Ein Hallo in die Runde!
Seit einigen Tagen nehme ich wieder Anteil am Forenleben, wie manch einer bemerkt haben wird.
Dass ich einige Tage nicht im Forum aktiv war hatte einen Grund, und der heißt Ferrara.
Und das ist eine ganz bezaubernde mittelalterliche Stadt in der Emilia Romagna.
Die Lage in der Poebene und die Nähe zur Adria machen sie zusätzlich attraktiv.
Doch will ich nicht nur erzählen, sondern vor allem Bilder sprechen lassen.
Wer in die Stadt hinein möchte muss zuerst die Stadtmauer überwinden. Diese ist 9 km lang und umschließt die Stadt fast völlig. Größtenteils ist sie begeh- und mit dem Fahrrad befahrbar.
Außerhalb der Mauer gibt es ebenfalls noch einen Radweg.
01 Stadtmauer und Radweg
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Natürlich hat so ein Bauwerk auch seine speziellen Bewohner, wie z.B. die Stadttauben.
Diese finden in den vielen Nischen ideale Brutplätze.
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Wo, wenn nicht auf einer Mauer, kann man die nächten Tiere finden –“ Mauereidechsen.
Meine Frau entdeckte einige der hübschen Reptilien und für ein paar Fotos hielt eines sogar kurz still.
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Treten wir nun ein in die Stadt.
Einer der geheimnisvollsten Stadtteile ist das ehemalige Ghetto, das einstige Viertel der jüdischen Gemeinschaft.
Hier kann man viele malerische Gassen entdecken und sich ganz entspannt treiben lassen.
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Z.B. zu der eindrucksvollen Piazza Trento Trieste, die ich euch bei Gewitterstimmung zeigen möchte.
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Von diesem Platz aus gelangt man in eine unserer Lieblingsstraßen, die quirlige Via Mazzini und einstige Hauptachse des Ghettos.
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An die Piazza Trento Trieste schließt die Piazza della Cattedrale mit der Kathedrale San Giorgio an.
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Das prächtige Portal ist mit wundervollen Reliefs geschmückt.
Wie dieses, wo die Seelen der Hölle dargestellt sind, während sie in einem großen Kessel verbrennen.
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Unweit der Kathedrale befindet sich das Castello Estense, das Estenser Schloss. Das von einem Wassergraben umgebene Schloss ist heute Sitz der Provinzverwaltung .
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Ferrara ist eine Fahrradstadt, was ein gewichtiger Grund war, diesen Ort als Urlaubsziel zu wählen!
Fahrräder sind in den oft engen Gassen der Altstadt das ideale Fortbewegungsmittel und so werden sie sowohl von Einheimischen als auch von Touristen gern genutzt.
Bei diesem schon luftlosen Gefährt auf dem Bahnhofsplatz waren sicher die imposanten Ketten das Wertvollste.
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Im Norden der Stadt gibt es einen schönen Park, den Parco Massari. Dieser beeindruckt vor allem durch seinen alten Baumbestand. Eine Libanon-Zeder, einer der größten Bäume des Parks, möchte ich euch wenigstens teilweise zeigen. Leider war es für die Zedern-Sandborstlinge bereits zu spät!
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Unmittelbar an den Park grenzt der Cimitero della Certosa, der Friedhof der Stadt.
Mächtige Wolken machten ihn an diesem Tag zu einem ausgesprochen schönen Fotomotiv.
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Ein besonderes Erlebnis war der Palio von Ferrara, der alljährlich am letzten Maiwochenende stattfindet und der der weltweit älteste Palio ist. Bei diesem Wettkampf, der seinen Ursprung im Mittelalter hat, treten die einzelnen Stadtteile in historischen Kostümen in verschiedenen Rennen gegeneinander an.
16 Einmarsch der Stadtteile
Während die Älteren gebannt das Geschehen im Stadion verfolgten, nutze die Jugend die Gunst der Stunde, um die Platanenrinde Stück für Stück abzuziehen und so für das typische Aussehen der Bäume zu sorgen!
