
    Dem >Blauen Rindenpilz (Terana caerulea)< auf dem Grundstück macht aber weder Frühjahrsschnee noch Trockenheit zu schaffen:


    Immer schön, so einen beständigen Gesellen und Augenschmaus vor der Haustür zu haben.


    -14-
    Dazu an Holzstückchen, die der Aufzucht von Grünspanbecherlingen und Kernpilzen dienen, die ersten >Großsporigen Blutmilchhelmlinge (Mycena haematopus)< in diesem Jahr:


    -15-
    Einer der –žgezüchteten–œ Kernpilze dort ist eine Zitzen –“ Kohlenbeere (Rosellinia spec.):

    Leider war das mitgebrachte Material nicht mehr ganz taufrisch, weshalb bei dem >Bestimmungsversuch< nichts Handfestes rauszuholen war.
    Der Blaue Rindenpilz, Blutmilchhelmling und Zitzen –“ Kohlenbeere ließen sich am 12.04. begucken.


    -16-
    Dafür war in den höheren Regionen der Schnee kaum weggetaut, wodurch Flora und Funga noch deutlich hinter dem deutschen Stand hinterher waren.
    Ein paar Krokusse auf knapp über 1000 m üNN, ebenfalls am 12.04.:


    -17-
    In den Tallagen sah es etwas besser aus, an feuchten Stellen gab–™s schon Schuppige Stielporlinge (Polyporus squamosus):

    Gefunden einen Tag später (13.04.)


    -18-
    Kontrastprogramm:

    So sah es am 16.04. auf knapp über 1200 m üNN aus (Alpe Pluni).


    -19-
    Also wieder runter.
    Am 17.04. bei Föhn und Trockenheit ein seltsamer Porling an Laubholz, für den aus meiner sicht immer noch Balkenblättling (cf Gloeophyllum trabeum) am besten passen könnte:

    >Abschließend bestimmt< ist der aber noch nicht.


    -20-
    Am 18.04. ein Ausflug mit Anna, Stefan und Max in ein knochentrockenes –žFeuchtgebiet–œ; zugleich Natur –“ und Vogelschutzgebiet am Südende des Lago. Dort zeigte sich unter anderem der Eschen –“ Baumschwamm (Perenniporia fraxinea):

    Natürlich an Robinie, was ja mit Abstand das häufigste Substrat für die Art sein soll.


    -21-
    Daß sich manche Pilze der Bestimmung wiedersetzen, ist ja bekannt. Vor allem bei den sogenannten –žJulepilzen–œ fehlt mir völlig der Durchblick, zumal wenn nicht mal das Substrat erkannt werden kann.
    Unbestimmter Rostpilz aus dem ausgedörrten Feuchtgebiet an unbekanntem Kraut:

    Vielleicht stellt Anna dazu noch was ein–¦


    -22-
    Noch ein Robinienbewohner des Tages, der Polsterförmige Feuerschwamm (Phellinus punctatus):


    -23-
    Der schönste Fund des Ausflugs zeigte sich im feuchten Streifen neben einem kleinen See, die Becherkoralle (Artomyces pyxidatus):


    Gewachsen an feucht liegendem, völlig vermorschtem Laubholz.


    -24-
    Tja. Und am 19.04 (Samstag vor Ostern) dann der Schock:

    Nordföhn Ende, dafür Neuschnee auf dem Gelände, das Spektakel bis runter in die Tallagen bei etwa 300 m üNN.
    Immerhin den oben gezeigten Ohren (denen an Ahorn) hat der Schnee, der natürlich auch schnell wieder abgetaut war, geholfen.


    -25-
    Bei dem Sauwetter bleibt einem kaum was übrig, als einzukaufen. Zum Beispiel Zement für Reparieren der Terassen. So hatte ich beim kurzen Abstecher in einen Auwald am Talausgang bei Cannobio keine Kamera dabei, darum nur ein –žStudiobild–œ der Strauchporlinge (Phylloporia ribis):

    Auch die wurden noch mal >zur Diskussion gestellt<.


    -26-
    Bleibt noch ein Platz frei, auch wenn mir gerade die Pilze ausgehen. Immerhin noch nicht gezeigt in diesem Jahr und selten zu sehen in diesem ganz jungen Zustand wäre die >Samtige Tramete (Trametes pubescens)<:

    An bekanntem Standort; Birkenstämme in einem Holzstapel am Nordhang des Monte Riga.


    Dann die Rückkehr aus Italien hier her und das blanke Entsetzen:
    Auf der Rückfahrt fuhren wir zwar südlich von Achern noch durch besseres Wetter (einige Schauer), aber hier in der nördlichen Oberrheinebene ist die Situation katastrophal. Das Wetter war die ganze Zeit wohl anhaltend schlecht, zu finden ist momentan nichts. Selbst die Hundeklo –“ RiMuMos sind völlig verdorrt.
    Immerhin ist für die nächste Woche eine deutliche Wetterbesserung (Dauerregen) vorausgesagt!
    Was Hoffnung macht für den nächsten Bericht.



    Liebe Grüße, Pablo.

  • Ahhhhh...da hast du gesteckt! :evil:


    Hallo Pablo!


    Schön, dass du wieder da bist! Und dann gleich mit so einem Bericht :thumbup:


    Danke für den Ausflug nach Norditalien!


    LG


    Günter


    Edit: Ajo...Blauer Rindenpilz, absolut neidisch bin auf den Fund :nana: ;)

  • Hallo Pablo!


    Schöner Bericht! :) Krass, hier in Griechenland hat's über Ostern auch ab 1000m noch kräftig geschneit! Und vorgestern hatten wir dann 34 Grad... total krass.


