Psathyrella?

Es gibt 5 Antworten in diesem Thema, welches 1.959 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Beorn.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo.


    Da wäre ich mal wieder mit einem Faserlings - Problem.
    Gefunden gestern in der Viernheimer Heide, das sieht so aus:


    Dort gab es entlang des Weges etliche Kollektionen. Die wuchsen sämtlich um ältere Stümpfe, Wurzelballen, teils im Sand vergraben, herum. Allerdings nie mit direktem Kontakt zu Holz, sondern lediglich drum herum im Sand.


    Auffällig sind die stark hygrophanen, auch feucht und jung recht hellen Hüte, ohne Haare und mit flüchtigem Velum, sowie die teils deutlich wurzelnden Stiele, wobei die Stielbasis oft erkennbar gekniet ist:





    Die Stiele sind durchgehend ohne Ring oder Pseudoringzone, fein längsrillig und teils mit sehr feinen, abstehenden Fasern (Kaulozystiden vorhanden, büschelig, ohne Mikro - Abb.). Zur Stielbasis hin gelegentlich blass bräunlich.
    Lamellen mit fein weißlich beflockten Schneiden, ohne Rottöne.
    Sporenpulver dunkelbraun:


    Die Huthaut besteht aus rundlichen, blasigen Zellen, keine Pileozystiden zu finden:


    Die Sporen sind ziemlich klein, in Wasser bräunlich, Keimporus ist nicht erkennbar:


    Ohne jetzt was auszumessen kann man doch grob abschätzen, daß die Sporen klar unter 10 µm lang sind. Eher so 5 bis 8.


    Cheilozystiden sind unregelmäßig verteilt, eher dünnwandig, selten mit feinen Kristallen, und sehen etwa so aus:



    Interessant ist vielleicht auch das, was sich knapp unter der Lamellenschneide befindet:


    Diese rundlichen Zellen, ähnlich wie die der HDS, finden sich an der Schnittkante (Wenn man eben die Lamellenschneide abtrennt, um sie isoliert zu betrachten).
    Die finden sich auch nur direkt unter der Lamellenschneide, die übrige Lamellentrama sieht anders aus.


    Pleurozystiden sind ebenfalls häufig, aber auch unregelmäßig verteilt, insgesamt den Cheilos ziemlich ähnlich:


    Basidien sind keulig und überwiegend viersporig.


    Nun habe ich natürlich ein bisschen rumgeschlüsselt, sowohl mit Andreas Schlüssel auf Vielepilze.de, als auch mit GPBWs. Da komme ich insgesamt zu etwa 10 verschiedenen Ergebnissen, je nach dem, wo ich falsch abbiege.


    Kann man da trotzdem was draus machen?



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ich versuche mal der Ferne eine Deutung und laut zu denken.
    Es scheint eine Art aus der Umgebung von spadiceogrisea zu sein, hat also nur zerstreute Cheilozystiden; die Lamellenschneide ist eng besetzt mit clavaten Zellen. Wie es aussieht (oder interpretiere ich die Bilder falsch?) ist die Schneide mindestens teilweise farbig unterlegt. Die Sporen sind mäßig groß und haben oft subparallele Wände, seitlich sind die Sporen manchmal bohnenförmig. Pleurozystiden utriform.
    Meiner Meinung nach ist das P. pseudocorrugis (wesentlich häufiger als nach Lit.). Rosa Töne am trocknenden Hut kommen zwar gerne vor, können aber genau so oft ausbleiben.
    Vor einiger Zeit habe ich Material von Schwemmsand untersucht. Makroskopisch passt super die verdickte und oft geknickte Stielbasis. Hängt vermutlich mit dem Boden zusammen.
    Beste Grüße!
    Andreas

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Danke für deine Überlegungen!
    Für mich als "Ahnungslosen" kommt das sehr gut hin, >makroskopisch, ökologisch und mikroskopisch<.
    Der Sache mit den farblich unterlegten Lamellenschneiden bin ich mal nachgegangen. Klar, am jetzt getrockneten Material ist da nichts mehr zu sehen. Aufgefallen ist mir auch nichts, also noch mal Bilder gesucht.
    Dabei findet sich dieses Standortphoto:

    An die Lamellen mal noch etwas näher ran:

    Das wäre dnn doch das, was wir suchen, oder?


    Ansonsten sind solche Mikrobilder natürlich schwer zu interpretieren. Aber was die Sporenform betrifft, ist da auch durchs Okular (sieht etwas besser aus als mit der Kamera) nichts anderes zu sehen, als du beschreibst. Pleuros utriform, das sollte auch passen. Ein bisschen variabel sind sie, der "Kopfteil" ist unterschiedlich ausgeprägt, fehlt bei einigen fast:


    Cheilos zerstreut, aber eben sehr unregelmäßig. Mal finden sich an einem längeren Abschnitt der LS gar keine, dann wieder durchaus mehrere in unmittelbarer Nachbarschaft, aber nicht gedrängt.
    Das mit den clavaten Zellen ist mal interessant. Du meinst sicher sowas wie das hier:

    Das hatte ich nämlich für Basidiolen gehalten.
    Die sahen recht ähnlich aus. Das ist mal notiert für die Zukunft, da genauer hinzusehen.


    Also ich wäre mit der Bestimmung zufrieden, was aber nicht viel heißen muss.


    Falls du Interesse hast, sende ich dir gerne auch getrocknetes Material zu.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    ein Urteil aus der Ferne ist immer schwierig, egal wie die Fotos sind. Zu P. pseudocorrugis würde gut passen, dass die Cheilos oft fehlen, aber manchmal etwas büschelig sind. Die Pleuros sind variabel.
    Das Mikrobild ganz unten zeigt m. M. nach tatsächlich Basidiolen (da ist eine Vakuole drin?). Die besagten clavaten Zellen sind auch größer.
    Eine farbige Unterlegung der Lamellenschneide ist eigentlch auch getrocknet gut zu sehen (bei ps.corrugis meist nahe Hutrand).
    Wenn es dir das Porto wert ist (Normalbrief mit Minischachtel; gepolsterte Umschläge liefern nur Staub ab), sehe ich mir das Material gerne an. Angebot gilt übrigens permanent und in die Runde, ist aber nicht mit Erfolgsgarantie verbunden.
    Beste Grüße!
    Andreas
    Melzer, Kyhnaer Hauptstraße 5, 04509 Wiedemar

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Andreas!


    Auch eine Bestimmung bei mangelhafter Erfahrung mit der Gattung und Mikroskopie allgemein ist immer schwierig. ;)
    Gerade natürlich wenn es um Arten geht, die nur selten dokumentiert und beschrieben sind.
    Aber wie soll man Erfahrungen sonst sammeln, als nicht mit dem Versuch, auch mal "schwierige" Pilze zu untersuchen? Und auch das ist besonders dann hilfreich, wenn die Bestimmung nachher wirklich sicher ist.
    Alleine das ist mir das Porto auf jeden Fall wert.
    Wenn es zusätzlich weiterhilft, eine unterrepräsentierte Art für alle Pilzfreunde besser einzugrenzen und zu beschreiben, ist das ein zusätzlicher Anreiz.



    LG, Pablo.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo zusammen!


    Falls es noch jemanden interessiert:
    Andreas hat den Pilz erhalten und untersucht. Leider lässt sich momentan nichts anderes als >Psathyrella spec< drunter schreiben, aber es gibt eben nicht nur bei den kleinsten Pilzen noch Vieles, was keinen Namen hat.


    Farbig unterlegte Lamellenschneiden sind jedenfalls nicht vorhanden, die Optik auf den Bildern täuscht.



    LG, pablo.