Nachlese Risspilz

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 2.580 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Norbert.S.

  • Hallo zusammen,
    Ich brauche mal wieder Eure Hilfe........
    Beim Aufarbeiten älterer Pilzfunde diese Pilze als falsch bestimmt beurteilt , dachte damals an den sternsporigen Risspilz , aber die Sporen sind zu klein und sehen auch anders aus. Könnte optisch auch eher der Rübenstielige sein , aber da passt das Habitat nicht. Weiß jemand die Lösung ?
    Fund : 06.08.2012 im Jungeichenwald im tiefen Laub , wegen einsetzendem Regen dann erst zu Hause abgelichtet.
    Hut : bis 3,5cm Durchmesser , radial maronenbraun gefasert auf hellerem Grund , spitzgebuckelt als wollte der Stiel durchstoßen.
    Lamellen hellbeige , untermischt , Schneiden fein gesägt.
    Stiel : bis 7 cm lang , längsfaserig ,Spitze 3mm dick und hellbraun , zur Basis hin heller werdend und auf 5mm zunehmend , Basis selbst weiß und auf 8mm verdickt.
    Fleisch nur in Hutmitte vorhanden , weißlich , im Stiel bräunlich.
    Geruch angenehm .
    Sporenstaub : braun. , Sporen höckrig , ca.7-8,5 X 6-8 µm.


    Die Beschreibung könnte besser sein , aber damals fehlte mir noch etwas Erfahrung.
    Danke im Voraus für Eure Tips.
    Grüße Norbert


    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Hallo Norbert,
    es gibt mit Inocybe assimilata (wird in Pareys Buch der Pilze Weißknolliger Risspilz genannt) eine Art, die Inocybe napipes (Rübenknolliger Risspilz) zum Verwechseln ähnlich sieht, ebenfalls höckerige Sporen hat, aber an nicht so feuchten Standorten auftritt. Könnte der vielleicht in Betracht kommen?
    Makroskopie und Sporenform der gezeigten Pilze passen mMn jedenfalls gut auf Inocybe napipes.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Oehrling,
    Danke für Deine Hilfe. I.assimilata können wir wohl ausschließen , nach PiBaWü mykorrhiza nur mit Nadelbäumen. Aber mit dem Habitat habe ich ja auch beim napipes Bauchschmerzen.
    Gruß Norbert

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------

  • Hallo zusammen, hallo Norbert und Stephan !


    Ich habe mir zu diesem Fund auch ein paar Gedanken gemacht, Risspilze stehen einem doch immer wieder im Weg. :)


    Letztendlich bin ich auf "Rübenfüßiger Risspilz - Inocybe napipes - als wahrscheinliche Möglichkeit gekommen. Zum Vorkommen wird beschrieben : In Laub- und Nadelwäldern, auch in Mooren. (1)


    Dann habe ich ein weiteres Buch befragt, der I. napipes nicht eigenständig, jedoch zur Gegenüberstellung zu I. assamilata beschreibt : I. napipipes hat wie der Rundknollige Risspilz ein Basalknöllchen, unterscheidet sich aber durch seinen warzenartig gebuckelten Hut. Dieses Merkmal hat mir zu den Funden sehr gut gefallen. (2)


    Wiederum nur als Gegenüberstellung zum Gerandetknolliger Risspilz - I. mixtilis - wird der "Rübenstieliger Risspilz" wie folgt beschrieben:
    Beim Rübenstieligen Risspilz ( I. napipes) ist die Stielknolle zwar sehr ausgeprägt, doch nicht durch ein Rändchen abgesetzt. (3)


    Nun fehlt ja leider auf Deinen Aufnahmen vom vorderen FK die Stielbasis gänzlich, auf dem hinteren ist ein Detail auch nicht so richtig erkennbar, jedenfalls für mich (das Problem mit der Tiefenschärfe von der Stielbasis bist zur Hutspitze hat wohl jeder..) . Evtl. kannst Du die Beschreibung ja mit dem Originalfoto abgleichen.


    Ausschließlich aufgrund des Vorkommens würde ich jetzt jedenfalls nach der Beschreibung unter (1) , die ja den Laubwald mit einbezieht, I. napipes nicht verwerfen, der Rest passt doch auch, so wie ich das im Moment sehe.