    Pilze hatte ich auch schon länger nicht mehr. Irgendwie komm' ich nie raus in letzter Zeit, ständig unterwegs in langweiligen Meetings... :( da tut dein Beitrag gleich doppelt gut und motiviert!


    Danke!

    • Offizieller Beitrag

    Hi. :)


    Günter, der gegenseitige Beineid gehört ja auch dazu.
    Was meinst du, wenn ich bei dir die Riesenritterlinge oder Pfifferlingssaftlinge sehe, da bekomme ich aber sowas von das Sabbern. :P


    Sarah, kannst du nicht die Meetings in den Wald verlegen? Oder zumindest auf eine Magerwiese oder so? damit wäre doch allen geholfen.
    Und erstaunlich ist es schon, da musste man in diesem Jahr in den Süden fahren, um ein bisschen winter zu erleben...



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo,


    herzlichen Dank für den tollen Bericht !


    Na ja, ein wenig "gutes" Wetter hätte ich Euch am Lago schon gegönnt, aber Du hast es ja trotzdem geschafft, wieder mal eine interessante Fundrunde, trotz anhaltender Trockenheit zusammen zu stellen.
    Da sind ja ein paar tolle Funde dabei, die mir auch noch fehlen.


    Vielen Dank für`s Mitnehmen, auch bei der Reise an den Lago. :thumbup:


    Liebe Grüße,
    Markus


  • Wogegen die am 09.04. in der Gegend um Bruchtal schon teils so aussahen:


    Aus dem Erlich?

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Tuppie!


    Ich finde, mein rotes Jopperl auf dem Bild im Schnee macht auch wunderbar bunt. ;)



    Hallo, Markus!


    Eben regnets hier. Sogar mit etwas Blitz und Donner. Das lässt schon mal hoffen. Bald sind die Flockis da.



    Hallo, Stephan!


    Erlich sagt mir jetzt nichts, aber wenn man die B3 von Bruchsal richtung Karlsruhe runterfährt, durch Untergrombach durch und vor Weingarten rechts auf den Parkplatz gegenüber der "Ungeheuerklamm" rausfährt, dann da auf den Streuobstwiesen.
    Die auf dem Bild stand bei diesem kleinen, kanalisierten Bach: Vom Parkplatz aus das Bächle auf dem Südufer lang bis zu einigen alten Obstbäumen. Da stehen sie. Näher zum Parkplatz hin in den Gebüschen soll's laut Anna auch Fingerhutverpeln geben, die zeigten sich in diesem Jahr aber nicht.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Schöner Bericht mit schönen Bildern!


    Urlaub am Lago... Ach das wärs jetzt :shy:


    Gefällt mir :)


    Liebe Grüße


    Enno

    Liebe Grüße vom Enno  



    ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~W~E~R~~~S~U~C~H~E~T~~~D~E~R~~~F~I~N~D~E~T~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~


    Übers Internet verteile ich KEINE Essensfreigabe! Wer sich unsicher ist sollte einen Pilzsachverständigen aufsuchen!


    Zu meiner Website: Pilze der Lausitz ==)==lamessbar==becher==borste


    523424-unbenannt-png

    Zur Suche eines PSV's, auch in deiner Nähe einfach >>HIER<<  entlang ;)


    100-20 fürs Adventpilzrätsel = 80

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen!


    Glaub mir Enrico, ich würde am liebsten auch sofort wieder hin. ;)


    Ach, und den Hut kennst du ja gar nicht, Tuppie, oder? Den hatte ich ei unserem Treffen glaube ich nicht auf.
    Aber wenn du das Bild großklickst, kannst du in einer Hand den typischen Zigarillo sehen, was ein recht gutes makroskopisches Erkennungsmerkmal wäre. ;)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!
    Stimmt! Dieses makroskopische Merkmal ist mir entgangen. Das wäre doch mal was. Ein Pilzler-Rätsel! Das Pablo-Exemplar vom Frühjahr in Offenbach hatte keinen Hut sondern eine Mütze...;)

  • Beorn
    Ich meine den in den Großpilzen BW vielfach lobend erwähnten "Erlich" bei Graben-Neudorf - u. a. auch ein Paradies der Käppchenmorcheln, wovon ich mich letztes Jahr überzeugen konnte. Wenn das Wetter hier endlich mal pilzfreundlich ist, MÜSSEN wir da mal hin.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    • Offizieller Beitrag

    Hi, Stephan!


    Hab's mir eben mal auf der Karte angeguckt: Das sieht schon sehr spannend aus, mit den Seen drumrum, ein paar Wiesen dazwischen (hoffentlich extensiv bewirtschaftet) und schönen Waldbeständen. Das kommt auf jeden Fall mal auf meine Liste an abzusuchenden Habitaten! :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    eine wunderschöne Pilzkollektion hast du uns da trotz Trockenheit anzubieten! :thumbup:


    Dankeschön! :)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    tolle Bilder, tolle Funde, tolle Erläuterungen, toller Thread.


    Danke für's Teilen!


    LG,


    Jan-Arne

  • Hallo Pablo,


    Ich wusste gar nicht dass du nen Skiurlaub machen wolltest :D


    Wie immer zeigst du einen Haufen Pilze, obwohl es in unseren Wüsten fast nix zu finden gibt :thumbup::thumbup:


    Danke fürs mitnehmen :)


    LG Peter

    • Offizieller Beitrag

    Moinmoin!


    Danke Anna & Jan - Arne!


    Weißt du was das Schlimmste war, Peter?
    Ich hatte gar keine Skier dabei! ;(
    Da hätte es sich einmal gelohnt...



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    sehr schöne Bilder und noch mehr sehr schöne Pilze, von denen ich teilweise noch nie was gehört habe. :thumbup:


    l.g.
    Stefan