Perenniporia fraxinea? Bitte um Bestimmungshilfe Tomentella/Pablo

Es gibt 15 Antworten in diesem Thema, welches 4.764 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo liebe Forumler,


    Toffel hatte letztes Jahr folgenden Baumporling an Esche gefunden. Als wir Ostersamstag wieder in der Gegend waren, wollte Toffel den Baum noch mal inspizieren.


    Der sehr großer Fruchtkörper hatte folgendes Erscheinungsbild.



    Ein anderer Fruchtkörper daneben sah sehr nach G. applanatum aus. Ich nahm einen Fruchtkörper für die Herbarsammlung mit. Ein besonderes Merkmal: die Porenschicht war "bemalbar".




    Nachdem Toffel mich gebeten hatte, besagten Fruchtkörper mal aufzuschneiden, was mir nach einiger Zeit und einer großen Kraftanstrengung auch gelang, ergab sich folgendes Bild. Helle Trama; somit wurde auf einmal G. applanatum sehr unwahrscheinlich. Habt ihr außer Perenniporia fraxinea noch andere Ideen was das sein kann. Anhand des äußeren Erscheinungsbildes des Fruchtkörpers, schien für uns kein Zweifel an G. applanatum zu bestehen. :/



    Über eure Meinungen, würden wir uns freuen (nicht nur von den beiden oben genannten ;)).


    l.g.
    Toffel, Enno und Stefan

    Risspilz: hui; Rissklettern: bisher pfui; ab nun: na ja mal sehen...


    Derzeit so pilzgeschädigt, das geht auf keine Huthaut. :D


    Meine Antworten hier stellen nur Bestimmungsvorschläge dar. Verzehrsfreigaben gibts nur vom PSV vor Ort.


    PSV-Prüfungstemine 2024: hier

    Einmal editiert, zuletzt von Climbingfreak ()

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Stefan!


    Ich habe hier zuhause auch ein Exemplar von G. applanatum herumliegen, daß innen quasi überall weiß durchwachsen ist. Zudem ist es enorm hoch und besteht fast nur aus Röhrenschichten. Ich zeige morgen mal ein Bild.


    Was mir hier nicht so gefällt für G. applanatum:
    - die beulige, aber keinesfalls in irgendeiner Weise konzentrisch angeordnete Hutoberfläche
    -Kontext vorhanden, aber einheitlich hell holzfarben
    - Fruchtschicht nicht vertikal ausgerichtet, sondern irgendwie schräg
    - die graue Farbe der Poren


    Das alles würde schon zu Perenniporia fraxinea (Eschen - Baumschwamm) passen, der laut Literatur ausnahmsweise auch an Eschen vorkommen kann (Hauptsubstrat wäre Robinie).


    Phellinus kann man hier wohl ausschließen, Fomes auch.
    Bliebe noch Fomitopsis. Dazu einfach mal den Brutzeltest veranstalten.
    Sehr gut wäre es, wenn ihr da irgendwo noch ein paar Sporen findet, dann könnte man das klar machen: Ganoderma klein und zylindrisch bis ellipsoid, Perenniporia eher kugelig.


    Wenn ich die Bilder von Ganoderma applanatum einstelle, setze ich auch noch ein paar von Perenniporia fraxinea dazu. Ich glaube, ich habe heute noch einen gefunden, riesengroß und an Eiche. Der muss aber noch genauer untersucht werden.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    danke für die Antwort. :thumbup:


    Brutzeltest wurde gemacht, fällt mir grad ein. Allerdings wurde des Fruchtkörper nur heiß; kein verkohlen, kein "Aufschmelzen" der Deckschicht oder dergleichen.


    Sag mal ist die "schräge" Fruchtschicht auch für FomFoms typisch?


    l.g. und gute Nacht


    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hi.


    Sag mal ist die "schräge" Fruchtschicht auch für FomFoms typisch?


    Typisch nicht, kann aber vorkommen.
    Allerdings hättest du da auch eine farbliche Zonierung des Hutes. Und ein Myceliarkern müsste zu finden sein.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Pablo,


    sorry, dass ich hier noch mal nachhake. :shy: Du bringst mich da auf ne Idee; leider ist das Bild der oberen Seite des FK verwackelt. :( Hälst du den für einen FomFom?





    l.g.
    Stefan

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,


    die Antwort wollte ich hören, obwohl ich G. applanatum nur in Einheitsbraun als Farbe der Oberseite kenne und nicht so konzentrisch gezont...


