Becherchen an Schilf

Es gibt 14 Antworten in diesem Thema, welches 4.908 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Ingo W.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Liebe Leute!


    Gestern war eine kleine Gruppe Vogel- und Pilzgucker unterwegs in einer hübschen Wiesenlandschaft in der nördlichen Oberrheinebene bei Rot - Malsch. Dort durchziehen einige Wassergefüllte Gräben die Wiesen und Raine, was nicht nur den Störchen gefällt, sondern auch dem Schilfrohr. Neben einem Weg lagen auch einige vorjährige Stengel herum, an denen befanden sich kleine, hyalin - weißliche Becherchen.





    Die Apothecien werden kaum 0,5 mm groß und sind offenbar am Rand behaart.


    Auch drinnen ist alles eher klein, wirklich gut bekomme ich das nicht dagestellt.
    In H2O:


    Die Paraphysen sind filiform, hyalin, teils verzweigt und ragen kaum aus der Fruchtschicht hinaus:


    Asci mit Haken:


    Sporen länglich ellipsoid, teils mit kleinen Tröpfchen (Inhalt muss man sich vorstellen, durchs Okular ist das besser zu erkennen):


    In Lugol:


    Was ich leider gar nicht finden kann, sind die Randhaare. Selbst wenn ich mal ein ganzes Becherchen nehme, ohne zu quetschen bei geringerer Vergrößerung angucke nicht:


    Mit Deckgläschen und etwas Druck:


    Das einzige, was eventuell ein Haar oder ein Haarbruchstück sein könnte, ist das hier:


    Momentan denke ich an eine Hyaloscypha oder Dasyscypha.
    Lässt sich da mit den Angaben irgendwas rausholen?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo!


    Die Bestimmung der Winzlinge geht über die Haare.
    Kann ich mir schon vorstellen, dass die schlecht für dich und deine Technik zu sehen sind.
    Auf dem letzten Bild, das könnte schon sein. Also nicht das Braune, sondern die Palisaden mit den zylindrischen Elementen.


    Mit Phragmitis hatte ich mich mal eine ganze Zeit beschäftigt und kenne allerhand Becherchen daran. So kleine hyaline Becherchen sind mir selbst allerdings erst mal fremd für das Substrat.
    Kann das auch eine andere Pflanze gewesen sein? Vielleicht Rohrkolben oder Simse oder sowas?


    Ich spekuliere da auf eine Cistella-Art (Warzenhaar-Becherchen).


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Das hatte ich befürchtet.
    Immerhin: Die Becher sehen noch ziemlich fit aus, und sind auch wieder mehr geworden über die Nacht. Da gehe ich nochmal ran, irgendwas muss doch zu finden sein.
    Wegen dem Substrat:
    Was heißt da schon sicher. Stell dir mal eine Wiese vor, am Rand verläuft ein Fußweg, direkt neben einem wassergefüllten Graben, dahinter ein Schilfried. Ein paar Schielfried - Pflanzen wachsen immer mal aus dem Graben raus und auf den Weg. Dort werden sie zusammen mit der Wiese abgemäht und bleiben am Weg liegen. Die vitalen Pflanzen sehen schon >so< aus. Aber bin ich sicher, daß die Stengel auch unbedingt dazu gehören? Nein.
    Dazu werde ich mal auch noch meine Pflanzenberaterin konsultieren, vielleicht hat Anna auch noch ein paar Bilder vom Fundort parat.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Puh...
    Also ein paar Präparate habe ich mal noch gemacht, in verschiedenen Lösungen. So richtig voran komme ich dabei nicht. Daß das auch alles so klein sein muss...


    Folgendermaßen sieht ein komplettes Becherchen aus, in diesem Fall in Lugol:


    Den blau markierten Bereich hätte ich hier mal vergrößert:

    Aber sind das nicht eher Paraphysenbüschel?


    Interessanter fand ich den grün markierten Bereich:


    Da ist ein irgendwas, das weder Ascus noch Paraphyse zu sein scheint. Ist auch erkennbar septiert und scheint dickwandiger zu sein, als die anderen Strukturen.


