Pyronema?

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 2.534 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Rada.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Leute1


    Klar, seit Ralf kürzlich einige "Nachbrenner" schön in Szene gesetzt hat, auch bei den Doppelpilzen kleine Funde aus Waldbrandgebieten in Portugal gezeigt wurden, kann ich auch an keiner verkohlten Stelle mehr einfach vorbei laufen.


    Diese hier liegt im Elsass bei Marckolsheim, am Ancient Canal du Rhone au Rhin:

    Also südliche Oberrheinebene, die Brandstelle ist nicht ganz sauber, ein wenig Müll hat da sicher mitgebrannt. Wenn man näher ranschaut, bekommt man das Gefühl, daß es zwischen den Kohlenstückchen noch glüht:

    Aber da wir nicht Stoiber heißen, können wir nicht einfach den Pilz als "Gludernde Lot - äh - Ludernde Glot - äh -" bestimmen und dann in den Hauptbahnhof einsteigen, in 10 Minuten das Gate finden und mit dem Problembär ein Blümlein hinrichten.


    Also genauer schauen:



    Das sollen anscheinend Becherchen sein, die allerdings im Wachstum stark zusammenfließen und verschmelzen. Umgebend ein lockerer, fusseliger Hyphenfilz. An den Becherrändern lassen sich stellenweise vage Randhaare erkennen.


    OK, rei makroskopisch komme ich da etwa bei der Gattung Pyronema raus.
    Dort soll es dann aber zwei ganz ähnliche Arten geben, die sich durch Spormaße unterscheiden lassen. Die Sporen sehen allerdings unvermessen so aus:

    Das muss doch auch anders gehen.
    Wenn ich >dieser Diskussion< bei Ascofrance einige Bedeutung beimesse, dann hätte eben P. omphalodes gegenüber P. domesticus neben kleineren Sporen auch keine Randhaare. Und stärker zusammenfließende Apothecien, wobei ich mich jetzt mal nicht mit der Frage aufhalte, wo da die Grenze liegt, dieses Merkmal zu bewerten wäre.


    Haare.
    Das ist ja immer wieder mein Problem bei Becherchen.
    Insbesondere, wenn die vier Tage lange Lagerzeit in einer Dose hinter sich haben (Hatte vorher keine Möglichkeit zur Untersuchung), und teils schon recht mitgenommen hier angekommen sind und vor sich hinhyphen.


    Dennoch, wenn ich voraussetze, daß das hier:

    irgendwelche wild in die Landschaft schießenden Hyphen sind, dann könnten die dickeren, mehrfach septierten und teils gegabelten und spitz zulaufenden Strukturen Haare sein:


    etwas rausgezoomt:


    Wie seht ihr das? Haare ja oder nein?


    Dre vollständigkeit halber noch ein paar Bilder von Asci und recht variablen Paraphysen, die aber wegen der langen Wartezeit und Reise auch etwas angegriffen sein können:





    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,


    Moser 1963 unterscheidet beide Arten nur durch die Sporengröße, wobei P. domesticum signifikant größere Sporen haben soll als P. omphalodes. Für beide ist ein "weißfilziger Belag" angegeben, auf dem die Fruchtkörper wachsen.


    Maas Geesteranus 1969 unterscheidet die beiden Arten mittels des Vorhandenseins eines weißen Subikulums, auf dem P. omphalodes sitzt und P. domesticum nicht. Die Sporengrößen überschneiden sich etwas, werden bei P. domesticum aber um etwa 2-3 µm größer angegeben.


    Hansen&Knudsen 2000 stimmen damit auch überein, sie beschreiben P. domesticum ebenfalls mit größeren Sporen.


    Ich würde mich zusammenfassend weder auf die Myzelunterlage, noch auf das Vorhandensein von irgendwelchen Haaren, die vielleicht auch nur Teil des Subikulums sind, verlassen. Einzig die Sporengröße scheint ein Mittel zur Differenzierung zu sein, welches von sämtlichen Autoren als relevant angesehen wird.


    lg björn

    Projekt Fungi: 3277

    [FERTIG] Band 1a: 440 Pyrenomyceten mit 0-1fach sept. Sporen; Band 1b: 380 Pyrenomyceten mit 2-M.

    Band 2a: Pezizomycetes, Hypogäische Eurotiomycetes, Lecanoromycetes, Arthoniomycetes

    Band 2b: Leotiomycetes, Geoglossomycetes, Taphrinomycetes, Laboulbeniales, Orbiliomycetes

    Band 3: Rindenpilze, Heterobasidiomycetes, Cyphelloide Pilze
    Schwarzwälder Pilzlehrschau

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, ihr zwei


    OK, dann lässt sich wohl nichts machen. Ich lege mal ein herbar an, vielleicht habe ich ja irgendwann mal die Möglichkeit...
    Das einzige, was ich machen kann, ist grob schätzen. Und das hilft hier nicht weiter, dazu ist der Unterschied wohl zu gering. Da müssten schon von einer guten Anzahl reifer Sporen möglichst exakte Werte her.