    Der hier hat auch, wenn nicht ganz so stark, "schräge" Fruchtschichten, wie das Exemplar oben. Sorry mir fehlt da manchmal irgendwie der Vergleich. :shy:


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Stefan und Pablo,


    der Porling an Esche sieht schon sehr nach Perenniporia fraxinea aus.
    Das helle Fruchtfleisch schließt Ganoderma aus. Ganoderma resinaceum würde bei Wärme die Kruste schmelzen bzw. sie würde
    klebrig werden. An Esche wächst auch Fomitopsis pinicola, der immer an seinen unangenehmen Gummigeruch zu erkennen ist. Nach meiner Erfahrung findet man F. pinicola aber meist etwas höher am Stamm. Besonders das erste Bild schließt den Rotrandporling aus.
    An lebenden Bäumen findet man auch oft Ganoderma adspersum, der aber deutlich dunkles Fruchtfleisch hat und über die braunen Sporen von erst genannten Arten deutlich abzugrenzen ist.


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Frank,


    danke für deine Einschätzung. :thumbup: Der Meister der Baumporlinge hat gesprochen. :D


    Was mich jetzt aber noch interessieren würde, ist die Sache mit G. applanatum. Ist der im Jungendstadium immer so gezont? WIe bereits gesagt ich kenn den als flach, teilw. sehr großflächig, einheitsdunkelbraun und teilw. mit "Huckeln" ähnlich meinem Bild mit weißer Zuwachszone.


    l.g.
    Stefan

  • Hallo Frank,



    der Porling an Esche sieht schon sehr nach Perenniporia fraxinea aus.
    Das helle Fruchtfleisch schließt Ganoderma aus. Ganoderma resinaceum würde bei Wärme die Kruste schmelzen bzw. sie würde
    klebrig werden. An Esche wächst auch Fomitopsis pinicola, der immer an seinen unangenehmen Gummigeruch zu erkennen ist. Nach meiner Erfahrung findet man F. pinicola aber meist etwas höher am Stamm. Besonders das erste Bild schließt den Rotrandporling aus.
    An lebenden Bäumen findet man auch oft Ganoderma adspersum, der aber deutlich dunkles Fruchtfleisch hat und über die braunen Sporen von erst genannten Arten deutlich abzugrenzen ist.


    die Kruste haben wir mit dem Feuerzeug getestet; sie schmolz nicht. Die Schädigungsart ist eine Weißfäule, was den Rotrandigen auch ausschließt. Auch passen die feinen weißen, bemalbaren Poren weder zu diesem noch zum Wurzelschwamm. Da du Ganoderma ausgeschlossen hast, bleibt theoretisch nur noch der Zunderschwamm als mögliche Verwechslungsart. Der sieht aber eigentlich auch anders aus und hat dunkleres Fleisch.


    Viele Grüße
    Toffel[hr]
    Hallo Stefan,



    Toffel hatte letztes Jahr folgenden Baumporling an Esche gefunden. Als wir Ostersamstag wieder in der Gegend waren, wollte Toffel den Baum noch mal inspizieren.



    das war schon 2011. Ich hatte den Fund damals in einem Nachbarforum diskutiert. Nur mit Foto war natürlich nicht viel zu machen. Aber es hat sich scheinbar gelohnt, noch mal nachzusehen. :)


    Viele Grüße
    Toffel

  • Hallo Toffel,
    da bleiben wir schon am Besten bei Perenniporia fraxinea, der sich durch mehrere Porenschichten seinen Namen auch noch gerecht wird.


    Stefan: Ganoderma applanatum ist trocken grau bis graubraun und kann auch gezont sein. Feucht und reif ist er dunkelbraun und oft durch unzählige Sporen auf den Hut typisch schokoladenbraun.
    Er wächst meist an Totholz. Junge Fruchtkörper sind wulstig und könnten für Ganoderma adspersum gehalten werden.


    LG
    Frank

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute!


    Gut, nun ist es also auch durch Frank quasi bestätigt. :thumbup:
    Gestern abend habe ich ja noch ein paar Bilder versprochen. Die habe ich jetzt mal rausgekruschtelt.


    01)
    Die Hutoberfläche eines typischen Flachen Lackporlings (Ganoderma applanatum):

    Farblich ist die nur undeutlich zoniert. Eigentlich gar nicht, aber die Höcker und Beulen auf der Hutoberfläche ordnen sich gerne mal konzentrisch an, was dann durch Witterungseinflüsse und eben das Sporenpulver (siehe Beitrag von Frank!) auch einen farblichen Wechsel verursacht.


    Leider sind Flache Lackporlinge gerne auch untypisch ausgeprägt.
    Dazu auch mal noch ein paar Bilder.
    02)
    Ein junger Flacher, oberseits auf Buchentotholz wachsend:

    Noch wunderlichere Fruchtkörper bilden junge Flache, die auf vergrabenem Holz Fruchtkörper bilden wollen, und sich irgendwie durch eine dünne Erdschicht arbeiten müssen.


