Hallo, Forum!
Grün vor Neid lese ich Berichte aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Berichte von Pilzen und vor allem: Berichte von Regen !!!
Regen !!!
Was ist das nochmal?
Zugegeben, selbst hier im Rhein Necker Gebiet war das Wetter im Mai durchwachsen, also nicht mehr ganz so schlecht, wie in März und April. Dennoch konnten die paar Schauer (es war hier wirklich nicht mehr, der Regen ist sehr ungerecht verteilt) kaum einen Bruchteil des verheerenden Defizits aus der Zeit davor ausgleichen.
Um ein paar Pilze zusammenzukratzen, muss man hier lange suchen. Der Boden ist momentan staubtrocken, da wird auch in diesem Jahr nicht mehr viel kommen, wenn sich das Wetter nicht grundlegend bessert.
Oder man muss weit fahren.
Einige der Funde hier sind vom Kaiserstuhl, andere vom legendären Offenbecher - Treffen. Die Pilze sind bekannt, aber ich wüsste nicht, was ich sonst groß zeigen sollte.
Hier mal in alphabetischer Reihenfolge, war im Ordner gerade automatisch so angeordnet und passt eigentlich ganz gut. Funde der letzten drei Wochen.
01. Stadtchampis (Agaricus bitorquis):
Immerhin die gehen bei der Trockenheit. Und da die hier vom Friedhof waren, gab's auch eine leckere Mahlzeit.
02. Der hier ist interessanter, sollte Agaricus fissuratus (Rissigschuppiger Egerling) sein:
Leider sind die Sporen nur näherungsweise gemessen, aber nicht größer als 10 µm. Vielgestalte Cheilos sollten nach Ludwig auch passen, also nenne ich den mal so.
Botanischer Garten Heidelberg unter Fichten am Rand eines Häckselpfades.
03. Amanita gemmata (Narzißgelber Wulstling):
Da brauchts kein Mikro und keinen Ludwig. In Kiefernwäldern im Frühjahr eine häufige Art.
Offenbecher - Treffen.
04. Amanita rubescens (Perlpilz):
Nicht mehr speisetauglich, aber hübsch. Ein Hoffnungsschimmer im Odenwald bei Heidelberg.
05. Bolbitius titubans (Goldmistpilz):
Im letzten Jahr um die Zeit ein Massenpilz, in diesem Jahr nur sehr spärlich anzutreffen.
06. Boletus erythropus (Flocki):
Offenbecher - Treffen. Ich mag das Bild, ist mein lustigstes Flockibild bisher. Das Making of of the Making of of the Making of ist >hier< nachzuvollziehen.
07. Calocybe gambosa (Maipilz):
Einer von nur zwei Funden in diesem Jahr. Und die andere Kollektion war komplett durchgegammelt und alt.
08. Ceratiomyxa fruticulosa var. poroides (Spongebob - Schleimpilz):
Erscheint der eigentlich regelmäßig vor der var. fruticulosa?
09. Coprinus picaceus (Spechttintling):
Mal was richtig Schönes zwischendurch. Die Art wächst im großteils saueren Odenwald nur vereinzelt an Wegrändern (Kalkeinfluß).
10. Cudoniella clavus (Wasserkreisling):
Offenbecher - Treffen. Warum gibt's hier nicht so einen tollen Sumpf? Da könnte man sogar in der Dürre Pilze finden.
11. Knabenkraut, sollte das Gefleckte (Dactylorhiza maculata) sein.
Eure Orchideenbilder in den letzten Wochen haben mich so ein bisschen angefixt. Immerhin eine gut verbreitete Art konnte ich also auftreiben.
12. Eichelhäerpäärchen:
Schöne Vögel und ein schönes Wort mit drei "Ä".
13. Friedhofsigel:
Was hier nun fehlt, ist die Sounddatei. Der machte einen dermaßen ohrenbetäubenden Lärm im trockenen Laub, daß ich schon in Deckung vor der Rhinozeros - Herde gehen wollte. Und was tauchte dann zwischen den Büschen auf?
Ein prustender, schnaubender Igel.
14. Hyalorbilia inflatula (Schüsselförmiges Hyalinbecherchen):
Stöckchendrehen ist erfreuliche Pflicht, gerade bei so schlechter Witterung!