    Ihr habt nicht zufällig eine Idee, wo man ein Objektmikrometer her bekommt, daß einerseits nicht gleich 100eu kostet und andererseits doch feiner skaliert ist als mit 1/10 oder 1/100 mm? :/



    LG, Pablo.

  • Meinst Du ein Meßokular oder ein Obejtmikrometer, oder beides ?


    Meßokulare bekommst Du z.B. hier


    http://www.mueller-optronic.com/


    gibt aber auch andere Anbieter.


    Wenn Du eins hast, brauchst Du einmal ein Objektmikrometer zum eichen. Das kriegst Du z.B. für lau bei Rada, wenn Du ´s nach dem eichen zurückschickst.:) Die gehen aber alle nur bis 1/100 mm.


    Von der Pyronema kannst Du mir auch ein Eckchen schicken, ich mess dann mal nach.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Ralf!


    Danke für die Infos! :thumbup:
    Gedacht hatte ich nur an ein Objektmikrometer, da ließe sich mit ein paar Tricks ein Tool basteln, das wenigstens eine ungefähre Einschätzung ermöglicht. Für mein Mikro jetzt ein Messokular zu kaufen, darauf werde ich verzichten. Ich spekuliere lieber darauf, mir insgesamt im herbst Winter (Geburtstag und Weihnachten) anständiges Material zuzulegen. In dem Fall wäre jetzt ein Messokular für dieses Modell rausgeschmissenes Geld.


    Von der Pyronema schicke ich dir gerne was zu.
    Du bist nicht zufällig am nächsten Wochenende in Offenbach?



    LG, Pablo.

  • Von der Pyronema schicke ich dir gerne was zu.
    Du bist nicht zufällig am nächsten Wochenende in Offenbach?


    Leider Nein, da kann ich nicht.


    Ich weiß nicht, ob Du meine Adresse hast, drum schicke ich sie Dir per PN.


    Die Investitionsverweigerung für ein Meßokular kann ich nachvollziehen. Das Angebot mit dem Objektmikrometer steht, wenn Du neue Hardware hast.

  • Ein schönes Pilzchen, was du hier zeigst, Pablo!
    Ich habe es schon seit Jahren nicht mehr gefunden!


    Makroskopisch kann man die beiden Arten der Gattung nicht unterscheiden, da sie beide äußerst variabel sind, wie Björn bereits schrieb.



    Ich würde mich zusammenfassend weder auf die Myzelunterlage, noch auf das Vorhandensein von irgendwelchen Haaren, die vielleicht auch nur Teil des Subikulums sind, verlassen. Einzig die Sporengröße scheint ein Mittel zur Differenzierung zu sein, welches von sämtlichen Autoren als relevant angesehen wird.


    Ob eine Trennung allein wegen der Sporengröße berechtigt ist, möchte ich hier nicht diskutieren. Fakt ist, dass gelegentlich beide Arten (also confluens und domesticum) auf einer Brandstelle gefunden wurden.



    Pablos Pyronema ist heute eingetroffen. Die Sporen waren noch sehr gut und anhand der Abmessungen dürfte es sich hier klar um Pyronema domesticum handeln.


    Ich finde es ganz toll, dass wieder ein interessanter Pilz in einer Gemeinschaftsarbeit einen Namen bekommen hat! :thumbup:
    Die Neugier, die für den aktiven Kern dieses Forums steht, ist einer von vielen Gründen, weswegen ich mich seit gut zwei Jahren hier zu Hause fühle! :sun::sun::sun:
    Ich hoffe, dass das noch viele Jahre so bleibt!


    LG Nobi

    Hier geht es zu meinen Themen.

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    Chips: 72

    • Offizieller Beitrag

    Hallo!


    Besten dank für die Untersuchung, Ralf! :thumbup:
    Freut mich, daß das noch brauchbar ankam.


    Und auch, daß ich dem Pilz einen Namen geben kann, auch wenn ich es fast schon geahnt hatte: Rein gefühlsmäßig geschätzt waren die Sporen knapp so lang wie FomFom - Sporen, und damit knapp 20 µm. Aber sowas ist eben alles andere als präzise oder gar sicher. ;)


    Jedenfalls freue ich mich über den Namen und auf die nächste Brandstelle.



    LG, Pablo.