    Das gibt's auch in H2O in einem anderen Präparat:

    Aber ist das ein Haar?


    Dagegen halte ich solche Sachen:

    Oder sowas:

    für Hyphen, die irgendwie da rumhängen?
    (Beide Bilder in H2O)



    Irgendwie reichen MAterial, Kenntnisse und Efahrung da nicht aus bei mir...



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    kurzgefasst: deine Ausführungen reichen für die Bestimmung dieser Art nicht aus.


    Irgendwie müsste ich mal zu dir rüberkommen. Ich habe in diesem Jahr noch an einigen Wochen Urlaub, vielleicht kann man sich doch irgendwann mal zusammentun? Gerne würde ich dir ein paar Tricks zeigen, mit denen du vielleicht mehr Qualität rausholen kannst, obschon mir das qualitative Supremum deines Equipments wohl bekannt ist.


    Deinen Pilz halte ich derweil für Psilachnum sp. (P. acutum s.l.). Gerne kannst du mir das Ding auch zuschicken, in einer leicht angefeuchteten Box müsste der sich einige Tage gut halten. Vielleicht kann ich auch noch was anderes auf dem Substrat finden (Pyrenos).


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

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    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Björn!


    kurzgefasst: deine Ausführungen reichen für die Bestimmung dieser Art nicht aus.


    Ja, damit muss ich klarkommen.
    Das mit dem Herkommen ist jedenfalls auch keine schlechte Idee, nachdem es mit meinem Herkommen zu dir ja schon nicht geklappt hat.
    Irgendwann wird auch mal das dünne Sparschwein geschlachtet und vernünftiges Material angeschafft, aber du hast recht: Mir fehlt freilich auch viel Wissen und Erfahrung in der Anfertigung der Präparate, da kann man sicher in der Darstellung noch viel rausholen.


    Das mit dem Zuschicken mache ich gerne, auch wenn's freilich knapp wird: Morgen ist Feiertag, also am Freitag, dann müssten die Becherchen bis Samstag noch durchhalten. Könnte aber klappen.
    Soll ich >diese Kohlenbeere< noch dazupacken?
    Auch wenn der Teil des Astes mit der lt. Ralf eigentlich interessanten Nectria fehlt?


    Kleiner Lichtblick:
    Manchmal ist auch mit den kleinen Pilzen alles scheinbar recht einfach:

    An Urtica ---> Calloria neglecta. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    nein, das Becherchen mit ein paar Schilfteilen reicht schon aus, ich habe morgen Bergisches Land auf dem Plan stehen und noch 2 Kisten aus Österreich hier, da würde ich gerade nicht zu Hypoxylon kommen (zumal ich diese Gattung derzeit nicht bearbeite).


    lg björn

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  • Hallo Pablo!

    Zitat


    Irgendwie reichen MAterial, Kenntnisse und Efahrung da nicht aus bei mir...


    Der Knackpunkt ist die verbesserungswürdige Optik. Mit dem Rest würden wir schon klarkommen, da habe ich überhaupt keine Zweifel.


    Psilachnum acutum hätte kleine Stielchen unter dem Becher und recht auffällige Vakuolen in den nichtfädigen Paraphysen.
    Schätze mal, das wäre dir aufgefallen.


    Zitat


    ....... Calloria neglectum.


    "um" = "a"


    VG Ingo W

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ingo!


    Um da in den Paraphysen irgendwelche Inhalte erkennen zu können, reicht die Optik in der Tat nicht aus.
    Mit den Stielchen muss ich nochmal gucken (bei Tageslicht, im Moment ist nichts zu sehen). Die unreifen, noch geschlossenen Becherchen sitzen jedenfalls nicht press auf dem Substrat auf. Da könnte schon noch was sein...


    aus "-um" habe ich oben mal ein "-a" gemacht. Komisch, in meiner Datenbank steht's immerhin richtig drin. :thumbup:



    LG, Pablo.

