Hallo, Pilzforum!
Gut, die letzte Woche brachte immerhin besseres Wetter mit eingen Regenfällen. Wenn auch bei weitem nicht ausreichend, um das Defizit aus den Dürremonaten März und April auszugleichen, regten sich dennoch zaghaft ein paar Pilze, deren Mycelien wohl durch Glück die lange anhaltende Schlechtwetterperiode überlebt hatten.
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Darunter ein paar Porlinge, mitunter nicht die Frischesten.
So angeknabbert und groß machte dieser den Eindruck eines Schuppigen Porlings (Polyporus squamosus), aber fehlender Mehlgeruch entlarvte ihn schnell als Sklerotienporling (Polyporus tuberaster):
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Deutlich frischer, cremig und zart: >Schwefelporling (Laetiporus sulfureus)<:
So hängen sie derzeit zahlreich an den Weiden, die die Altrheinarme säumen.
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Nasse >FomFoms<:
In ungewöhnlicher Wuchsweise, an einem riesigen, ligenden Pappelstamm.
Gnolmalarm!
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Eichen –“ Feuerschwamm (Phellinus robustus):
In luftiger Höhe an lebendiger, alter Eiche.
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Besonders schöner Fund, ebenfalls an Eiche, der Breitstachelige Schwammporling (Spongipellis pachyodon):
Ziemlich selten in Deutschland, im Gegensatz zum Dornigen Stachelbart (Hericium cirrhatum), der an Totholz Fruchtkörper bildet, befällt Spongipellis pachyodon lebende Laubbäume.
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Bei weitem nicht so selten ist der Tannenblättling (Gloeophyllum abietinum):
Doch immerhin auch nicht ganz so häufig wie der Zaunblättling (Gloeophyllum sepiarum).
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Das Ding schon wieder–¦ An dem Kiefernstamm habe ich dutzende, möglichst kleine Fruchtkörper umgedreht. Keiner von denen war allerdings wirklich jung. Insgesamt war keine einzige Pore zu sehen; was soll–™s ich nenne das einfach mal Zahnförmiger Violettporling (Trichaptum fuscoviolaceum):
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Ein Schichtpilz, wahrscheinlich an Hainbuchenast, den Anna gefunden hat. Hätte ich nicht gedacht, >daß das so schwierig wird<. Ich bleibe trotzdem dabei, den als Rußbraunen Schichtpilz (Porostereum spadiceum) zu bezeichnen:
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Da zeigte sich aber bei näherer Betrachtung noch viel mehr Pilzkundliches an dem Ast. So zum Beispiel das Flächige Eckenscheibchen (Diatrype stigma):
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Welches hier von der –žWeißen Spinne–œ bewachsen wird. Unter anderem. Gemeint ist >Nodulosporium umbrinum<:
Eine Nebenfruchtform, die endlich auch mal für mich verständlich diskutiert wurde (siehe link oben). Wer das Bild mal anklickt (Dann wird–™s größer) kann noch einen weiteren, sehr kleinen gelblichen Pilz entdecken. Der leider nicht untersucht wurde, aber trotzdem >Tubeufia cerea< sein könnte.
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Zu der oben gezeigten Nebenfruchtform (–žWeiße Spinne–œ) sollte es auch noch eine Hauptfruchtform geben. Diatrype stigma kann es nicht sein, sondern eher die >Zimtbraune Kohlenbeere (Hypoxylon cf howeanum)<:
Wobei da meine Artbestimmung keineswegs sicher ist. Siehe Link.
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Wenn–™s mit Kohlenbeeren schon nicht klappt, dann vielleicht mit Parasiten auf lebenden Pflanzen.
Die gehen immer, auch wenn andere Mycelien unter der Dürrekatastrophe zu leiden haben.
An Bärlauch gehen nur zwei (>wie man dank Jule weiß<), einer davon wäre Puccinia sessilis:
Den nenne ich mal auf deutsch –žWahlloser Rostpilz–œ, weil er auch etliche andere Blattpflanzen befällt.
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Ebenfalls nur zwei (und mannigfache Kleinarten) gibt es wohl an Brennessel, einer davon ist dieser hier:
Wobei nicht ganz klar ist, ob Puccinia urtica s.l. oder Puccinia iridis. >Jule tendiert eher zu iridis<.
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Womit wir bei einem weiteren Brennesselbewohner wären, allerdings besiedelt das Orangene Brennesselbecherchen (Calloria neglecta) tote Stengel der Pflanze:
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Noch ein Becherchen, nur sehr viel kleiner und an Schilfrohr wachsend, muss wohl noch auf den Namen Cistella cf typhae (*kein deutscher Name bekannt*) hören:
Allerdings ist es wahrscheinlich nicht genau der genannte Becher, sondern eine nahe verwandte Art, die noch nicht gültig beschrieben wurde. Björn hat sich die Mühe gemacht, den kleinen Pilz mal anzuschauen, näheres dazu wäre >hier< nachzulesen.