    (1) Pareys Buch der Pilze, aktuellste Ausgabe, Marcel Bon (S.243)
    (2) Der große Kosmos Pilzführer, Laux (S. 348)
    (3) Der große BLV Pilzführer, Ewald Gerhardt. (S. 312)



    LG,
    Markus

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Verena,


    möglich aber unwahrscheinlich; bei deinem ist die Huthaut speckiger. Das "Problem" bei Inocybe ist immer, dass bei fast allen Arten die Bestimmung ausschließlich mikroskopisch erfolgt.


    l.g.
    Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


  • Hallo Verena,


    möglich aber unwahrscheinlich; bei deinem ist die Huthaut speckiger. Das "Problem" bei Inocybe ist immer, dass bei fast allen Arten die Bestimmung ausschließlich mikroskopisch erfolgt.


    l.g.
    Stefan


    Hallo Stefan,


    können wir das so formulieren ? :


    " Das "Problem" bei Inocybe ist, dass die letztendlich sichere Bestimmung nach makroskopischer Untersuchung meist oder sehr oft abschließend mit höchstmöglicher Gewissheit oft nur mikroskopisch erfolgen kann. "


    Damit bliebe für die Nicht-Mikroskopiker und diejenigen die es erst noch werden wollen, der (berechtigte) Spaß und das Interesse an der Bestimmung ein Stück weit erhalten. :)


    Und sachlich wäre das doch so auch korrekt, oder ?


    Einen lieben Gruß,
    Markus

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Markus,


    klar können wir das so formulieren; allerdings ist das aus eigener Erfahrung schnell ein ziemlicher Frustfaktor. :( Natürlich kamm man makroskopisch bei Risspilzen verschiedene Schlüsse ziehen und einiges ausschließen; aber die endgültige Klärung bringt dann in den allermeisten Fällen das (leider nur) Mikroskop. Wobei Risspilze laut einem Experten, den ich letztes Jahr auf der Sachsentagung kennen gelernt habe eine ziemlich einfache "Anfänger"Gattung ist für die Pilzmikroskopie. (Saß fast die ganze Zeit am Mikroskop und hab dank einiger Pilzfreunde Tipps und Kniffe zur Mikroskopie von Risspilzen bekommen. Ist ne schöne Gattung; man bekommt was für sein Geld geboten. :evil:


    l.g.
    Stefan

  • Der Parey würde mir im Falle umbrina vs. napipes leider wenig helfen, würde ich ein Mikroskop zu Rate ziehen. Die abgebildete (unförmige) Spore gilt für beide...

    • Offizieller Beitrag

    Ahoi - hoi!


    Von Rißpilzen habe ich nicht die geringste Ahnung. Um die mache ich immer einen möglichst großen Bogen oder schenke sie Anna.
    Darum kann ich dir auch helfen, Verena: Du hast >Mycena polygramma< gefunden.
    Bei meiner letzten M. polygramma - Diagnose war's dann zwar ein Rötling, aber in diesem Fall wird's passen. ;)



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag


    Der Parey würde mir im Falle umbrina vs. napipes leider wenig helfen, würde ich ein Mikroskop zu Rate ziehen. Die abgebildete (unförmige) Spore gilt für beide...


    Hallo,


    ja das mag sein. Bei Risspilzen sind außer den Sporen dann noch eventuelle Zystiden am Stiel, Cheilocystiden mit oder ohne Kristallen usw. als Bestimmungskriterium wichtig. Das ist nicht trivial aber mit einem guten Schlüssel und Mikroskop eingermaßen zu bewältigen.


    l.g.
    Stefan


    P.S. ich arbeite mich selber in die Gattung erst ein. ;)

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.

  • Danke für den Helmling, Pablo! Wenn du dir so sicher bist, wird das sofort sortiert :) Den hätte ich im Parey wirklich NIE erkannt...


    Vielleicht sollte ich die Tage noch ein paar Herbstfunde in die Runde werfen, hab noch ein paar Verzweiflungs-Kandidaten...