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Unser Highlight war nicht das finale Pferderennen sondern die Corsa delle Asine, das Eselrennen.
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So ein Tag macht natürlich durstig und hungrig.
In einer der vielen gemütlichen Gaststätten gab es ein wunderbares lombardisches Bier zu genießen, das in einer Brauerei hergestellt wird, die in der bedeutenden Sektregion Franciacorta, der Champagne Italiens, heimisch ist (Birrificio di Franciacorta). Daher wohl auch die Flaschenform. Und die 9 Euro für die 0,75l Flasche waren bei der Qualität vollkommen berechtigt!
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Noch ein Schlemmerbild.
Urlaub soll ja auch immer ein wenig Genuss sein.
Diese vorzügliche Muschelplatte, welche als Antipasto gereicht wurde, war einfach nur himmlisch! Das Brot braucht man übrigens, um den leckeren Sud aufzusaugen.
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Natürlich haben wir nicht nur Stadt –žgemacht–œ, sondern auch die reizvolle Umgebung erkundet.
Das, wie es sich im Flachland anbietet, größtenteils mit dem Rad.
Immer in der Hoffnung, den ein oder anderen Pilz zu finden.
Deswegen haben wir uns auch für den Burana-Radweg entschieden, eine von Pappeln gesäumte 16 km lange Radlerallee zwischen Ferrara und Bondeno. Leider gab es keinen der erhofften Pappelbegleiter zu entdecken, aber der schattige Weg entlang des Kanals war dennoch ein Genuss.
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Ein weiterer Ausflug führte uns an den nahe gelegenen Po und einige Kilometer an dessen Ufern entlang.
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Leider auch hier keine Pilze, dafür leuchtender Mohn und eine weite Landschaft.
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Gut.
Versuchen wir es später noch ein Mal.
Vorerst besuchen wir Comacchio, ca. 50 km östlich von Ferrara am Delta des Po gelegen.
Mit den vielen Kanälen und den einzigartigen Brücken erinnert das Städtchen auf den 13 Inseln ein wenig an Venedig.
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25 Ponte Pizzetti
26 Ponte San Pietro
Und schließlich die Ponte Trepponti, die berühmteste Brücke Comacchios.
Diese aus fünf Treppen und ebenso vielen Rundbögen bestehende Brücke steht am Zusammenfluss dreier Kanäle.
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Mit im Ort geliehenen Rädern ging es dann hinaus in die Valli di Comacchio, die Lagune von Comacchio, die als europäisches Vogelschutzgebiet ausgewiesen ist.
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Alte Fischerhütten bestimmen die Ufer der Lagune.
Hier wird traditionell mittels Senknetzen vor allem Jagd auf Aale gemacht.
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Allgegenwärtig sind Salzpflanzen, wie der wohlschmeckende Queller, der als Salicorn sogar Einzug in die Gourmetküche gefunden hat.
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In der Lagune leben Tausende Flamingos.
32 Auf diesem Bild kann man sie bestenfalls erahnen.
33 Während sie hier gemeinsam mit einem Silberreiher posieren
34 zeigen uns im Folgenden einige dieser hübschen Vögel ihre Flugkünste.
35 Rad- und Wanderweg inmitten der Lagune.
Auch wenn wir solch ornithologische Highlights wie den Purpurreiher nur sehen und nicht ablichten konnten, konnte ich doch einige Vögel aufs Foto bannen, wie diesen Seidenreiher, der sich freundlicherweise sogar verdoppelte.
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Oder die erst seit den 1980er Jahren in Italien heimische seltene Zwergscharbe, eine kleine Verwandte des Kormorans. Sowie einen Stelzenläufer, den ich nur einmal kurz zu Gesicht bekam.
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Eine Perle der Poebene ist die Abbazia di Pomposa, eine ehemalige Abtei, die wir auf dem Weg zum Meer besuchten.