15. Hypoxylon fragiforme (Rötliche Kohlenbeere):
Pyrenos gehen irgendwie immer. Wäre schon mal ein Grund, sich da näher mit zu beschäftigen. Naja, irgendwann nächstes Jahr mit besserem Mikro.
16. Lentinus strigosus / Panus rudis / Panus neostrigosus (Borstiger Knäueling):
Offenbacher - Treffen.
Eines meiner Highlights in diesem Monat.
Portrait ist in Arbeit, ich versuche noch zu verstehen, warum der Pilz nun wie heißt.
17. Lithops lesliei (?):
...und das kam so: Mit Stefan war ich im Botanischen Garten Heidelberg und auch im Tropenhaus. Eigentlich wollten wir Leucocoprinus birnbaumii oder zumindest Chlorophyllum molybdites finden. Hat nicht geklappt. Aber Pflanzen, die auch fast wie Pilze aussehen. Die ganze Gattung (Lithops) ist interessant.
18. Marasmius androsaceus (Roßhaarschwindling):
Offenbecher - Treffen. Der Pilz ist irgendwie schwer zu entdecken, weil er mehr oder weniger so aussieht wie das Substrat, auf dem er wächst. Crinipellis (Haarschwindling) wäre mir aber lieber gewesen.
19. Marasmius oreades (Nelkenschwindlinge):
Hatte ich oben schon mal was zur Häufigkeit von Trivialarten nach schweren Dürrekatastrophen geschrieben? Nein? ich wiederhole es gerne nochmal: Wenn das Wetter über so lange Zeit so schlecht war, dann fehlen sogar die ansonsten so - - -
20. Marasmius scorodonius (Mousseron):
Offenbecher - Treffen.
Was interessant ist: Ich kannte die Art bisher nur aus Fichtenwäldern und Mischwäldern. Die hier wuchsen im Sandtrockenrasen.
21. Mycena acicula (Orangeroter Helmling):
Ein sehr schwer zu photographierender Pilz. Es wollte einfach kein sinnvolles Bild gelingen. Zumal, wenn es dann noch in einem finsteren Dickicht ist. Immerhin: Der untere Stielteil ist einigermaßen scharf.
22. Phlebia spec. (Ein Kammpilz):
Jedenfalls nicht der Orangerote (Phlebia radiata). Wahrscheinlich sollte es Phlebia livida (Aschgrauer Kammpilz) sein, aber das ist mit meiner Mikro - Ausstattung nicht wirklich zu bestimmen.
23. Pollerpilz:
Manche Seitlingsartigen fangen Nematoden, der hier ist noch crasser drauf, er fängt Schiffe, die die Schleuse am Neckar befahren wollen.
24. Polyporus arcularius (Weitlöchriger Porling):
Offenbecher - Treffen. Dort an der Stelle ist er mal richtig häufig.
25. Polyporus alveolaris / mori (Bienenwabenporling):
Wie praktisch, da hing ein Exemplar schon herbarfertig am Baum. Den hatte ich nämlich noch nicht drin.
26. Psathyrella cf spadiceogrisea (Früher Mürbling):
Immerhin habe ich mal ein Bild von der Art gemacht. Bin bislang in diesem Frühjahr immer dran vorbeigelaufen. Leider haben die Exemplare den Weg nach hause (vom Kaiserstuhl) nicht überlebt. Ist wohl klar, wieso. Darum bleibt's mal bei cf.
27. Psathyrella "nur" cf (ohne spadiceogrisea):
Obwohl die Art laut Andreas Melzer auch in die Verwandschaft gehört. Nur beschrieben ist sie nicht. Eine ähnliche Aufsammlung aus Spanien gibt es wohl noch, ansonsten nichts.
>liegt bei Andreas und hofft darauf, mal einen Namen zu bekommen<
28. Pyronema domesticum (Ähm...?)
Vielleicht neben dem Borstigen Knäueling der Schönste Fund dieser Zeit für mich. Danke nochmal an Ralf für's durchmikroskopieren!
29. Regenbogen, doppelt:
Das Bild ist auch unten am Kaiserstuhl aufgenommen. In der nördlichen Oberrheinebene hat's dafür nicht genug Regen gegeben.
30. Zwiblpilz:
Ich habe keine Ahnung, was es ist, habe die Zwiebel auch nicht mikroskopiert. Aber hübsch ist er und beweist, daß man auch beim Kochen ganz gut nebenher Pilze gucken kann.
LG, Pablo.