  • Hallo,


    Pablo hat mir die paar Schilfstängel mit den Becherchen zugeschickt und ich habe beide Arten genauer untersucht (ursprünglich hatten wir hier wohl nur von einer Art geredet, jetzt werdet ihr aber sehen, dass es in Wirklichkeit zwei sind).


    Einmal haben wir Lachnum caricis, auf solchen Grassubstraten sicher nicht so selten, aber von mir bisher nicht abgelichtet:








    Dann gab es noch eine weitere Art, die Pablo auch schon hier dargestellt hatte. Die war usprünglich wohl weißlich, ist aber durch den Transport bzw. durch Alterung ins Ockerfarbene übergegangen.








    Es dürfte Cistella cf. typhae (=HB 8602) sein. Raitviir 2004 beschreibt die eigentliche C. typhae mit weißen Fruchtkörpern, deren Sporenschläuche die 24 µm nicht überragen. Auch die Haare werden als unterschiedlich lang oder breit angegeben. Als herausragende Merkmale kann ich die 2tropfigen Sporen, die Ascusmaße sowie das Vorkommen an feuchtliegenden Grasresten (Phragmites, Typha) festhalten. Vermutlich ist für diese Variation auch das Umfärben der Fruchtkörper charakteristisch.


    Danke an Pablo für das Zusenden dieser beiden Arten. Es bilden sich noch weitere Fruchtkörper anderer Arten (u.A. eine Mollisia) auf den Stängeln. Diese werde ich weiter beobachten und dann davon berichten.


    lg björn

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  • Hallo Björn!


    Dieses Einfärben in Ocker können andere ähnliche Cistellen auch, z.B. die C. grevillei, das ist tatsächlich eine Alterungserscheinung.


    Hatte bestimmt Haken, oder?
    Hast du feststellen können, ob die Becher im Becherboden/Becheransatz amyloid reagieren?


    VG Ingo W

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  • Hallo Ingo,


    Haken habe ich gefunden, aber die außer der Reaktion der Asci mit IKI gab es keine Färbung. Soll das ein Bestimmungsmerkmal sein?


    lg björn

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    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Björn, an dich erstmal herzlichen Dank für die Untersuchung! :thumbup:
    Ok, also mal ein Becherchen, das noch einen "endgültigen" Namen sucht.
    Spannend ist das allemal.
    Das mit dem Umfärben zeigte sich schon am morgen des ersten Mai, also einen Tag vor dem Abschicken.
    Ich bin mal gespannt, was sich aus dieser "Art" entwickelt. Wenn der Fund letztlich dazu beitragen kann, entweder die Beschreibung einer bekannten Art zu erweitern, oder aber der Beschreibung einer "eigenen" Art dient, ist das natürlich famos.


    Und ein Anreiz, auch weiterhin immer mal wieder ein paar Stöckchen zu drehen und Stengel in die Hand zu nehmen.


    Vielen Dank auch für die Beschreibungdes Lachnum. Das müssten also die helleren, haarigeren knapp daneben gewesen sein. Die waren übrigens beim Abschicken noch größtenteils geschlossen.


    Nun hoffe ich natürlich, daß sich noch weitere schöne Arten auf den Stengel - Bruchstückchen zeigen. :)



    LG, Pablo.

  • Hallo Björn!


    Naja, einige Cistellen machen das, andere nicht.


    Hätte ja sein können, dass es bei deiner so war, dann hätte man wieder ein Puzzlesteinchen.


    Dass die Haare verschieden dick sind, ist relativ normal. Da muss man differenzieren, ob Nähe Rand oder Außenseite (Flanke). An der Flanke sind sie meist kurz und dick, am Apo-Rand eher gestreckt und dünner.


    Bemerkenswert finde ich ja, dass bei dieser Cistella die Haare auch mit diesem Knick versehen sein können innerhalb einer Zelle:
    http://asco-sonneberg.de/pages…group_id=22701&position=3


    Die stehen sich beide bestimmt recht nah (falls man das mal DNA-mäßig analysiert).


    VG Ingo W

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