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Die Küste erwies sich um diese Jahreszeit als angenehm ruhiger Ort.
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Hier der nördlichste der sieben großen Strände von Comacchio, der Lido di Volano.
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41 Strandgut
42 Netzangler auf der Seebrücke
Auf einem Seitenarm des Po sahen wir riesige Bestände der Gelben Teichrose (Nuphar lutea), auch Teichmummel genannt.
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Nach einer schönen Urlaubswoche hatte ich die Hoffnung auf Pilze noch nicht aufgegeben. Also wurde spontan ein Ausflug in den Bosco delle Panfilia, den Panfilia-Wald bei Sant–™Agostino unternommen. Zumal ich gelesen hatte, dass hier alljährlich im Herbst ein Trüffelfest stattfindet. Die Knollen der begehrten Weißen Trüffel (Tuber magnatum) sollen in dem Wald über 10 cm groß werden und ein Gewicht bis zu 500 g erreichen!
45 Am Ufer des Reno.
46 Na, das sieht doch schon mal ganz gut aus!
Allerdings wurde unsere Euphorie wenige Meter weiter schon wieder gedämpft.
47 –žEs ist verboten, Pilze und Trüffel zu sammeln–œ Na prima!
So sehr wir uns für das Forum auch mühten, ein paar Pilze vor die Linse zu bekommen, vorerst konnten wir inmitten der grünen Pracht keine entdecken. Dafür waren die Wege gesäumt von einer metergroßen Pflanze mit hängenden Ähren, die ich nachträglich als Hänge-Segge (Carex pendula) bestimmte.
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Licht und Schatten zeichneten ein schönes Bild von noch unreifen Maulbeeren.
49 Schattenspiele
Und dann fanden wir doch noch einen Pilz, eigentlich waren es sogar zwei. Leider erwies sich jedoch das von meiner Frau im dichten Gras erspähte Samthäubchen (Conocybe spec.) als wenig fotogen, so dass ich euch an dieser Stelle nur einen jungen Tintling zeigen kann.
50 Coprinus s.l.
Ein Ort der Entspannung, wo wir unsere Akkus stets wieder aufladen konnten, war das Casale Belriguardo, nur vier Kilometer von Ferrara entfernt.
51 Hier ein Bild des Gartens mit unserem kleinen Ferienhäuschen.
Was etwas futuristisch anmutet, ist unser Pool, wo wir uns nach einem anstrengenden Tag herrlich erfrischen konnten.
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Unmittelbar neben dem Pool steht eine Trauerweide, in deren Geäst ein Elsternpärchen nistete.
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In den Abendstunden saßen sie gern auf den höchsten Ästen, putzten sich und beäugten neugierig die Gegend.
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Ich möchte meinen kleinen Bericht so beenden, wie ich ihn begonnen hatte - mit einigen Bildern der Stadtmauer von Ferrara.
Zeigte ich eingangs den Weg außerhalb der Mauer, sind wir jetzt auf der breiten Mauerkrone. Hier bilden verschiedene Bäume, wie z.B. Platanen, schattige Alleen.
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Ein anderer Alleebaum ist mir völlig unbekannt. Hier hoffe ich auf eure Hilfe.
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Die Blätter sind gezähnt und die möglicherweise unreifen Früchte erinnern vom Aussehen her an Kapern. Ich habe die Bäume "Kapernbäume" genannt.
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Und schließlich gelang genau auf dieser Mauer doch noch der ersehnte Pilzfund.
Für mich sogar ein besonderer, da ich die Art bisher nur aus Büchern kannte.
Anfangs sah ich nur diese faustgroßen, geschlossenen Kugeln.
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Doch bald entdeckte ich eine Gruppe ausgewachsener Fruchtkörper und stand somit erstmals vor wahren Prachtexemplaren des Fransigen Wulstlings (Amanita strobiliformis).
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Damit möchte ich meine kleine Reise beenden und bedanke mich bei allen, die mich begleitet haben.
Nobi