    03)
    Der hier ist auch fies, weil er eben auch etwas wie Perenniporia fraxinea aussieht:

    Das könnte allerdings auch der Wulstige (Ganoderma adspersum) sein, Hutkruste, Ökologie und Form könnten passen, nur finden sich leider in der Trama weiße Stellen:

    Da hätte man nun Sporen vermessen müssen, um sicher zwischen G. applanatum und G. adspersum unterscheiden zu können.


    04)
    Das ist der Freak, der nur aus Porenschichten zu bestehen scheint:

    Bemerkenswert sind die komplett weiß durchwachsenen alten Röhrenschichten. Nur die letzte Schicht ist braun.
    So tauchte der im Walde auf:


    Kommen wir nun zu Perenniporia fraxinea.
    Ein Bild hatte ich ja schon in 7.2014 gezeigt.
    Hier ist mal der selbe Fruchtkörper im Schnitt:


    Die KOH - Reaktion, so der Vollständigkeit halber:


    Wichtig sind die rundlichen Sporen, mE ein gutes Merkmal, wenn man sich mal unsicher sein sollte:


    Und noch ein Bild des Fundes gestern:

    An einem alten Eichenstumpf, komplett umwachsen von teils riesigen Fruchtkörper (an die 40cm breit). Leider hatte ich keine Kamera dabei auf dem Rückweg von der Arbeit, was mir selten passiert. An die Stelle muss ich also noch mal hin.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Nr. 3 halte ich auch für G. adspersum. Bei dieser Art habe ich auch beobachtet, dass alte Fruchtkörperteile dazu neigen aufzureißen und abzubröckeln.


    Der gestapelte G. applanatum ist super, vor allem das Schnittbild. :thumbup:


    Hier ein paar Bilder von G. adspersum:


    Jung


    Ausgewachsen


    Typische Randwulst


    Ausgewachsene, sporulierende Fruchtkörper mit bröckelnder Kruste


    Älterer Fruchtkörper mit junger Zuwachszone. Die alten Teile sind stark rissig und rau, aber auch hart.


    Schwierig finde ich auch die Trennung zwischen G. lucidum und G. resinaceum. Die verschiedenen Quellen geben unterschiedliche Trennmerkmale an, die sich gegenseitig überschneiden. Dazu aber vielleicht in einem anderen Thread mehr.


    Viele Grüße
    Toffel

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Toffel!


    Oh ja, Ganoderma lucidum und resinaceum...
    Beide einjährig, harzhaltig und farblich sehr ähnlich. Vielleicht geht's mit der Neigung zur Stielbildung bei G. lucidum?
    Ich glaube, Gerd hat dazu schon einiges geschrieben, aber ich habe gerade nicht mehr im Kopf, wo. Ich vermute, bei Schwammer.de.


    Zu dem oben gezeigten nicht sicher bestimmten Lackporling: Wenn es G. adspersum wäre, dann wären die weißen Flecken im Kontext also irgendwelche Einlagerungen, die nicht zum Pilz gehören. Schade, daß ich die Sporen nicht messen kann. Einen Beleg habe ich noch rumliegen, habe aber auch vor, die Stelle nochmal aufzusuchen.
    Ist ohnehin ein sehr interessantes Habitat.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,



    Oh ja, Ganoderma lucidum und resinaceum...
    Beide einjährig, harzhaltig und farblich sehr ähnlich. Vielleicht geht's mit der Neigung zur Stielbildung bei G. lucidum?
    Ich glaube, Gerd hat dazu schon einiges geschrieben, aber ich habe gerade nicht mehr im Kopf, wo. Ich vermute, bei Schwammer.de.


    über den Stiel trennt auch der Krieglsteiner. Er hält es aber auch für möglich, dass es sich nur um eine Art handelt, weil sich in genetischen Tests mit nordamerikanischen Aufsammlungen herausgestellt haben soll, dass Aufsammlungen beider Arten kompatibel sind. G. resinaceum soll mehrjährig sein. Laut Fungi Europaei soll sie aber auch pseudogestielt sein können, laut Krieglsteiner nicht. So kommt man bei solchen Frk. je nach Literatur bei der einen oder der anderen Art raus. ;) Das Beste ist aber, dass die Kruste von G. lucidum laut FE bei Erhitzen nicht schmelzen soll (ebenso bei G. carnosum und G. valesiacum).


    Viele Grüße
    Toffel


  • Oh ja, Ganoderma lucidum und resinaceum...
    Beide einjährig, harzhaltig und farblich sehr ähnlich. Vielleicht geht's mit der Neigung zur Stielbildung bei G. lucidum?
    Ich glaube, Gerd hat dazu schon einiges geschrieben, aber ich habe gerade nicht mehr im Kopf, wo.


    - Schau einmal HIER
    ---> Da wurden mehrere Generationen lang "Ganoderma resinaceum" in unterschiedlichen Altersstufen gezeigt, diskutiert und gegen andere Arten verglichen.
    ---> Und zusätzlich gibt es noch einige Literatur-Links.


    Grüße
    Gerd