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Buchenspargel (Monotropa hypopitys subsp. Hypophegea):
Da soll noch mal einer sagen, lateinische Pilznamen wären schwierig. Dieser Pflanzenname geht mir nicht von der Zunge.
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Mykorrhiza –“ Pilze; Frauentäublinge (Russula cyanoxantha):
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Bleiben wir mal einen Moment bei den Lamellenpilzen, allerdings bei den Zersetzern. Da gibt es ja derzeit viel auf Rindenmulch und anderen, ruderal beeinflussten Standorten. So wie diese Rauhstieligen Weichritterlinge (Melanoleuca verrucipes):
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Oder den >Graustieligen Adern –“ Dachpilz (Pluteus thomsonii)<:
Der gehört zwar eigentlich nicht auf Rindenmulch, aber Holz ist Holz, dachte der sich wohl.
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Neben den Spitzmorcheln (brauche ich hier nicht mehr zu zeigen, waren in 7.2014 schon dran) ist ein Dauergast auf Rindenmulch der >Voreilende Ackerling<:
recht variabel anzusehen, mal langstielig mal kurzstielig, mal mit rissigem Hut mal ohne, ohne oder mit Ring am Stiel–¦
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Eher ein Wiesenbewohner ist der >Rauhstielige Ackerling (Agrocybe pediades s.l.)<:
Der erschien mir sogar noch variabler, vor allem in der Größe der Fruchtkörper, Größe der Sporen, Färbung von Hut und Stiel–¦
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Sehr hell dagegen der Helle Ackerling (Agrocybe dura):
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Manchmal –“ zu diesen pilzarmen Zeiten besonders schade –“ liegen auch hübsche Pilze umgetreten am Wegesrand. So wie hier der Rotbraune –žRiesen–œträuschling (Stropharia rugosoannulata):
Besonders blöd, weil ich die Art zuvor noch nie gesehen hatte. Kleinwüchsig obendrein, aber bei dem Wassermangel kommt halt kein Schwarzenegger aus der Erde. Nur hätte ich ihn schon gerne als wachsenden Pilz und nicht als Trümmer gefunden.
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Eine weitere (vielleicht nicht so) spaßige Geschichte gibt–™s zu diesen Behangenen Düngerlingen (Panaeolus papilionaceus):
Die fanden wir (unterwegs mit Anna und Stefan) an einem bekannten Standort auf einer Wiese.
Später, nach einigen Mäandern und Niederwerfungen durch den Wald und wechselnde Ökologien fanden wir erneut welche, mitten im Kiefernforst am sandigen Wegrand. Nicht wachsend, an der Stelle wachsen sie nicht. Liegend. Als hätte jemand die weggeworfen.
Dabei hatten wir weniger einen Pilzfreund im Sinne, der die vielleicht untersuchen will, sondern vielmehr einen ahnungslosen Spinner, der sich bei der Psilosuche vertan hat. Bleibt zu hoffen, daß der auch wirklich alles fortgeschmissen hat.
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Womit wir mit den Lamellenpilzen durch wären. Fast. Denn eigentlich und strenggenommen gehören
Sägeblättlinge zu den Porlingen. Naja, Lamellen sind ja trotzdem dran. Rein optisch gesehen. Auch am >Getigerten Sägeblättling (Lentinus tigrinus)<:
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So wie am >Schuppigen Sägeblättling (Lentinus lepideus)<:
Der hier einen Eindruck macht, als hätte er einige Wochen am Strand der Dom.Rep. verbracht.
Wahrscheinlich hätte er dort mehr Regen genießen können.
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Ziemlich groß dafür die > Kelchförmigen Sägeblättlinge (Lentinus cyathiformis)<:
–¦und weitere Arten aus der Gruppe konnte ich auf die Schnelle nicht auftreiben.
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Dafür der erste Stäubling, ich denke es ist ein Hasenbovist (Handkea cf utriformis):
Der sollte jedenfalls makroskopisch so aussehen. Ein Einzelexemplar zur Untersuchung mitzunehmen, bei dem wahrscheinlich noch nicht mal reife Sporen zu finden sind, habe ich aber nicht eingesehen.
Nachtrag: Mittlerweile ist dann klar: Es ist tatsächlich und sicher ein >Hasenbovist<.
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Allerdings habe ich dafür beim Knipsen im Sand –“ Magerrasen diese Raupe erschreckt:
Ob die jemand erkennen kann?
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Zu guter letzt wäre da noch dieser hübsche Schleimpilz:
Der bis auf die Farbe der unreifen Fruchtkörper wie ein Fischeierschleimpilz (Tubifera ferruginosa) aussieht. Dem geht >auch Lothar gerade nach<.
Und das soll–™s für dieses Mal gewesen sein.
Liebe Grüße an euch alle,
Pablo.