Filzröhrling auf Abwegen

Es gibt 10 Antworten in diesem Thema, welches 4.190 mal aufgerufen wurde. Der letzte Beitrag () ist von Gerd.

  • Liebe Pilzfreunde


    Diesen Filzröhrling fand ich direkt unter Dornigem Hauhechel und hoffte auf was besonders Interessantes.


    Keine Rottöne in den Rissen der Huthaut. Fleisch im unteren Stielteil gelb nach oben heller, im Hut fast weiß. Röhren trüb gelb. Unter der Lupe sind feine rote Pusteln im oberen Stielteil erkennbar. Nach einigen Minuten verfärbte sich das Fleisch partiell schwach blau und die Röhren auf Druck schwach blau.


    Deutliche orange Pusteln in der Stielbasis.


    Da bleibt nur der Eichen-Filzröhrling (Xerocomus engelii) Syn. X. communis oder in älterer Literatur auch X. quercinus. Die passende Eiche stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Tolle Sache. Die hätte ich auch gerne mal auf verschiedene andere Arten untersucht. Aber da ist an der Bestimmung nichts zu rütteln.
    So ganz ohne rötliche Farbtöne in der Huthaut habe ich die noch nicht gesehen.
    Xerocomus engelii (Hlavacek) Gelardi gib's allerdings durchaus. Der wurde nur von Sutara mittlerweile umkombiniert. ;)
    Ob sich diese tollen Bilder wohl >im Portrait< wohlfühlen würden?
    ...da möchten auch mal ein paar Details aktualisiert werden.
    Memo an mich selbst...



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo,
    was heißt umkombiniert.
    Der Eichen-Filzröhrling wird ab 2008 verwandtschaftlich den Rotfußröhrlingen zugeordnet und diese neue Gattung der Rotfußröhrlinge ist eben Xerocomellus.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl - Heinz!


    Umkombiniert heißt in diesem Fall folgendes:
    Hlavacek hat die Art 2001 als Boletus engelii beschrieben.
    Gelardi hat Boletus engeli 2008 zu Xerocomus gestellt. So eine Umordnung muss begründet werden, was in dem Fall nicht schwer gewesen sein dürfte. Das nennt sich dann "umkombiniert". Der Pilz heißt somit ab da Xerocomus engelii (Hlavacek) Gelardi.
    2009 hat Sutara dann die Gattung Xerocomellus beschrieben, innerhalb dieser Arbeit hat er auch den Eichen - Filzröhrling untersucht und ebenfalls zu Xerocomellus "umkombiniert".
    Somit heißt der Pilz nun Xerocomellus engelii (Hlavacek) Sutara.
    Eigenlich müsste er ja Xerocomellus communis (Bull.) Sutara heißen, weil die Beschreibung von Bulliard natürlich viel älter ist als die von Hlavacek. Allerdings sit sie ungenau und wurde schon mißinterpretiert, weswegen das Epithet engelii zu bevorzugen wäre.


    Die Zusammenfassung der Arbeit von Sutara durch Rödig kennst du wahrscheinlich?
    Falls nicht, >hier< habe ich das Papier mal angehängt.



    LG, pablo.

  • Hallo Pablo


    Du hast mit Deiner Erklärung völlig recht und lediglich das Datum liegt knapp daneben ;-). Hier mal die Auszüge aus der Arbeit.


    CZECH MYCOL. 60(1): 29–“62, 2008


    Xerocomellus Å utara gen. nov.


    In der gleichen Arbeit erfolgt dann die Umkombination einiger Xerocumus-Arten in die neue Gattung

    Xerocomellus engelii (HlaváÄek) Å utara comb. nov.
    (MycoBank MB511894)
    Basionym: Boletus engelii HlaváÄek, Mykologický Sborník 78(2): 66, 2001.
    Synonyms: Xerocomus quercinus Engel et Brückner nom. prov., Pilzfl. Nordwestoberfrankens
    13/A: 75–“78, 1990 (–œ1989–). –“ Boletus declivitatum (C. Martin) Watling, Edinb. J. Bot. 61(1): 43, 2005
    (–œ2004–). –“ Xerocomus communis (Bull.) Bon, Doc.Mycol. 14(no. 56): 16, 1985 (–œ1984–) s. auct. non orig.


    LG Karl

    • Offizieller Beitrag

    Hallo, Karl!


    Da hast du recht.
    So kann's gehen, wenn man mal eben nur bei IF reingespickt hat und da die Zahlen abkupfert, statt gleich in den entsprechenden Artikel reinzuschauen. ;)
    Im Kopf habe ich sowas nämlich bestimmt nicht.



    LG, Pablo.

  • Hallo Pablo


    Das Wesentliche war doch die Erklärung der Umkombination, die ja für jede Art erfolgen muss. Weitere Arten, die Å utara nicht berücksichtigt hat wurden von Klovac in Öst. Z. Pilzk. 20: 38 (2011) S. 35-43 umkombiniert.


    Die Bilder kann ich gerne an dein Portrait anhängen. Zumindest das Schnittbild ist eine geeignete Ergänzung. Auf deinen Bildern sieht man sehr schön die Längsstreiften der Stiele, die bei meinen sonstigen Funden auch immer deutlich zu sehen waren. Ich muss mal in meinen Bildern "wühlen".


    LG karl