Hallo, Forum!
Über Pfingsten braute sich was zusammen am Fuße der Schwäbischen Alp.
Wie Eisenfeilspäne von einem Magneten angezogen versammelten sich drei fungophile Vollfreaks aus Kürten, Dresden und Mannheim in Reutlingen.
Denn wer kann schon einer Einladung von "Calabaza" und "NiLa" wiederstehen?
Klar, Pilze wachsen da auch, aber die können keine Schweinemedaillons mit selbstgemachten Pommes und Pilzrahmsoße kochen.
Die stellen auch nicht sonstige Labsal zur Verfügung, während einer ein Mikro aufbaut, der nächste Litartur stapelt und der dritte wunderliche samtige Schichten und feinste Beläge auf Ästchen anschleppt.
Jedenfall: Ich fühl mich kaum irgendwo so wohl, wie bei Markus und NiLa.
Die Runde blieb überschaubar, bei Gastgeber und Gastgebertochter machten sich außer mir noch ein "Climbingfreak" und ein "bwergen" breit.
Und daß ich da gerne länger als nur bis Dienstag geblieben wäre, kann man sich vielleicht denken.
Allerdings herrschte auch in dieser herrlichen Landschaft drückende Hitze und furchtbare Trockenheit. Was sich natürlich auch auf die Pilzfunde auswirkt. Insofern sollte hier niemand eine Russula - Monographie der schwäbischen Gäulandschaften erwarten. So ein bisschen was konnten wir zusammentragen, aber die Pilze waren vielleicht auch gar nicht das Wichtigste.
Oder doch?
Nein, eher nicht. Obwohl ich sagen muss, daß ich nie so viel in so kurzer Zeit gelernt habe, wie in den wenigen Tagen und Nächten. Das Meiste davon einfach durch Björn beobachten.
Bevor ich jetzt weiter schwafle, mal ein paar Bilder.
Und eins vorweg: Ich habe kein Bild vom "Rötenden Apfel - Reich", den wir finden konnten.
01 - Pyrenopeziza...
...und ich habe vergessen, welche das war. Aber nicht die an Digitalis, oder?
02 - Nachtaufnahme; Björn sucht die Spinne im Dunkeln
03 - Peniophorella pubera = Flaumiger Rindenpilz
Das Makro ist . Kann damit zu tun haben, daß es Samstag abend war, Stefan und ich eine Zugfahrt im Kreuz hatten und es schon gar nicht mehr so hell war. Aber unter der Stereolupe und mikroskopisch ist dieser selten beachtete Pilz schon ein Hingucker mit seinen riesigen, kristallbeschopften Zystiden.
04 - Eutypa spinosa = Stacheliger Krustenhöckerpilz
Schon ziemlich oll, und der ist auch nicht immer ganz so prägnent stachelig. Den konnten nwir mehr als ein Mal finden.
05 - Hypoxylon petriniae = Fleischfarbige Kohlenbeere (deutscher Name eben ausgedacht)
Hier an Laubholz, wahrscheinlich Rotbuche. Irgendwie ein schwieriges Pilzchen. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist die Unterscheidung zu Hypoxylon rubiginosum nur an der anderen Farbe der Fruchtkörper festzumachen.
06 - Peniophora limitata = Eschen - Zystidenrindenpilz
An Esche. Der Pilz mit dem dunklen Rand.
07 - Boletus aereus = Schwarzhütiger Steinpilz
Die Sporen haben wir mehr so zum Spaß angeguckt. Die sehen bei ziemlich allen Boleten ziemlich gleich aus.
Der Gute war leider wegen der Trockenheit ein Einzelgänger, und der Stiel bereits durch Schnecken einmal komplett durchgegessen.
Er wuchs auch ursprünglich nicht in Markus Garten. Aber wir haben ihn unter der Weißtanne ausgesetzt, vielleicht freunden die sich irgendwie an.
08 - Megacollybia platyphylla = Breitblatt
09 - Arbeitsplatz eines reisenden Mykologen
Und nein, das Breitblatt haben wir nicht mikroskopiert.
10 - Mycoacia uda = Wachsgelber Fadenstachelpilz
An liegenden Rotbuchenstämmen, schon makroskopisch ein Hingucker. Unter der Stereolupe ließen sich die Pilzmilben als regelrechte Monster beobachten, die sich durch den Stachelwald frästen. Bis wir das gelbe Gestänge mit KOH rot färbten.
Unterm Mikroskop fallen auch hier lange Zystiden auf und ziemlich kleine, ellipsoide Sporen.
11 - Resinicium bicolor = Harzzahn
Ein zunächst ziemlich unauffälliger Nadelholzbewohner, der seine faszinierenden inneren Werte unter dem Mikroskop offenbart, und zwar zwei Arten von Zystiden. Die großen, klobigen Dinger sollen Halozystiden sein, die kleinen Sterne sind die Astrozystiden. Spock lässt grüßen.
12 - Physisporinus sanguinolentus = Rotfleckender Porenschwamm
Auch ein spannender Pilz an optimalmorschem Laubholz.
Das Röten bei Verletzungen geht erstaunlich schnell für einen Porling. Die weiche Porenstruktur und die zusammenwachsenden Flecken zeichnen diese Art weiterhin aus.
13 - Salticus scenicus = Zebraspringspinne
Ein kleiner, fleißiger Bewohner von Markus Hauswand und Garten. Und NiLas spezieller Freund.
14 - Pleurotus spec = Der unmögliche Seitling
An Rotbuche, mikroskopisch als Lungenseitling anzusprechen, aber ohne Anisgeruch und mit roter Sufovanillin - Reaktion.
Fängt jetzt Nematoden in Markus Garten.
So, to be continued...
Einige Bilder habe ich noch, die Anderen drei Leute sicher auch.
Ich hoffe, ihr sitzt nun gemütlich beisammen bei Fußball und lecker Essen und es ist ebenso angenehmes Wetter an der Alp wie hier in Mannheim.
Hoffentlich auf bald mal wieder!
LG, Pablo.