    Aber für heute gute N8 euch :)


  • können wir das so formulieren ? :


    " Das "Problem" bei Inocybe ist, dass die letztendlich sichere Bestimmung nach makroskopischer Untersuchung meist oder sehr oft abschließend mit höchstmöglicher Gewissheit oft nur mikroskopisch erfolgen kann. "


    :P
    Als einer, der schon öfters Inocyben mikroskopiert hat, ohne dass was gscheits dabei rauskam, formuliere ich so:
    "Mein Problem bei Inocybe ist, dass nach makroskopischer und selbst nach mikroskopischer Untersuchung mit höchstmöglicher Gewissheit sehr oft keine abschließende Gewissheit erzielt werden kann."
    Daher kann ich auch das, was der Kollege über die Dankbarkeit der Gattung Inocybe für Mikroskopierer sagte, nicht ganz nachvollziehen. Inocybe ist eine Gattung, in der du wohl keine Chance hast, wenn du nicht gleichzeitig makroskopisch UND mikroskopisch rangehst. Das fängt ja schon damit an, dass du Inocyben, die du bestimmen willst, mit dem Messer ausbuddeln und mit der Pinzette hochnehmen musst, weil du sonst Bestimmungsmerkmale kaputt machst. Dann brauchst du immer Kollektionen von alten und jungen; bei Einzelexemplaren ist es meist Glückssache.
    An einem Risspilz bestimmt man üblicherweise Stunden und Aberstunden lang herum, wenn's nicht gerade ein Ziegelroter ist.
    Und wenn du dann glaubst mit dem Bestimmen fertig zu sein und hast nicht mehr ganz taufrische Literatur, sagt dir ein zufällig anwesender Inocybe-Crack: Junge, mit der Literatur geht das aber nicht, hast du denn nicht den vor vier Wochen in dieser französischen Fachzeitschrift herausgekommenen Aufsatz über die Neuordnung dieser Sektion gelesen?
    :P
    So, genug abgeledert, jetzt habe ich doch noch im Stangl (Die Gattung Inocybe in Bayern) was gefunden, das weiterhelfen könnte. Es gibt tatsächlich einen Höckersporer mit dem Aussehen von I. napipes unter Laubbäumen:
    Inocybe transitoria (Britzelmayr) Saccardo


    Dieser wird bei der Beschreibung von I. napipes als Verwechslungsmöglichkeit ausdrücklich erwähnt. Sporenmaß und Sporenform passt auf deinen Fund, das könnte mMn eine wirklich heiße Spur sein.

    PSVs dürfen weder über I-Net noch übers Telefon Pilze zum Essen freigeben - da musst du schon mit deinem Pilz zum lokalen PSV!

    Einmal editiert, zuletzt von Oehrling ()

  • Hallo Stephan,


    abgeledert ? Finde ich keineswegs. Das war ein super Beitrag, der von der Basis einer anfänglichen makroskopischen Bestimmung einer schwierigen Gattung bis hin zu einer möglichen Bestimmung und mikroskopischen Möglichkeiten kurz zusammengefasst mal kurz und bündig deutlich aufsagt, was Sache ist. :thumbup::thumbup::thumbup:


    Und einer Deiner längsten Beiträge bemessen an Schriftzeichen. :D


    Weiter so, ;) und herzlichen Dank.


    Einen lieben Gruß,
    Markus

  • Hallo zusammen ,
    Kaum schalte ich gestern Abend den Computer aus , geht die Diskussion über meine Anfrage los....
    Macht nichts, geht ja nichts verloren. Ich speichere den mal als cf.napipes ab , mit dem Hinweis auf I.transitoria , und hoffe daß ich an diesem Standort die Pilze dieses Jahr wiederfinde. Dann werde ich mich mal näher mit ihnen unterhalten.
    Vielen Dank für die teils sehr lehrreichen Beiträge , war sehr interessant.
    Grüße Norbert.

    ------------------------------------------------------
    Pilzchips = 100 -5 APR 2015 +12 APR 2016 = 107 -7 Für APR 2017 = 100 + 5 APR 2018 =105 +5 APR 2019 =110+6 APR 2020=116+5+4 APR2021=125

    -15 für APR 2022 = 110. -15 für APR 2024 = 95

    Pilzbestimmung im Netz ist keine Essfreigabe

    ------------------------------------------------------